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Rezensionen zu
Die Verlassenen

Matthias Jügler

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Das war ein sehr intensives, trauriges Buch … berührend, ergreifend, und auch wütend machend, zuwas Menschen in der ehemaligen DDR alles an Denunziation und Verrat fähig waren. Johannes hat es nicht leicht. Seine Mutter stirbt als er fünf Jahre alt ist. Mit dreizehn verschwindet sein Vater nach einem sehr kurzen Abschied. Er kommt zu seiner Großmutter, zu welcher er ein inniges Verhältnis aufbaut. Als auch sie nach wenigen Jahren stirbt, bleibt Johannes alleine zurück, meistert sein Leben so gut es geht, hat Freunde, etwas Gesellschaft, heiratet sogar, aber im Grunde seines Herzens bleibt er immer einsam. Nebenbei stapelt sich vor ihm ein riesiger Berg unbeantworteter Fragen. Mutter? Vater? - und dann findet er noch einen Brief aus Norwegen, datiert aus 1994. Er versucht der Sache auf den Grund zu gehen und reist nach Norwegen. Was er aufdeckt, verstärkt die Traurigkeit und Wut, welche man beim Lesen empfindet, noch weiter. Die Suche nach der eigenen Identität führt in einen Irrgarten aus Intrigen, Machtgehabe, Stasiproporz … Der Roman von Matthias Jügler basiert auf einer wahren Begebenheit – absolute Leseempfehlung

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Einfach ein gutes Buch!

Von: Daniel

12.10.2021

Habe es jetzt 2x gelesen, und vermutlich wird es wohl auch noch ein drittes Mal geben. Großartig geschrieben, man kann sich nur eine Verfilmung wünschen.

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Johannes' Vater beschließt eines Tages, seinen Sohn bei der Großmutter abzugeben und zu verschwinden. Wohin, das weiß Johannes nicht. Das einzige, was er weiß, ist, dass es seit dem Tod seiner Mutter vor 8 Jahren nie mehr so war wie früher mit seinem Vater. Niemand erklärt ihm, was wirklich passiert ist, es gibt nur stetig diesen "Elefant im Raum". "Die Verlassenen" ist ein Roman über Erinnerungen, Schmerz, der nicht zugelassen wird und Geschehnisse, die nicht aufgearbeitet werden. Der Protagonist wird in seiner Kindheit von allen Menschen um sich herum bevormundet, nie gibt es Konsequenzen für Dinge, die er angestellt oder falsch gemacht hat. Beim Lesen des Romans bleibt immer das Gefühl, dass alle anderen so viel mehr wissen, nur keiner erklärt Johannes, was wirklich passiert ist - und dementsprechend wissen wir Lesenden es auch nicht. Der Autor Matthias Jügler hat mit diesem Buch ein sehr emotionales aber sprachlich wunderschön arrangiertes Werk geschaffen, das nach 170 Seiten mit einem Ende brilliert, das in meinen Augen nicht passender hätte sein können. Wer an einem sonnigen Tag ein paar schöne Lesestunden auf einer Parkbank verbringen möchte oder bei Regen eingekuschelt auf dem Sofa, der*dem empfehle ich dieses kurzweilige aber grandiose Buch.

