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Rezensionen zu
Die Schneekönigin

Michael Cunningham

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€ 10,99 [D] inkl. MwSt. | € 11,30 [A] | CHF 15,50* (* empf. VK-Preis)

Das Buch beginnt an einem verschneiten Abend in New York, an dem Barrett eine Erscheinung hat; er sieht das Licht. Es ist ein blasses türkisblaues, transparentes Licht, ein Schleierfetzen, höher als die Sterne. Barrett ist es als wenn das Licht, zu dem er hinaufsieht, auf ihn hinuntersieht. Barrett ist 38 Jahre alt und sieht sich als Figur tragischer Leidenschaft, als Soldat der Liebe. Gerade hat wieder ein Freund mit ihm Schluss gemacht, den er wieder einmal für den Richtigen hielt. Aber nun hat sich der Himmel geöffnet und ein Auge hat ihn betrachtet und sich dann wieder geschlossen. Ist Barrett auserwählt oder hat er sich das Wunder nur eingebildet? Tyler ist Barretts älterer Bruder, ganz der Musik und Poesie hingegeben. Tyler ist an diesem Abend ein Schneekristall ins Auge geflogen als er das Schlafzimmerfenster schließen will. Natürlich forderte der Kristall in Tylers Auge und der Titel des Buches mich auf, nochmal das Märchen von Hans Christian Andersen zu lesen: Wäre der Schneekristall ein winziger Teil von Andersens zerbrochenen Zauberspiegel, dann sähe Tyler jetzt alles verkehrt oder hätte nur Augen für das, was bei einer Sache verkehrt wäre. Und tatsächlich ist Tyler kein fröhlicher, positiver Mensch. Er leidet darunter, dass ihm der große musikalische Durchbruch noch nicht gelungen ist. Nun versucht er einen genialen Song für seine krebskranke Freundin Beth zu schreiben. Es soll sein Hochzeitssong werden, ein Song für seine sterbende Braut, ein Song in dem sich seine Brillanz bündelt, seine Hoffnung auf Heilung, seine Liebe zu Beth: „Frostige Hallen durchwandern in der Nacht Auf der Suche nach dir auf deinem Thron aus Eis“ Barrett, Tyler und Beth wohnen zusammen in einer Wohnung in einem New Yorker Stadtteil, indem die Mieten erschwinglich und die Menschen noch normal sind. Tyler liebt die Beiden und fühlt sich für sie verantwortlich, will sie gerne in eine schönere Wohnung in einem besten Stadtteil bringen, wenn er den großen Durchbruch als Musiker erst geschafft hat. Er leidet an der Dummheit der Menschen und einer möglichen Wiederwahl Buschs. Nur das Kokain, sein Schnee, bringt ihm die ersehnte Klarheit, die notwendige Lebendigkeit, es erneuert „seine Zugehörigkeit zur Welt“. Barrett und Tyler, beide sehr begabt und intelligent sind seit ihre Mutter auf dem Golfplatz von einem Blitz getötet wurde, ziellos durchs Lebens gegangen. Barrett als beinahe Literat und Philosoph mit vielen Jobs. Zur Zeit arbeitet er in einem Edel-Vintage Laden, der Beth gehört. Barrett mag die für ihn einfache Tätigkeit des Verkaufens, bei der er Lesen und Denken kann. T-Shirts zusammenlegen hat für ihn fast Zen-Qualität. Und daneben betreibt er seine geheimen und einsamen Studien. Ausgehend von seiner Lieblingsheldin Madame Bovary, die jeden Tag aufs Neue auf das große Erlebnis hofft, arbeitet er an der Suche nach der „Weltformel“. Und er hofft weiter darauf, dass die Liebe ihn findet. Tyler arbeitet als Barmann, der an einigen Abenden als Musiker auftritt. Doch Beth Krebsdiagnose hat ihn verändert. Beths Pflege hat seinem Leben eine Aufgabe gegeben, „hat einen erfolgreichen Menschen aus ihm gemacht“. In Andersens Märchen gelingt es der kleinen Gerda ihren Freund Kay aus den Fängen der Schneekönigin zu entreißen und ihre Tränen befreien ihn von seinen Glassplittern. Und tatsächlich scheint auch in Cunninghams Schneekönigin ein Wunder zu geschehen: Beth scheint sich gegen alle Erwartungen wieder zu erholen. War es das Wunder des Lichts oder Tylers Song der Liebe? Schon vor Jahren habe ich von Michael Cunningham „Die Stunden“ (The Hours) gelesen. Ein tolles Buch, eine Hommage an Virgina Woolf . Verfilmt wurde es mit Meryl Streep, Julianne Moore und Nicole Kidman. Auch die Anlehnung an Hans Christian Andersen Märchen „Die Schneekönigin“ ist Cunningham hervorragend gelungen. Seine Schneekönigin ist ein anspruchsvoller Roman, da die Personen, ihre Aussagen und Gedanken sehr vielschichtig sind. Barrett ist meine Lieblingsfigur. Er macht einfach immer weiter, erlebt, sammelt, besteht. Er hat nämlich eine bedeutende Entdeckung gemacht: „Hohe Wellen zu schlagen, eine vielbeachtete Karriere zu machen ist nicht nötig, nicht einmal für jene, die über einen hochbegabten, überdurchschnittlich wendigen Verstand verfügen“. Neben Barrett, Tyler und Beth gib es noch weitere interessante Personen in Cunnighams Buch wie die Mitbesitzerin des Vintage Geschäftes Liz . Oder Andrew, Liz wesentlich jüngerer Liebhaber. Auf einer Silvesterparty lernen wir auch Ping und seine Begeisterung für Jane Bowles kennen. Ping erklärt Jane Bowles zur Schutzheiligen aller verrückten Ladies. Jane Bowles war mit dem Schriftsteller Paul Bowles zusammen und lebte mit einer Frau in Marokko. Und tatsächlich habe ich in meinem Bücherschrank ein Buch von Paul Bowles, indem er über seine Erlebnisse schreibt (Taufe der Einsamkeit, Reiseberichte 1950-1972). Da ich jetzt wieder Lust bekommen habe seine Reiseberichte noch einmal lesen, werde ich euch demnächst davon mehr berichten. Die Schneekönigin ist ein anspruchsvoller und auch bewegender Roman, der mir viele Impulse gegeben hat. Seine Vielschichtigkeit und Tiefe regen zum Nachdenken an. Luchterhand Literaturverlag, 2015; aus dem Amerikanischen von Eva Bonn Seiten 282, 21,99€

