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Rezensionen zu
Victory City

Salman Rushdie

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Die Macht der Worte

Von: jensis_leseecke

14.06.2023

„Sie würde dem Tod ins Gesicht lachen und sich dem Leben zuwenden. Sie würde ihren Körper nicht opfern, bloß um toten Männern ins Jenseits zu folgen. Sie würde sich weigern, jung zu sterben, und stattdessen leben und in ihrem Trotz über die Maßen alt werden.” (Salman Rushdie, Victory City, S. 16) Nach dem Selbstmord der eigenen Mutter wird die neunjährige Pampa Kampana zur menschlichen Hülle und zum Sprachrohr einer Göttin. Wir schreiben das 14. Jahrhundert in Südindien und Pampa wird daraufhin nur mit einer Handvoll Samen eine mächtige Stadt erschaffen. Bisnaga oder Victory City wird der Mittelpunkt von ihrem langen Leben werden. Sie wird Herrscher kommen und gehen sehen, Triumphe und Tragödien erleben und mitansehen müssen, wie ihre Schöpfung sich selbst zugrunde richtet. Was für ein großartiges Werk! Dieses Buch war für mich wahrlich eine Wundertüte. Der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie legt mit „Victory City” seinen neuesten Roman vor, der wie eine farbenprächtige indische Sage daherkommt. Es geht um die Spannungsfelder zwischen Region, Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur. Dabei ist das Thema der Trennung von Staat und Religion ein zentraler Teil der Erzählung. Rushdie ist ein Autor, der die Gefahren von Extremismus und totalitären Religionen in seinen Werken immer wieder aufgezeigt hat und dafür in ständiger Todesangst leben muss. Kurz nachdem er diesen Roman beendet hatte, wurde er Opfer eines islamistischen Mordanschlags. Er überlebte, ist aber seitdem auf einem Auge blind. Mit “Victory City” hat er daher auch eine äußerst aktuelle Geschichte geschrieben, die teils unheimlich vorausschauend sein kann. Salman Rushdie schreibt wie kaum ein anderer über Liebe, Tod, Religion, Triumph und vor allem über die Macht der Worte.

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Den Roman Victory City hatte Salman Rushdie schon beendet, als er am 12. August 2022 Opfer eines feigen Attentats wurde, das er nur knapp überlebte, nicht ohne dabei auf einem Auge zu erblinden. Die Koinzidenz mancher Aspekte dieses Romans hat mich dementsprechend schauern lassen, dazu später, aber vor allem war ich haltlos begeistert von der Brillanz dieses großen Alterswerks. Indien im 14. Jahrhundert: Als Pampa Kampana 9 Jahre alt ist, muss sie mitansehen, wie sich ihre Mutter bei einer Witwenvebrennung den Flammen hingibt. Das Kind schwört sich, dass es nie so enden wird. Die Waise erlebt in der Folge Missbrauch durch einen vermeintlich heiligen Mönch, wird aber auch von einer Göttin auserkoren & mit besonderen Kräften ausgestattet. So wird Pampa zur Gründerin der großartigen Stadt Bisnaga, deren Bewohner sie wortwörtlich aussät. Die Wechselfälle des mittelalterlichen, südindischen Reiches (das es wirklich gab) stehen im Mittelpunkt des Romans. Die Stadt schwankt je nach Herrscher zwischen Fortschritt & Liberalität einerseits - Frauen in allen Berufen & religiöse & sexuelle Toleranz - & religiösem Fanatismus, der sich z. B. gegen Muslime richtet. Konstanten sind Krieg, Tod & der Zauber Pampa Kampanas, mit dem sie im Laufe ihres 247-jährigen Lebens ein ums andere Mal versucht, Bisnaga in ein Paradies zu verwandeln. Dabei muss sie feststellen, dass „(…) menschliche Intelligenz und Dummheit, ja das Beste und das Schlechteste der menschlichen Natur in einer sich verändernden Welt die großen Konstanten sind.“ Salman Rushdie schreibt eine fantastische Parabel über Freiheit & Unterdrückung, Fort- & Rückschritt. Ein Buch, das mich zum Lachen gebracht hat (ein faltig-debiles Gremium religiöser Fanatiker ließ mich etwa unweigerlich an die Mullahs im Iran denken), aber auch um den Verlust einer glorreichen Utopie trauern ließ. Eine Blendungsszene am Ende konnte ich nur mit Schmerz lesen, eingedenk dessen, was Rushdie in Folge religiösen Wahns verloren hat. Ebenso wie seine Figur findet hoffentlich auch er Trost im Schreiben, Weiterschreiben & nie Aufhören. Ein fantastisches Buch, mein bisheriges Jahreshighlight.

