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Rezensionen zu
Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen

Mario Giordano

Die Carbonaro-Saga (1)

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'‘Mein Urgrossvater Barnaba Carbonaro, Sohn eines Priesters und einer Wundheilerin, hat vierundzwanzig Kinder gezeugt, einen Menschen getötet und ein Mandarinenimperium gegründet. Ein kleiner Mann mit rastlosen Augen, Analphabet, aber mit einem exzellenten Gedächtnis für Zahlen und ausstehenden Gefälligkeiten. Ein Mann mit einer Glückshaut…’’ (S.9) Terra Di Sicilia - Die Rückkehr des Patriarchen Mario Giordano München 1960: Der 80-Jährige Patriarch Barnaba kommt nach München. Das erste Mal war er vor über 60 Jahren hier und hat sich dort sein grosses Imperium aufgebaut. Er ist zurück, jedoch pleite, ohne einen einzigen Lira in der Tasche. Angeblich will er nur seine Familie besuchen und ein Familienfoto machen lassen, doch ist das wirklich alles? Er erzählt Maria, seiner Enkelin, seine Lebensgeschichte mit all seinen Träumen, Begierden und Wünschen, die er als 19-Jähriger hatte. Sizilien 1890: Der junge, 144 cm große Barnaba, Sohn eines ehemaligen Priesters (dieser Priester konnte nie die Finger von den Frauen lassen und deshalb musste er die von ihm geschwängerte Tochter des Schneiders heiraten) träumt davon, einmal reich zu sein. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus: Für einen Hungerlohn arbeitet er täglich von früh bis spät auf den Obstplantagen der reichen Obstbauern. Hier wird er von den Vorarbeitern geschlagen und hat am Ende des Tages kaum genug zu essen. Des Lesens und Schreibens ist er nicht mächtig, dafür kann er, wie kaum ein anderer, mit Zahlen jonglieren, doch seine Verbesserungsvorschläge werden abgetan und belächelt. Er versucht sich ein eigenes Geschäft aufzubauen, aber Immer wieder scheitert er mit seinen Bemühungen. Barnaba ist ein wütender und stolzer Mann. Die Einzige, die an ihn glaubt ist Pina, Tochter des reichen Plantagenbesitzers Dottore Passalacqua. Durch einen Vorfall kommt es dazu, dass er nach München fliehen muss. Hier gestaltet sich sein Leben besser, doch dann steht der erste Weltkrieg vor der Tür... Mario Giordano hat hier, abwechselnd, in zwei Erzählsträngen, die Geschichte seines Urgrossvaters aufgeschrieben. Er hat es perfekt verstanden seine Erzählungen mit Fiktion und historischen Personen auszuschmücken. Auch wenn der Ton mal derber wurde, gefiel mir sein Schreibstil sehr. Er ist lebendig und fast zum Anfassen nah, seine Orangen konnte ich förmlich schmecken. Die Beschreibungen von den Dörfern in Sizilien, den Plantagen und Menschen sind unübertroffen. Dennoch blieb der Roman leicht hinter meinen Erwartungen zurück: Obwohl es einen Familienstammbaum auf der ersten Seite gibt, war der Beginn ein wenig holprig und zwischendurch gab es einige Längen. Der Hauptprotagonist Barnaba, war mir schlicht unsympathisch. Wo blieb der italienische Charme? Ein kleiner Angeber, der es immer nur aufs Geld abgesehen hat und sein Glück nicht genießen konnte. Zum Ende jedoch, zog die Geschichte noch einmal richtig an und machte vieles wett. Fazit: Zusammengefasst ein guter Familienroman, mit kleinen Längen und eine Leseempfehlung, nicht nur für Sizilienfans, von mir. 4/ 5

