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Rezensionen zu
Die Farbe von Milch

Nell Leyshon

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Rezensionsexemplar – Die Farbe von Milch von Nell Leyshon Manchmal ist es wirklich ratsam eine Nacht über ein Buch zu schlafen, dass einen emotional mitnimmt. Mir ging es jedenfalls mit dem Buch von Nell Leyshon so. Ich war darauf gefasst, das der Schreibstil des Buches nichts für jedermann ist. Ja, ich wurde sogar darauf hingewiesen. Worauf ich nicht hingewiesen wurde, ist die Trigger Warnung, die es NICHT gibt. Also warne ich euch: Ja es sollte für dieses Buch eine Trigger Warnung geben, denn ich selbst war nicht darauf vorbereitet, was mich am Ende des Buches erwartet. Ich bin ehrlich, ich habe gehofft, dass das Buch vielleicht doch eine andere Wendung nehmen wird. Vielleicht keine positive, denn das hätte nicht zu dem Buch gepasst, aber ich habe eben mit einem ganz anderem Ende gerechnet. Natürlich deutet auch der Klappentext auf eine dramatische Wendung hin und wie gesagt: Ich habe mit vielem, aber nicht mit allem gerechnet. ** ** ** ** Mein Name ist Mary. Mein Haar hat die Farbe von Milch. Und dies ist meine Geschichte. Mary ist harte Arbeit gewöhnt. Sie kennt es nicht anders, denn ihr Leben auf dem Bauernhof der Eltern verläuft karg und entbehrungsreich. Doch dann ändert sich alles. Als sie fünfzehn wird, zieht Mary in den Haushalt des örtlichen Dorfpfarrers, um dessen Ehefrau zu pflegen und ihr Gesellschaft zu leisten – einer zarten, mitfühlenden Kranken. Bei ihr erfährt sie erstmals Wohlwollen und Anteilnahme. Mary eröffnet sich eine neue Welt. In ihrer einfachen, unverblümten Sprache erzählt sie, wie ihr Schicksal eine dramatische Wendung nimmt, als die Pfarrersfrau stirbt und sie plötzlich mit dem Hausherrn allein zurückbleibt. ** ** ** ** Das Leben von Mary ist kein Zuckerschlecken. Das ist das erste was ich in dem Buch gelesen habe. Mary ist harte Arbeit gewohnt. Sie selbst scheut sich auch nicht davor, immer nach Arbeit zu suchen. Dies tut sie natürlich aus Selbstschutz, denn ihr Vater ist kein netter Mann. Was wahrscheinlich daran liegt, dass Mary eben die jüngste Tochter der Familie ist. Warum das in der Geschichte ein Problem darstellt, wird sehr schnell klar und deutlich. Kurz vor ihrem 15ten Geburtstag wird Mary zum örtlichen Dorfpfarrer gebracht, um diesen bei der Pflege seiner Frau zu helfen, da diese schwer erkrankt ist. Für Mary keine schöne Situation, denn sie war noch nicht weg von ihrer Familie und auch wenn nicht alles so schön ist auf dem Hof, so möchte sie dennoch nicht von ihrer Familie weg und doch zwang man sie dazu, dort zu Arbeiten. Schnell wird klar, dass Mary es dort sehr viel besser hat, denn die Familie ist nett zu ihr und doch wehrt sie sich auf ihre Art und Weise dagegen, dort für längere Zeit zu bleiben. Und doch könnt ihr anhand des Klappentextes lesen, dass Mary auch nach dem Tod der Pfarrersfrau dortbleiben muss. ** ** ** ** Zu diesem Zeitpunkt hätte ich mir einen kleinen Hinweis auf die Handlung gewünscht, die mich in den letzten Seiten erwarten würde. Natürlich wusste ich, dass es kein positives Ende haben wird, jedoch habe ich mit einem anderem Verlauf gerechnet. Vielleicht denken jetzt die Leute, die das Buch gelesen haben: Wow bist du Naiv. Vielleicht mag das so sein und vielleicht habt ihr auch recht, aber ich muss auch nicht immer vom schlimmsten ausgehen, sondern kann mir auch ein etwas anderes Ende wünschen. Dennoch kann ich das Buch empfehlen. Es mag zwar nur so vor Satzzeichen fehlen und die Grammatik ist grauenvoll, aber darüber sollte man wirklich hinwegsehen, wenn man genau weiß, dass das Buch im Jahr 1830 spielt und von einem 15-Jährigen Mädchen geschrieben wird. Hier hat die Autorin ein wirklich ausgezeichnetes Werk zustande gebracht und ja, ich wünschte es hätte eine Trigger Warnung gegeben.