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Der New Yorker Stadtteil Bushwick liegt jenseits von Brooklyn. In dieser Gegend sind die Mieten noch einigermaßen bezahlbar, die Häuser alt und die Leute nicht ganz so schick. Hier teilen sich die Brüder Tyler und Barrett eine Wohnung mit Tylers großer Liebe Beth, die unheilbar an Krebs erkrankt ist und um die sie sich beide aufopferungsvoll kümmern. Sie sind in den sogenannten besten Jahren und können es noch nicht ganz glauben, dass sich ihre Träume niemals erfüllen werden: Tyler, ein genialer Musiker, steht immer noch ohne Band und ohne Erfolg da. Aber er wird, das nimmt er sich vor und dafür sucht er sich heimlich Inspiration beim Kokain, das ultimative Liebeslied für Beth komponieren, ja, er wird es ihr bei der geplanten Hochzeit vorsingen ... Barrett, fast Literaturwissenschaftler, fast Startup-Unternehmer, fast Lord Byron, verkauft Secondhand-Designerklamotten in Beths Laden und trauert seinem letzten Lover nach, der ihn gerade schnöde per SMS abserviert hat. Als Beth sich wider alle Erwartungen zu erholen scheint, glaubt Tyler umso mehr an die Kraft der Liebe, während der Exkatholik Barrett sich fragt, ob das merkwürdige Licht, das er eines Nachts im Central Park amwinterlichen Himmel sah, nicht doch irgendwie eine göttliche Vision gewesen sein könnte … Der ein oder andere hat vielleicht schon vor einigen Monaten die Rezension von Ivy zu diesem Buch gesehen. Sie fand es so schön, dass ich mich entscheiden habe, dass ich es einfach auch lesen muss, weshalb ich es mir in der Bücherei ausgeliehen habe. Ähnlich wie auch Ivy fand ich die Geschichte sehr berührend und tiefgreifend. Zur Umsetzung der Schneekönigin von Hans Christian Andersen kann ich ebenfalls wenig sagen, dafür muss ich absolut zustimmen, wenn es darum geht, dass der Schreibstil wirklich nichts für zwischendurch. Die Schneekönigin ist ein Buch, auf das man sich wirklich einlassen muss. Die Sätze sind verschachtelt und zum Teil schwer zu verstehen. Oft werden Einschübe mit ganz anderen Ereignissen gemacht, so dass man sich als Leser wirklich auf die Handlung konzentrieren muss, damit man auch am Ende noch alles verstanden hat. Mir machten es genau deshalb die Kapitel anfangs noch sehr leicht. Die waren schön kurz, so dass ich das Buch auch trotz der anspruchsvollen Sprache, die ich aus den ganzen Thrillern, die ich davor gelesen hatte, nicht mehr gewohnt war, doch sehr gut lesen konnte. Aber dann kam die Silvesterfeier und plötzlich schien es keine Kapitel mehr zu geben. Das fand ich etwas unglücklich, gerade bei so anspruchsvoller Lektüre. Die Charaktere fand ich sehr schön bildlich beschrieben und konnte mich auch recht gut in ihnen wiederfinden, wenngleich die Drogenrausch Szenen von Tyler doch wirklich sehr abgedreht geschrieben waren. Um das Buch zu mögen muss man sich allerdings wohl auf die blumige und sehr metaphorische Beschreibung einlassen, die vieles auch nur andeutet, was für mich allerdings kein Problem war, weshalb ich mich in meiner Rezension an sich nur Ivy anschließen kann. Eine gefühlvolle Beschreibung des Lebens und der schweren Schicksalsschläge, die Menschen manchmal einfach widerfahren. Insgesamt ist es eine sehr schöne, bildhafte Erzählung, für die man Zeit und Lust mitbringen muss. Wer sich von Schachtelsätzen und vielen Einschüben eher gestört fühlte, sollte die Finger von dem Buch lassen, doch wer sich darauf einlässt kann abtauchen in das verschneite New York und vielleicht auch das Wunder finden. Aussehen: ♥♥♥ Charaktere: ♥♥♥♥♥ Spannung: ♥♥♥ Schlüssigkeit: ♥♥♥♥ Emotionale Tiefe: ♥♥♥♥♥ Schreibstil: ♥♥♥♥

