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Rezensionen zu
Die Töchter des Nordens

Sarah Hall

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

Erschreckend, schonungslos, mitreißend: Halls Prosa erinnert ein wenig an Margaret Atwoods Roman „The Handmaid‘s Tale“. Auch hier werden in naher Zukunft Menschen, insbesondere Frauen, durch ein totalitäres Regime unterdrückt und planen den Aufstand. Allerdings haben die Frauen in Halls Roman wesentlich mehr Handlungsspielraum, Testosteron und Power! Die Times bezeichnete den erstmals 2007 erschienen Roman als „eines der besten Bücher des Jahrzehnts.“ Dass er 14 Jahre später aktueller denn je ist, sorgt umso mehr für Unbehagen. Ein Must-Read der Extraklasse. England in naher Zukunft. Zerstört durch Umweltkatastrophen und Kriege fristen die Menschen ein kärgliches Dasein in urbanen Ghettos. Im Zuge des „staatlichen Aufbaus“ ist alles reglementiert. Essrationen und Wohnunterkünfte werden zugeteilt, die Meinungsfreiheit gilt als abgeschafft. Frauen wird prophylaktisch ein Verhütungsapparat eingebaut, das Recht aufs Kinderkriegen per Lotterie ausgelost. Die Ich-Erzählerin, die im Roman nur als „Schwester“ auftritt, will sich damit nicht mehr abfinden. Ihre Ehe ist am Ende, ihre Geduld ebenso. Eines Nachts verlässt sie ihr Ghetto und flüchtet nach Carhullan. Diese abgelegene Farm im Lake District wird von ein paar Rebellinnen rund um die Anführerin Jackie Nixon geführt. Der Weg dorthin ist hart. Das Aufnahmeritual allerdings noch härter. Die Frauen führen ein autarkes Leben, versorgen sich selbst mit ökologischer Landwirtschaft im Einklang der Natur. Sie jagen, bauen an, verarbeiten. Zumindest der Teil der Arbeiterinnen. Dann gibt es noch jenen Teil, der zu Kriegerinnen ausgebildet wird. Denn es scheint klar, dass die Regierung irgendwann zuschlagen wird. Schwester hat zunächst Probleme damit, ihren Platz in der Gruppe zu finden. Sie ist die erste Frau, der seit Jahren die Flucht nach Carhullan geglückt ist und die von den wirklichen, katastrophalen Verhältnissen im Draußen zu berichten weiß. Anführerin Jackie scheint ein besonderes Interesse an ihr zu haben. Ist es sexueller Natur? Oder wird Schwester für einen ihrer Pläne instrumentalisiert, ohne es zu merken? Sarah Hall schreibt schonungslos spannend. Die Schmerzen der Protagonistin werden beim Lesen nahezu körperlich spürbar. Schönheit und Schrecken der Natur bringt sie wortgewaltig auf den Punkt. Schnell wird klar, auch das Paradies hat seine Schattenseiten. Krankheiten und Ungeziefer grassieren, die Kälte ist allgegenwärtig, die Arbeit anstrengend. Zwischen den lesbischen und heterosexuellen Frauen gibt es Feindschaften und Eifersüchteleien. Im Zuge der neuen Rollenverteilungen durchlebt Schwester eine erstaunliche Metamorphose. Sie entdeckt eine Stärke – und Härte – in sich, die sie nie für möglich gehalten hätte. In diesem Buch greift Hall in atemlosem Tempo eine Vielzahl von Themen auf. Es geht um das Spannungsfeld zwischen Menschen, Geschlechtern, Individuen und der Gesellschaft. Was darf der Staat? Wo beginnt und endet die Freiheit des Einzelnen? Warum hat sich der Mensch von der Natur entfremdet? Welche Kraft liegt in ihr, welchen Preis fordert sie? Ist es legitim, im Namen des Guten Gewalt anzuwenden? Sind Frauen die besseren Führer oder unterliegen auch sie irgendwann der Versuchung von Macht? Es sind große Themen, die beim Lesen noch lange nachwirken. Fazit: Nervenzerreißende Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Neben dem Plot ist es vor allem der aktuelle Aspekt, der beim Lesen Unbehagen bereitet. In immer mehr westlichen Ländern verlieren Frauen ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung zum Beispiel durch das Abtreibungsverbot. Fast täglich treten neue Femizide in den Schlagzeilen auf, PolitikerInnen und Aktivistinnen werden durch „Incels“ in den Sozialen Medien aufs Übelste angegriffen. Ist die Welt rund um Carhullan näher als wir denken? Halls Buch ist ein wichtiges Werk. Um nicht gar zu sagen ein Meisterwerk!