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MEINE MEINUNG: Die Farbe von Milch ist ein anderer Roman. Es passiert nicht viel, zumindest nicht so dass ich es vor Spannung nicht aushielt. Mary erzählt von ihrem Leben, das mich ohne Zweifel sehr interessierte. Sie musste sich in einer patriarchalischen Welt zurecht finden und das tat sie. Mary erhob sich da, wo es sich niemand getraut hätte. Sie hatte kein einfaches Leben und trotzdem war sie ein Feuer ihrer Zeit. Sie nahm kein Blatt vor den Mund, auch wenn dies bedeutete dafür bestraft zu werden. Sie war stürmisch. Sie war klug. Und sie war echt. Mary faszinierte mich und vorallem das ließ mich den Roman nicht aus der Hand legen, auch wenn die Handlung nicht viel hergab. Zunächst. Das Ende kam plötzlich und war kurz, aber schockierte mich und es kam, ohne dass ich es erwartet hätte. Sprachlich war das Buch klasse. Die Sprache tröstete mich über die Sache hinweg, dass ohnehin nicht viel passierte. Im Buch gibt es keine wörtliche Rede und quasi keine Kommata. Das ist dem geschuldet, dass Mary den Roman selbst schreibt. Und ich liebte es, weil es so wunderbar ungewöhnlich war.