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Barnaba Carbonaro kommt als alter Mann nach München zurück, um eines der vielen Familienporträts machen zu lassen, die ihm so wichtig sind. Er wächst Ende des 19. Jahrhunderts auf Sizilien auf. Als Sohn eines gefallenen, arbeitsscheuen Priesters und einer Wunderheilerin reicht es hinten und vorne nicht, um den Sohn auf die Schule zu schicken. Also beginnt er schon früh zu arbeiten, um das Überleben der Familie zu sichern. Und doch schafft er es aus seiner engen Welt nach Deutschland, um sich dort etwas aufzubauen. arnaba Carbonaro ist als Hauptcharakter des Buches kein Sonnenschein, den jede*r gleich ins Herz schließt. Er ist hitzköpfig, sehr von sich überzeugt, ein Macho wie er im Buche steht und trotzdem ist seine Mama sein Mittelpunkt bzw. er ist ihr verpflichtet, wie es sich für einen Sizilianer der damaligen Zeit gehörte. Selfmade Mann beschreibt ihn gut. Ein Mann, der nur wenig Herzlichkeit und Charme versprüht. Dies empfinde ich allerdings als äußerst wohltuend im Gegensatz zu Geschichten, in denen die Hauptcharaktere allesamt nett, beliebt und wunderschön sind. Barnaba ist ein Mensch mit vielen Schwächen, wie aus dem echten Leben gegriffen. Seine große Liebe zu Deutschland beginnt im Polizeipräsidium und wird sich wie ein roter Faden durch sein Leben ziehen, aber nicht immer einfach sein. Auch seine anderen Liebesbeziehungen sind nicht immer einfach und ich weiß nicht, ob seine Liebe zu Deutschland nicht größer ist als die zu seinen Frauen. Die Beschreibungen Mario Giordanos machen ihn dann doch ein wenig liebens- oder bemitleidenswert, ich schwanke da noch immer. Es sind wuchtige Beschreibungen, die diesem Familienepos den Stempel aufdrücken und ihm einen ganz eigenen Charme mitgeben. Mit „Terra di Sicilia Die Rückkehr des Patriarchen“ gelingt es Mario Giordano, einen in eine andere Zeit, eine andere Welt zu bringen.

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Mein Leseeindruck: Eine literarische Reise in die Vergangenheit nach Sizilien, dem Land in dem die Zitronenbäume blühen, und in die deutsche Münchner Zeit der 1960 er Jahre . Voller Vorfreude bin ich in diese imposante Familiengeschichte eingestiegen und wurde leider beim Fortschreiten der Lektüre etwas enttäuscht. Der Schreibstil des Autors ist bildhaft und farbenfroh, schildert wunderbar die Atmosphäre der damaligen Zeit des archaischen Siziliens im 19. Jahrhundert und doch haben mich diese Zeilen nicht so gefesselt wie ich mir vorgestellt hatte. Die Ausdrucksweise des Autors empfand ich auf vielen Seiten als zu derb und Effekt heischend. Das hat mich abgestoßen und eher an einen Film erinnert und nicht an ein literarisches Meisterwerk. Soviel zu dieser Enttäuschung. Viele Seiten haben mich aber auch gefesselt - vor allem die sizilianische Beschreibung von Land und Leuten des 19. Jahrhundert. Der Erzähler fabuliert über seinen Urgrossvater, den aufgestiegenen Patriarchen eines Zitrusfruchtimperiums Barnaba Carbonaro. Dessen Lebensgeschichte mit vielen Affären und gewaltsamen Aktivitäten strotzt nur so von fiktiver , aber doch realitätsnaher Erzählkunst. Mord, Tod, Korruption, Gewalt, Betrug, Liebe reichen sich abwechselnd die Hand und haben mich laufend in neues nervöses Entsetzen und Aufregung geschickt. Es war mir einfach zu viel! Die mystische Umsetzung von Zwiegesprächen des Banaba mit verstorbenen Familienmitgliedern und/oder ermordeten Menschen hat mich eher genervt als begeistert. Der alte Banaba , inzwischen 80 jährig in der Münchner Zeit inmitten dieser *lebenden Toten* hat mich ebensowenig mit Sympathie erreicht - wie auch der junge Banaba nicht. Er hat übrigens an einer seltenen Störung oder Begabung gelitten, die sich Graphem-Farb-Synästhetiker (Zahlen haben für ihn Farben und Geschmäcker) nennt. Ein perfekt organisierter Kaufmann ohne Skrupel und chaotisch in seiner Tätigkeit als Geschäftsmann eines Obst- Imperiums. Ich würde jedem Italienkenner die Lektüre dieses Buches empfehlen um sich eine eigene Meinung zu bilden. Für mich war es leider nicht so gut wie erhofft. Meine Bewertung: VIER **** Sterne für diese aufregende Reise nach Sizilien und München.

