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Rezensionen zu
Wo die Geister tanzen

Joana Osman

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€ 24,00 [D] inkl. MwSt. | € 24,70 [A] | CHF 33,50* (* empf. VK-Preis)

Der Roman ist so aktuell, er beleuchtet als palästinensische Stimme der Autorin die Geschichte des Nahostkonflikts und seine Folgen auf persönlicher Ebene. Der Schreibstil lässt das ganze nicht langweilig wirken, er ist sehr persönlich und emotional aufgeladen. Ich konnte mich sehr gut in die Situationen hineinversetzen. Auf den 224 Seiten begleiten wir eine vertriebene Familie, die nie anerkannt wird und versuchen muss über die Ruden zu kommen, ihren einstigen Erfolg mit dem Kino ist durch den Krieg verloren gegangen. Dabei waren sie so glücklich… Ich habe jede einzelne Seite genossen, es ist dabei definitiv kein Buch für zwischendurch. Man braucht zwar etwas Zeit wird aber definitiv belohnt, die Geschichte berührt einen zu tiefst.

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“Wo die Geister tanzen” von Joana Osman ist ein Roman, der eigentlich an niemandem spurlos vorbeigehen sollte. Die Autorin und Dozentin erzählt darin über drei Generationen hinweg die Geschichte ihres palästinensischen Vaters. Eine rastlose Reise auf der Suche nach der Möglichkeit zu Wurzeln, dem Ankommen und der Tatsache, dass Traumata über Gene weitergegeben werden. Der emotionale Schaden und die Trauer, aber auch die Verbundenheit tragen sich über Generationen weiter, beeinflussen die nachfolgenden Generationen. Der Roman kann also Wunden aufreißen, aber vor allem für Verständnis sorgen und dafür sensibilisieren, dass Krieg nicht nur mittelbar und kurzfristig schadet und wie wichtig Heimat ist, wo immer das sein mag. Keine Chance zu ankern Joana Osman macht von Anfang an klar, dass “Wo die Geister tanzen” fiktional ist, sie hangelt sich an den wenigen Informationen, die sie über die Kindheit des Vaters hat und füllt die Lücken mit Fantasie auf. Wir steigen in die Geschichte ihrer Großeltern ein, als Sabiha und Ahmed sich in Jaffa kennenlernen, die Liebe zum Kino miteinander teilen. Der arabisch-israelische Krieg beendet mit einem Schlag alles, vertreibt die beiden mit ihren Söhnen und schickt sie auf eine lange Reise über die Türkei in den Libanon. Ganz gleich wo die Familie strandet, sie lebt in großer Armut und wird niemals anerkannt. Eine echte Chance, zu ankern, gibt es für sie nicht. Stattdessen geht es immer nur um das Überleben und ums Weitermachen, denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Abgesehen von den kargen Verhältnissen, in denen die Familie ausharrt, werden sie auch von Schicksalsschlägen nicht verschont. Der Tod klopft mehr als einmal an ihre Tür, hinterlässt immer mehr Traumata und unausgesprochene Ängste. Es herrscht viel Stille innerhalb der Familie, man findet keine Worte für die Frage nach dem Warum. Ohne Licht kein Schatten Joana Osman ist sich bewusst, in welcher privilegierten Lage sie “Wo die Geister tanzen” verfasst und wie belanglos eine noch so gut gemeinte Phrase zum Thema Krieg doch am Ende ist, wenn man ihn nie erlebt hat und lediglich die Nachwehen am eigenen Körper spürt. Dabei bezieht sie den Nahostkonflikt mit ein und das ohnmächtige Gefühl, wenn man aus Wohlstanddeutschland im Kriegsgebiet anruft und mit einem Klick wieder in einer sicheren Realität ist, während die andere Person sich in größter Not befindet. Die Geschichte ihres Vaters Mohammed erzählt sie nicht ausschließlich mit der Betonung der dunklen Seiten, die Grenzen zwischen fröhlich und traurig verschwimmen sowieso in Extremsituationen, wahrscheinlich aus purem Überlebenswillen. So kann man über “Wo die Geister tanzen” tatsächlich auch schmunzeln, erfährt von schönen Begegnungen und helfenden Händen. Joana Osman vermittelt den Leserinnen und Lesern gerade dadurch die Tragweite auf leise Art von Kriegen und eine vage Ahnung davon, wie es sich anfühlt, auf der Flucht zu sein.

