Von:
Buchliebhaber
16.03.2022
Das Buch „Der Flussregenpfeifer“ von Tobias Friedrich hat mir ein tolles Leseerlebnis beschert, denn es hat mich in ganz aberwitzige und unglaubliche Abenteuer entführt! Der Roman ist vom Autor nach der wahren Lebensgeschichte von Oskar Speck erzählt, der ab 1932 innerhalb von 7 Jahren unfassbare 50.000 km auf Flüssen und Meeren in seinem Faltboot zurück gelegt und dabei so manches Abenteuer erlebt hat. Mich hat die Geschichte oft die Luft anhalten lassen, denn es wurden teilweise so gefährliche und aussichtslose Situationen beschrieben, dass ich immer schneller lesen wollte, um hoffentlich möglichst schnell zu erfahren, wie Oskar, der mir in seiner stillen, naiven und zurückhaltenden, aber enorm willensstarken und ausdauernden Art schnell ans Herz gewachsen war, sie dennoch meistern konnte. Ich habe wirklich mitgefiebert und eine atemlose Reise durch die Zeit, durch die Weltgeschichte zu Zeiten des Naziregimes und durch die verschiedensten Länder erlebt. Dabei hat es mich wirklich begeistert, wie es der Autor versteht die Geschichte zu verpacken, die Protagonisten lebendig erscheinen zu lassen und die Erlebnisse der einzelnen Akteure mit den Geschehnissen in der Welt zu verknüpfen.
An den sprachlichen und strukturellen Aufbau musste ich mich zu Beginn schon ein wenig gewöhnen, weil dieser für mein Empfinden doch ungewöhnlich war. So wusste ich als Leser bei einem Kapitel zunächst teilweise nicht, aus wessen Sicht das Erzählte gerade beschrieben wird (auch Weggefährten Oskars kommen zu Wort) und habe manchmal noch mal zurück gehen müssen, so bald mir dies klar war, um wirklich alle Informationen korrekt einordnen zu können. Die Sprache selber war für mich nicht immer flüssig, aber eindringlich und zum Stil des Buches passend, weshalb ich diese Dinge gerne in Kauf genommen habe. Sie haben meine Freude an der Geschichte keineswegs beeinträchtig. Toll fand ich auch, dass der Text in einzelne Abschnitte unterteilt ist, die die Lebensstationen Oskar Specks markieren und dass das ganze Buch durch einen weiteren Teil nach den Reisen abgerundet wird. ACHTUNG SPOILER: nicht so glücklich war ich mit dem Ende, da ich einfach keine offenen Ausgänge mag, aber das ist reine Geschmackssache! Außerdem hätte ich mir die im Anhang befindliche Einordnung der reellen Bezüge gerne etwas ausführlicher gewünscht, um tatsächlich einsehen zu können, welche Aussagen der Romanhandlung geschuldet und welche Bezüge wahr sind – diese Unterscheidungen werden nur oberflächlich erwähnt.
Ich kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen: lest es, wenn ihr abtauchen wollt und eine scheinbar unglaubliche Lebensgeschichte voller Mut, Durchhaltevermögen und den Glauben an eigene Ziele entdecken möchtet!