Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen

Mario Giordano

Die Carbonaro-Saga (1)

(19)
(7)
(0)
(0)
(0)
€ 22,00 [D] inkl. MwSt. | € 22,70 [A] | CHF 30,50* (* empf. VK-Preis)

Was für eine Geschichte! Mario Giordano, in Deutschland geborener Schriftsteller mit sizilianischen Wurzeln, erzählt in seinem neuen Roman „Terra di Sicilia“ auf über 500 Seiten die Geschichte der Familie Carbonaro, insbesondere des Patriarchen Barnaba Carbonaro. Auch wenn viel Fiktion im Spiel ist, so wurde die Hauptfigur Barnaba doch inspiriert von Giordanos sizilianischem Großvater. Wir Leser*innen begleiten Barnaba von seinem 10. Lebensjahr 1890 bis zu seinem Tod 1960 und dass dies ein Vergnügen ist, verdanken wir nicht zuletzt Giordanos Erzählstil. Dieser verbindet deutsche Genauigkeit, zum Beispiel bei der Beschreibung der Arbeit auf den Zitrusplantagen, mit einer überbordenden sizilianischen Leichtigkeit, Überschwänglichkeit und orientalischen Buntheit. Bei der Lektüre ist die Reise nach Sizilien inklusive. Doch will man sich um 1900 wirklich in Sizilien aufhalten? Als deutscher Landadel, der sich die edlen Villen kauft und seine Zeit mit Fotografieren schöner Sizilianer*innen verbringt - gerne. Als Sohn eines armen sizilianischen Schneiders, wo das Geld kaum für Nahrung reicht, Gewalt, Rohheit und Aberglaube herrschen und keiner nachfragt, wenn Menschen einfach verschwinden oder tot aufgefunden werden – nein danke! Dieser Sohn, Barnaba, lernt wie seine Eltern nie das Lesen und ist gleichzeitig ein mathematisches Genie. Er entdeckt früh seine Liebe zu Zahlen und dem Anbau von Zitrusfrüchten. Durch harte Arbeit, Schlauheit und eine gute Portion Glück schafft er den Weg zum wohlhabenden und allseits geschätzten Zitrushändler in München. Das Wunderbare an dieser Geschichte sind nicht nur die schillernden Persönlichkeiten und unerhörten Episoden, die beschrieben werden, sondern auch die Verzahnung mit dem Zeitgeschehen. Barnaba trifft nicht nur Thomas Mann, ist ein Freund von Karl Valentin und erkennt früh, dass der kleine Österreicher mit dem Bart nichts Gutes im Schilde führt. Als Leser*in erhält man also nicht nur einen wirklich intensiven Einblick in die sizilianische Mentalität, die Ereignisse werden ganz nebenbei immer in den geschichtlichen Zusammenhang eingebettet - jedoch niemals dröge und langweilig, immer leichtfüßig und spielerisch. Wer Giordanos Romane um die extravagante Tante Poldi mochte, wird diesen Roman lieben, auch wenn er ernster und realistischer ist und den Leser*innen auch einiges zumutet. Ein Lese-Erlebnis eben und unbedingt empfehlenswert!