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„Mein Urgroßvater Barnaba Carbonaro … hat 24 Kinder gezeugt, einen Menschen getötet und ein Mandarinenimperium gegründet.“ (S. 9) Anfang Dezember 1960 kommt Barnaba mit dem Nachtzug nach München, um das jährliche Familienfoto aufnehmen zu lassen. Er reist erster Klasse und wird von seiner Familie abgeholt, während die anderen Italiener am Bahnsteig abgefangen und als Gastarbeiter eingeteilt werden. Vor 60 Jahren ist er schon einmal an diesem Bahnhof angekommen, damals ging es ihm nicht viel besser als den anderen heute, aber inzwischen hat er viel Geld gemacht, einen deutschen Pass und ist trotz seiner 80 Jahre immer noch rüstig. In den nächsten Tagen hält er in der Wohnung seiner Familie Hof. Freunde und Geschäftspartner besuchen ihn, Kontakte wollen gepflegt werden. Und wenn kein Besuch da ist, erzählt er seinen Urenkeln seine Geschichte: wie er kurz vor der Jahrhundertwende in Sizilien aufgewachsen ist, wie karg und hart das Leben war, geprägt von Hunger, Staub und Gewalt. Schon mit 5 musste er in die Orangenernte, da Kinder die richtige Größe dafür hatten und nur einen Bruchteil der Erwachsenen verdienten. Doch er wollte mehr und hat es trotz vieler Rückschläge geschafft – ohne je Lesen oder Schreiben zu können. Dafür kann er sehr gut rechnen, ist Graphem-Farb-Synästhetiker (Zahlen haben für ihn Farben und Geschmäcker). Mario Giordano hat es getan und erzählt jetzt endlich das Familienepos, an dem sein Pendant, der Neffe aus seiner Tante-Poldi-Krimi-Reihe, seit Jahren erfolglos schreibt. Er webt einen Teppich aus ineinander verschlungen Geschichten, zeigt sehr lebendig das wechselvolle Leben eines Selfmade-Mannes, der sich von ganz unten hochgearbeitet hat und (zum Glück) immer wieder auf die Füße gefallen ist. „Geld kommt, Geld geht, Geld fließt.“ (S. 472). Dabei bindet er geschickt historische Eckdaten und technischer Errungenschaften und Erfindungen ein. Barnaba hatte eine rohe und brutale Kindheit, musste sich erst seinem Vater, später seiner Mutter, Frau und Schwiegermutter unterordnen, und bis zu seiner Selbständigkeit natürlich auch immer dem jeweiligen Patrone. Er musste sich viel gefallen lassen, aber er ist wie der Ätna, an dessen Fuß er aufgewachsen ist – in ihm brodelt es ständig und irgendwann kocht er über und spuckt Lava bzw. verprügelt sein Gegenüber oder bringt es in einem Fall sogar um. Der „Neffe“ fabuliert, schreibt zum Teil sehr mystisch. Die toten Familienmitglieder „existieren“ mitten unter den Lebenden, strafen sie mit vorwurfsvollen oder traurigen Blicken, bis man sich von ihnen freikauft. Nur reden können sie zum Glück nicht. Und auch, wenn mir die Handlung manchmal etwas zu esoterisch und weitschweifig und die Zufälle zu konstruiert waren, hat mich „Terra di Sicilia“ gut unterhalten. Ich fand es spannend, Barnabas durch sein Leben zu begleiten und zu erfahren, wie sich Sizilien und seine zweite Heimat München in dieser Zeit verändert haben.

