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Richard Wagamese

Das weite Herz des Landes

Roman

Taschenbuch
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Als der sechzehnjährige Franklin Starlight herbeigerufen wird, um seinen Vater Eldon, den er kaum kennt, zu besuchen, trifft er auf einen vom Alkohol gezeichneten, dem Tode geweihten Mann. Die beiden machen sich auf den Weg durch das raue Herzland British Columbias und auf die Suche nach einer letzten Ruhestätte, wo Eldon nach Art der indianischen Krieger beerdigt werden will.

Auf der Reise erzählt der Vater dem Sohn seine Lebensgeschichte, die Momente der Verzweiflung genauso wie die Tage der Hoffnung und des Glücks - und so entdeckt Franklin eine Welt, die er nicht kannte, eine Geschichte, die ihm fremd war, und ein Erbe, das er hüten kann.

Mit einem Nachwort von Katja Sarkowsky, Professorin für Amerikanistik an der Universität Augsburg.


ERSTMALS IM TASCHENBUCH
Aus dem Amerikanischen von Ingo Herzke
Originaltitel: Medicine Walk
Originalverlag: Blessing
Taschenbuch, Broschur, 288 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-453-42633-7
Erschienen am  10. August 2022
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

Rezensionen

Ein kaputtes Leben

Von: Barbara Busch

22.02.2022

Coronabedingt war Kanada unter dem Motto „Singular Plurality – Singulier Pluriel“ 2020 und 2021 Gastland der Frankfurter Buchmesse. Meine schönsten Entdeckungen in dieser Zeit waren "Die Unschuldigen" von Michael Crummey und "Das weite Herz des Landes" von Richard Wagamese (1955 - 2017), einem der wichtigsten indigenen Autoren Kanadas. Wie er in seiner Danksagung schreibt, wurde der Roman, der 2014 unter dem Originaltitel Medicine Walk erschien, „in langen Nächten der Selbsterforschung und Reflexion“ geboren. Der letzte Weg Franklin gehört den kanadischen First Nations an, wuchs aber bei einem alten weißen Farmer auf. Erst mit sieben Jahren erfährt er, wer sein leiblicher Vater ist: Eldon Starlight, Halb-Ojibwe, Wanderarbeiter, verwahrloster Alkoholiker ohne Halt und Bezug zu den eigenen Traditionen:  „Das Indianerzeug ist irgendwie hinten runtergefallen, weil wir so damit beschäftigt waren, in der anderen Welt den Kopf über Wasser zu halten.“ (S. 60) Während der fürsorgliche Alte den Jungen alles lehrt, was er für ein freies Leben mit und in der Natur braucht, enttäuscht ihn sein Vater bei jedem der sporadischen Zusammentreffen. Doch als Eldon Anfang der 1970er-Jahre den Tod nahen fühlt, bittet er seinen sechzehnjährigen Sohn, ihn zum Sterben auf einen 60 Kilometer entfernten Bergkamm zu begleiten und lockt ihn mit einem Versprechen: „Du sollst mich mit dem Gesicht nach Osten begraben“, sagte der Vater. „Im Sitzen, wie einen Krieger.“ „Du bist kein Krieger.“ […] Er wandte sich dem Jungen zu, schwankte ziemlich, stützte sich haltsuchend auf die Tischplatte und sah seinen Sohn aus halb geschlossenen Lidern an. „Früher schon“, sagte er. „Davon muss ich dir erzählen. Muss dir vieles erzählen.“ (S. 32/33) Mit dem sterbenden Vater auf dem Rücken seines Pferdes macht Franklin sich zu Fuß auf den Weg ins Hinterland von British Columbia. Eine atemberaubende Natur, Franklins Erinnerungen an seine Kindheit auf der Farm mit den immer ausgedehnteren Ausflügen alleine in die Wildnis sowie Eldons Erzählung bilden den Kern dieses sehr berührenden Romans, in dem eigentlich nicht viel passiert, der aber trotzdem von einer starken Spannung getragen wird. Eldons Geschichte ist voller Dramatik: Sein Vater fiel im Zweiten Weltkrieg, als Eldon dreizehn Jahre alt war, fortan musste er als Tagelöhner an wechselnden Orten schuften. Seine ungeplante Flucht weg von der Mutter und sein persönliches Trauma aus dem Koreakrieg versuchte er im Alkohol zu ertränken. Als unerwartet das Glück anklopfte, versagte er. Nicht nur Franklins anfängliche Wut auf den Vater schlägt während der abenteuerlichen Reise in Mitleid um, sondern auch meine. „Geschichten zu teilen heißt Dinge zu verändern“ (S. 228) Obwohl Eldon schon als Kind die Magie des Geschichtenerzählens erlebte, kann er selbst sich erst kurz vor seinem Tod dem Sohn öffnen: „Es lag immer eine Last auf ihm, als würde er Kornsäcke bergauf schleppen, aber er hat nie davon gesprochen.“ (S. 273) Anrührend, aber nie rührselig "Das weite Herz des Landes" ist eine äußerst bewegende, bild- und sprachmächtige Geschichte über die heilende Wirkung des Erzählens, über Zugehörigkeit und Traditionen, Familienbande und Fürsorge, Schuld und Vergebung, Rassismus und Naturverbundenheit. Mir hat dieses Kammerspiel mit den drei männlichen Protagonisten und den starken Dialogen ausnehmend gut gefallen. Es ist eines der Bücher, die mir nachhaltig im Gedächtnis bleiben.