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Eine Stadt erwächst im südlichen Indien während des 14. Jahrhunderts, entstanden aus den Samen, die eine Göttin verteilt. Bisnaga entwickelt sich zu einem Wunder, denn hier werden Frauen gleichberechtigt und Fremde wie Freunde behandelt. Jahrhunderte verstreichen und Bisnaga durchlebt ihren glorreichen Aufstieg bis hin zum Fall … . Es gibt nicht viele Schriftsteller wie Salman Rushdie, die es schaffen, historische Begebenheiten wie ein Märchen oder einen Teil von Tolkiens „Der Herr der Ringe“ erscheinen zu lassen. Mit „Victory City“ hat Rushdie wieder einmal beeindruckend bewiesen, was für ein großartiger Autor er ist, und wie wortgewaltig er Geschichten schreiben kann. Der vorliegende Roman wirkt im Nachhinein wie eine Art Traum, dem man beiwohnen durfte, und der die Leser in eine Zeit zurückbringt, in der solch wundersame Begebenheiten wie Märchen entstanden sind. „Victory City“ ist ein unglaubliches Abenteuer, das Mysterien und Mythen einer längst vergangenen Zeit aufleben lässt und diese auf geniale Weise mit modernen, gesellschaftlichen „Problemen“ vermischt. Historische Tatsachen werden von Rushdie zu einer traumartig wirkenden Fabel umgeschrieben, die faszinierend und schockierend gleichzeitig ist. Aber es wäre kein Roman von Salman Rushdie, wenn auch nicht immer wieder sozialkritische Aspekte in den Vordergrund rücken würden, oder er sich den Vor- und Nachteilen von Religionen und deren Auswirkungen auf die gläubige Bevölkerung widmen würde. „Victory City“ ist in dieser Hinsicht ein mutiges Buch, das aber keineswegs anklagend gegen Religion vorgeht, sondern auf menschliche (und logische) Weise vorgeht und Fehler und Ungereimtheiten aufdeckt. Es ist befreiend, wenn man Rushdies Überlegungen (oder denen seiner Protagonisten) folgt und dadurch zum Nachdenken kommt. „Victory City“ stellt vor allem eine Verneigung vor den Frauen und deren Mut und Durchhaltevermögen dar, aber auch eine nicht laut ausgesprochen „Anklage“ gegen bestimmte „Normen“ des Islam. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Rushdie wie einst bei seinen genialen „Die satanischen Verse“ eine Art Wut bei den betroffenen (vor allem männlichen) Gläubigen hervorrufen könnte, obwohl er sehr feinfühlig und „menschlich“ an diese Probleme herangeht. „Victory City“ ist ein unvergleichliches, literarisches Abenteuer, das eine Geschichte erzählt, die sich über Jahrhunderte erstreckt. Es ist ein historisches, verzaubertes Märchen aus einer längst vergangenen Zeit, das uns dennoch die Gegenwart wie einen Spiegel vorhält. Salman Rushdie hat es auch mit seinem neuen Buch, wie nicht anders von mir erwartet, geschafft, mich absolut in seinen Bann zu ziehen, und hat mit einigen Sätzen ein Niveau erreicht, wie man es von ihm kennt. Ich kann dieses Buch für all diejenigen wärmstens empfehlen, die sich, fernab von Mainstream-Literatur. auf solcherart Meisterwerke einlassen können. Fantasievoll erzählt, auf hohem Niveau des Fabulierens, liefert Salman Rushdie ein weiteres Werk in seiner beeindruckenden Bibliografie ab. . Fazit: Märchenhafter und literarisch hochwertiger Ausflug in die Vergangenheit Indiens. ©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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