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Rezension zu
Die Farbe von Milch

DIE FARBE VON MILCH VON NELL LEYSHON: UNGEWÖHNLICH, ABER BESONDERS

Von: coyote diaries
14.07.2019

DIE HANDLUNG Wir befinden uns im Jahr 1830: Mary, ein junges Mädchen, weiß, was es bedeutet zu arbeiten. Ihr Vater besitzt einen Hof mit zahlreichen Tieren, die es zu pflegen und zu füttern gilt. Ihre Familie ist auf die Landwirtschaft und tierischen Erzeugnisse angewiesen, weswegen ein harter Ton und unliebsamer Umgang an der Tagesordnung sind. Alle Familienmitglieder, auch Marys zwei Schwestern, werden rund um die Uhr eingespannt und haben zu funktionieren. Um die finanzielle Lage der Familie verbessern, entscheidet sich Marys Vater eines Tages dazu, sie in den Haushalt des Dorfpfarrers zu schicken. Dort pflegt Mary seine Ehefrau, bis sie verstirbt, und hilft dem anderen Hausmädchen bei der Arbeit. Nach dem Tod der Frau des Pfarrers kümmert sich Mary allein um den Haushalt und hat die Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern und Dinge zu lernen, von denen sie bisher nichts wusste. Dieser Lernprozess geht jedoch mit zahlreichen negativen Erfahrungen einher. MEINE MEINUNG „Die Farbe von Milch“ bedeutete für mich eine ganz besondere Leseerfahrung. Zu Beginn war ich aufgrund der Sprache verwirrt: Es fehlten unglaublich viele Kommas, die Satzstrukturen waren sehr befremdlich und es wirkte alles in allem einfach „roh“. Da Mary ihre Geschichte dem Leser aber selbst erzählt und wir im Laufe des Buches immer mehr über sie erfahren, muss ich rückblickend sagen, dass ich gerade die Sprache als sehr authentisch und gut gewählt empfinde. Mary ist für mich eine Protagonistin, die mir ans Herz gewachsen ist. Ich mag ihre witzige, aufmüpfige, direkte Art und ihre Fähigkeit, alles mit Humor zu nehmen, obwohl sie in ihrem Leben einiges durchmachen musste und niemals richtig frei war. Diese Herangehensweise an das Leben scheint sie von ihrem Großvater geerbt zu haben, mit dem sie aus meiner Sicht eine ganz besondere Beziehung pflegt. Ich hatte bereits zu Beginn des Buches das Gefühl, dass Marys Geschichte kein glückliches Ende nimmt. Die Atmosphäre ist sehr eigen und machte mich beinahe schon unruhig. Hier ist es der Autorin meiner Meinung nach perfekt gelungen, den Inhalt des Buches in Einklang mit der Sprache und der Atmosphäre zu bringen. Was für mich ein wenig gewöhnungsbedürftig war, ist, dass bei der Erzählweise Marys für mich kaum Emotionen rüberkamen. Sie beschreibt die einzelnen Erlebnisse nahezu sachlich. Auf der anderen Seite interpretiere ich diese Art aber auch als eine Form von „Leere“: Vielleicht konnte Mary nach all dem, was ihr passiert ist, einfach nichts mehr empfinden. Sie hat von klein auf gelernt zu funktionieren und sich nicht zu beschweren. Wenn man sein ganzes Leben lang Dinge tun muss, die man selbst oftmals gar nicht will, hilft vielleicht nur noch die Abstumpfung. Bei Nell Leyhsons Werk darf man keinen wirklichen Spannungsbogen erwarten, es ist vielmehr ein „Bericht“ über ein Einzelschicksal. Trotzdem hat die Autorin einem jungen Mädchen eine Stimme gegeben – einer Person, die sonst aller Wahrscheinlichkeit nach überhört worden wäre. FAZIT „Die Farbe von Milch“ ist definitiv ungewöhnlich, aber ganz besonders. Mich hat es unheimlich zum Nachdenken angeregt: Wie wichtig ist Freiheit? Was bedeutet Freiheit überhaupt für den Einzelnen? Und wie viele Menschen gibt es dort draußen, die solche Qualen erleiden müssen und ihr Schicksal mit stoischer Kraft ertragen? Auch wenn der Roman Anfang des 19. Jahrhunderts spielt, hat er meiner Meinung nach nichts an Aktualität verloren. Ich finde: Man muss dieses Buch gelesen haben.

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