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Rezensionen zu
Im Morgen wächst ein Birnbaum

Fikri Anıl Altıntaş

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€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

IM MORGEN WÄCHST EIN BIRNBAUM Fikri Anil Altıntaş Anil wächst als Sohn türkischer Einwanderer in Deutschland auf. Er wurde hier geboren und wenn er auch als kleiner Junge immer wieder das Gefühl hatte, wie sein Vater - sein Vorbild - werden zu wollen, so lässt dieser Wunsch während des heranwachsens mehr und mehr nach. Er kann sich mit dem patriarchalischen Führungsstil des Vaters nicht identifizieren. „Meine Mutter entschied, was es bei uns zu essen gab. Mein Vater, ob es schmeckte. Ich wehrte mich dagegen. Er fegte den Teller vom Tisch. Der Reis verteilte sich auf den Teppich in der Küche.“ (S. 100) Zu festgefahren sind ihm die türkisch-moslemischen Männer, Traditionen und Regeln. Er hat Träume, Hoffnungen und Sehnsüchte, die aber nicht immer mit denen seines Vaters konform sind. Er schlägt einen anderen Weg ein, wobei es ihm wichtig bleibt, dass sein Vater stolz auf ihn ist. Es sind Geschichten aus Anils Leben. Auch Geschichten über Diskriminierung und Rassismus, wie sie noch ausgeprägter und typischer in den 90er-Jahren in Deutschland waren, wobei die Vater-Sohn-Beziehung stets im Mittelpunkt steht. Eine ehrliche autobiografische Geschichte von einem jungen Mann, der so gerne angepasst sein wollte. Ein schmales Buch in einer zu Beginn holprigen, später sehr schönen literarischen Sprache, welches ich nicht in einem Rutsch lesen konnte - zu oft hüpfte der Autor vor und zurück (ich mag wohl doch die chronologischen Geschichten). Dennoch konnte mich das Buch an einigen Stellen berühren. Ein gutes Debüt, dem ich eine große Leserschaft wünsche. 3½/ 5

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»Mein Vater sagte nur, du kannst dir deine Freunde oder deine Frau aussuchen, aber nie deine Familie.« (S.146) In seinem autobiografischen Buch »Im Morgen wächst ein Birnbaum« 🍐 begibt sich der Autor Fikri Anıl Altıntaş auf Spurensuche und analysiert, wie komplex Männlichkeit ist. Er setzt sich intensiv mit sich, seiner Identität, Familie, Vorbildern, seinem Vater und der gemeinsamen Vater-Sohn-Beziehung (es gibt einen Brief an seine Anne, in dem er genau darauf eingeht) auseinander. Dabei hinterfragt er tradierte Männlichkeitsvorstellungen und -Erwartungen und gibt u.a. Einblicke in seine Kindheit und Jugendzeit, in erlebten Rassismus, in das Familienleben und, wie es sich anfühlt, wenn man als Kind um die Sorgen und Einsamkeit der eigenen Eltern erlebt. »Ich möchte nicht mehr so sein wie er, und das ist auch gar nicht mehr schlimm. Denn auf Distanz zu gehen, das heißt auch anzuerkennen, dass wir auf unterschiedlichen Wegen jeder unser Glück finden. Und die Freude darüber gemeinsam teilen.« (S.169) Es sind sehr zentrale Fragen, die der Autor für sich selbst erforscht: Wie werden wir, wer wir sind? Was prägt uns? Woran orientieren wir uns? Was gibt uns Halt? 🍐 Mit einer unglaublichen Wortgewandheit und Sprachkunst (was für literarische Sätze und feine Beobachtungen!) 😮‍💨 schreibt Fikri Anıl über Männlichkeit und auch über eine Zerrissenheit und Schmerz der innerhalb von Generationen weitergegeben wird und für den er selbst, einen Umgang geschaffen hat. »Ah be, baba. Hätte ich gespürt, dass du so viel Trauer in dir trägst, hätte ich sie zusammen mit dir getragen. Du hättest mir gesagt, wohin es geht. Ich hätte keine Sekunde gezögert und das getan, was du von mir wolltest, damit du nicht weinst. Ich wusste, dass du heimlich weinst, auch wenn du es nicht vor uns getan hättest.« (S.145) Ein unglaublich gut geschriebenes Buch; eine Auseinandersetzung und Neujustierung von Männlichkeit sowie Erwartungen, die seines gleichen sucht; und eine Spurensuche, die so facettenreich und deutungsschwer ist, dass ich das Buch direkt wieder von vorne beginnen möchte. Herzensempfehlung: Unbedingt lesen 🧡

