Was für ein wunderbares Buch. Susanne Betz erzählt
uns die Geschichte von Vroni Grasegger. Als ihr
Mann stirbt, ist ihre Erleichterung groß, die Zeit der
Gewalt und Brutalität hat ein Ende.
„Der Bauer war tot. Keiner schlug sie mehr, und sie
hatte genug zu Essen."
Nun führt sie den Hof alleine, die Tiere müssen
versorgt werden, das Gras gemäht und dann ist da
auch noch die Tochter des Bauern. Rosl ist
besonders, die Dorfbewohner sagen sie sei
schwachsinnig, ein Idiotenkind mit kurzer
Lebenserwartung. Vroni kummert sich um sie, nimmt
sie vollständig wahr, integriert sie und liebt sie wie
ihr eigen Fleisch und Blut.
„Zu den Kreuzschmerzen kamen noch die Gedanken,
die Vroni überfielen, wenn sie so ganz ohne Arbeit
dasaß. Die Blaserbäuerin hatte ihr verraten, dass
man in Loisbichl über das Getue mit dem Idiotenkind
redete. Ubungen mit der Zunge, was sollte das? Ein
neuer Bauer würde ihr die Faxen schon austreiben.!
Die kluge Witwe geht ihren Weg, aber der
Gegenwind aus der Dorfgemeinschaft bläst ihr
scharf ins Gesicht. Heiraten soll sie Wieder, damit ein
Mann ins Haus kommt.
„In Vronis Magen ballte sich Übelkeit zu einer Faust.
Sie öffnete kurz den Mund, brachte aber keinen Laut
heraus. Das soll ich sein, die Puppe bin ich. Zwei
grob autgestickte Augen starrten Vroni für den
Bruchteil einer Sekunde dreist an, der Balg drehte
sich um die eigene Achse, plumpste mit dem Kopf
voran in ein gespanntes Tuch. Begleitet von Gejohle
und Glockengeläut wurde die Puppe erneut
hochgeschleudert. Der Rock stülpte sich um, die
Beine spreizten sich obszön breit in den Himmel.
Beschienen vom Mond, vor den sich keine mitleidige
Wolke mehr schob. »Graseggerin, das
machen wir mit dir, wenn du keinen von uns
nimmst«, tonte es dumpf unter einer der Masken
hervor. »Graseggerin, Graseggerin. Heiraten musst.
Heiraten musst.« Die Männerstimmen schwollen an.
Plötzlich entblößte eine der vermummten Gestalten,
an der Vroni eine schiefe Schulter auffiel, sein
Geschlechtsteil und pinkelte in hohem Bogen in den
Schnee vor ihrer Haustür."
Vroni pfeift auf die Meinung aus dem Dorf und
widersetzt sich dem Druck und überwindet die ihr
eingeflößte Angst.