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Ich weiß nicht, was ich von “Die Farbe von Milch” erwartet habe, denn der Roman ist recht kurz und der Klappentext klingt nach einem recht gewöhnlichen historischen Roman. Das ist Nell Leyshons zweiter Roman aber wirklich nicht. Tatsächlich habe ich irgendwie mit einer fröhlicheren Geschichte gerechnet. Am Ende hat mich “Die Farbe von Milch” jedoch immer wieder an “Alias Grace” von Margaret Atwood (und die tolle Netflix-Verfilmung) erinnert. Es ist bei weitem nicht so düster und beklemmend, aber der Roman greift ähnliche Themen auf und geht unter die Haut. Besonders genial fand ich, wie oft ich zusammenzucken musste, weil sehr schlimme Dinge irgendwie nebensächlich erzählt werden. Weil sie für Mary im Jahr 1830 normal sind. Weil sie es so kennt. Im Kern ist “Die Farbe von Milch” die Geschichte vom Leben einfacher Frauen im neunzehnten Jahrhundert. Sie arbeiten hart und sind es gewohnt, als weniger wert angesehen zu werden, als Männer und sich unterordnen zu müssen. Marys Vater hat vier Töchter und lässt sie wissen, dass er Söhne wollte. Für Mary ist es normal, dass er sie schlägt und herumkommandiert. Mit der 15-jährigen Mary schafft Nell Leyshon weniger eine Romanheldin, als ein Symbol für arme Frauen dieser Epoche, die still, isoliert und abhängig vom Wohlwollen von Vätern, Brüdern, manchmal Söhnen ihre Leben gelebt haben. Mit Mrs Graham, der Frau des Dorfpfarrers, gelingt es ihr außerdem aufzuzeigen, dass selbst privilegierte Frauen kaum ein anderes Schicksal hatten. Mrs Graham, die im Sterben liegt und trotzdem von ihrem Mann und ihrem verwöhnten Sohn Ralph als selbstverständlich wahrgenommen und ignoriert wird, hat mir das Herz gebrochen. Was Nell Leyshon nämlich nicht macht, ist dieses “Guck mal, wie schlimm es früher war, sei froh, dass du heute lebst”-Ding, das viele historische Romane machen. Sie ist nicht reißerisch. Sie melkt die Tragik von Marys Situation nicht für den Schockeffekt aus. Sie stellt Marys Situation dar, sowie die von Marys Schwestern und ihrer Mutter, die von Mrs Graham, oder die von Edna, die zwanzig Jahre im Pfarrhaus arbeitet und trotzdem als austauschbar angesehen wird. Hin und wieder war mir das doch ein bisschen zu schwarzweiß. Mit Ralph haben wir zum Beispiel auch einen privilegierten Mann, der nicht arbeiten muss, keine Konsequenzen fürchten muss, als er ein Dorfmädchen schwängert und dem Hausmädchen Mary aufs Brot schmiert, er würde nur für die Freude leben und nie arbeiten wollen, während er ihr zuguckt, wie sie sein Haus putzt. Nicht falsch verstehen: All das ist realistisch und Nell Leyshon präsentiert es ohne viel aufzubauschen, sehr sachlich, nuanciert, authentisch. Am Ende war es mir dann aber doch eine Spur zu viel unnötige Tragik. Darauf kann ich gar nicht eingehen, ohne das Ende zu verraten, deshalb sei nur so viel gesagt: Mary trifft eine Entscheidung, die ich nicht nachvollziehen konnte, denn Mary ist von Anfang an ein einziger Ausbruch aus der Rolle, die ihr zugeschrieben wurde. Sie akzeptiert nicht, dass sie als Bauerstochter keinen Zugriff auf Bildung und ein besseres Leben hat. Sie weiß keinen Ausweg, sie sucht auch nicht aktiv nach einem, weil sie nur dieses Leben kennt, und das fand ich authentisch, aber sie bricht Klassengrenzen, gibt Widerworte und vor allem hält sie ihrer Gesellschaft immer wieder den Spiegel vor. An sich ist “Die Farbe von Milch” aber ein schwieriges Buch und ich habe nicht immer verstanden, was die Autorin genau rüberbringen wollte. Das ist aber auch vollkommen okay, denn ich mag es, dass ich über das Buch noch ein bisschen nachdenken darf. Am Anfang hatte ich zum Beispiel mit dem Schreibstil große Probleme: Mary hat gerade erst schreiben gelernt. Sie nutzt einfache Sätze, kaum Satzzeichen, sie kennzeichnet wörtliche Rede nicht. Sobald man sich in Marys Stimme eingelesen hat, hat aber genau das etwas Besonderes, das alles noch authentischer wirken lässt. Mir ist relativ früh aufgefallen, dass Marys Erzählstimme irgendwie etwas Biblisches hat und auch sonst finden sich hier und da ein paar biblische Anspielungen. Als mir bewusst wurde, woran das lag, war das einer von vielen Aha-Momenten des Romans. Auch der trockene Humor, der immer wieder besonders aus Marys Ich-Perspektive und ihren scharfzüngigen Antworten entsteht, hat mir sehr gut gefallen. Was am Ende bei mir hängen bleibt, ist deshalb auch nicht, wie furchtbar das 19. Jahrhundert für Frauen war, sondern wie Unterdrückung funktioniert, wie sie für ungleiche Chancen im Leben sorgt und wie sie unsere Sicht auf die Welt formt – Bis heute. Denn immer wieder zeigt sich, dass Mary eine sehr intelligente Frau ist, der der Weg zur Bildung durch ihr Geschlecht, ihre gesellschaftliche Herkunft und ihre gesamten Umstände versperrt bleibt. Darin steckt die wahre Tragik des Romans. Darin und darin, dass das für Mary normal ist. Sie zweifelt es nicht an, sie kennt es nicht anders. Diese Nüchternheit macht betroffen. Nell Leyshon stellt in den Vordergrund was passiert, wenn ungleiche Machtverhältnisse bestehen – und von privilegierten Menschen ausgenutzt werden. Und das sitzt. In der Bibel, die in diesem Roman oft erwähnt wird, ist die Farbe von Milch ein Symbol für reine, einfache Wahrheit und ich denke nicht, dass das ein Zufall ist. Denn am Ende ist dieser Roman Marys Wahrheit, wie sie in kurzen Unterbrechungen ihrer Erzählung auch immer wieder betont, und ein sehr authentisches Bild vom Leben als einfache Frau im 19. Jahrhundert, das jedoch auch Bögen in die Gegenwart schlägt, nachdenklich macht und vor allem Ursachen in den Vordergrund rückt und anprangert: Ungleiche Machtverhältnisse und wie diese von Personen mit mehr Macht ausgenutzt werden. Es ist aber auch eine Geschichte über Sexismus, über Klassenunterschiede und vor allem darüber, wie isoliert und ignoriert Frauen im 19. Jahrhundert besonders im ländlichen Umfeld oft gelebt haben. Mein Vergleich mit “Alias Grace” kommt ja nicht von irgendwoher. Ja, dieser Roman ist weniger düster – aber eigentlich nicht weniger beklemmend oder aufrüttelnd. Ich habe “Die Farbe von Milch” in knapp zwei Stunden am Stück durchgelesen. Seine Wucht hat mich erst hinterher getroffen. Ich bin sehr froh diesen Kurzroman gelesen zu haben und werde die Augen nach weiteren Büchern von Nell Leyshon offen halten.