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Flucht, Trauma, Überleben. Zugleich aber auch Leben, Hoffnung und Weitblick für Familie. Joana Osman ist eine spannende Frau mit interessanten Wurzeln. Ihr Vater kam zum Studieren nach Deutschland und lernte ihre deutsche Mutter kennen, aufgewachsen ist sie in Bayern. Immer interessiert am qualitativen und positiven Austausch und Friedensunterstützerin. Mitbegründerin von ‚The Peace Factory‘. Nun ist in 2023 ihr zweiter Roman erschienen „Wo die Geister tanzen“. Aktueller könnte ein Roman nicht sein, beleuchtet er doch als palästinensische Stimme die Historie des Nahostkonflikts auf persönlicher Ebene. Denn sie schreibt autofiktional über die Geschichte ihrer Großeltern, die 1948 Jaffa verlassen mussten. Vorher ein schönes Leben als Kinobetreiber, war das (sehr unterschiedlich alte) Paar glücklich in Jaffa. Das Gebiet wurde britisches Mandatsgebiet und nun waren 70.000 palästinensische Araber auf der Flucht. Sabiha und Ahmed Osman flohen in den Libanon und dann in die Türkei. Sie bekamen 7 Söhne miteinander, die in prekären Umständen zeitweilig lebten. Alles verloren und immer wieder aufrappeln. Alltäglich und doch dramatisch. Eine harte Lebensgeschichte, die nur so strotzt vor Dramatik und hier hat Joana Osman aus meiner Sicht viel Gutes getan, indem sie dem Roman ein wenig Leichtigkeit, saloppe Sprache und Alltägliches im Absurden verpasst hat. Das schattiert und hilft beim Verdauen. Wie auch wir alle im Leben schreckliches kennen, aber es nicht immer nur eine einzige Schattierung des Lebens ist, die uns begleitet. Toll geschrieben, hat Joana Osman hier gutes tolles Buch geschrieben, dass nicht nur ihre spannende Familienhistorie fiktional aufarbeitet. Auch hat sie uns mit einer palästinensischen Stimme beglückt und das Spektrum der Geschichten um einen weiteren Mosaikstein bereichert.