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Die Frage, was Männlichkeit ausmacht und wie man sich als türkisch-muslimischer Mann mit von außen projizierten Vorstellungen auseinandersetzt, beschäftigt Fikri Anιl Altɩntaș schon lange. In diesem Buch schaut er sich seine Familiengeschichte genauer an, versucht zu verstehen, wie sein Vater ihn geprägt hat und wodurch dieser selbst geprägt wurde. Sein Vater, ein Lehrer, musste die Türkei in den Achtzigerjahren aus politischen Gründen verlassen. Zwar konnte er auch in Deutschland als Türkischlehrer arbeiten, trotzdem hatte die Familie nie viel Geld und seine Eltern konnten ihren Kindern nur selten die materiellen Dinge bieten, die diese sich wünschten. Altɩntaș’ Vater befand sich dazu in einem Spannungsfeld zwischen gelernten männlichen Verhaltensmustern und einer diesen Mustern entgegenstehenden Empfindsamkeit, die sich dadurch ausdrückte, dass er beispielsweise abends Gedichte schrieb und durchaus auch mal weinte, auch wenn er das vor der Familie zu verbergen versuchte. Das Buch ist eine Spurensuche, ein sich langsames Annähern an das Selbst, das in Zwischenräumen verortet wird und sich gegen von außen zugeschriebene Bilder verwehrt. Altɩntaș zeigt dabei durchaus Mut zur Lücke, ihm geht es nicht um einfache Erklärungen, sondern um ein vorsichtiges Betrachten der eigenen Identität, immer mit dem Ziel, einen für ihn passenden Weg zu finden. Es ist ein Buch der leisen Töne, das einen wichtigen Beitrag dazu leistet, Männlichkeit, vor allem muslimisch-migrantisch gelesene Männlichkeit, abseits von Klischees und Vorurteilen zu betrachten und damit den Raum für Neuerungen jenseits von toxischen Rollenbildern zu öffnen.

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Was heißt es, "adam gibi" zu sein, sich wie ein Mann zu verhalten, einer zu werden? Wie entspricht man den Erwartungen des Vaters und findet gleichzeitig eigene Vorbilder? Wie wächst man auf mit zwei Kulturen? Welche Träume und Sehnsüchte darf man haben und welche muss man hinter sich lassen? Das sind einige der Fragen, die in Fikri Anıl Altıntaşs autofiktionalem Roman "Im Morgen wächst ein Birnbaum" im Mittelpunkt stehen. Altıntaş erzählt von seinen Eltern, die von der Türkei nach Deutschland fliehen. Sie landen in Wetzlar, wo er aufwächst. Es ist eine Kindheit und Jugend zwischen zwei Kulturen und Ländern. Und es ist vor allem eine Kindheit voll Sehnsucht nach einer Heimat: "In Deutschland war ich geboren. In die Türkei kehrte ich in meinen Gedanken zurück, weil ich mich nach Halt sehnte." Gleichzeitig thematisiert Altıntaş Alltagsrassismus, erzählt von Hakenkreuzen, die in den Schrebergarten der Familie geschmiert werden, von einer Wohnung, die die Besitzerin ihnen zuerst vermieten möchte und dann doch nicht mehr, als sie merkt, dass sie es mit einer türkischen Lehrerfamilie zu tun hat und nicht mit einer deutschen. Der Roman ist ein Auszug aus einem Leben. Er ist die Frage danach, was einen zum Mann macht. Und nicht zuletzt ist er ein Denkmal für die Eltern, die unwegsame Pfade beschreiten mussten und dabei gleichzeitig einen großen Teil ihrer Träume und Sehnsüchte aufgeben mussten. "Die Selbstverständlichkeit, mit der ich heute gewisse Dinge einfach tue, die kannten sie nicht. Ihr ganzes Leben lang mussten sie sich etwas erkämpfen." Ein Debüt, bei dem man sich am Ende schon auf den nächsten Roman des Autors freut!

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“Im Morgen wächst ein Birnbaum” ist eines dieser Bücher, von denen ich gar nicht erwartet hatte, dass es ein Highlight für mich wird, und in das ich mich dann doch komplett verliebt habe. Fikri Anıl Altıntaş schreibt über Identität, über Männlichkeit, seine Familiengeschichte und deren Prägungen, und das auf eine unaufgeregte, zärtliche Art, zwischendrin dann immer wieder wahnsinnig poetische Zähne, so dass ich sehr schnell nur noch mit Bleistift in der Hand lesen konnte, weil ich mir so viele Passagen anstreichen musste. Wie passend, dass ausgerechnet Lin Hierse, Autorin von “Wovon wir träumen”, ein Zitat für den Buchrücken beigesteuert hat, denn an ihr Buch musste ich beim Lesen schon nach wenigen Sätzen denken. “Es geht darum, die Kraft zu finden, selbst gebaute Mauern einzureißen. Oder es zumindest zu versuchen. Davon will ich erzählen. Weil viele ein Bild von mir zeichneten, bevor ich selbst den Stift in der Hand halten konnte. Weil ich mehr bin als ihre Projektion. Aber der Weg dorthin brauchte Zeit.” (S. 10) Wiedermal hat mich fasziniert, wie sehr mich ein solch persönlicher Text einer Person, die ich überhaupt nicht kenne, bewegen und mitnehmen kann. “Im Morgen wächst ein Birnbaum” habe ich innerhalb eines Tages verschlungen und sehr bewegt zugeklappt. Und weil ich das Gefühl habe, dass das Buch bei den vielen tollen Neuerscheinungen in diesem Literatur-Frühling vielleicht etwas untergegangen ist, wünsche ich ihm mehr Aufmerksamkeit hier auf #bookstagram und viele, hoffentlich genauso begeisterte Leser*innen!

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