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SPECIAL zu Sophie Andresky

"Die ideale Zeit für guten Sex!"

Sophie Andresky und Maria Fangerau im Interview

Maria Fangerau, 1965 in München geboren, lebt als freischaffende Autorin in der Nähe von Frankfurt und hat bereits mehrere Sachbücher und Ratgeber veröffentlicht, darunter "Intimzone", das erste Frauenkörpernutzungshandbuch. "Heiße Weihnacht" ist ein gemeinsames Buchprojekt von Sophie Andresky und Maria Fangerau. (Website: www.maria-fangerau.de).

Mit Ihrem erotischen Adventskalender vollbringen Sie eine Pioniertat. Endlich werden zwei auf ihre Weise sehr sinnliche Dinge unter einen Hut gebracht: Weihnachten, das Fest der Liebe, und Sex. Was lieben Sie an der Adventszeit – und warum ist sie so sexy?
Sophie Andresky: Der Dezember ist so ein sinnlicher Monat, überall riecht es so gut, die Geschäfte sind mit Gold und Kitsch dekoriert, man kann weiche dicke Stoffe tragen und sich abends vor das Kaminfeuer setzen. Es gibt Glühwein und Schokolade – und Menschen, von denen man das nie vermutet hätte, fangen plötzlich an zu backen. Außerdem finde ich die Adventszeit immer so emotional, ich überlege, wer mir etwas bedeutet und was ich demjenigen schenken könnte, ständig klingelt der Postbote und bringt kleine Überraschungen und Briefe. Und erst die Blumen! Es gibt doch kaum erotischere Blumen als die Amaryllis. Ich gerate da in einen völligen Kitsch-Rausch hinein.
Maria Fangerau: Ich kann nur zustimmen, die Weihnachtszeit reizt einfach all unsere Sinne. Wenn Sie sich darauf einlassen, dann merken Sie vielleicht, wie die Nasenschleimhäute beim Duft von Vanillekipferln sehnsüchtig vibrieren, das Auge sich an blinkendem Schmuckwerk labt und die groben Strickstulpen dezent an Ihrer erogenen Zone in den Kniekehlen reiben.

Wenn man sich so umschaut im vorweihnachtlichen Treiben, hat man allerdings den Eindruck, dass sich das Leben eher in routinierten, süßlich-sentimentalen Kitschkanälen
bewegt: Es wird gebacken, gegessen, gesungen, gespendet, alles bei Kerzenschein und Hallelujah, sogar die ungeliebte Tante wird zum Adventstee geladen, aber wann und wo soll denn da auch noch gevögelt werden ...?

Sophie Andresky: Nicht „auch noch“. Statt dessen! Weihnachten ist doch kein Boot-Camp, bei dem man all diese Dinge machen muss! Nur, was einem Spaß macht und Freude bringt. Statt sich das Genörgel der zickigen Tante anzuhören, verbringe ich lieber ein paar schöne Stunden knutschend in der Sauna mit jemandem, der das „Fest der Liebe“ auch verdient hat.
Maria Fangerau: Außerdem wird die Tante ja auch irgendwann einmal beduselt wieder ins Taxi gesetzt und die Kekse sind irgendwann im Ofen. Die Backzeit sollte ausreichen, um ebenfalls ein heiße Nummer zu schieben. Es muss ja nicht immer die langsame Genussvögelei sein. Auf die Vorzüge eines Quickie weisen wir ausdrücklich hin.

Für viele ist die Weihnachtszeit vor allem eine Zeit des hektischen Geschenke Besorgens. Was halten Sie von Geschenken – und welche empfehlen Sie zu kaufen?
Maria Fangerau: Geschenke sind etwas Wunderbares. Vor allem das Aufreißen macht Spaß! Am meisten gefallen mir Präsente, die man gemeinsam genießen kann: ein lustvolles Video, das man sich zusammen ansieht oder eine Leckerei, die man gemeinsam vernascht.
Sophie Andresky: Ich finde, dass Schenken von allen Weihnachtstraditionen am meisten Spaß macht und ich käme nie auf die Idee, darauf zu verzichten. Ich notiere mir das ganze Jahr über, wenn jemand einen Wunsch äußert, und ab Mitte November schaue ich dann nach und suche etwas aus. In meiner Wäscheschublade liegen ständig irgendwelche Sachen, die ich entdeckt und für eine Freundin oder jemand ganz besonderen vorgesehen habe. Ich kaufe alles ganz früh, packe es mit jeder Menge Glitzerfolie, Tüll, Sisalbänder usw. zu großen Praliné-artigen Päckchen ein und staple die auf meiner Wohnzimmeranrichte. So habe ich gleich meine Adventsdekoration und kann mich jeden Tag freuen, wie der Geschenkeberg wächst. Ich bin sowieso keine Frau, die gut Maßhalten kann oder will, und im Advent versuche ich das auch gar nicht erst.