Lesen Sie weiter

„Terra di Sicilia“ ist ein äußerst interessantes und vor allem spannend zu lesendes Stück Zeitgeschichte, eingebettet in eine unglaublich facettenreiche, großartige Familiengeschichte mit einem ungewöhnlichen wie liebenswerten Protagonisten. Barnaba, der weder Lesen noch Schreiben kann, dafür aber ein Rechenkünstler ist, auf seinem oftmals steinigen Weg zu begleiten, ist eine wahre Freude. Selten habe ich einen Familienroman gelesen, der von Beginn an eine solch intensive Sogwirkung ausübt. Unversehens findet man sich im Sizilien und München zur Zeit der Jahrhundertwende wider: Dabei spürt man die Lebendigkeit in Sizilien ebenso wie die Armut, die Zwänge, das Patriarchat und die beengende Allmacht der Mutter, denen sizilianische Söhne unterworfen sind. Man erlebt den Aufschwung in Taormina, das heute ein Touristenmagnet ist, und nimmt den Duft der blühenden Zitronen wahr. Demgegenüber steht München in der guten alten Zeit, das, wenn man genau hinsieht, jedoch nicht nur gemütlich war. Inmitten dieser pulsierenden und in leuchtenden Farben skizzierten Kulisse versucht Barnaba aus seinem armseligen, ausbeuterischen Leben als sog. Carusi auszubrechen und im Handel mit Zitrusfrüchten sein Glück zu versuchen. Dieses aufregende Leben voller Höhen und Tiefen erzählt Mario Giordano in diesem hinreißenden, emotionalen, manchmal auch traurigen Roman. Alles ist so lebendig und authentisch geschrieben, es war mir einfach unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen, denn ich wollte unbedingt wissen, wie es auf Barnabas Weg weitergeht. Gleichzeitig faszinierten mich ebenso die vielen historischen Entwicklungen und Details, die in die Geschichte eingeflochten sind. Gerade diese Verknüpfung aus Familien- und Zeitgeschichte ist für mich der Clou an diesem wundervollen Roman. "Terra di Sicilia" ist nicht nur ein vielschichtiger, kurzweiliger Sommerroman, sondern auch ein Portrait Deutschlands und Siziliens über 70 Jahre hinweg und der Migration um die Jahrhundertwende.

Lesen Sie weiter

„Literaturwerkstatt- kreativ / Blog“ stellt vor: „Terra di Sicilia – Die Rückkehr des Patriarchen“ von Mario Giordano 1880 – 1960 Taormina / München Barnaba Carbonaro, genannt „Nino“wird 1880 in Sizilien geboren. Er wächst in archaischen Verhältnissen in Sizilien auf, wo Armut, Gewalt und harte Arbeit seine kurze Kindheit prägt. Aber Ninos Kopf ist und bleibt voller Wünsche und Träume, die ihn aus dieser Welt entfliehen lässt. "Und tatsächlich steigt er mit Gewitztheit und Mut vom bettelarmen Analphabeten zum Dandy auf und schließlich zum geachteten Zitrushändler auf dem Münchner Großmarkt. Ein Leben wie eine Odyssee, voller Triumphe und bodenloser Niederlagen, getrieben von einer unstillbaren Sehnsucht. Barnaba zeugt vierundzwanzig Kinder, verdient ein Vermögen und verliert alles. Am Ende seiner langen Reise blickt der Patriarch auf den hungrigen Jungen zurück, der auszog, den Göttern das große Glück abzutrotzen. Und er versteht, dass ihm zwischen Abschieden und Neuanfängen, zwischen süßen Mandarinen und bayerischem Schnee etwas viel Größeres gelungen ist.“ Fazit: Mario Giordano schreibt Romane, Kurzgeschichten, Kinder- und Jugendbücher, Drehbücher und Hörspiele. Er selber ist in München geboren, sein Vater stammt jedoch aus Sizilien, daher der Bezug in seinen literarischen Werken zu diesem Land, zu den ursprünglichen Wurzeln seiner Familie. Große Erfolge feiert der Autor mit seinen „Tante Poldi Krimis“, die ebenfalls in Sizilien spielen. Nun hat Giordano uns mitgenommen auf eine faszinierende und bewegende Zeitreise und präsentiert eine meisterhafte Familiengeschichte. Die sizilianische und bayrische Geschichte in denen das Familienepos spielt, sind gut recherchiert und literarisch detailliert umgesetzt. Sehr bildgewaltig erzählt der Autor, schweift dabei nie ab und so hatte ich oft das Gefühl die von Ihm beschriebenen Mandarinen förmlich auf meiner Zuge zu spüren. Auch die Toten, die in Form von Geistern mit am Tisch oder im Auto saßen, waren regelrecht spürbar. Hier sei gesagt, dass der Autor das Übersinnliche sehr genau beschreibt, bei mir jedoch nie das Gefühl aufkam, die Geschichte driftet an der ein oder anderen Stelle ins Esoterische ab. Die Charaktere sind lebendig und mit Tiefgang dargestellt, allen voran natürlich Barnaba Carbonaro, der Dreh- und Angelpunkt dieses Romans. Geboren mit einer „Glückshaut“ trotzt er dem Leben, denn durch Armut, Demütigungen, harte Arbeit und brutalen Schläge seines Vaters ist er zäh geworden. Er hält durch wo andere längst aufgegeben hätten. Sicher ist Barnaba „Nino“ eine sehr ambivalente Figur; ein sizilianischer Mann der 1880 geboren wurde und entsprechend seiner Zeit sehr patriarchalisch geprägt wurde. Das heißt auch, dass viele Liebschaften wie selbstverständlich sein Leben prägten, auch wenn Pina seine eigentliche Ehefrau ist und er sich nie von ihr trennte. Das er Analphabet ist und auch Deutsch nie richtig verstanden und gesprochen hat, kann er mit seiner immensen Kreativität und seinem phänomenalen Zahlenverständnis ausgleichen. Was ihn jedoch vor allen ausmacht, ist sein unbändiger Lebenswille verbunden mit einer unsäglichen Lebenslust. Aber auch die Verantwortung – als Patriarch – seine Familie gut versorgt zu wissen. Eine sehr unterhaltsame, spannende und hervorragend erzählte Familiengeschichte! Besten Dank an den „Goldmann Verlag“ für das Rezensionsexemplar.

