Buchhandlung Welsch
Von:
Hildegard Trant
aus 66424 Homburg/Saar
05.01.2014
Ein Krimi, besonders für Leute, die gerne lesen.
Dieser Roman liefert nicht nur gescheite Spannunng, sondern inpiriert auch dazu, die Literaturpreisvergabe der schwedischen Akademie auf ihre nachhaltige Richtigkeit abzuklopfen. Jedem Kapitel ist der Name eines Preisträgers, das Verleihungsjahr und die Begründung, warum die schwedische Akademie diesem Schriftsteller den Nobelpreis verliehen hat, vorangesetzt. Bevor man sich auf dieses Projekt einlässt, wird man aber die Geschichte zu Ende lesen, in der nach und nach Mitglieder der Akademie ermordet werden, die für die Auslobung des Nobelpreises für Literatur zuständig sind. Es gibt zwar jedes Jahr empörte Aufschreie, wenn wieder einmal der oder die Falsche gekürt worden sind. Aber muss man deshalb gleich morden? Wie abwegig ist das denn? Da läuft was total schräg. Einige der Morde werden mit einer altmodischen Waffe und Schwarzpulver begangen, andere Morde geschehen auf höchst moderne Weise mit Laser-Zielfernrohren gelenkten Kugeln oder durch das Gift der Pfeilgiftfrösche. Der Mörder ist ein vielseitig begabter, entschlossener Mensch, der alles von langer Hand geplant hat und seinen Fahndern immer mindestens zwei Schritte voraus ist. Das Ganze mutet ein bisschen wie Dan Brown an, ist aber für mich stimmiger, fundierter.
Das Drumherum der Geschichte gefällt mir auch. Da ist die interessante Ermittlerin Claudia Rodriguez, die mit männlichen Vorurteilen zu kämpfen hat und öfters ausgegrenzt wird. Auch in diesem Krimi habe ich nicht den Eindruck, das Schweden ein Hort der Gleichberechtigung ist. Aber Rodriguez kommt damit klar; sie ist tough, überraschend weitsichtig und fürchtet sich vor nichts und niemandem. Ihr zur Seite gesellt sich ein Ex-Liebhaber, der Antiquar Leo Dorfman, der sich wegen schlechter Geschäfte nicht einmal mehr ein Zimmer leisten kann und heimlich in seinem Laden campiert.
Der Roman beeindruckt durch viele originelle Ideen und Wendungen, er fängt die Frühsommerstimmung des Mai 2012 in Schweden anschaulich ein, nimmt aber auch mit in das Jahr 1912, dem Todesjahr von August Strindberg, dem die schwedische Akademie 1911 den Nobelpreis versagt hatte.
Ein spannendes Buch, das durch seinen Inhalt, den flüssigen und gescheiten Sprachstil überzeugt, und das bei aller Action immer noch gerade den Bogen zum Glaubhaften hält.