Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

SPECIAL zu Sophie Andresky

Sophie Andresky vs. Jens Westerbeck

Ein Aufeinandertreffen der besonderen Art. In der linken Ecke die amtierende deutsche Meisterin in der Kategorie »Porno für Frauen« (wobei die nachweislich auch von Männern gelesen werden): Sophie Andresky, Bestsellerautorin von u. a. »Vögelfrei«. In der rechten Ecke der Herausforderer Jens Westerbeck, seines Zeichens ehemaliger Luxus-Yacht-Broker und Autor des skandalumwitterten Romans »Boatpeople«, der in den Medien bereits hohe Wellen geschlagen hat. Der Kampf ging über 6 Runden, am Ende stand ein klares Unentschieden.
Sophie Andresky:
In deinem Buch wimmelt es ja vor Potenztipps, wie ist das bei Boatpeople? Je mehr PS die Yacht hat, desto weniger hat der Schwanz?
Und wie stelle ich mir das vor, einen Bootbroker im Bett zu haben? Enterst du die Matratze mit einem Spruch wie »der Mast steht« oder »Fellatio voraus!«?Und wieso musste ich beim Lesen dauernd an Käpt‘n Iglo und seine Fischstäbchen denken?

Jens Westerbeck:
Hahaha – sehr gut. Aber das ausgerechnet von einer Autorin, bei deren Lektüre ich eine Zewa-Rolle neben dem Buch liegen hatte. Also, es gab für meine Kunden keinen Grund, ein Boot zu kaufen: Die Kontinente sind weitestgehend entdeckt, und somit ist es tatsächlich so, dass eine Yacht eine reine Schwanzverlängerung ist. Dumm nur, dass der Schwanz meistens 50 Jahre alt werden muss, um sich ein 5 Mio. Boot leisten zu können, und dann entsprechend getunt werden muss, um 300 Gramm Silikon je Brust glücklich zu machen. Ich kannte mich mit Potenz steigernden Tipps wirklich besser aus als mit den Yachten selbst. Oder wie ein Kunde einmal sagte: »Westerbeck, Sie haben mir so einen Dosenöffner verkauft, bitte kümmern Sie sich jetzt auch um das Werkzeug!« Ich selber war übrigens immer brav und freue mich auf meine Silberhochzeit im Jahr 2024. Meine Romanfigur ist 110% fiktiv.

Gegenfrage: Du legst in deinen Büchern sehr viel Wert auf realistische Orte – Swingerclubs, Sprengstoffbunker und ein arabisches Bad in Barcelona. Wie muss ich mir dein Leben vorstellen? Kannst du überhaupt eine Kirche besuchen, ohne daran zu denken, dass man auf dem Altar auch gut vögeln könnte?

Sophie Andresky:
In Kirchen bin ich sehr selten. Ich befürchte immer, dass mich da der Blitz trifft. Ich bin ja eine ausgetretene Katholikin und wäre vor ein paar Jahrhunderten wahrscheinlich verbrannt worden. Dabei gibt es für eine Erotikautorin gerade in katholischen Kirchen viel zu sehen, z. B. den heiligen Sebastian, der, nackt an einen Pfahl gefesselt, von Pfeilen durchbohrt wird. Das ist doch der reinste S/M.
Was hat es eigentlich mit deiner Vorliebe für Lesben auf sich, die sind ja alle sehr entgegenkommend, deinem Helden in den Schritt zu greifen, ihn küssen zu wollen oder nackt auf seinem Schoß zu sitzen. Träumst du heimlich davon, mal eine Lesbe »umzudrehen«?

Jens Westerbeck:
Was die Lesben betrifft, hast du mich erwischt. Große Versicherungsgruppen beschäftigen sogenannte »Stornodreher«. Die holen mit viel Überzeugungskraft Kunden wieder in bereits gekündigte Verträge zurück. Ich würde gerne als »Lesbendreher« meinen Platz in der Gesellschaft finden.
Wie ist es bei dir überhaupt dazu gekommen, dass du Schriftstellerin und Autorin bist?

Sophie Andresky:
Warum ich Pornoautorin geworden bin? Zuerst war es eine reine Lust-Beschaffungsmaßnahme. Als ich entdeckt habe, dass ich Verbalerotikerin bin, habe ich alles gelesen, was es damals gab, und das war erstens nicht viel und teilte sich zweitens in fantasielose Wichsvorlagen für Männer und in ebensolche für Feministinnen auf. Bei den emanzipatorischen Texten wurde viel diskutiert, masturbiert und auch gern mal menstruiert – nur lustvoll gevögelt wurde selten. Und Humor hatte das alles nicht. Ich finde aber ganz viel, das mit Paarungstanz und Vollzug zu tun hat, einfach nur komisch. Ein Mann, der im Bett nicht lachen kann, ist für mich nicht interessant. Lustige und lustvolle Hardcore-Erotik aus weiblicher Perspektive gab es also nicht, und ich fühlte mich berufen, in diese Marktlücke zu stoßen.
Und bei dir? Dass man Yachtbroker wird, verstehe ich ja gut, aber Autor? Was reizt dich daran? Fehlen dir nicht der Champagner, die Schokoladenbrunnen und die Frauen ohne Höschen?

Jens Westerbeck:
Ich vermisse am Yachtbrokersein gar nichts, denn die Frauen ohne Höschen begegnen einem als Schriftsteller noch häufiger. Darüber hinaus reizt mich an meiner Tätigkeit als Autor, dass ich Geschichten erfinden kann. Klar habe ich in meinem Debüt einen Yachtbroker als Protagonisten gewählt, weil mir der Einstieg in meinen neuen Beruf damit leichter gefallen ist. Mein nächstes Buch hat damit schon nichts mehr zu tun. Als Kind habe ich nächtelang den beleuchteten Globus meines Opas mit glänzenden Augen studiert. In meiner Fantasie war ich bestimmt schon tausendmal in Indien. Das geht teilweise so weit, dass ich nach einer durchträumten Nacht morgens in meinen Reisepass gucke, ob ich nicht doch wirklich da war. Und diese Träume schreibe ich jetzt auf.