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Sehr beeindruckend

Von: rena t. aus Wuppertal

17.02.2021

Ein ungeheuer faszinierendes Buch ! Anfangs läuft es langsam an. Es ist erst traurig, wenn der junge Frank seinen Vater trifft. Der trinkt zu viel. Aber warum ? Das weiss der heranwachsende Teenager nicht. Aber, er hat Fragen. Sein Vater scheint aber nie nüchtern genug, um ihm wirklich zuzuhören. Frank wächst bei einem anderen Mann auf. Der bringt ihm alles bei, was man in der Natur zum Überleben braucht. Auch ist seinem Ziehvater wichtig, dass Frank sich seiner Herkunft als Indianer bewusst ist. Ein Punkt, der dem Autor sehr wichtig ist, wie man lernt, liesst man dessen biografische Notizen. Denn er selbst ist indigener Herkunft, und ist nicht von seinem leiblichen Vater aufgezogen worden. Aber Frank aus diesem Roman hat Glück mit seinem Ziehvater: Er liebt ihn und zieht ihn auf, wie seinen eigenen Sohn, den er nicht hat. Warum das so ist, erfährt der Teenager, als der Vater ihn um den letzten Walk bittet. Eine sehr realistische Wanderung von Sohn und Vater beginnt. Und der Vater erzählt dem Sohn alles. Und endlich versteht dieser. Alkoholismus hat immer seine Gründe. Und es ist so gut wie immer eine Familien-Sache. Oft haben die Betroffenen nie gelernt, ihr Herz einem anderen auszuschütten, was das Leben leichter machen kann. Und es fehlt an wirklich offener Kommunikation in der Familie. Was viele Eltern aber oft selbst nicht gelernt haben. Richard Wagamese hat seine biologische Familie erst als 20 jähriger treffen können, und leider waren seine Pflegefamilien nicht so nett, wie der Ziehvater seiner Romanfigur Frank. Man spürt beim Lesen, dass der Autor selbst durch alle Höhen und Tiefen des Lebens gegangen ist. Aber, das Geschichten-Erzaehlen hat ihn gerettet. Er schrieb mehrere Bücher und bekam sogar die Ehrendoktorwürde. Super Buch ! Einfach lesen und abtauchen. 5 Sterne von mir !

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Vita

Richard Wagamese, geboren 1955 im Nordwesten Ontarios, gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern Kanadas und indigenen Stimmen der First Nations. Er veröffentlichte 15 Bücher, für die er vielfach ausgezeichnet wurde, u.a. mit dem Publikumspreis des Canada-Reads-Programms des staatlichen Rundfunks für den Roman "Der gefrorene Himmel", dessen von Clint Eastwood produzierte Verfilmung ebenfalls preisgekrönt wurde. Als Kind von seinen Eltern getrennt, aufgewachsen in Heimen und bei Pflegefamilien, die ihm eine Beziehung zu seinen indigenen Wurzeln verboten, wurde Wagamese erst im Alter von 23 Jahren wieder mit seiner Familie vereint. Er ließ sich in Kamloops, British Columbia, nieder, wo ihm später von der Thompson Rivers University die Ehrendoktorwürde verliehen wurde. Richard Wagamese verstarb im Jahr 2017.

Zum Autor

Ingo Herzke

Ingo Herzke, Jahrgang 1966, hat Klassische Philologie, Anglistik und Geschichte in Göttingen und Glasgow studiert. Seit 1999 lebt er mit seiner Familie in Hamburg und übersetzt neben Gary Shteyngart u. a. Alan Bennett, Nick Hornby, A. L. Kennedy, Kate de Goldi, Joshua Cohen und A. M. Homes.

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