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Joana Osman, Tochter eines Palästinensers und einer Deutschen, begibt sich mit diesem halb fiktionalen Roman auf die Spuren ihrer Großeltern väterlicherseits. Anhand von alten Tagebuchaufzeichnungen und den Erzählungen der weit verstreuten Familie imaginiert sie, wie es hätte sein können. Die Großeltern Sabiha und Ahmed Osman sind in Jaffa zu Hause, sie haben ein kleines Kino und eine große Familie, und auch mit den neu angekommenen jüdischen Nachbarn verstehen sie sich gut, obwohl sie keine gemeinsame Sprache haben. Doch mit der Gründung Israels und dem darauffolgenden Krieg ändert sich alles, die Familie muss fliehen, erst in den Libanon und später in die Türkei. „Flohen sie, wurden sie vertrieben, oder gingen sie freiwillig? Die Antwort darauf ist so bedeutsam wie komplex, denn von genau dieser Antwort hängt nahezu jeder Friedensplan, der je erdacht wurde, ab. (…) Fragen Sie meine Familie, so ist die Antwort eindeutig, aber sie wird meist nicht mit Worten gegeben, sondern mit Tränen.“ Joana Osman beschreibt das Leben im Exil, die Armut und das Nichtankommen, das Heimweh und die Suche nach Wurzeln. Sie bleibt dicht bei ihren Figuren und erzählt in einem lockeren und humorvollen Ton von deren Schicksal. Dabei schafft sie es, in einem versöhnlichen Ton über die Erfahrungen der einzelnen Familienmitglieder zu schreiben, ohne deren Leid zu relativieren. Das Buch erschien Ende August des vergangenen Jahres und wurde dann von den schrecklichen Ereignissen in Israel und Gaza eingeholt. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob mir der Ton angesichts des immer noch andauernden Kriegs nicht zu leicht sein würde, doch diese Befürchtung hat sich nicht bestätigt. Ganz im Gegenteil, gerade jetzt ist es wichtig, Stimmen zuzuhören, die ein Miteinander für möglich halten und den Hass nicht noch weiter befeuern. Trotzdem wird sehr deutlich, welche Auswirkungen das Trauma des Heimatverlusts auch auf nachfolgende Generationen hat und wie wichtig es ist, irgendwo ankommen zu dürfen. Einen Pass zu besitzen war für Joanas Familie ein wichtiges Ziel, und lange Zeit wurde ihnen das verwehrt. Ihr Vater bekam ein Stipendium für ein Studium in Deutschland und heiratete dort ihre Mutter. Für seine Brüder im Libanon war die Situation ungleich schwieriger, da palästinensische Flüchtlinge dort weder Anspruch auf die Staatsangehörigkeit noch auf eine freie Berufswahl haben. Doch auch hierzulande wird die Flüchtlingspolitik immer restriktiver und rechte Gruppierungen wünschen sich Massendeportationen. Dieses Buch bietet einen persönlichen Blick auf die eigene Familiengeschichte, es ersetzt weder eine Auseinandersetzung mit den Hintergründen des Konflikts noch bietet es eine Lösung für den Krieg in Nahost. Das Schicksal der Familie Osman steht aber exemplarisch für viele vergleichbare Fluchtgeschichten und macht deutlich, wie wichtig es ist, sich für sie einzusetzen.

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„Wo die Geister tanzen“ ist ein bewegender Roman der in der Nähe von München lebenden Autorin Joana Osman. Bei dem Roman handelt es sich um eine Mischung aus Fiktion und dem Leben der Autorin und ihren Angehörigen. Sie selbst ist in Bayern als Tochter eines palästinensischen Vaters und einer deutschen Mutter aufgewachsen und in ihrem Buch greift sie ihre Familiengeschichte über drei Generationen hinweg auf. Zunächst erläutert sie kurz, wie es zu diesem Roman kam, bevor sie um 70 Jahre in die Vergangenheit zu ihren Großeltern väterlicherseits zurückkehrt. Diese wurden 1948 durch den arabisch-israelischen Krieg aus ihrer Heimat Palästina vertrieben. Ihre Flucht geht zunächst in den Libanon, wo ihnen wenig Perspektiven geboten wurden und dann in die Türkei. Aber sie sind staatenlos, kommen nicht zur Ruhe und das Leben auf der Flucht ist ein stetiger Kampf auf der Suche nach Hoffnung, Ruhe und Glück. Obwohl Joana Osman tragische Ereignisse, Elend und Krieg schildert, gibt es auch viele positive Momente, in denen der Familienzusammenhalt und Hoffnung zu spüren sind. In diesem Roman wird eine Seite der flüchtenden Palästinenser geschildert, über die ich bisher nur wenig gewusst habe. Es ist ein tragisches Stück Zeitgeschichte, dass die Autorin hier eng mit ihrer eigenen Familiengeschichte verknüpft und in die damaligen politischen Ereignissen einbettet. Dabei deckt sie die volle Bandbreite der Themen eines Lebens im Krieg ab. So geht es um Familie, Flucht, Heimat, Verbundenheit, Identität, Krieg, Frieden und vieles mehr. Der Schreibstil der Autorin ist kraftvoll, tragisch, mit Witz, mitreißend und stellenweise auch poetisch. Durch eine Karte zu Beginn des Buches, habe ich eine gute räumliche Vorstellung der Ereignisse bekommen. Mit ihrem Epilog rundet Joana Osman ihren Roman gelungen ab. Es ist ein lesenswertes Buch über eine palästinensische Familie, das stellvertretend für viele Schicksale steht und dessen Titel kaum treffender hätte gewählt werden können. Von mir gibt es eine klare Empfehlung für Leser, die sich für Schicksale und die Hintergründe des Nahostkonflikts interessieren.