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"Kein Mensch ist vor den Momenten sicher, in denen sich alles von Grund auf ändert und das eigene Leben plötzlich in anderen Bahnen verläuft als erhofft." (S. 27) Mit den Worten „Mach’s gut, Junge“ (S. 10) lässt Thomas Wagner im Juni 1994 seinen 13-jährigen Sohn Johannes bei der Großmutter in Halle zurück. Schon einmal, im Mai 1986, beim plötzlichen Tod seiner Mutter Annegret, wurde auf die gleiche Art geschwiegen. Melancholie zog damals in den Zwei-Männer-Haushalt ein, in dem das Kind Johannes gegen die Traurigkeit des Vaters ankämpfte. Nur dessen bester Freund, Wolfgang Köhler, brachte Licht und Verständnis in diese dunkle Zeit. Er half, als Johannes in bester Absicht Papierstapel seines Vaters entsorgen wollte, und beim Umzug im Februar 1988, als sie endgültig verlorengingen. Auch Wolfgang verschwand Mitte 1992 unvermittelt, wieder ohne Erklärung. Die Fürsorge der Großmutter bewahrt Johannes vor absoluter Einsamkeit, aber mit ihrem Tod im März 2000 scheint die letzte mögliche Informationsquelle zu versiegen. Bis Johannes zufällig einen dichtbeschriebenen zweiseitigen Brief aus Norwegen, adressiert an den Vater, abgeschickt kurz vor dessen Verschwinden, findet:  "… kaum, dass ich ihn gelesen hatte, wusste ich, dass dies der eine Moment war, der alles änderte, nicht nur meine Zukunft, sondern vor allem meine Vergangenheit beziehungsweise das, was ich dafür gehalten hatte." (S. 27/28) Licht ins Dunkel bringen Seine Freundin Katja ist schwanger, als Johannes auf der Suche nach den Leerstellen seines Lebens zu einem entlegenen Ort in Norwegen aufbricht. Am Ende seiner Reise muss er sich entscheiden, ob er selbst für andere den Moment der totalen Veränderung bringen will. Jahre später beginnt Johannes mit der Niederschrift der Ereignisse. Bald wird er seinem 14-jährigen Sohn Jasper, den er schon kurz nach seiner Geburt verlassen hat, Fragen beantworten müssen:  An einem dieser Tage, es mag fünf oder sechs Jahre her sein, beschloss ich, alles aufzuschreiben, was mich und meine Vergangenheit betrifft. Davon hatte ich mir Klarheit erhofft. Aber schon nach den ersten Seiten wusste ich, dass viele meiner Fragen ohne Antwort bleiben würden. Ich schrieb dennoch weiter, denn bald schon merkte ich, dass jede Erinnerung, die ich heraufbeschwor, dazu beitrug, das körnige Bild meiner Vergangenheit zu schärfen. (S. 164) Der lange Arm der Diktatur Matthias Jügler, geboren 1984 in Halle, erzählt in "Die Verlassenen" eine fiktionale, im Kern jedoch auf wahren Geschehnissen beruhende Geschichte, wie es sie - der Plural im Buchtitel deutet dies an - zahlreich gibt. Der Ich-Erzähler blickt auf sein Leben, in dem vor und nach der Wende zu viel geschwiegen wurde. Über 30 Jahre später wirken die Verbrechen der Stasi weiter, selbst in einer Generation, die die DDR kaum bewusst erlebte. Das Kind Johannes reagierte mit Überangepasstheit, der Jugendliche mit Zwangs- und Wahrnehmungsstörungen, Müdigkeits- und Schmerzsyndrom, der Erwachsene ist bindungsunfähig, einsam, unsicher, ambitions- und schlaflos. Eine beeindruckende Lektüre Schweigen, Unrecht, Lüge, Verrat, Verlassenwerden, Trauer, Vergebung und Einsamkeit sind die Themen dieses nur 170 Seiten umfassenden Romans, dessen Zentrum nicht erzählt, sondern anhand von Fotos fingierter Stasi-Akten auf 14 Seiten dargestellt ist. Gerade weil das melancholisch-schmerzhafte Buch extrem verdichtet und ohne Selbstmitleid ist, weil Erzählstil und Sprachmelodie mich an Per Petterson denken lassen und die Fragmente sich nicht chronologisch aneinanderreihen und nicht alles gesagt wird, hat es mich so sehr beeindruckt.

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Es ist ja schon viel über diesen Roman geschrieben worden, und dem einhelligen Lob will ich mich gern anschließen: Starke Bilder, starke Sprache, wichtiges Thema, großartiges Buch und bis zur letzten Seite spannend. Und eine völlig neue Sicht auf das Thema DDR. Ich glaube, das ist, was mir am meisten daran gefällt.

