ZUR INFO: Ich hatte meiner Rezension eine ausführliche Triggerwarnung vorangesetzt. Mit dieser wurde diese von Amazon abgelehnt. Haben sie jetzt nochmals ohne eingereicht.
Das Buch/Der Autor:
„The Violence“, ein Roman der Schriftstellerin Delilah S. Dawson, erschien auf Deutsch im Februar 2023 im Heyne-Verlag. Die Übersetzung stammt von Maike Hallmann. Verfügbar sind das Paperback mit 688 Seiten zum Preis von 18,00 Euro, eine E-Book- und Hörbuchversion sowie eine Ausgabe mit Audio-CDs.
Die US-Amerikanerin Delilah S. Dawson, geboren am 21.10.1977, ist die Autorin mehrerer Jugendbuchserien, Comics und Star-Wars-Romane, die auf der New York Times-Bestsellerliste standen. In ihren Werken setzt sie sich immer wieder mit Themen wie Identität, Selbstwert, Geschlechterrollen und Diversität auseinander, wofür sie bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Sie lebt mit ihrer Familie in Georgia.
Wie es aussieht:
Über das minimalistisch gestaltete Cover bin ich erst auf das Buch aufmerksam geworden. Ich finde, man hätte das Titelbild kaum besser gestalten können. Es ist sehr prägnant, sticht aus der Masse hervor und sagt auch einfach alles Wesentliche über die Handlung aus. Die Signalfarbe Rot steht in diesem Zusammenhang für mich für Achtung, Vorsicht und ja – auch für viel Blut.
Worum es geht (Klappentext des Verlages):
Amerika in der nahen Zukunft. Nach außen hin führt die Familie Martin ein perfektes Leben, doch Investmentbanker David verprügelt seine Frau Chelsea regelmäßig bis zur Bewusstlosigkeit. Als sich ein mysteriöses Virus ausbreitet, das alle, die es infiziert, in einen exzessiven Gewaltrausch stürzt, sieht Chelsea ihre große Chance, sich und ihren beiden Töchtern ein neues Leben zu ermöglichen. Ein Leben in einer Welt, die sich am Ende radikal von unserer unterscheiden wird…
Wie es mir gefallen hat:
Dieses Buch ist eine Wucht, und damit meine ich eine Wucht im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist wuchtig, aggressiv, brutal, widerlich, angsteinflößend, grausam, optimistisch, feministisch, überraschend, faszinierend, unterhaltsam, gut geschrieben, alles ein einem! Der kurze Klappentext macht zwar Lust auf`s Lesen, wird „The Violence“ aber nicht ansatzweise gerecht. Das Buch startet mit einer solchen Energie, dass ich wirklich des Öfteren überlegt habe, ob ich weiterlese oder abbreche. Manche Szenen haben mich ein wenig verstört, richtig mitgenommen und ich konnte mich total in die schrecklichen Erlebnisse von Chelsea hineinversetzen. Das war für sich alleine schon schlimm genug, aber ich war mir auch nicht sicher, ob ich in der aktuellen Situation noch einen weiteren Virus, eine weitere Seuche, verkrafte. Corona nimmt mich nach wie vor sehr mit und steckt mir tief in den Knochen. Es lag auf jedem Fall am Erzählstil von Delilah S. Dawson, die wirklich flüssig und mitreißend schreibt. Auch ein Lob an die Übersetzerin, die wir ich finde gute Arbeit geleistet hat.
Nun gut, ich habe nicht nur weitergelesen, sondern die doch stattliche Seitenzahl an einem Samstag komplett durchgesuchtet. Das Spannungsniveau war so hoch, dass mein Freund und mein Haushalt leider hintenanstehen mussten.
Die Geschichte spielt in drei Handlungssträngen: Großmutter, Mutter, Enkelin. Am sympathischsten – wenn man hier davon sprechen kann – war mir Ella. Die Erlebnisse der drei Generationen, die sich als Frauen Seite um Seite immer mehr weiterentwickeln und zusehends stärker werden, sind detailliert herausgearbeitet und geschickt miteinander verwoben, die Probleme, die untereinander bestehen, gut dargestellt und analysiert. Zum Ende werden sie geschickt zu einem „schönen“ Finale zusammengefasst. Cliffhanger und überraschende Wendungen sind definitiv vorhanden und machen es einem, wie schon erwähnt, schwer, das Buch zur Seite zu legen.
Also, ich bin (eigentlich) voll des Lobes für dieses ungewöhnliche, außergewöhnliche Buch. Es hat mir richtig gut gefallen, bis auf einen Kritikpunkt. Ich hätte die Geschichte deutlich gestrafft. Sie ist an vielen Stellen meiner Meinung nach doch ziemlich langatmig, vor allem in dem Bereich, in dem Chel zu Florida Woman wird. Das war mir einfach too much!
Dafür ziehe ich einen Stern ab und vergebe immer noch sehr gute vier von fünf Sternen.
Das Buch ist für mich absolut lesenswert. Aber bitte Vorsicht walten lassen, wenn man sensitiv auf bestimmte Themen reagiert.