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"Für lange Zeit war ich krank. Und dann. Hat sich etwas verändert." Für eine Weile ist Tylers Atem das lauteste Geräusch im Raum. Beth sagt: "Ich habe irgendwie. Nun. Ich habe angefangen zu sterben. Es war wie ein Aufbruch. Es war anders." Beth hat Krebs. Zwar quält sie sich durch eine Chemotherapie, doch die Ärzte machen ihr wenig Hoffnung. Tyler, der mit Mitte vierzig immer noch an seinem Durchbruch als Musiker feilt, kümmert sich aufopferungsvoll um sie. Die beiden wollen auf jeden Fall heiraten, bevor es mit Beth zu Ende geht und Tyler will auf biegen und brechen den perfekten Hochzeitssong für seine Beth schreiben. Weil er glaubt nicht zu genügen, sucht er Zuflucht und Inspiration in Drogen. Und Barrett, sein kleiner Bruder, der zu Großem berufen war und mit allem gescheitert ist, dem die Wohnung gekündigt worden ist und der deshalb bei Tyler und Beth eingezogen ist, ist gerade von seinem neuesten Liebhaber per SMS abserviert worden. Doch dann sieht er mitten im New Yorker Central Park ein Licht, das ihn bis auf den Grund seines Herzens berührt. Kurz darauf scheint Beth sich von ihrer Krankheit zu erholen. Ist er Zeuge eines Wunders geworden? Ein modernes Märchen im verschneiten New York, angelehnt an Andersons Geschichte "Die Schneekönigin". Das zumindest steht hinten auf dem Klappentext. Ich bin nicht sicher, ob ich das unterschreiben möchte, was aber vielleicht auch daran liegt, dass mir "Die Schneekönigin" nur grob geläufig ist. Aber auf seine Art ist dieses Buch auf alle Fälle märchenhaft. Es ist nicht kitschig und das Thema, mit dem es sich beschäftigt - die sterben Freundin, respektive die sterbende Freundin des Bruders - ist auch alles andere als schön oder angenehm. Aber Michael Cunningham hat eine ganz besondere Art zu schreiben. An manchen Stellen des Buches war das reichlich verwirrend. Gedankensprünge und Verknüpfungen aus dem Nichts und Satzkonstrukte, die mit all ihren Anmerkungen (in Klammern, in Gedankenstrichen usw.) wohl der Alptraum eines jeden Deutschlehrers wären. Insbesondere die Kapitel bzw. Absätze, in denen Tyler Drogen genommen hat, waren recht wirr, auch wenn ich davon ausgehe, dass es an genau diesen Stellen auch explizit gewollt war. Aber in genau diesen Satzkonstrukten steckte häufig auch eine Schönheit, die ich beim besten Willen nicht beim Namen nennen könnte. Sie macht jede der Figuren in diesem Roman so lebendig und einzigartig und nachfühlbar. Tyler in seinen Selbstzweifeln und dem Streben, etwas für die Nachwelt zu erschaffen. Barrett mit seinen so vielen gescheiterten Ideen und Lebensplanungen, seinem Gefühlschaos. Beth, die versucht ihr Schicksal irgendwie so zu tragen, dass auch die wichtigen Menschen um sie herum es tragen können. Liz, die sich mit Mitte fünfzig am laufenden Band halb so alte Liebhaber hält, bis sie sie abservieren. Und obwohl Cunningham auf Kitsch und Klischees verzichtet, konnte ich zum Beispiel die intensive, brüderliche Liebe zwischen Tyler und Barrett richtig fühlen und das in einer mehr oder minder alltäglichen Situation im Bad zwischen den beiden. Auch wie Barrett, Tyler und Beth als Trio funktioniert haben war, auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, einfach schön. Ich habe sowohl umwerfend positive als auch sehr negative Rezensionen zu diesem Buch gelesen und ich kann auch sehr genau verstehen, wo und weshalb es einigen nicht gefallen hat. Es ist auf jeden Fall eine Geschichte, die man nicht nebenbei lesen darf. Man muss sich Zeit für Tyler, Beth und Barrett nehmen, man muss sich auf sie einlassen und ihren Pfaden aufmerksam folgen. Wenn man das kann, dann öffnet sich einem eine wirklich berührende Story. Eine wirklich schöne Geschichte, die berührt und nachdenklich macht, die einen aber auch zwingt, konzentriert dabei zu bleiben, da man sonst leicht den Faden verliert, für die ich an dieser Stelle noch einmal dem Luchterhand Verlag und dem Randomhouse Bloggerportal danken möchte. "Die Schneekönigin" hat mir einige tolle Lesestunden beschert und erhält eine verdiente Empfehlung - und natürlich fünf Blümchen von mir.