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„Aber die Dinge, die man unter den Teppich kehrt, haben es so an sich, irgendwann wieder hervorzukriechen, und niemand weiß das besser als die Menschen im Nahen Osten.“ ---- INHALT: Über drei Generationen hinweg schreibt Joana Osman die Geschichte ihrer Familie nieder. In einer Mischung aus realen Ereignissen und Fiktion erzählt sie, wie ihre Großeltern mit ihren Kindern beim ersten arabisch-israelischen Krieg 1948 das britische Mandatsgebiet Palästina verlassen müssen. Mit der Gründung Israels werden 700.000 Palästinenser aus ihrer Heimat vertrieben (je nach Quelle gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, ob es sich um eine gewaltsame Vertreibung oder ein freiwilliges Verlassen handelte - für Joanas Familie war es Ersteres) und verlieren dabei ihr Hab und Gut. Die Familie flieht in den Libanon und in die Türkei. Doch sie bleiben Flüchtlinge und werden von keinem Staat mehr anerkannt. Sie haben nicht viel, kämpfen ständig ums Überleben und trauern um die Verstorbenen ... Als Tochter eines palästinensischen Vaters und einer deutschen Mutter ist Joana in einem bayerischen Dorf aufgewachsen, wo sie sich zu Hause fühlt. Doch auch in Beirut, Tel Aviv und Jerusalem überkommt sie ein Gefühl der Heimat, auch wenn sie dort nicht dauerhaft leben möchte. „Vielleicht, weil meine Vorfahren ihre Heimat so oft und so gewaltsam verlassen mussten, sehne ich mich umso stärker danach, meine Wurzeln tief in die Erde zu strecken und mich festzukrallen in der einzigen Heimat, die ich habe (…).“ Joana, die Amerikanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte studiert hat, begibt sich in Israel auf Spurensuche: Was ist damals eigentlich geschichtlich und persönlich mit ihrer Familie geschehen? „Es ist ein wahrlich merkwürdiges Gefühl, Heimweh nach einem Land zu haben, in dem man nie zu Hause war, und noch merkwürdiger ist es, nach einem Zuhause zu suchen, das längst nicht mehr existiert.“ Joana findet in Israel Freunde und setzt sich schließlich für eine friedvolle Zukunft ein. „Da sitzen wir jetzt, und du bist, was du bist, und ich bin, was ich bin. Und all das spielt überhaupt keine Rolle. Wir sind Frauen, das verbindet uns. Und Künstlerinnen. Und Freundinnen. Das ist Frieden. Ist es nicht so? Es ist so. Und trotzdem herrscht Krieg.“ ---- MEINUNG: Für mich war es höchste Zeit, mal wieder ein Buch zu lesen, welches sich mit der Geschichte von Palästina und Israel beschäftigt, womit ich mich bisher viel zu wenig auseinandergesetzt habe. Das Buch nimmt dabei vor allem die 1950er und 1960er in den Fokus, nachdem der Staat Israel gegründet wurde und Joanas palästinensischen Großeltern die Flucht antreten mussten. Vorher war mir nicht bewusst, wie viele Palästinenser damals vertrieben wurden (oder je nach Quelle, freiwillig gegangen sind) und wie schnell Menschen für staatenlos erklärt werden konnten. Gut zum Ausdruck kam für mich außerdem, wie sich die Familie von Joanas Großeltern als Flüchtlinge immer wieder durch das Leben kämpfen musste. Zum Beispiel durften sie als Palästinenser im Libanon bestimmte Berufe nicht ausüben, keine staatlichen Schulen besuchen, keinen Grundbesitz erwerben und verdienten automatisch weniger als andere. Unglaublich, wie oft sie umziehen mussten! Während des Lesens habe ich immer wieder einiges zu den historischen Begebenheiten gegoogelt, um mehr zu erfahren. Wenn ein Buch dies bei mir auslöst, ist das meistens ein gutes Zeichen – so auch hier. Für den Anfang fand ich das Buch ganz gut geeignet, um einen Eindruck von damaligen Ereignissen zu bekommen. Natürlich muss man beachten, dass das Buch vor allem die Seite der Palästinenser beleuchtet. Ich denke, hier sollte man sich unterschiedliche Sichtweisen anschauen. Wobei Joana auch israelische Freunde hat und dadurch auch diesen Blickwinkel ein Stück weit im Auge hat. Letztendlich spricht sie sich aber klar für den Frieden aller aus, auch wenn sie betont, dass diese Vorstellung wohl eher einer Utopie gleicht. Eindrücklich fand ich u. a., wie Joana ihre Schuldgefühle schildert, als sie mitbekommt, dass ihre Verwandten und Freunde sich mitten im Kriegsgeschehen befinden, während sie selbst in großer Entfernung zu Hause in Sicherheit ist. Das muss man vermutlich selbst erleben, um es richtig nachempfinden zu können. Ich stelle es mir jedenfalls unglaublich schwierig und bedrückend vor. Die Schilderungen von Kindern sowie deren Gedanken und Handeln wirkten auf mich altersentsprechend und sehr authentisch (da bin ich recht sensibel). Ihre Perspektiven machten die Geschichte immer wieder sehr emotional. Von Anfang an hat mir die schöne Sprache der Autorin gut gefallen. Dass sie wörtliche Rede nicht mit Anführungszeichen kennzeichnet, hat mich hier nicht gestört. Zu Beginn ist mir die Handlung etwas zu schnell hin- und hergesprungen, was etwas zu viel Spannung herausgenommen hat. Doch schon bald wirkt alles viel strukturierter, trotz Perspektiven- und Zeitenwechsel. Der Klappentext lässt vermuten, dass es in dem Buch auch witzig zugeht. Diesen Eindruck kann ich leider nicht bestätigen. Tatsächlich würde ich das Buch eher als bedrückend einordnen, wenn auch durch den Gegenwartsstrang als nicht als zu belastend. ---- FAZIT: Insgesamt handelt es sich hierbei um eine eindrucksvolle Familiengeschichte über drei Generationen, die sich besonders auf die 50er und 60er Jahre nach der Gründung Israels fokussiert und sich mit der langen Flucht der palästinensischen Familie von Israel in den Libanon und die Türkei auseinandersetzt. Die Ereignisse werden dabei familiär bedingt eher aus palästinensischer Sicht geschildert. Interessant & lesenswert auch bzgl. der historischen Begebenheiten. 4,5-5/5 Sterne!