Gibt es Adventstraditionen, die sich Ihrer Meinung nach besonders für eine erotische Umwidmung eignen? Plätzchen backen, Glühwein trinken, Schlitten fahren, Weihnachtsschmuck basteln ...?
Sophie Andresky: Mit dem richtigen Partner und der richtigen Stimmung sind die äußeren Koordinaten völlig egal, da ist alles lustvoll und heiß. Es braucht überhaupt nicht die Romantiksuite auf dem Kreuzfahrtschiff mit den Luxusdessous. Wenn man sich auf einander einlässt und Spaß miteinander hat, ist Sex auch auf dem ausgeleierten Sofa zuhause schön. Es mag aber schon sein, dass vor allem Frauen freundlicher gestimmt sind, wenn sie ein bisschen Zucker im Blut haben. Die meisten Frauen sind ja ständig auf Diät und hungern sich in irgendeine Jeans. Wenn man dann als Mann mit handgefertigten Pralines ankommt, hat man schon mal gute Karten.
Maria Fangerau: Ich finde auch, wenn man in erotischer Stimmung ist, kann jede Situation umgewidmet werden: Teigspritzer im Dekolletee oder Dirty Talk ins Ohr des Vordermanns beim Nachtrodeln. Was das Basteln von Weihnachtsschmuck angeht, ist es nicht ganz so einfach: Ob sich selbst gehämmerte Penisringe als Christbaumschmuck eignen, wird jeder anders entscheiden.

Was empfehlen Sie Ihren Lesern für den 6. Dezember? Sex mit dem Nikolaus oder mit Knecht Ruprecht?
Sophie Andresky: Statt dem quälenden „oder“ empfehle ich das fröhliche „sowohl als auch“! In jeder Frau steckt sowohl die Dame, die nächtliche Besucher stilvoll mit Champagner empfängt, als auch das kleine Mädchen, das übers Knie gelegt werden möchte und natürlich auch die kratzbürstige Amazone, die gern mal eine Rute in der Hand hat. Das ist alles in uns, wir müssen es nur rauslassen.
Maria Fangerau: Nikolaus oder Knecht Ruprecht? Kommt ganz auf die entsprechenden Modelle an, finde ich. Im Zweifel den beiden dabei zusehen.
Sophie Andresky: Und was ist überhaupt mit dem grünen Weihnachtselfen und seiner Zuckerstange? Und den goldgelockten Engelchen? Stehen die gar nicht zur Auswahl?

Für wen haben Sie Ihren Adventskalender geschrieben? Für Paare oder Singles, Männer oder Frauen ...? Und ist für Oma und Opa auch etwas dabei?
Maria Fangerau: Ich denke, jeder mit Spaß und Interesse an Sex wird sich angesprochen fühlen – ganz unabhängig von Personenstand oder Alter.
Sophie Andresky: Das tolle am Sex ist, dass er für alle da ist. Nicht nur für die jungen, schönen, liierten. Jeder hat das Recht auf Sexualität, Lust und Genuss. Und deshalb kommen in unserem Buch auch ganz verschiedene Menschen in ganz verschiedenen Situationen vor. Die fröhlichen Swinger genauso wie das alte Paar.

Wie funktioniert das mit Ihren praktischen Anleitungen, Frau Fangerau? Wir lesen erst eine heiße Geschichte über eine schöne Frau, die irren Sex mit einem blondgelockten Jüngling hat – und Sie liefern dann das Rezept, wie man sich diesen engelsgleichen Mann (oder die Frau) backen kann ...?
Maria Fangerau: Wenn das so einfach wäre ... Ich liefere Hintergrundwissen zu einem Thema der Geschichte, das auf unterhaltsame Art und Weise die Lust wecken soll, sich beispielsweise endlich einen anderen Vibrator zu kaufen oder neue Dinge auszuprobieren. Damit kann man sich zwar keine/n neue/n Partner/in backen, aber vielleicht dennoch etwas am Sexspiel verändern.
Sophie Andresky: Und dass wir beide uns auch nicht immer einig sind und ein Thema manchmal ganz unterschiedlich angehen, zeigt ja auch, dass es keine Sex-Rezepte geben kann, die für alle gültig sind. Jeder muss eben sein persönliches Glockenläuten finden.

Wie ist es denn im Dezember um unsere körperliche Empfänglichkeit für Sex bestellt? Sind wir durch das wenige Tageslicht, die zunehmende Kälte und schwereres, süßeres Essen gebremst in unseren Aktivitäten? Eher fällig für den Winterschlaf als fit für Sex?
Maria Fangerau: Ach nein, die ganze Atmosphäre ist doch allein schon kuschelig. Denkt man dann noch an all die leckeren Aphrodisiaka, die plötzlich überall auftauchen, von Zimt und Vanille über getrocknete Feigen bis hin zur Schokolade und dem roten Glühwein, dann wird klar, dass es die ideale Zeit für guten Sex ist.