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Die Schneekönigin von dem Autor Michael Cunningham spielt mit leichter Ironie mit den Motiven des Märchens von Hans Christian Andersen.Mir persönlich gefiel die Mischung recht gut, allerdings fand ich es eine sehr anspruchsvolle Lektüre, die mir das lesen und verstehen manchmal recht schwer gemacht hat.Der Schreib und Erzählstil ist relativ flüssig. Allerdings durch die teils verschachtelten Sätze, musste ich einige Passagen erneut lesen um sie überhaupt zu verstehen.Die Geschichte handelt von den beiden Brüdern Barett und Tyler, die zusammen mit Tylers großer Liebe Beth in New York leben. Diese ist schwer und unheilbar krank.Diese Geschichte greift nicht nur die Schwächen der Menschen auf, sondern auch des Hoffens, Bangen, der Kampf und die Niederlagen im Leben auf.In die Schneekönigin geht es aber auch um das Leben, die Liebe, Freundschaft, den Zusammenhalt der Familie und den Tod.Der Leser kommt hier kaum zum Luft holen, denn die Geschichte überschlägt sich förmlich.Dennoch ist es eine wunderschöne und tiefgründige Geschichte.Die Protagonisten sind sehr facettenreich, wirken sehr realistisch. Dank der bildlichen Beschreibung kann man sie sich gut vorstellen. Barett, Tyler und Beth wachsen einem recht schnell ans Herz.Zu den Protagonisten :Barett ist der jüngere Bruder von Tyler. Er ist schwul und wird immer wieder abserviert.Dabei wünscht er sich nichts mehr als die große Liebe zu finden. Er ist das ganze Gegenteil von Tyler.Tyler kostet das Leben in vollen Zügen aus. Trotz seines Dorgenkonsum, kümmert er sich liebevoll um seine Beth. Sie zu verlieren, ist seine größte Angst. Er versucht alles um ihr zu helfen, denn er kann sich nicht damit abfinden das sie sterben wird.Er ist sehr verantwortungsvoll, wenn es um Beth und Barett geht. Er stellt beide über seine eigenen Bedürfnisse.Fazit :Die Botschaft, die der Autor Michael Cunningham mit dieser Geschichte vermitteln wollte, ist gelungen. Trotz mancher Schwierigkeiten, konnte mich das Buch nicht nur in seinen Bann ziehen, sondern mich auch überzeugen.Für anspruchsvolle Leser wird dieses Buch genau das richtige sein. Von mir gibt es eine klare Empfehlung.

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Lasst euch verzaubern!