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Im Jahr 1880 wird in dem kleinen sizilianischen Dorf Taormina Barnaba Carbonaro als Sohn eines ehemaligen Pfarrers geboren. Dieser musste sein Amt aufgeben, nachdem er die Tochter des Schneiders geschwängert hat. Bereits mit fünf Jahren wird Barnaba zum Arbeiten auf die Orangenplantagen geschickt. Er besitzt eine Hose und ein Hemd, aber keine Schuhe. Bald zeigt er ein Talent fürs Rechnen, das Lesen lernt er hingegen nicht. Im Laufe der Jahre gelingt ihm der Aufstieg, immer wieder steht er jedoch mit leeren Händen da. So auch 1960, als er in München eintrifft und Quartier im Haus der Familie seines Sohnes Nino bezieht, welcher der Großvater des Erzählers und eins der vierundzwanzig Kinder ist, die Barnaba in seinem Leben gezeugt hat. Wie schon mehrfach zuvor in seinem Leben überlegt er, wie er ohne Vermögen, aber mit einer guten Idee wieder zu Geld kommen kann. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Zum ersten Mal begegnete ich Barnaba, als er mit achtzig Jahren in München ankommt, um bei Nino und seiner Familie zu wohnen. Diese Kapitel sind im Vergleich zu den Rückblicken auf sein bisheriges Leben eher kurz. Die Rückblicke beginnen im Jahr 1890, als der zehnjährige Barnaba eine verlockende Bezahlung dafür erhält, dass er für Fotografien des Barons von Gloeden nackt Modell steht. Sein Plan, etwas davon für sich zu behalten, wird von seinem Vater durchkreuzt. Dieser stirbt am Tag darauf bei einem Erdbeben und lässt seinen Sohn mit der Verantwortung zurück, für sich selbst und seine Mutter zu sorgen. Beim Lesen tauchte ich tief in das Sizilien am Ende des 19. Jahrhunderts ein. Barnaba ist arm, träumt aber vom Aufstieg. Als Kind ist er in den Augen der Erwachsenen jedoch ein Niemand und kassiert immer wieder Schläge, sowohl beim Arbeiten auf der Plantage als auch daheim. Er weiß, dass sein Chef ein Mafioso ist, wagt aber dennoch, mit einer Bitte an diesen heranzutreten. Seine Liebe zu Rosaria, der Schwester seines besten Freundes, wird in seiner Jugend zu einem zusätzlichen Antrieb, etwas aus sich zu machen. Mehrfach spielt Barnaba der Zufall in die Hände und lässt ihn wertvolle Bekanntschaften machen. Er versucht, gute Beziehungen zu den richtigen Persönlichkeiten aufzubauen und Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Das gelingt ihm mal mehr und mal weniger gut. Er wird betrogen, gerät zwischen die Fronten und lässt sich von seiner Leidenschaft leiten. Mit seiner Geschäftstüchtigkeit, Mut und Gerissenheit kämpft er sich aber immer wieder zurück. Ich begleitete Barnaba durch Höhen und Tiefen und wurde dabei gut unterhalten. Nebenbei lernte ich einiges Interessantes über Zitrusfrüchte. Auf das übersinnliche Element in Form von Geistern, die Barnaba und auch seine Familienmitglieder sehen können, hätte ich allerdings verzichten können. Barnabas Lebensstationen werden lange recht ausführlich geschildert, auf den letzten 150 Seiten zieht das Tempo dann deutlich an und die Jahre werden im Zeitraffer erzählt. Hier hätte ich mir eine ausgewogenere Verteilung gewünscht. Der Abschluss verspricht eine Fortsetzung, in welcher die Frauen der Familie im Mittelpunkt stehen - man darf gespannt sein. Lest „Terra di Sicilia“, wenn ihr Lust auf ein deutsch-sizilianisches Familienepos habt und den Lebensweg eines Patriachen mit all seinen Höhen und Tiefen begleiten wollt!