Lesen Sie weiter

Terra di Sicilla - dieser Titel hat mich schon magisch angezogen. Seit ich Silizien besucht, habe mich ich nämlich von dieser Insel total begeistert. Und auf das Buch war ich total neugierig, zumal ich von dem Autor bisher nur seine Unterhaltungsromane Tante Poldi kenne. Dieser Geschichte ist jedoch etwas ganz anderes und sie basiert auf der Geschichte des Autors. Der Inhalt: Ende des 19. Jahrhunderts wächst Barnabe Carbonaro in einem archaischen Sizilien auf, den Kopf voller Träume von Reichtum und einer Familiendynastie. Und tatsächlich steigt er mit Gewitzheit und Mut vom bettelarmen Analphabeten zum Dandy auf und schließlich zum geachteten Zitrushändler auf dem Münchener Großmarkt. Ein Leben wie eine Odyssee, voller Triumphe und bodenloser Niederlagen, getrieben von einer unstillbaren Sehnsucht. Barnaba zeugt 24 Kinder und verdient ein Vermögen. Mehr wird nicht verraten. Wow! Auch jetzt nach Beendigung der Lektüre bin ich total beeindruckt und werde noch immer von zahlreichen Emotionen übermannt. Was für ein Leben - fast unvorstellbar. Und ich bin froh und glücklich und tief berührt, dass ich Barnaba auf seinem beeindruckenden Lebensweg ein ganzes Stück begleiten durfte. Ein armer Junge, der als Kind nicht viel Schönes hatte, kämpft sich nach vorne und ihm gelingt wirklich etwas Großes. Sein Weg beginnt auf Sizilien (das durch die herrlichen Beschreibungen des Autors vor meinem inneren Auge zum Leben erwacht) und führt uns nach München. Noch jetzt sehe ich die herrliche Landschaft Siziliens vor mir und habe den Geruch von Orangen und Zitronen in der Nase. Und auch von Barnaba habe ich ein genaues Bild vor meinem inneren Auge. Und wenn ich mir jetzt noch gewisse Szenen vor Augen führe, habe ich feuchte Augen, denn sein Schicksal hat mich wirklich sehr berührt. Eine beeindruckende Lektüre, die mich von der ersten bis zur letzten Seite total begeistert hat. Eine absolute Traumlektüre, die mir Traumlesestunden beschert hat und für die ich sehr gerne 5 Sterne vergebe. Übrigens das Cover ist auch ein echter Hingucker.