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DIE HANDLUNG Wir befinden uns im Jahr 1830: Mary, ein junges Mädchen, weiß, was es bedeutet zu arbeiten. Ihr Vater besitzt einen Hof mit zahlreichen Tieren, die es zu pflegen und zu füttern gilt. Ihre Familie ist auf die Landwirtschaft und tierischen Erzeugnisse angewiesen, weswegen ein harter Ton und unliebsamer Umgang an der Tagesordnung sind. Alle Familienmitglieder, auch Marys zwei Schwestern, werden rund um die Uhr eingespannt und haben zu funktionieren. Um die finanzielle Lage der Familie verbessern, entscheidet sich Marys Vater eines Tages dazu, sie in den Haushalt des Dorfpfarrers zu schicken. Dort pflegt Mary seine Ehefrau, bis sie verstirbt, und hilft dem anderen Hausmädchen bei der Arbeit. Nach dem Tod der Frau des Pfarrers kümmert sich Mary allein um den Haushalt und hat die Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern und Dinge zu lernen, von denen sie bisher nichts wusste. Dieser Lernprozess geht jedoch mit zahlreichen negativen Erfahrungen einher. MEINE MEINUNG „Die Farbe von Milch“ bedeutete für mich eine ganz besondere Leseerfahrung. Zu Beginn war ich aufgrund der Sprache verwirrt: Es fehlten unglaublich viele Kommas, die Satzstrukturen waren sehr befremdlich und es wirkte alles in allem einfach „roh“. Da Mary ihre Geschichte dem Leser aber selbst erzählt und wir im Laufe des Buches immer mehr über sie erfahren, muss ich rückblickend sagen, dass ich gerade die Sprache als sehr authentisch und gut gewählt empfinde. Mary ist für mich eine Protagonistin, die mir ans Herz gewachsen ist. Ich mag ihre witzige, aufmüpfige, direkte Art und ihre Fähigkeit, alles mit Humor zu nehmen, obwohl sie in ihrem Leben einiges durchmachen musste und niemals richtig frei war. Diese Herangehensweise an das Leben scheint sie von ihrem Großvater geerbt zu haben, mit dem sie aus meiner Sicht eine ganz besondere Beziehung pflegt. Ich hatte bereits zu Beginn des Buches das Gefühl, dass Marys Geschichte kein glückliches Ende nimmt. Die Atmosphäre ist sehr eigen und machte mich beinahe schon unruhig. Hier ist es der Autorin meiner Meinung nach perfekt gelungen, den Inhalt des Buches in Einklang mit der Sprache und der Atmosphäre zu bringen. Was für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig war, ist, dass bei der Erzählweise Marys für mich kaum Emotionen rüberkamen. Sie beschreibt die einzelnen Erlebnisse nahezu sachlich. Auf der anderen Seite interpretiere ich diese Art aber auch als eine Form von „Leere“: Vielleicht konnte Mary nach all dem, was ihr passiert ist, einfach nichts mehr empfinden. Sie hat von klein auf gelernt zu funktionieren und sich nicht zu beschweren. Wenn man sein ganzes Leben lang Dinge tun muss, die man selbst oftmals gar nicht will, hilft vielleicht nur noch die Abstumpfung. Bei Nell Leyhsons Werk darf man keinen wirklichen Spannungsbogen erwarten, es ist vielmehr ein „Bericht“ über ein Einzelschicksal. Trotzdem hat die Autorin einem jungen Mädchen eine Stimme gegeben – einer Person, die sonst aller Wahrscheinlichkeit nach überhört worden wäre. FAZIT „Die Farbe von Milch“ ist definitiv ungewöhnlich, aber ganz besonders. Mich hat es unheimlich zum Nachdenken angeregt: Wie wichtig ist Freiheit? Was bedeutet Freiheit überhaupt für den Einzelnen? Und wie viele Menschen gibt es dort draußen, die solche Qualen erleiden müssen und ihr Schicksal mit stoischer Kraft ertragen? Auch wenn der Roman Anfang des 19. Jahrhunderts spielt, hat er meiner Meinung nach nichts an Aktualität verloren. Ich finde: Man muss dieses Buch gelesen haben.