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Barnaba Carbonaro kehrt mit über 80 Jahren in sein geliebtes München zurück und besucht die Familie seines Sohnes. Im Gepäck hat er nichts und doch scheint er einen Plan zu haben. Für seinen Sohn und dessen Familie steht das berühmte Familienfoto an, aber keiner glaubt den älteren Herrn, dass das der einzige Besuchsgrund ist. Und richtig, Barnaba hat noch etwas Großes vor, denn noch nicht alles, was er sich im Leben vorgenommen hat, ist erledigt. Und so erzählt er seiner Enkelin Maria von seinem Leben, von seiner bettelarmen Kindheit, seinen Träumen, seiner Sehnsucht und von Zitrusfrüchten. Wie er sich als Analphabet zum großen Händler auf dem Münchner Großmarkt hochgearbeitet hat. Vom Zufall, vom Glück, aber auch vom Niedergang und den bodenlosen Fall. Ein bewegtes Leben und doch merkt er erst jetzt, was er als Patriarch alles geschafft hat. Also warum ist Barnaba wirklich im München? Wird der große Ossobuki noch mal einen großen Wurf landen? Und welche Geheimnisse wird er offenbaren? Mario Giordano hat mir damals mit seiner Poldi Reihe, die ich viel zu spät entdeckt hatte, aber die mich im ersten Lockdown begleitet, unheimlich gut gefallen. Welch ein Witz, welch ein Spaß und einfach beste Unterhaltung. Dort hatte er schon immer den großen italienischen Familienroman angedeutet und nun hat er es wirklich geschafft und ein richtiger Schinken ist es geworden. Ob er mir damit die Lesezeit versüßen konnte, erzähle ich euch nun. Barnaba ist der Sohn eines ehemaligen Priesters, der die Finger nicht von der Schneidertochter Pancrazia lassen konnte. Gemeinsam ziehen sie nach Taormina und dort im kleinen Dorf, im Nirgendwo in Sizilien beginnt die große Heldensage von Barnaba. Dieser kleine Junge hat Großes vor, er will in Reichtum ersticken, er will ganz nach oben und er hat das Zeug dazu. Bettelarm geht er lieber auf die Zitrusplantagen als in die Schule und sein unglaublicher Rechensinn ebnet ihm so manchen Weg. Natürlich läuft nicht alles glatt in seinem Leben, aber es ist vollgestopft mit jeder Menge Leben, Liebe, Wut, Zorn, Streit, Macht und dem Schicksal. So wird mancher Plan missglücken, sich andere Wege auftun und doch so einige Lebenswege sich erneut kreuzen. Barnaba hat viel vor im Leben und versucht sich im Sizilien einen Namen zu machen, und als ihm das gelingt und er sich endlich als Geschäftsmann beweist und München kennenlernt, schmeckt er auch den Geschmack der Freiheit. So pendelt sein Leben zwischen Familie und Sehnsucht hin und her und hat viele Überraschungen für ihn parat. Barnaba muss kluge Entscheidungen treffen und das ist nicht immer so einfach. Mario Giordano hat hier den Anfang eines Familienepos geschaffen, der mit Gegensätzen der Zeit spielt und einen Protagonisten geschaffen, der diese Zeiten verdammt gut durchschifft, ein Lebenskünstler und Rechengenie. So lernen wir das ärmliche Sizilien kennen, die Machtverhältnisse zwischen Mafia und Bevölkerung, aber auch den Glauben an Wunderheilung und welche Macht eine sizilianische Mutter hat. Überhaupt, was es bedeutet, ein Patriarchat zu sein und welche Aufgaben dieser hat. Erstaunlich gut ist der Unterschied beschreiben, wie Barnaba seine Familie führt und sein Sohn Nino eine liebende Familie hat. Auch das Frauenbild kommt hier nicht zu kurz, obwohl sie immer hinter dem Mann steht und sich der Entscheidung des Mannes fügen muss, wird seine Enkelin Maria Geschäftsfrau und überrascht ihren Großvater mit guten Ideen. Dazu noch der Tanz durch die Geschichte mit zwei Kriegen und jede Menge Geister, die unseren Hauptprotagonisten begleiten. Somit gibt es einiges zu erzählen und das der Autor daran Freude hatte, merkt man sehr. Dieses Buch ist mit viel Humor, Charme und Augenzwinkern geschrieben, dabei wird viel unterhaltsames erzählt und auch so einige Spannung aufgebaut. Man muss Barnaba einfach mögen, diesen kleinen Mann, der sich geschickt durch die Jahrzehnte bewegt und sich trotz seiner mangelnden Ausbildung bewährt. Ein richtiges Schlitzohr, vor dem man sich in acht nehmen muss, dem man aber auch Vertrauen kann. Ein richtiger Abenteuerroman über Zitrusfrüchte und dem Aufbau eines kleinen sizilianischen Familienclans. Der Autor erzählt hier geschickt, lebendig und farbenfroh. Er lässt seinen Leser förmlich in die Seiten eintauchen und dabei den Geruch von Mandarinen riechen und die Süße schmecken. Allerdings hat der Roman für mich auch kleine Längen, an manchen Stellen war es doch recht ausschweifend und manche Szenen, die einen sehr interessiert hätten, lässt er weg und erwähnt sie in einem Beisatz. So ist der Anfang opulent, überschwänglich und extrem ausgeschmückt und die letzten Jahre in Zeitraffer vom 50 Seiten abgehandelt, fand ich ein bisschen Schade. Man erfährt zwar alles, aber es hat nicht die gleiche Leichtfüßigkeit. Nun muss ich leider Barnaba verlassen und bin aber auch hocherfreut, das im nächsten Teil die Damen an die Reihe kommen. Machen wir uns nichts vor, die haben bestimmt noch mehr auf dem Kerbholz als der Held zu Beginn dieser Familiensaga. Terra di Sicilia ist der Auftakt zu einer Familiensage, lebendig, humorvoll, farbenfroh und geruchsintensiv erzählt. Ein Sommerroman für die perfekte Urlaubsstimmung und eine Reise durch die Zeit.

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Buchhandlung WörterSpiel GmbH

Von: Martin Kramer aus Rorschach

17.03.2022

Die beeindruckend geschriebene Lebensgeschichte von Zitrushändler Barnaba Carbonaro und dessen ständigem Scheitern und Wiederaufstehen.

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