Lesen Sie weiter

Für „Terra di Sicilia“ hat der deutsch-italienische Autor Mario Giordano die Geschichte seiner sizilianischen Vorfahren genommen, sich von ihr inspirieren lassen, bestimmte Ereignisse herausgegriffen, diese weitergesponnen und mit der ihm eigenen Lust und Fähigkeit am Fabulieren zu einem großen Familienepos zusammengefügt. Herausgekommen ist dabei ein höchst unterhaltsamer Schmöker, der in allen Bereichen überzeugen kann. Wer nun aber glaubt, dass wir es hier einer typischen Migrantengeschichte der fünfziger Jahre zu tun haben, in der die Männer aus dem italienischen Süden um der Arbeit willen nach Deutschland gekommen sind, wird enttäuscht sein, denn Barnaba Carbonaro, die zentrale Person dieses Romans, derjenige um den sich alles dreht, ist zu dieser Zeit längst schon wieder zurück in die Heimat gereist und wird erst in den sechziger Jahren zurück nach Deutschland kommen. Von Sizilien nach Deutschland und zurück, von der Orangenplantage in Taormina bis zum Münchner Großmarkt, vom kleinen Buben ohne Schuhe bis zum geachteten Geschäftsmann. Wir begleiten Barnaba durch die Jahrzehnte. Von 1880 bis 1960. Den Tausendsassa mit den vielen Talenten und dem unbändigen Willen nach Reichtum und dem Wunsch, ein Imperium zu schaffen. Den Analphabeten mit der herausragenden Begabung für Zahlen. Den Netzwerker vor dem Herrn, der die Gesellschaft der Einflussreichen sucht, um im Fall des Falles selbst daraus einen Vorteil ziehen zu können. Mutig, leidenschaftlich und geschäftstüchtig, aber manchmal auch zu gutgläubig und risikobereit. Den, der alles auf eine Karte setzt, und wieder von vorne beginnt, wenn er verliert. Atmosphärisch, mit genauem Blick auf die archaische Gesellschaft Siziliens und die italienische Geschichte, eine wendungsreiche Story samt liebevoll und detailliert ausgearbeitetem Personentableau. Mitreißend und empathisch erzählt. Absolut empfehlenswert! Mario Giordano hat bereits angekündigt, dass es eine Fortsetzung geben wird, in der dann die in diesem Band eher zu kurz gekommenen Frauen der Familie Carbonaro die Hauptrolle spielen werden. Ich freue mich darauf!

Lesen Sie weiter

Ein lesenswerter Roman!

Von: Mareike

17.05.2022

Hier in dieser großartigen Familiengeschichte habe ich Barnaba Carbonaro kennengelernt, einen sehr interessanten Mann, der nun mit über 80 Jahren nach München zurückkehrt, um die Familie seines Sohnes zu besuchen. Er hat München schon immer geliebt und dort hat er jetzt noch etwas zu erledigen… Barnaba ist der Sohn eines ehemaligen Priesters und einer Wunderheilerin. Er ist in Taormina, einem kleinen Dorf in Sizilien in Armut aufgewachsen. Als er zehn Jahre alt ist, besitzt er nur eine Hose und ein Hemd, nicht mal Schuhe und lesen kann er auch nicht, aber dafür rechnen und das hat ihm seine Mutter beigebracht. Er hat ein exzellentes Gedächtnis für Zahlen und er träumt unerschütterlich vom Reichwerden. Die Schule interessiert ihn nicht, er geht lieber auf die Zitrusplantagen und er hat genaue Ziele vor Augen, die er unbedingt in seinem Leben erreichen will. Mit den Jahren dann versucht er sich so nach und nach in Sizilien einen Namen zu machen und als er eines Tages dort ein geachteter Zitrushändler ist, begibt er sich auf den Weg nach München zum Großmarkt. In seinem Leben hat er vierundzwanzig Kinder gezeugt, ein Vermögen verdient, aber er hat auch wieder alles verloren… Aber hier an dieser Stelle möchte ich nun nicht mehr verraten, denn ich selbst mag es auch nicht, wenn ich vorher schon allzu viel von einer Geschichte erfahre und ich denke, diese hier muss man unbedingt selbst gelesen haben. Jedenfalls ist Barnaba, als er dann eines Tages nach München zurückkehrt, auf zwei Dinge total stolz, nämlich auf seinen deutschen Pass und den Verlust seines Vermögens. Ich habe Barnaba, diesen kleinen Mann, während des Lesens total in mein Herz geschlossen und ich habe oft über ihn schmunzeln müssen und bewundert für das, was er in seinem Leben erreicht und geschafft hat, trotz mangelnder Ausbildung. Ach, es geschehen in diesem Roman so viele Dinge, die man mit Worten einfach nicht beschreiben kann . Ich empfehle, dieses lebendige und humorvolle Buch unbedingt zu lesen, um Barnaba selbst kennenzulernen. Vielen Dank an das Team vom Bloggerportal, die mir das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben!