Von: Eva-Maria Obermann

01.04.2015

Wer Märchen liebt, dem wird der Titel die Schneekönigin von Erfolgsautor Michael Cunningham, frisch veröffentlicht im Februar mit 289 Seiten bei Luchterhand wie mir sofort ins Auge stechen. Greift zu! Die Schneekönigin und ihre Spiegelsplitter sind das Hintergrundmotiv dieses beeindruckenden Buches um Leben, Liebe, Tod, Freundschaft und Familie. In New York lebt Barrett, gerade abserviert von seinem Freund, mit seinem Bruder Tyler und dessen krebskranker Freundin Beth zusammen. Als er eines Nachts ein seltsames Licht sieht, glaubt und hofft er auf eine Bedeutung. Zwischen Hoffen, Bangen, Kampf und Niederlage ist dieses Buch eine wunderschöne und zutiefst menschliche Geschichte um die menschliche Psyche und die Suche nach Liebe, mit all ihren Facetten. Der Stil ist mitunter geradezu lyrisch und ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen, habe es in drei Stunden regelrecht verschlungen. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen werden so liebevoll und doch rücksichtslos gezeigt, ihre inneren Schwächen offengelegt und dabei doch die Großartigkeit menschlichen Zusammenhalts gezeigt. Metaphern und Verweise machen das Buch daneben zu einem wahren Fundstück, einem genialen Splitter. Dabei wird der Splitter der Schneekönigin wiederrum als Metapher für unsere Angst entlarvt, den leisen Pessimismus und die Notwendigkeit des Übels, das wir doch nicht wahrhaben wollen. Es gibt kein großes glückliches Ende, das alles in Wohlgefallen auflöst, sondern ein realistischer wie insgeheim optimistischer Blick auf die Welt. Die Suche nach dem perfekten Lied wird für Tyler dabei zu Suche nach Wahrheit, nach Hoffnung, dem inneren Antrieb, dem die Konsequenzen egal sind und der nur ein Ziel kennt. Denn vielleicht ist eben doch der Weg das Ziel. Wie in Andersens Schneekönigin das Entscheidende doch ist, dass das Mädchen sie auf den Weg macht, die Aufgaben besteht, und am Ende einen eher blassen Jungen wiedergewinnt. Sie selbst aber wurde zur Heldin.

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Beth liegt im Sterben, der Krebs ist auf dem Vormarsch. Aller Realität zum Trotz und gerade deshalb werden sie und Tyler heiraten. Wenn er, der mäßig bis nicht erfolgreiche Musiker, doch nur wenigstens dieses eine Mal den perfekten Song schreiben könnte, etwas, das er noch nie geschafft hat. Immer hinkte das vollendete Werk seinen Erwartungen und Vorstellungen hinterher, kam nie an die Musik heran, welche er durch das Kokain zu erreichen suchte. Vergebens. Doch dieses Mal muss es anders werden, Beths Hochzeitsgeschenk muss all das ausdrücken, was er für sie empfindet, ohne dabei bedeutungslos oder emotional zu sein. Dieser Song soll ewig sein, sie begleiten, dorthin, wohin Tyler ihr nicht folgen kann. Tylers Bruder Barrett, auch er trotz bester akademischer Voraussetzungen eine im materialistischen Sinne gescheiterte Existenz, fristet sein Leben zwischen wechselnden unbefriedigenden Jobs und zunehmend lapidarer werdenden Trennungen. Was aber bedeutet dieses Licht, das auf ihn zurück geblickt hat? Hat ihm das Universum, oder Gott, oder irgendwas eine Nachricht geschickt, seine Existenz wahrgenommen? Ist es ein Omen, was er am nächtlichen Himmel des Central Parks erlebt, bevor er in die schäbige Wohnung in Bushwick zurückkehrt, die er sich mit seinem Bruder Tyler und dessen sterbender Freundin teilt? Als sich Beths Zustand zu bessern beginnt, finden selbst die Ärzte kein passenderes Wort als „Wunder“ - doch hat dieses Wunder entgegen aller Erfahrung und Wahrscheinlichkeiten bestand? Kann die Hoffnung und das überirdische Licht das Schlimmste abwenden? (...) Der Splitter des Spiegels im Märchen, bei Tyler eine verirrte Schneeflocke, eine kostbare Auszeichnung, Barretts Begegnung mit dem Licht ähnelnd, kann jedoch nicht ewig in seinem Auge verbleiben. Irgendwann muss der Zauber des Schnees vergehen und mit ihm der Schwebezustand, in den er ihn und Beth gehüllt hat. In wechselnden Perspektiven der sich im Laufe der Romanhandlung enthüllenden vier (nicht drei, wie man zu Beginn glaubt) Protagonisten erzählt der Autor von verzweifelter, zum Scheitern verurteilter Hoffnung, von Liebe, die einen aus unerwarteter Richtung trifft, und nicht zuletzt von der unabwendbaren Realität des Seins, die durch keinen Zauber abgewandt werden kann - auch wenn sie bisweilen unter einer sanften Decke aus Schneeflocken zu verschwinden scheint.

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