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Rezension zu
Victory City

Märchenhafter und literarisch hochwertiger Ausflug in die Vergangenheit Indiens.

Von: Wolfgang Brunner für Buchwelten
05.05.2023

Eine Stadt erwächst im südlichen Indien während des 14. Jahrhunderts, entstanden aus den Samen, die eine Göttin verteilt. Bisnaga entwickelt sich zu einem Wunder, denn hier werden Frauen gleichberechtigt und Fremde wie Freunde behandelt. Jahrhunderte verstreichen und Bisnaga durchlebt ihren glorreichen Aufstieg bis hin zum Fall … . Es gibt nicht viele Schriftsteller wie Salman Rushdie, die es schaffen, historische Begebenheiten wie ein Märchen oder einen Teil von Tolkiens „Der Herr der Ringe“ erscheinen zu lassen. Mit „Victory City“ hat Rushdie wieder einmal beeindruckend bewiesen, was für ein großartiger Autor er ist, und wie wortgewaltig er Geschichten schreiben kann. Der vorliegende Roman wirkt im Nachhinein wie eine Art Traum, dem man beiwohnen durfte, und der die Leser in eine Zeit zurückbringt, in der solch wundersame Begebenheiten wie Märchen entstanden sind. „Victory City“ ist ein unglaubliches Abenteuer, das Mysterien und Mythen einer längst vergangenen Zeit aufleben lässt und diese auf geniale Weise mit modernen, gesellschaftlichen „Problemen“ vermischt. Historische Tatsachen werden von Rushdie zu einer traumartig wirkenden Fabel umgeschrieben, die faszinierend und schockierend gleichzeitig ist. Aber es wäre kein Roman von Salman Rushdie, wenn auch nicht immer wieder sozialkritische Aspekte in den Vordergrund rücken würden, oder er sich den Vor- und Nachteilen von Religionen und deren Auswirkungen auf die gläubige Bevölkerung widmen würde. „Victory City“ ist in dieser Hinsicht ein mutiges Buch, das aber keineswegs anklagend gegen Religion vorgeht, sondern auf menschliche (und logische) Weise vorgeht und Fehler und Ungereimtheiten aufdeckt. Es ist befreiend, wenn man Rushdies Überlegungen (oder denen seiner Protagonisten) folgt und dadurch zum Nachdenken kommt. „Victory City“ stellt vor allem eine Verneigung vor den Frauen und deren Mut und Durchhaltevermögen dar, aber auch eine nicht laut ausgesprochen „Anklage“ gegen bestimmte „Normen“ des Islam. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Rushdie wie einst bei seinen genialen „Die satanischen Verse“ eine Art Wut bei den betroffenen (vor allem männlichen) Gläubigen hervorrufen könnte, obwohl er sehr feinfühlig und „menschlich“ an diese Probleme herangeht. „Victory City“ ist ein unvergleichliches, literarisches Abenteuer, das eine Geschichte erzählt, die sich über Jahrhunderte erstreckt. Es ist ein historisches, verzaubertes Märchen aus einer längst vergangenen Zeit, das uns dennoch die Gegenwart wie einen Spiegel vorhält. Salman Rushdie hat es auch mit seinem neuen Buch, wie nicht anders von mir erwartet, geschafft, mich absolut in seinen Bann zu ziehen, und hat mit einigen Sätzen ein Niveau erreicht, wie man es von ihm kennt. Ich kann dieses Buch für all diejenigen wärmstens empfehlen, die sich, fernab von Mainstream-Literatur. auf solcherart Meisterwerke einlassen können. Fantasievoll erzählt, auf hohem Niveau des Fabulierens, liefert Salman Rushdie ein weiteres Werk in seiner beeindruckenden Bibliografie ab. . Fazit: Märchenhafter und literarisch hochwertiger Ausflug in die Vergangenheit Indiens. ©2023 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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