Lesen Sie weiter

Welch eine großartige Familiengeschichte. Wir dürfen darin den charismatischen und faszinierenden Barnaba Carbonaro durch sein wildes, abenteuerliches Leben, mit all seinen Höhen und Tiefen begleiten. Ein Mann der zwei Kriege miterlebt, oft gewinnt, aber auch wieder verliert. Geboren und aufgewachsen im armen Sizilien beschliesst er, dass das Leben noch anderes für ihn bereit haben muss und möchte reich zu werden. Die Zitrusfrüchte ziehen sich durch den Roman durch, angefangen von der Mitarbeit als Kind in den Orangengärten, dem Genuss seines ersten Orangensafts bis zum Handel mit Zitrusfrüchten auf dem Münchner Viktualienmarkt. Taormina, Palermo und München sind die Orte, an denen sich sein Leben abspielt. Für mich waren die Passagen über München ganz besonders lesenswert. Die Au als Armenviertel, die Schrannenhalle als Großmarkt, der Schlachthof und das Dreimühlenviertel als Lebensmittelpunkt der italienischen Einwanderer, überallhin bin ich Barnaba gefolgt und habe nebenbei soviel über diese Zeit erfahren. Es gibt Zeitsprünge und Rückblenden, Mario Giordano ist ein meisterhafter Erzähler und sein Roman gleicht einem bunten, farbenfrohen Bilderbuch. Perfekt für den Urlaub oder eine andere Zeit, in der man die Muße hat, in einer Geschichte zu versinken. Ich habe das Buch als Hörbuch geniessen dürfen und fand die Stimme von Thomas M. Meinhardt sehr angenehm. Eine wunderbare Familiengeschichte, von der ich mir gewünscht habe, sie würde noch ewig weitergehen.

