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Rezensionen zu
Voran, voran, immer weiter voran

Ryan Bartelmay

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Zwei Brüder

Von: Marius

10.05.2015

"Voran, voran, immer weiter voran" ist der Titel eines Gedichtbandes und das Debüt von Ryan Bartelmay, der Kreatives Schreiben unterrichtet und nun seinen ersten "großen" Roman vorlegt. Den Gedichtband hat Chick Waldbeeser verfasst, einer der beiden Hauptprotagonisten des Buches. Er und sein Bruder Buddy sind die Charaktere, um die das Buch beständig kreist. Immer wieder wild durch die Chronologie und sein Personenverzeichnis springend schlägt Bartelmay einen großen Bogen von der Jugend der Brüder bis hin zum hohen Alter und bringt die verschiedenen Facetten ihres Lebens zum Vorschein. Das Cover stimmt schon auf die Ödnis ein, in der sich die Brüder des Öfteren wiederfinden sollen - von einer Hochzeit, die unter keinem guten Stern stehen sollte bis hin zu den letzten Tagen Tagen Chicks im Altenheim erzählt der amerikanische Autor. Während er sich mit Buddy nicht besonders gut versteht, könnte Chicks Glück seine Familie sein, die jedoch auch schon bald durch ein schweres Schicksal zerrissen wird. In der Folge beobachtet der Leser Chick bei seinem Taumel durchs Leben. Während die Beziehung seines Bruders zu seiner indischen Gattin Lijy auch von Schwierigkeiten und Missverständnissen durchzogen ist, gelingt diesem ein kleiner wirtschaftlicher Erfolg. Chick sucht hingegen sein Glück in der Poesie - "Voran, voran, immer weiter voran" - ist das Resultat. Ein Bilderbogen zweier Leben entfaltet sich vor dem Leser. Die hohen Lobpreisungen, die dieser Roman auf dem Klappentext versammelt, kann ich zwar grundsätzlich teilen, die Qualität des "Stoner" von John Williams, den der Text auflistet, erreicht dieser Debütroman allerdings nicht. Dennoch ein Buch, das gerade durch seine Montagetechnik gut unterhält und zwei gegensätzliche Leben nebeneinanderstellt. Ein amerikanischer Familienroman frei von Glamour und Überzeichnung - aber ein tolles Stück Literatur!