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Die schmerzende Ungewissheit sitzt tief

Von: Kristall86 aus An der Nordseeküste

22.04.2021

!ein Lesehighlight 2021! Klappentext: „Was würde man lieber vergessen, wenn man könnte? Johannes blickt zurück auf eine ostdeutsche Kindheit, die von feinen Rissen durchzogen war. Der frühe Tod seiner Mutter, das rätselhafte Verschwinden seines Vaters. All seine Fragen dazu blieben unbeantwortet, weshalb er noch als Erwachsener vorsichtig tastend durchs Leben geht. Ein melancholischer Eigenbrötler, der sich in einer stillen Existenz eingerichtet hat. Als Johannes in einer alten Kiste auf einen Brief stößt – adressiert an seinen Vater und abgeschickt nur wenige Tage, bevor dieser den Sohn wortlos verlassen hatte –, verändert dieser Fund nicht nur seine Zukunft, sondern vor allem seine Vergangenheit als Kind der Vorwende-DDR. Seine Erinnerungen sortieren sich neu und mit ihnen sein Blick auf das eigene Leben.“ Autor Matthias Jügler hat mich mit seiner Geschichte „Die Verlassenen“ ganz tief berührt. Mit seiner punktgenauen Wortwahl und seiner Sprachmelodie ist ihm etwas ganz Großes hiermit gelungen. Die Geschichte um Johannes ist emotional in jeder Weise. Ihn hier kennenzulernen ist ein besonderer Weg, den wir Leser uns erstmal erarbeiten müssen. Wir müssen versuchen ihn mit seiner Art zu verstehen....Wer, wie er und ich, selbst in der DDR groß geworden ist, wird viele Parts in diesem Buch wiederfinden und sich daran erinnern, wie es damals war. Das war ein echter Flashback, den ich so nicht erwartet hätte (hier nur das Beispiel Kindergarten). Die Geschichte um Johannes‘ Vater ist für mich das eigentliche Mysterium und bekommt eine sanfte und bewegende Führung der besonderen Art. Auch hier finden wir meine liebsten Buchdetails: die Zeilen und Gedanken zwischen den Sätzen, die uns der Autor fein dosiert vor die Füße legt. Johannes‘ Gedankengänge im Hier und Jetzt aber auch die Rückblicke sind extrem feinstimmig, aber auch die Qual nach dem Ungewissem, nach alle den Antworten auf die Fragen die er hat und die nie beantwortet werden. Wir erleben ihn in seiner Welt und erfahren die Hintergründe seiner Welt in einer warmherzigen, leisen Sprache. Hier ist kein Wort zu viel, keine Emotion zu wenig - hier ist alles ganz perfekt abgestimmt! Ich hatte hiermit ein ganz perfektes und besonderes Leseerlebnis, welches mich noch lange beschäftigen wird. 5 von 5 Sterne