Lesen Sie weiter

„Mein Urgroßvater Barnaba Carbonaro, Sohn eines Priesters und einer Wunderheilerin, hat vierundzwanzig Kinder gezeugt, einen Menschen getötet und ein Mandarinenimperium gegründet. Ein kleiner Mann mit rastlosen Augen, Analphabet, aber mit einem exzellenten Gedächtnis für Zahlen und ausstehende Gefälligkeiten. Ein Mann mit einer Glückshaut, er bedauert nichts, als er nach langer Abwesenheit wieder nach München zurückkehrt.“ So startet Mario Giordanos fulminates Familienepos „Terra di Sicilia - Die Rückkehr des Patriarchen“, das ein farbenprächtiges Panorama der Weltgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vom ebenso archaischen wie arkadischen Sizilien bis nach München aufspannt. Der Roman hat 544 Seiten und erschien am 14. März 2022. Vielen lieben Dank @goldmann_verlag und @bloggerportal für das kostenlose Rezensionsexemplar! Barnaba Carbonaro wächst Ende des 19. Jahrhunderts in ärmlichsten Verhältnissen im archaischen Sizilien auf. Vom bettelarmen Zitruspflücker und Aktmodell in Taormina arbeitet Barnaba sich mit Beharrlichkeit, Gewitzheit und Mut zum Dandy in Catania und Palermo empor und schließlich sogar zum geachteten Händler für Zitrusfrüchte auf dem Münchner Großmarkt. Den Kopf voller Träume von Reichtum und einer Familiendynastie sehnt er sich nach dem großen Glück. Vierundzwanzig Kinder zeugt er, von denen nur die wenigstens überleben, er verdient ein Vermögen und verliert es wieder. Auf atemberaubende Triumphe folgen bodenlose Niederlagen, Neuanfänge und Abschiede. Wir begleiten sein Leben und das seiner Familie von 1890 bis in die 1960er Jahre, von Sizilien nach München und nebenbei läuft die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts mit seinen Errungenschaften und Schrecken an uns vorbei. Am Ende seines Lebens schaut der Patriarch auf sein Leben zurück, denn „Leben werden gelebt, um erzählt zu werden“. Mario Giordano hat einen grandiosen historischen Roman geschrieben, der zum Träumen einlädt - sinnlich, opulent und vielschichtig. Ein Fest für die Sinne und ein sprachlicher Hochgenuss! Ein absolutes Lesehighlight! Barocke Opulenz und Sinnlichkeit prägen die farbenprächtigen Schilderungen, die komplett ohne Kitsch auskommen. Taormina, Catania und Palermo hat man sofort vor Augen, den im Hintergrund rauchenden Etna, die Zitronengärten und prächtigen Paläste, man fühlt beinahe die brennende Sonne auf der Haut, sieht das funkelnde Meer, atmet den Duft Siziliens. Aber auch München wird plastisch greifbar, von den Armensiedlungen, dem Großmarkt bis ins aufstrebende Nachkriegsmünchen. Unglaublich atmosphärisch taucht man in die Welt des Banaba Carbonaro ein. Allein schon die Beschreibung seines ersten Cannolo oder seines ersten Fruchtsafts lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen und man schmeckt diese kulinarischen Köstlichkeiten förmlich! Die entsetzliche Armut und die Entbehrungen der einfachen Leute im archaischen Sizilien des ausgehenden 19. Jahrhundert werden greifbar, die unendliche Schinderei auf den Zitrusplantagen, die Krankheiten und Grausamkeiten. Ein Land von paradiesischer überbordender Fülle und Schönheit, aber auch tiefen Abgründen, so fruchtbar und zugleich furchtbar wie der Etna. Die Moderne, das 20. Jahrhundert mit seinen Errungenschaften ist unendlich weit weg für die einfachen Leute. Der Kontrast zwischen der bitteren Armut und dem mythischen Arkadien, dass die deutsche und vor allem auch europäische Bohème und später auch das Bürgertum in Sizilien sucht, ist eklatant. So bedienen die mythischen Aktfotografien des Barons Wilhelm von Gloeden das Wunschbild der Deutschen, während seine Modelle ums bloße Überleben kämpfen. Sizilien erscheint wie eine Fata Morgana, aus Schönheit, Magie und Untergang. Schließlich spielen die „kindlichen Götter“, die Macht des Schicksals, mit Barnaba, der sein Arkadien in München findet, seinen Erfolg dort macht. Barnaba ist getrieben von unstillbarer Sehnsucht, Spielball des Schicksals, mal Odysseus, mal der wütende geblendete Zyklop, mal Betrüger, dann wieder der Betrogene. Sein Leben und die Geschichte seiner Familie eine permanente Gewinn- und Verlustrechnung. Gewitzt und zielstrebig ringt er den Göttern Anerkennung und das große Glück ab. Immer wider schlägt er dem Schicksal ein Schnippchen, während atemlos in unfassbarem Tempo das 20. Jahrhundert mit seinen Errungenschaften und Abgründen vorbei zieht, die Familiengeschichte mal mehr, mal weniger tangiert. Geprägt wird er durch die starke Frauen in seinem Leben. Seine wunderheilende Mutter Pancrazia, die unvergleichliche Rosaria, seine Ehefrau Pina, die Zauberin Zia Melina, seine Kirke, und die deutsche Helene. Mario Giordano schreibt gerade am zweiten Teil aus der Perspektive der Frauen der Familie! Man merkt in jedem Detail, wie viel Liebe und intensive Recherche in diesen Roman geflossen sind, der ein sinnliches, farbenfrohes und imposantes Bilderbuch aufspannt. Und auch die Toten, die nicht gehen können, die „patruneddi di casa“ sitzen wie selbstverständlich mit am Tisch, ohne das man sich über diese traurigen Hausgeister wundert. Doch wie sollte es an einem so uralten und magischen Ort wie Sizilien auch anders sein. „Terra di Sicilia“ ist ein mitreißender und magischer Roman, der einen mit kunstvoller Prosa und wundervollen Bildern in seinen Sog zieht. Vielschichtige Charaktere, unerwartete Wendungen und eine spannende Geschichte haben diesen von der Familiengeschichte des Autors inspirierten Roman zu einem absoluten Lesegenuss gemacht! Klare fünf Sterne von mir und eine große Leseempfehlung für alle, die einen Schmöker zum Träumen suchen. Ich bereue fast, ihn schon fertig gelesen zu haben und warte sehnsüchtig auf die Fortsetzung. Als Überbrückung könnte Mario Giordanos humorvolle Reihe um „Tante Poldi“ dienen.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.