Geschwister Scholl Buchhandlung
Von:
Christin Deja
aus Zossen
10.05.2019
Gestern kam bei uns ein Paket mit Leseexemplaren, darunter auch das o.g. Buch. Ich nahm es mir vor, noch nicht ahnend, dass die Geschichte mir die halbe Nacht kosten würde - aber im positiven Sinne, wie Sie der folgenden Rezension entnehmen können:
Rob Harts neuer Roman ist wirklich ein Buch, das sich zu lesen lohnt. Mehr als die – ohne falsche Übertreibung – unglaublich spannende Handlung gefällt mir besonders die psychologische Tiefe der Figuren, der sich aus dem beständigen Perspektivenwechsel gemischt mit den propagandistischen Selbstdarstellung Gibsons.
Das (leider nicht weit hergeholte!) Bild der Zukunft wird von Hart überaus eindrucksvoll dargestellt. Wie sich der Kapitalismus in diesem gesellschaftlichen System des Romans entwickelt konnte, und wie die nur allzu menschlichen Bedürfnisse seiner Opfer nach Bequemlichkeit, Anerkennung u.v.m. zugleich die Werkzeuge seiner Macht geworden sind wird hier ehrlich, kritisch und mit einer Authentizität geschildert, dass es einem geradezu Angst macht. Und doch zwingt einen die dynamische Handlung, das Buch bis zur letzten Seite förmlich zu verschlingen.
Es gibt nur sehr wenige Abstriche an der inhaltlichen Gestaltung [Achtung, Spoiler!] So leuchtet es auch trotz Rays Erklärung nicht ganz ein, weshalb Zinnia den ohnehin totgeweihten Boss Gibson umbringen sollte. Hätte die Zeit für ihn wirklich noch gereicht, um das Projekt zum Abschluss zu bringen? Und weshalb wurden dennoch die Maschinen im untersten Geschoss entfernt? Weshalb bleibt Claire die Marionette, d.h. macht es nicht „klick“ bei ihr obwohl sie auf diese Beschuldigung Rays mit heftiger Entrüstung reagiert? Hier wäre es vielleicht aufschlussreiche gewesen, zumindest ein Kapitel aus Claires Sicht anzufügen. Und auch Gibsons abschließendes Geständnis gegenüber Zinnia wirkte etwas zu sehr aus dem Klischee aus Superhelden-Filmen entnommen. Dass auch Zinnia das festgestellt hat, gefiel mir daher sehr. Und auch, dass sie am Ende eben nicht „in letzter Sekunde“ gerettet wurde, wie man es dann erwartet hätte.
Aber auch die vorherige Kritik sind nur Kleinigkeiten. Es bleibt alles in allem ein sehr gelungener Roman. In Sternen würde ich daher trotzdem (und anders als im Roman: im positiven Sinne!) sehr deutlich 5 von 5 vergeben.