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Rezensionen zu
So weit der Fluss uns trägt

Shelley Read

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Torie - Victoria

Von: emily

25.09.2023

Torie ist siebzehn, als sie an der Kreuzung North Laura Street/Main Street der Liebe ihres Lebens begegnet. Sie ist auf dem Weg, ihren Bruder Seth aus der Kneipe zu holen, bevor ihr Vater nach Hause kommt und es Ärger für ihn gibt. Doch all das wird nach dem ersten Blick in Wils dunkle Augen – glänzend wie Rabenflügel – unwichtig und bedeutungslos. Bis Seth auf der Straße auftaucht und die Realität sie wieder einholt. Diese Realität besteht aus einem schweigsamen Vater, der nie über den Unfalltod seiner Frau – Tories Mutter – hinweggekommen ist, einem verbitterten Onkel, der aufgrund einer Kriegsverletzung im Rollstuhl sitzt, und ihrem Bruder Seth, der schon als Kleinkind nur von ihrer Mutter daran gehindert werden konnte, all die bösartigen Streiche in die Tat umzusetzen, die ihm in den Sinn kamen. Und dem Haushalt auf der Pfirsichfarm, der nun in ihren Händen liegt. Doch wir schreiben das Jahr 1949, Wil ist kein Weißer und schon die erste Begegnung ist von Seths aufflammendem Hass geprägt. Also treffen sich Wil und Torie, überwältigt von ihren Gefühlen, heimlich. Bis Wil eines Tages verschwunden ist und Torie feststellt, dass sie ein Kind erwartet. Shelley Read hat mit „So weit der Fluss uns trägt“ ein durchaus interessantes Debüt geschrieben. Ein spannender Plot mit interessanten Personen, eine reizvolle Umgebung, eine bewegte Lebensgeschichte der Frau, die im Mittelpunkt steht – dies alles macht das Buch durchaus lesenswert. Manchmal allerdings fallen ihre Personen etwas zu stereotyp aus, wirken etwas flach oder unglaubwürdig. Dadurch „packt“ einen das Buch auch nicht so richtig: gut geschriebene und fesselnde Passagen wechseln sich mit eher nichtssagenden ab. Und auch die ein oder andere Beschreibung grenzt doch arg ans Kitschige oder überschreitet die Grenze sogar. Schade – bei diesem Potential wäre mehr drin gewesen.

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Die 17-jährige Victoria Nash lebt am Rande der Kleinstadt Iola am Fluss des Gunnison River in Colorado, wo ihre Familie eine Pfirsichfarm betreibt. Nach einem Verkehrsunfall vor sechs Jahren, bei der ihre Mutter, ihre Tante und ihr Cousin ums Leben gekommen sind, ist Torie allein in einem Männerhaushalt. Sie hat die Aufgaben ihrer Mutter übernommen und kocht und putzt für ihre verstockten Vater, den verbitterten Kriegsveteran Onkel Ogden und ihren aggressiven Bruder Seth sowie die Hilfsarbeiter auf der Farm. Ohne eine mütterliche Ratgeberin manövriert sich Torie durch die eintönigen Tage und ist deshalb umso aufmerksamer für einen Fremden, der ihr zufällig begegnet. Doch Wilson Moon ist indigener Abstammung, für die Bewohner der Kleinstadt nur ein krimineller Vagabund, den es zu vertreiben gilt. Torie aber überträgt alle Sehnsüchte auf ihn, schenkt ihm ihre ganze Liebe und wird unbedarft schwanger. Diese kann sie über Monate hinweg geheim halten, flieht aber letztendlich aus Angst um das Leben ihres ungeborenen Kindes in die Berge. Aus einer einsamen Entscheidung heraus entwickelt sie eine ungeahnte Stärke und kämpft um die Bewahrung des Erbes ihrer Familie, als Iola geflutet werden soll. Der Roman handelt von 1948 bis 1971, weshalb der Klappentext nur einen kleinen Ausschnitt beschreibt. Tatsächlich konnte mich die Geschichte auch erst nach einem Drittel für sich einnehmen, als Victoria mehr Mut und Stärke entwickelt hatte, eigeninitiativ handelte und unerschrocken für ihre Ziele kämpfte. Bis dahin ist die Geschichte in der Beschreibung des Alltags auf der Farm düster und eintönig und auch die Liebesgeschichte bringt kein Licht und Hoffnungsschimmer in das Leben der 17-jährigen Torie. Statt einer romantischen Liebe wirkt ihre Leidenschaft für Wil wie eine Flucht vor den rauen Männern, die sie bisher kannte. Die Schwangerschaft und Flucht sind letztlich doch ein Ausweg aus der Monotonie, wenn auch anders als gedacht. Victoria entwickelt sich weiter, reift zur Frau und agiert vorausschauender und mutiger als so manch anderer Bewohner Iolas, als deutlich wird, dass der Ort keine Zukunft mehr hat. Sie hat weiterhin nur wenig Kontakt zu Menschen, kümmert sich lieber um Tiere, Pflanzen und die Ernte und möchte das schier Unglaubliche schaffen - das Erbe ihrer Familie bewahren. Auch wenn die Farm und die Plantage verloren scheint, setzt sie Hoffnung in ihre Bäume, um auch weiterhin die berühmten Nash-Pfirsiche ernten zu können. Nach einem schwachen und zähen Anfang entwickelte sich die Geschichte anders als erwartet und fasziniert mit dem Kampf für die Natur und was mit Mut, den richtigen Helfern und einem Quäntchen Glück alles möglich ist. Allerdings verliert sich die Handlung auf dem Weg zum versöhnlichen Ende ein wenig. Der Perspektivwechsel ist zwar aufschlussreich, wirkt jedoch unbeholfen und wenig kreativ. Der Roman ist naturverbunden, handelt von Einsamkeit und Rassismus, von Verlust, Entwurzelung und Heimat und insbesondere von Außenseitertum, Unerschrockenheit und der grenzenlosen Liebe für das, was wichtig erscheint. Die Geschichte hatte ich mir jedoch packender, emotionaler und gehaltvoller erhofft.

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