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Dieses Buch hat mich sehr schnell in seinen Bann gezogen. Zum Einen wegen des derzeit herrschenden Krieges zwischen Israelis und Palästinensern. Über die früheren Israeliten ist uns vieles aus der Bibel bekannt, die Israelis von heute ticken natürlich ganz anders. Aber über die Palästinenser weiß man meist nur recht wenig. Auch wenn dieses Buch sich nicht immer an knallharte Fakten hält, erscheint es mir doch gleichzeitig so viel ehrlicher. Eine Frau mit palästinensischen Wurzel begibt sich auf die Suche ihrer Familiengeschichte. Dass sie bei manchen Geschichten auch mal ihre Fantasie benutzt, erscheint mir ein bisschen wie Algebra. Dort, wo man nicht weiterkommt, muss man eben erst mal mit einer Unbekannten weitermachen. Was ganz wunderbar an diesem Buch ist, dass Joana Osman nicht verurteilt, sondern versucht zu verstehen. Beide Seiten. Mit wenigen Worten drückt sie das aus. Zum Beispiel, als sie über die Juden schreibt, die während und nach dem 2. Weltkrieg nach Israel gingen: "Wo sollten sie auch sonst hingehen?" Ein Buch, das in die Herzen des palästinensischen Volkes blicken lässt, ohne etwas zu beschönigen. Bei der Beschreibung, wie es schon ihren Großeltern und Urgroßeltern auf der Flucht ergangen ist, musste ich weinen. Dabei wird Osman aber nie kitschig. Ein ganz wunderbares Buch, das wenig über die Entscheidungen der Politiker schreibt, aber viel über die Menschen. Ich musste dabei auch an die Menschen im Kosovo denken, die vor einiger Zeit noch ganz friedlich nebeneinander lebt: Albaner, Roma, Serben und Bosnier. Menschen, die Nachbarn waren und lange friedlich nebeneinander lebten. So habe ich das bei einem Besuch Anfang der 1990er Jahre erlebt. Doch dann machte die Politik sie zu Feinden.