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Wer hat dieses Buch denn noch nicht gesehen oder aus Neugier einmal in der Hand gehalten? Als es bereits 2017 als Hardcover erschien schlich ich bereits in der Buchhandlung um dies herum, doch nun als Taschenbuch musste ich es haben, weswegen ich mich in diesem Sinne beim Verlag für das Leseexemplar bedanken möchte! In diesem zutiefst berührenden Buch geht es um Mary, die weiß Gott kein leichtes Leben hat, dennoch macht Sie das beste daraus.. Zuerst war ich etwas von der einfachen Spreche und dem passenden, einfachen Schreibstil irritiert, doch dadurch wirkte das Buch irgendwie authentischer und glaubhafter. Anfangs konnte ich mir auch gar nicht vorstellen, worauf dies hinausläuft und wie das Buch enden wird, für mich persönlich ein Zeichen eines Buches, was uns auf jeden Fall meistens positiv überrascht. Dennoch dachte ich meinst, dass es doch zu dick aufgetragen ist, mit den Charakteren, auch wenn sie gut durchdacht sind und sehr interessant, aber auch meist sehr grob. Natürlich soll der Zauber des Buches sein, dass Mary dieses Buch selbst geschrieben hat, doch mich hat es trotz dem authentischen etwas gestört, dass es Kommata gefehlt haben. Fazit: Das Buch ist unglaublich faszinierend und ich bin froh, sie doch gelesen zu haben, Mary ist eine tolle Protagonistin. Die Geschichte ist großartig und nur zu empfehlen.

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"Mein Name ist Mary. Mein Haar hat die Farbe von Milch. Und dies ist meine Geschichte." ~~~~~ England, 1830. Die vierzehnjährige Bauerntochter Mary schuftet von früh bis spät auf dem kleinen Hof ihres Vaters. Ihre älteren Schwestern verspotten sie wegen ihres verdrehten Beins, der Vater gönnt ihr keinen Moment der Erholung und die Mutter scheint nicht so recht zu wissen, was sie mit dem milchblonden Geschöpf anfangen soll. Das Dasein des jungen Mädchens ist eintönig und beschwerlich, nur ihre unbeschwerte Neugierde und Fröhlichkeit verschaffen ein wenig Erleichterung. ~~~~~ Als der Dorfpfarrer Mary als Hilfsmagd zu sich holt, verändert sich schlagartig ihr gesamtes Leben. Die Vierzehnjährige erfährt dank der Zuneigung der schwerkranken Hausherrin zum ersten Mal Fürsorge und Anteilnahme. - Doch dann stirbt die Pfarrersfrau und Marys Schicksal nimmt eine weitere dramatische Wendung. ~~~~~ DIE FARBE VON MILCH zeichnet sich vor allem durch eine ungewöhnliche Erzählsprache aus, denn dieser Roman verleiht einer historischen Randgruppe, die oftmals in der Geschichtsschreibung übersehen wird, eine Stimme: die Protagonistin Mary, ein junges ungebildetes Mädchen, lernt lesen und schreiben und erzählt ihre eigene Lebensgeschichte. Etwa vierzig Seiten hat es gebraucht, bis ich mich vollends auf die Geschichte einlassen konnte. Dann konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen! Marys Geschichte und ihre spezielle Erzählstimme haben mich in ihren Bann gezogen. ♡ Die Sprache ist gewöhnungsbedürftig und schlicht, aber auch authentisch und mitreißend. ~~~~~ Fazit: DIE FARBE VON MILCH ist ein schmales, eindringlich erzähltes Buch. Leyshon ist Ungewöhnliches geglückt: Sie lässt den Leser in eine Welt eintauchen, die von harter körperlicher Arbeit, strengen Sitten und sozialen Ungerechtigkeiten gekennzeichnet war. ~~~~~ Diese Lektüre hat ein starkes Diskussionspotenzial - eine klare Lese- und Buchclubempfehlung! ~~~~~ Ich danke dem @ger_bloggerportal für die Zusendung dieses Leseexmplars! ♡