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In einer nahen Zukunft lebt “Schwester” zusammen mit ihrem Mann in Nordengland in einer der letzten funktionierenden Städte. Das Leben wird komplett von der Obrigkeit vorherbestimmt, sei es bei der Wahl der Arbeit, der Heirat oder der Entscheidung, Kinder zu bekommen. Irgendwann beschließt sie, nicht mehr wie die anderen an ihrem eintönigen Dasein zu verzweifeln, sondern etwas zu ändern: Sie macht sich auf zu einer Kommune von Frauen, die autark und sehr abgelegen im ehemaligen Lake District leben. Die Flucht gelingt, doch bevor sie ein vollständiges Mitglied ihrer neuen Gemeinschaft werden kann, muss sie sich einem anstrengenden Aufnahmeritual unterziehen... Sarah Hall siedelt ihre Story “Die Töchter des Nordens” in einer Zukunft an, in der England von einem totalitären Regime beherrscht wird. Die Menschen haben keine Privatsphäre mehr, alles ist bis ins kleinste geregelt. So zieht es Halls Heldin “Schwester” zu einer unabhängigen Gemeinschaft von Frauen. Dort findet das Leben statt, dass sich ihre Protagonistin immer erträumt hat. Die Autorin unterteilt ihren Roman wie ein Theaterstück in sieben Akte, die nur lose miteinander verknüpft und damit ebenso fragmentarisch sind, wie der Informationsfluss in diesem dystopischen Gesellschaftsentwurf. Doch gerade im Insel-Dasein, im selbstbestimmten Selbermachen sieht Hall die Chance für einen Neuanfang, und so liest sich ihr Roman auch spannend wie aus einem Guss.

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"Die Töchter des Nordens” spielt in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft. England ist stark vom Klimawandel getroffen. Eine Rezession, außenpolitische Probleme, Kriege, Rohstoffmangel und Epidemien haben zum Zusammenbruch der Zivilisation geführt. Nun herrscht ein totalitäres Regime, ein großer Teil der Menschen lebt in Städten, wo sie stumpfsinnigen Arbeiten nachgehen und sich mit Drogen betäuben. Mutlosigkeit, Überdruss und Verbitterung haben längst um sich gegriffen. Der Körper von Frauen ist in dieser Welt fremdbestimmt. Sie werden gezwungen zu verhüten und es ist dieser Akt der Gewalt, der der Protagonistin letztlich die Kraft gibt, zu fliehen. Ihr Ziel ist die abgeschiedene Farm Carhullan, auf der Frauen in einer Gemeinschaft zusammen leben. Doch selbst die Mauern dieser Utopie sind nicht stark genug, um die Außenwelt von einem gewaltsamen Eindringen abzuhalten. In der fiktiven Welt des Romans zählt nur noch das Überleben. Alles ist auf das Wesentliche reduziert. Auch die sexuellen Triebe sind entfesselt und wirken rauer, roher. Der Körper ist darüber hinaus ständigen Verletzungen und Verwundungen ausgesetzt und muss abgehärtet und gestärkt werden, um die harte Arbeit auf der Farm aushalten zu können und sich gegen Angriffe verteidigen zu können. Doch es ist nicht unbedingt diese Körperlichkeit, die den Roman für mich aus der Masse an dystopischen, eco-feministischen und Climate Fiction Texten herausstechen lässt. Vielmehr sind es die Allgegenwart der Natur, die Verbindung von Mensch und Natur und die Landschaftsbeschreibungen. Während die Protagonistin in der Natur zunächst vor allem einen Zufluchtsort sieht, die Natur bis zu einem gewissen Grad sogar romantisiert, muss sie schon sehr bald am eigenen Leib erfahren, wie hart das Überleben in ihr ist. Doch trotzdem geht auch eine Befreiung und ein Selbstfindungsprozess mit ihrer Flucht in die Natur einher. Der Roman stellt die Frage, was man bereit ist zu opfern, um für die eigenen Ideale zu kämpfen. Er idealisiert und verklärt nicht und stellt auch die weiblichen Hauptfiguren und die Gemeinschaft der Frauen auf authentische Weise dar.