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Sabiha und Ahmed sind fest verwurzelt in ihrer Heimatstadt Jaffa. Hier eröffnen sie ein eigenes Kino, um in der letzten Reihe bei Filmen mit Shirley Temple zu weinen, und ziehen ihre Söhne groß. Doch 1948, mit dem ersten arabisch-israelischen Krieg und schließlich der Gründung Israels, beginnt für die Familie eine Odyssee. Sie fliehen in den Libanon und weiter in die Türkei, stets auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Sie leben in Abbruchhäusern und werden von keinem Staat anerkannt. Sie trauern um die Verstorbenen und verlieren doch nie die Lust am Leben und erst recht nicht ihren Humor. Siebzig Jahre später begibt sich Joana Osman in Israel auf Spurensuche. Wer waren ihre Großeltern, die ihren Vater auf der Flucht großzogen? Was war das für eine Reise, die auch ihr eigenes Aufwachsen so stark und doch so unsichtbar geprägt hat. „Wo die Geister tanzen“ ist ein autofiktionaler Roman von Joana Osman. Als die Briten sich 1948 das israelisch-palästinensische Gebiet verlassen bricht der 1. Krieg zwischen Israel und Palästina aus. Viele Palästinenser werden vertrieben und Israel ruft einen eigenen Staat aus. Dabei sind auch die Großeltern der Autorin Joana Osman. Sabiha und Ahmed, die in Jaffa ein Kino betreiben müssen flüchten. Erst nach Beirut und dann in die Türkei. Dich nirgendwo finden sie ein zuhause. Begleitet werden viele der Palästinensischen Familien die auf der Flucht sind von ihren verstorben Familienangehörigen, die ihnen wie Geiser folgen. 70 Jahre später fängt Joana Osman an den Spuren ihrer Großeltern zu folgen. Sie will mehr über ihre Familie und deren grausiges Schicksal erfahren. Joana Osman erzählt die Geschichte in der Ich-Perspektive. Sie erzählt die erschütternde Geschichte ihrer Großeltern und von ihrem Vater der auf der Flucht noch ein Kind war. Aber auch von einem großen Überlebenswille ihrer Großeltern. So dramatisch und traurig das Thema ist, so lockert die Autorin mit ihrem Humor doch immer wieder die Geschichte auf. Dafür hat sie meine Bewunderung. Die Worte die Joana Osman benutzt sind manchmal schon poetisch. Nach wenigen Seiten wurde ich wie durch einen Sog in die Geschichte hineingezogen und konnte mich nicht davon lösen. Als ich die Buchdeckel zugeklappt habe musste ich erst einmal verschnaufen und die Geschichte setzten lassen. „Wo die Geister tanzen“ ist eine Geschichte die mich sehr berührt hat.

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