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*+* Nell Leyshon:

Von: Irve

29.04.2019

„Mein Name ist Mary. M-A-R-Y.“ So stellt sich die Erzählerin vor und schon allein dieser Satz entfachte ein Feuerwerk an Fragen in meinem Kopf. Mary ist kein ungewöhnlicher Name, wir alle wissen, wie man ihn buchstabiert. Warum weist Mary uns so explizit darauf hin, und das mehrmals im Verlauf des Romans? Und warum betont sie immer wieder, dass sie uns alles erzählen wird? Was ist bloß geschehen? Zunächst erzählt uns Mary von ihrem harten, entbehrungsreichen auf dem Bauernhof, auf dem sie gemeinsam mit ihren drei Schwestern, den Eltern sowie ihrem Großvater – der einzige, der außer ihr selbst Herz zu haben scheint-, lebt. Die Arbeit, das lieblose Verhältnis zu ihren Eltern, das zweckmäßige Zusammenhalten mit ihren Schwestern ließen mich einige innere Tränen vergießen. Wie gut, dass Mary Großvaters Augenstern ist und er ihr immer wieder schöne Momente schenkt und sie aufrichtig liebt. Marys beste Freunde sind die Tiere, sie schenken ihr regelmäßig Trost. Als der Vater ihr eröffnet, sie arbeite ab dem nächsten Tag als Dienstmädchen für die Pfarrersfamilie, ist sie bestürzt. Denn so schlecht sie es oft auf dem Bauernhof hat, er ist ihr Zuhause. Sie hat aber keine Wahl, muss tun, was man ihr sagt. Mühsam fügt sie sich in den Haushalt des Dienstherrn ein. Mit ihrer oft spitzen Zunge eckt sie ebenso an, wie sie dafür Respekt bekommt. Sie sagt, sie kann nicht anders. Mary ist ein einfaches Bauersmädchen, grundehrlich, fern jeglicher Hinterlist. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge und spricht schneller als sie denkt. Dem Pfarrer und vor allem seiner Frau scheint das eher zu gefallen als zu stören. Das Mädchen spürt zum ersten Mal Wärme und Wohlwollen. Dieses Glück währt nicht lange, denn die kränkliche Pfarrersfrau stirbt und Mary ist nun in alleiniger Gesellschaft des Hausherrn. Der nimmt sich ihrer an, sorgt weiterhin für sie. Alles ist gut, bis die Trauer um den Verlust der Frau zu schwer wiegt. In dieser Phase der Geschichte schließt sich der Kreis zu dem oft wiederholten Ausspruch. „Mein Name ist M-A-R-Y.“ In dieser Phase erwächst mit dem Begreifen aber auch das Grauen – mitsamt allen Folgen, die Mary in ihrer Schlichtheit ereilen. Der subtile Faden, der sich so lange im Hintergrund durch die Geschichte gezogen hat, taucht mit aller Wucht auf und ich erfasse mit einer ebensolchen Wucht die Zusammenhänge der Dinge, die Mary in ihrer unaufgeregten Art erzählt hat. Einige Momente lang wusste ich nicht, was ich denken sollte, kam dann aber zum Schluss, dass alles, was passiert ist, schlüssig ist und sich die Dinge ob ihrer (Un-)Möglichkeiten gar nicht anders hätten entwickeln können. Die Geschichte hat mich gut unterhalten, ich sah durch Marys Augen, lebte und litt mit ihr, saugte ihre Erlebnisse auf, neugierig, wie sich die Dinge entwickeln würden. Die verwendete Sprache ist einfach und schlicht, sehr passend für ein einfaches Bauersmädchen. Was mich jedoch immer wieder an den Rand der Verzweiflung brachte, war die unglaubliche Häufung von „und“, „dann“ oder auch deren Kombination „und dann“, was mich zweimal das Hörbuch fast hat abbrechen lassen. Aber Laura Maire hat an diesen Stellen für die Autorin die Kastanien aus dem Feuer geholt. Sie liest einfühlsam, geduldig, transportiert Marys Gefühle ebenso gelungen wie die Atmosphäre der Umstände, sodass mich die Sprecherin auch an für mich schwierigen Stellen bei der Stange halten konnte.