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„Zärtlich, traurig, schmerzhaft, schön.“ So wird auf dem Cover des neuen Romans von Matthias Jügler, Die Verlassenen, geworben. Und so skeptisch man solchen Blurbs in der Regel gegenüber stehen mag, hier treffen alle vier Adjektive zu einhundert Prozent zu. Der 1984 geborene Matthias Jügler erzählt in Die Verlassenen eine Geschichte aus der DDR und der Nachwendezeit, die so spannend wie berührend ist. Es geht darin, wie so oft in Erzählungen aus dem sozialistischen Deutschland, um stille Ungeheuerlichkeiten, um Verrat, um zerstörte Familien und Freundschaften. Es ist ein schmales Buch von gerade einmal 170 Seiten, äußerst dicht, komprimiert, intensiv. Ich-Erzähler ist Johannes Wagner, Volkswirt in der städtischen Verwaltung, Vater eines vierzehnjährigen Sohns. Und ein Mann, der seit langem eine Leerstelle mit sich herumträgt. Eine Leerstelle, die seine Eltern, ihre Geschichte und damit auch die seine umschließt. An einem Morgen im Mai 1986 bringt ihn seine Mutter, er ist damals gerade fünf Jahre alt, ein letztes Mal in den Kindergarten in Halle. Johannes kann nicht wissen, dass es das letzte Mal sein wird, dass er seine Mutter gesehen hat. Am Abend erzählt ihm sein Vater, dass die Mutter tot ist, einen Herzinfarkt erlitten hätte. Die Trauer bei Vater und Sohn ist grenzenlos, die Restfamilie, die sie daraufhin bilden, fragil. Der Vater vergräbt sich darin, was er schon immer getan hat, ins Lesen und Schreiben. Die Großmutter unterstützt, ein großer Freundeskreis ebenso. Im Mai 1994, die Mauer ist inzwischen gefallen, verabschiedet sich der Vater auf eine Dienstreise. Johannes, mittlerweile dreizehn, bleibt mit der Großmutter zurück. Der Vater wird nicht wiederkommen. Fünf Jahre später stirbt auch die Großmutter. Der Tod der Mutter, das Verschwinden des Vaters, seine nie beantworteten Fragen an die Großmutter – Johannes quält auch als Erwachsenen sein Nicht-Wissen, die Ungewissheit seiner Erinnerungen. Eines Tages findet er in den Büchern seines Vaters einen Brief aus Norwegen vom Mai 1994, der sein ganzes bisheriges Leben in einen neuen Blickwinkel rückt, viele seiner Erinnerungen und Gewissheiten infrage stellt. Er beschließt, den Spuren nach Norwegen zu folgen. Die Geschichte von Johannes Wagner ist inspiriert von der Geschichte einer wahren Geschichte. Aber auch ohne diesen realen Bezug ist sie erschütternd genug. Matthias Jügler schreibt in Die Verlassenen in schnörkelloser, sanft melancholischer Sprache über eine Kindheit in der DDR, über Verluste, Verrat, Lügen und eine zerstörte Familie. Er arbeitet dabei mit Zeitsprüngen und Leerstellen, die aber niemals störend wirken, sondern die Intensität der Geschichte noch steigern. „Zärtlich, traurig, schmerzhaft, schön.“

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„Mach’s gut, Junge“, heißt es zu Beginn des Romans. Halle an der Saale, Nachwendezeit, 1994. Der 13-jährige Johannes weiß, dass er nicht wiederkommen wird, der Vater, der ihn zur Großmutter gebracht hat. Und der Leser spürt, dass hier nur eine traurige Geschichte beginnen kann. Das überstürzte Verschwinden des Vaters ist aber nicht Johannes‘ einzige offene Wunde. Seine Mutter stirbt früh, da war er fünf. Jüglers Held entwickelt sich rasch zu einem eigensinnigen und zurückgezogenen Kind, das sich eingerichtet hat in der Stille seiner Umlaufbahn. Erst als er Jahre später in einer Bücherkiste seiner Eltern einen an seinen Vater adressierten Brief findet, der ihn dazu veranlasst das eigene Narrativ von Grund auf neu zusammen zu setzen, geraten alle Gewissheiten ins Wanken. Ein initialer Moment, der gleichermaßen seine Vergangenheit als Kind der ausgehenden DDR, wie auch seine Zukunft neu verhandeln wird. Eine Aufarbeitung, die uns bis in entlegene Orte Norwegens führt, deren Topografie Matthias Jügler lebendig zu schildern vermag. Und vor allem eine eindringliche und an die Substanz gehende Beschreibung der tiefen Risse und Verwerfungen, die das Unrecht der DDR in so vielen Biografien verursacht hat und es bis heute tut. Jügler besitzt die Gabe den Plot verdichten zu können und zügig zum Kern vorzudringen. Auf 176 Seiten erzählt er kraftvoll, klar und mit einer Mut machenden Traurigkeit, der ich nur allzu gern gefolgt bin. Sein verknappter Stil erinnert manchmal an Tomas Espedal, einen meiner liebsten norwegischen Autoren. Es könnte Schlechteres geben!

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