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Rezension zu
Victory City

Großartiges Epos

Von: buecherundschokolade
29.05.2023

Den Roman Victory City hatte Salman Rushdie schon beendet, als er am 12. August 2022 Opfer eines feigen Attentats wurde, das er nur knapp überlebte, nicht ohne dabei auf einem Auge zu erblinden. Die Koinzidenz mancher Aspekte dieses Romans hat mich dementsprechend schauern lassen, dazu später, aber vor allem war ich haltlos begeistert von der Brillanz dieses großen Alterswerks. Indien im 14. Jahrhundert: Als Pampa Kampana 9 Jahre alt ist, muss sie mitansehen, wie sich ihre Mutter bei einer Witwenvebrennung den Flammen hingibt. Das Kind schwört sich, dass es nie so enden wird. Die Waise erlebt in der Folge Missbrauch durch einen vermeintlich heiligen Mönch, wird aber auch von einer Göttin auserkoren & mit besonderen Kräften ausgestattet. So wird Pampa zur Gründerin der großartigen Stadt Bisnaga, deren Bewohner sie wortwörtlich aussät. Die Wechselfälle des mittelalterlichen, südindischen Reiches (das es wirklich gab) stehen im Mittelpunkt des Romans. Die Stadt schwankt je nach Herrscher zwischen Fortschritt & Liberalität einerseits - Frauen in allen Berufen & religiöse & sexuelle Toleranz - & religiösem Fanatismus, der sich z. B. gegen Muslime richtet. Konstanten sind Krieg, Tod & der Zauber Pampa Kampanas, mit dem sie im Laufe ihres 247-jährigen Lebens ein ums andere Mal versucht, Bisnaga in ein Paradies zu verwandeln. Dabei muss sie feststellen, dass „(…) menschliche Intelligenz und Dummheit, ja das Beste und das Schlechteste der menschlichen Natur in einer sich verändernden Welt die großen Konstanten sind.“ Salman Rushdie schreibt eine fantastische Parabel über Freiheit & Unterdrückung, Fort- & Rückschritt. Ein Buch, das mich zum Lachen gebracht hat (ein faltig-debiles Gremium religiöser Fanatiker ließ mich etwa unweigerlich an die Mullahs im Iran denken), aber auch um den Verlust einer glorreichen Utopie trauern ließ. Eine Blendungsszene am Ende konnte ich nur mit Schmerz lesen, eingedenk dessen, was Rushdie in Folge religiösen Wahns verloren hat. Ebenso wie seine Figur findet hoffentlich auch er Trost im Schreiben, Weiterschreiben & nie Aufhören. Ein fantastisches Buch, mein bisheriges Jahreshighlight.

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