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Die Geschichte umfasst ein Jahr aus dem Leben vom Mary, die ihre Geschichte rückblickend aufschreibt. Die Handlung spielt 1830 und Mary ist eine Bauerstochter – dementsprechend ist das Buch auch geschrieben: mit einfachen Worten, kurze Sätze, kein „schön klingender“ Stil sondern viele unds oder fehlende Kommata. Das hilft aber natürlich der Authentizität und irgendwie haften ihren Worten trotzdem eine ungeschliffene Anziehungskraft an. Man wird sich schnell an den Stil gewöhnen und in die Geschichte eintauchen. Die Protagonistin mochte ich sehr, sie hat Charakter – Ecken und Kanten und ist eine Willensstarke Person. Sie ist auch keineswegs dumm, sondern lediglich ungebildet – eine Bauerstochter hatte zu dieser Zeit natürlich keinen Zugang zu schulischer Bildung. Sie ist ein aufrichtiger Mensch, mit geradezu kindlich ungefilterter Ehrlichkeit – sie ist temperamentvoll und eigensinnig. Oder Kurz: Sie ist ein interessanter Charakter, die das Buch belebt. Dieses Buch hat nicht viel Raum, es ist in vieler Hinsicht reduziert, aber es weiß diesen Raum gut zu nutzen. Da zeigt sich auch durch die Randfiguren. Keine von denen nimmt sonderlich viel Raum ein – haben manchmal nur eine Handvoll Sätze und noch weniger Auftritte – trotzdem wirken alle Figuren plastisch. Zugegebener Weise wirkte manches auf mich aber doch etwas redundant – z.B. die Figur der Frau des Pfarrers empfand ich fast schon leidig, anstrengend oder auch die Prota sagt von sich selbst, dass sie sich nie verändern wird und das ist sehr lange der Fall – nicht ewig im Sinne von Zeitraum, sondern in Relation zum Raum den das Buch bietet. Dadurch, dass alles reduziert ist, fallen solche Sachen gesondert auf. Die Handlung dreht sich viel um das Zwischenmenschliche (Kälte wo Zuneigung sein sollte, Wohlwollen, Mitgefühl und Akzeptanz, etc.) und es arbeitet dort auch viel mit dem was nicht ausgesprochen wird. Letztlich spricht es aber auch von Freiheit und Selbstbestimmung im Moment des Unvermeidlichen. Was mich wieder ein wenig stört: Zum Ende spitzt sich das Buch regelrecht zu. Es gibt gewisse Ereignisse, die nicht unglaubwürdig, nicht mal unschlüssig sind – trotzdem haftet der Geschichte eine ‚Vermeidbarkeit‘ an, Plus: Einer gewissen Konstruktion. Daraus folgend will es gewisse Emotionen beim Leser erzeugen/erzwingen – was auch gelingt. Die Kritikpunkte die ich habe, würde ich jedoch nicht sonderlich schwer gewichten. Insgesamt ist das hier ein sehr lesens-lohnenswertes Buch.

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