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Klappentext Amerikanischer Mittelwesten, Anfang der 1950er-Jahre: Chic Waldbeeser hat gerade seine High-School-Liebe Diane geheiratet und sieht hoffnungsfroh in eine Zukunft als Familienvater und Eigenheimbesitzer. Sein Bruder Buddy ist ein ruheloser Geist, dem es schwerfällt seinen Platz im Leben zu finden und sesshaft zu werden, und der nicht weiß, dass seine Frau Lijy ihr eigenes Geheimnis hütet. Über fünfzig Jahre hinweg werden die beiden Brüder versuchen, trotz aller Schicksalsschläge und Niederlagen immer weiter zu machen. Und Chic wird im Alter noch eine letzte Chance bekommen, sein Glück zu finden. „Sein Wunsch nach einer Verbindung zu einem Menschen oder einer Sache war so stark, dass er sich fühlte, als würde in seinem Inneren ein Mixer rotieren und ständig seine Sehnsucht umrühren.“ (Seite 281) Die beiden Brüder Chic und Buddy sind die „eigentlichen“ Hauptprotagonisten. Sie müssen schon früh den Selbstmord ihres Vater erleben und die Flucht ihrer Mutter mit einem anderen Mann. Auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit heiraten die beiden, jeder in der Hoffnung es besser zu machen als die Eltern. Doch die traumatische Erfahrung und erlernten Muster in der Kindheit prägt ihr Handeln in der eigenen Familie. Aber auch die anderen Protagonisten, und das sind in meinen Augen all die Menschen, die das Leben der beiden Brüder streifen oder teilen, haben ihr Päckchen zu tragen. Alle träumen von einem besseren Leben, eines das nicht so sein soll, wie dass der Eltern oder Menschen die ihnen nahe stehen. „Aber sie wusste es besser. Denken blieb immer Denken, unabhängig von den Gedanken. Die Frage war, ob das Problem vom Denken kam oder von den Gedanken. Sie war nicht so von sich eingenommen zu glauben, dass die anderen bessere Gedanken hatten. Sie waren alle nicht schlecht dran, jeder Einzelne, die ganze Welt. Alle dachten nach, also musste es am Denken liegen, nicht an den Gedanken. Mit dieser Denkerei musste endlich Schluss sein.“ (Seite 244) Jeder einzelne von ihnen versucht sich immer und immer wieder in einem Neuanfang, glaubt, wenn er es anders macht, könnte es klappen. Ein neuer Partner oder ein andere Wohnort. Andere Menschen und andere Städte. Doch schnell wird mir und auch den Protagonisten klar, sie fallen immer wieder in ihre alten und erlernten Muster zurück. Irgendwie ist kein wirkliches Entkommen möglich. Das lässt sie irgendwann erstarren. Sie glauben nicht daran, dass sie einen Neuanfang schaffen können, dass sie das Leben leben können, dass sie sich erträumen. Als Leser möchte ich sie rütteln und schütteln, und sie aus ihrer Erstarrung herausholen, denn diese Monotonie, die alle erleben macht mich kirre. „Jeden zu kennen bedeutete, dass das Leben seine Überraschung verlor, und das kann Chic entgegen, weil er es nicht leiden konnte, wenn ihn das Leben aus dem Hinterhalt ansprang.“ (Seite 33) Diese Monotonie bringt der Autor Ryan Bartelmay sprachlich sehr gut rüber. Die ganze Geschichte ist eher traurig und melancholisch geschrieben. Der Autor schafft es damit, dass ich die Verzweiflung der Protagonisten förmlich spüren kann. Ihr Bestreben etwas zu ändern, ihr Scheitern, ihren erneuten Versuch es zu wagen, ihre Resignation und letztendlich die Erkenntnis … „Das Leben hat seine eigene Dynamik. Voran, voran, immer weiter voran.“ (Seite 297) Dieses Buch spaltet wieder einmal die Leser. Viele halten es für langweilig und unaufgeregt. Mir persönlich hat dieses Buch sehr gut gefallen. Ein Buch, das man hinterfragen sollte, und nicht einfach runter lesen. Hier geht es in meinen Augen um Menschen, die erstarrt sind. In ihren Mustern festhängen. Aber sie sind auch Suchende … nach einem Ausweg aus diesen Mustern auszubrechen, es anders zu machen. Ob es ihnen gelingt? Lest selbst! „Jeder Idiot kann eine Krise meistern; es ist der Alltag, der uns zermürbt.“ -Anton Tschechow Diese Textzeile steht am Anfang des Buches. Hätte man jedoch die erste Zeile an den Anfang des Buches gesetzt du die zweite Zeile an das Ende des Buches, wäre diese Geschichte die Mitte gewesen, und die Aussage dieser Textzeile gibt den Inhalt des Buches wieder. Eigentlich ist dieser Roman eine Geschichte über uns Menschen. Eine Geschichte in der es darum geht unseren Alltag zu meistern, unser Leben auf die Reihe zu bekommen … tagein, tagaus … die einen schaffen das spielend, die anderen tun sich schwer, verzweifeln sogar daran. Es geht darum erlernte Muster zu durchbrechen und etwas zu wagen, vielleicht sogar einen Neuanfang, egal wie alt man ist … denn … „Some will win, some will lose. Some were born to sing the blues. It goes on and on and on.” (Textzeile aus “Don’t stop believing” von Journey; Seite 394)

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Ein unaufgeregter Roman über eine zwei ungleiche Brüder, deren Leben man über fast 50 Jahre begleitet. Die Story: Amerika, Anfang der 50er Jahre: Chic Waldbeeser und sein Bruder haben ihren Vater durch einen tragischen Selbstmord verloren. Als die Mutter mit ihrem neuen Liebhaber nach Florida auswandert, sind beide auf sich alleine gestellt und verkraften diesen Schicksalsschlag auf unterschiedliche Weise. Während Chic zu einem bodenständigen Mann heranwächst, ist Buddy eher sprunghaft und "mogelt" sich durchs Leben. Nach der überstürzten Hochzeit von Chic und Diane sind beide alles andere als glücklich, aber ihr Sohn Lomax bindet sie aneinander. Zusätzlich fühlt sich Chic von Lijy angezogen...sie ist aber ausgerechnet die Frau seines Bruders Buddy... Man begleitet die Brüder und deren Frauen über mehrere Jahrzehnte und durch mehrere Schicksalsschläge. Meine Meinung: Aufgrund des bildhaften Schreibstils lässt sich das Buch sehr gut lesen, obwohl es inhaltlich eher schwach ist. Auf knapp 430 Seiten begleitet man die beiden etwas skurrilen Pärchen und trotzdem bleiben sie blass und merkwürdig emotionslos. Sie bewegen sich von einer (zwischenmenschlichen) Katastrophe zur nächsten und nehmen das alles sehr gelassen bin - beispielsweise die Schwangerschaft von Lijy und der damit verbundenen Bekenntnis von Chic (weshalb tut er das?). Obwohl man zu den Protagonisten keinen wirklichen Zugang finden kann, habe ich das Buch gerne und recht schnell gelesen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich die Protagonisten genauso durch das Leben wursteln, wie wir "Normalsterblichen" es tun. Diese Unaufgeregtheit ist in Zeiten von Telenovelas und Sensationsgier dann tatsächlich erfrischend. Fazit: Ein schöner, ruhiger und realitätsnaher Gesellschaftsroman. Ich vergebe 3,5 Sterne.

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