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Rezensionen zu
Scham

Inès Bayard

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€ 14,00 [D] inkl. MwSt. | € 14,40 [A] | CHF 19,90* (* empf. VK-Preis)

•• Sie hat sich geschämt. Die Scham, die jede Frau von Anfang bis Ende ihres Lebens nicht loslässt. Immer ist es dieselbe. Die Scham vor dem Körper, der nicht perfekt, nicht rein ist, der von der allgemeinen Moral missbilligt wird.•• ____ Scham ist kein Unterhaltungsbuch. Kein Buch, das Spaß macht oder dazu animiert immer weiter lesen zu wollen. Es ist ein Buch, das anhand seiner Thematik schockiert, aufwühlt und dazu anregt verstehen zu wollen. Die Geschichte von Marie zeigt wie schnell ein scheinbar perfektes Leben zum absoluten Albtraum wird. Wie aus einer jungen, fröhlichen Frau eine Frau wird, die innerlich leidet und einen rasenden Hass auf die Welt entwickelt. Man spürt in jeder Zeile die unfassbare Wut und Hilflosigkeit der Protagonistin, die so gerne ihr inneres Leid mitteilen würde, aber immer wieder den richtigen Punkt „verpasst“ - egal ob aufgrund von eigener Scham oder einem teilnahmslosen, ignoranten Umfeld. Fakt ist: wir erleben wie eine junge Frau sich vollkommen verliert und zerstört. Wie aus einem Opfer, einer Überlebenden… eine Täterin wird. ____ Der Schreibstil der Autorin ist wirklich gewöhnungsbedürftig, weil durch die fast schon dokumentierenden, kurzen Sätze kein richtiger Sog entsteht und es sehr sachlich bleibt - was anhand der Thematik nachvollziehbar ist, aber den Lesefluss stocken ließ. Die Thematik wird in seinen Einzelheiten sehr detailliert und schonungslos dargestellt. Für mich war diese Darstellung teilweise befremdlich, aber gleichzeitig genauso verständlich, weil man die das Leid von Marie so hautnah miterlebt. Im Laufe der Geschichte hat man das Gefühl ihr Schweigen wird immer lauter, ihre Ausweglosigkeit immer verzweifelter. Man ist einfach schockiert davon, wie viel mehr Last auf Maries Schultern abgeladen wird, wie weitreichend die Folgen ihrer Vergewaltigung sind und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Für mich war Scham, ein einzigartiges, aber teilweise auch sehr schwieriges Buch - auf mehreren Ebenen. Ich will hierfür eigentlich keine Empfehlung aussprechen, jedoch sagen, dass die Thematik verleitet das Buch in die Hand zu nehmen. Es soll gesagt sein, dass diese Aufarbeitung durchaus schwer zu ertragen und aufwühlend ist/sein kann. Lest es also mit einer gewissen Vorsicht.

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Laurant ist Maries Mann, ein aufsteigender Anwalt, der Marie aufrichtig und innig liebt, ihr aber nicht mehr die Aufmerksamkeit schenkt, die sie sich wünscht. Sie verstehen sich nicht auf Anhieb, müssen ihre Standpunkte erklären oder diskutieren. Marie arbeitet in einer Bank als Vermögensberaterin. Sie ist ihren Kollegen eine hilfsbereite und beliebte Mitarbeiterin. Marie kommt aus einem liebevollen, konservativen Elternhaus, das sie in allen Belangen unterstützt hat. Ihren Mann vergöttert sie, ist stolz auf ihn und stärkt ihm mit ihrer sanftmütigen, zurückhaltenden Art den Rücken. Normalerweise fährt sie den kurzen Weg mit dem Fahrrad nach Hause, aber an diesem Abend findet sie ihr Fahrrad nur noch zur Hälfte angekettet. Jemand hatte das Vorderrad gestohlen, damit kommt sie nicht mehr nach Hause. Plötzlich steht neben ihr ein Mann im dunklen Trenchcoat mit Aktentasche. Sie erkennt in ihm ihren höchsten Vorgesetzten, den sie alle zwei Wochen bei einer Generalversammlung sieht. Er bietet ihr an, sie nach Hause zu fahren und sie nimmt sein Angebot gerne an. Aus der Heimfahrt wird der größte Albtraum ihres Lebens. Als sie aus seinem Wagen steigt, ist die Welt eine andere. Fazit: Eine zutiefst verstörende Geschichte. Die Autorin hat eine solche Vielzahl unangenehmer Gefühle in mir ausgelöst, wie ich es, in einem einzigen Buch, nicht für möglich gehalten habe. Bevor Marie vergewaltigt wird, beschreibt die Autorin sie als hübsches, anhängliches Frauchen, mit allen weiblichen Attributen, hübsch, schlank, sanftmütig, zurückhaltend, geduldig, so dass mir ganz schwummrig wird. Dann passiert das erschütternde Ereignis und ich fühle mich angemessen angewiedert und entsetzt. Danach dreht die Protagonistin am Rad, was ich gut verstehe. Es bricht mir das Herz, wie sie ihr Kind vernachlässigt, weil sie “glaubt”, dass es die Frucht der Vergewaltigung ist. Sie so handlungsunfähig zu sehen, voller Hass, weil niemand errät, was ihr passiert ist und so voller Selbsthass, weil ihr das angetan wurde. Mitansehen zu müssen, dass niemand einschreitet um die Tragödie zu verhindern, tut weh. Ich bin froh, dass ich es jetzt analysiert habe, das bringt mich aus meiner anfänglichen Ratlosigkeit, wie ich die Geschichte, die ja ein furchtbar wichtiges Thema behandelt, bewerten kann. Ich meckere an dieser Stelle, weil Inès Bayard mich mit einer Unmenge an Adjektiven erschlagen hat. Es gab zu viele Sätze, in denen jemandem das Herz heftig in der Brust hämmerte, dann, der Herzrhythmus schneller ging (das hatte ich schon verstanden) und zusätzlich, der Blutdruck stieg und ausserdem die Hände feucht und eiskalt wurden. Die Autorin hat mich nicht mit Theatralik verschont, durch Sätze wie: “Der Empfangschef ist gerührt von der aufrichtigen, einfachen, kein bisschen kindlichen Liebe dieses Paars.” S. 167 Der Pathos, der sich durch die ganze Geschichte zieht spiegelt sich auch im Klappentext: “… brutal vergewaltigt” Ich meine, dass eine Vergewaltigung brutal ist, kann selbst ich mir vorstellen, obwohl ich es nicht erleben musste. Darüberhinaus scheint es eine gelungene Geschichte zu sein, weil sie unzählige Gefühle in mir erzeugt hat. Und auch deshalb lese ich Bücher, um mich besser in andere hineinversetzen zu können.

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