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Dieser Roman ist Dystopie und Utopie in einem und zog mich von Beginn in seinen Bann. „Wenn man jung ist, hat man keine Angst vor dem, was möglich ist. Man kann sich nicht vorstellen, dass die Welt tatsächlich zu Schaden kommen kann, dass während der eigenen Lebenszeit irgendeine echte Katastrophe eintreten wird.“ Doch im England einer nicht ganz so fernen Zukunft gibt es Überflutungen im Lake District nach einer Klimakatastrophe, lange heiße Sommer, Regenzeiten, Stromknappheit und Verfall. Nach Hochwasserkatastrophen, Energiekrise und Versicherungsskandalen leben die Menschen in fest zugeteilten Distrikten, es herrscht Ausgangssperre, Reiseverbot und Zwangsverhütung. Es ist eine Art Militärdiktatur und ihre Marionette, der König von Großbritannien, scheint immerzu Krieg zu führen. Wer sich nicht innerhalb der Sektionsgrenzen aufhält gilt als ´Inoffizieller´. Die Namenlose Protagonistin flieht aus ihrer Ehe und vor der Arbeit in der Fabrik einer dieser Distrikt-Städte auf einen Sagenumwobenen Hof in Cumbria, auf dem nur Frauen leben. Doch das erträumte Paradies ist rauer, als erwartet, es gibt Spannungen innerhalb und Bedrohungen von außerhalb der Gruppe. Doch bald gewöhnt sie sich ein in diesen Ort der rauen Kameradschaft und harten Feldarbeit. Sie verehrt die kämpferische Anführerin Jackie und geht eine Liebesbeziehung mit Shruti ein. Nach und nach blättern die Schichten anerzogener Nachgiebigkeit und Weiblichkeit von ihr ab und sie wird zu der kraftvollen Person, die sich bisher in ihrem Kern verbarg. Als Jackie mit ihren Kämpferinnen in den Krieg gegen die Obrigkeit ziehen will, spaltet sich die Frauengemeinschaft und löst sich auf. Jackie, die charismatische Anführerin, ist eine Charakterstarke Person von Shakespearscher Ambivalenz, während ihr ein Gegenpol mit Shruti gesetzt wird, die der Gewalt abgeschworen hat. „Sie hat die Mauern eingerissen, die uns gefangen hielten. Auf der anderen Seite kam eine frische, rote Wiese zum Vorschein, und aus dem üppigen Boden sprossen all die Blumen des Krieges, die zu pflücken die Geschichte uns verwehrt hatte. Es war wunderschön, darauf zu wandeln. So wunderschön wie die Fells im Herbst “ Dass ihre Truppe keine wirkliche Chance hat, einen Krieg mit der sogenannten Obrigkeit zu überleben ist klar. Trotz der Melancholie, die über allem schwebt, werden keine brutalen Übergriffe auf Frauen geschildert, sondern das Menschenverachtende System an sich kritisiert und angeprangert. Ich mochten den Schreibstil der Autorin sehr, und diese Beschreibung weiblicher Rebellion, Willensstärke, Phantasie und Ausdauer, deren Symbol der gelbblühende, Stachelbewehrte Ginster wird, besitzt die inspirierende Kraft alter Mythen. Die Übersetzung aus dem Englischen von Sophia Lindsey erscheint an einigen Stellen leider etwas holprig.

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Dieser futuristische Roman hat mich beim Lesen völlig mitgerissen und ich fand ihn so gut wie Margaret Atwoods ‚Report der Magd‘. Mir hat der Roman sehr gut gefallen und auf Hinblick der aktuellen Situation der Pandemie wirkt die Geschichte plötzlich so nah…. Da kriegt man beim Lessen richtig Gänsehaut.

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