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Rezensionen zu
Das Königreich der Lügen

Nick Martell

Die Söldnerkönig-Saga (1)

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€ 18,00 [D] inkl. MwSt. | € 18,50 [A] | CHF 25,50* (* empf. VK-Preis)

Inhalt Mikaels Vater hat den Prinzen ermordet und wurde daraufhin hingerichtet. Die verbliebene Familie Königmann wurden als Verräter gebrandmarkt. Zehn Jahre später ist Mikael immer noch auf der Suche nach der Wahrheit und was er nun beginnt aufzudecken, wird die Geschichte verändern. Eigene Meinung Wir begleiten die ganze Zeit Mikael. Er ist auch mein einziger Kritikpunkt. Er ist so sauer und verbittert und hat nur ein Ziel vor Augen, nämlich den Namen seiner Familie rein waschen. Ständig begibt er sich in Gefahr, begibt andere in Gefahr und das alles ohne Überlegungen. Er handelt oft sehr impulsiv und dreht sich ohne ersichtlichen Grund von einer in die andere Richtung. Seine Geschwister bleiben dabei leider ziemlich blass, scheinen aber das genaue Gegenteil von Mikael zu sein. Die Welt hat mir sehr gut gefallen. Wir bewegen uns in Kessel, welches von einem König regiert wird und in dem eine strenge Hierarchie herrscht. Viele Adeligen können Magie wirken, was hier "fabrizieren" genannt wird. Allerdings verlieren sie bei jedem fabrizieren ein wenig ihrer Erinnerung. Ganz ungefährlich ist es also nicht. Auch gibt es Söldner, welche ich besonders spannend fand und mich gefreut habe, dass sie gegen Ende hin immer mehr Raum eingenommen haben. Der Söldner, der hauptsächlich vorkommt, hat mir fast schon am besten gefallen. Dazu kommt natürlich noch der adelige Domet, den ein großes Geheimnis umgibt. Ich fand das Buch zwar unglaublich gut, werde die Reihe aber nicht weiter lesen. Viele Probleme und Fragen wurden zum Ende hin schon mehr oder weniger befriedigend beantwortet. Da die große Frage, was beim Prinzenmord wirklich passiert ist, auch halbwegs beantwortet wurde, reicht mir das. Der weitere Werdegang von Mikael interessiert mich nicht genug, als dass ich andere Reihen dafür liegen lasse. Fazit Ein toller Auftakt der den Weg für eine unglaubliche Reise ebnet.

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ist es, was Mikael Königmann, zu tragen hat. Die Königmanns, einst die mächtigste Familie, neben dem König, in der Stadt Kessel. Entmachtet durch einen Mord. Mit so einigen zwielichtigen Mitteln, versucht Mikael, für seine Geschwister und seine Mutter zu sorgen und kommt mehr schlecht als recht, über die Runden. Doch mit einmal ergibt sich eine Möglichkeit, das Blatt zu wenden, denn dass was bisher als Wahrheit gegolten hat, scheint sich ganz anders zugetragen zu haben. Die Story wird aus Mikaels Sicht erzählt, den der Leser als jungen Mann kennen lernt, der seinen Platz im Leben noch finden muss. Er versucht seine Familie zu beschützen und zu versorgen. Dabei hadert er immer wieder mit dem Familienerbe, denn die Königmanns waren einst die rechte Hand der Krone. Gefangen zwischen den Wunsch ein neues Leben auf zu bauen, oder doch an alte Zeiten an zu knüpfen, greift er nach so manchen Strohhalm. Für mich persönlich, ist Mikael in mancher Hinsicht, noch wie ein kleines Kind und es war sehr interessant sein langsames Erwachsenwerden mit zu erleben. Er muss sich durch die schwierigen Wasser des Königshofes navigieren, muss lernen wem er vertrauen kann, oder von wem er sich besser fernhält. Doch durch seinen Sturkopf, kommt er in viele brenzlige Situationen und verstrickt sich in Halbwahrheiten und Lügen. Diese zu entwirren, ist mir manches mal nicht so leichtgefallen und ich musste oft wie Mikael selbst, wie jetzt was zusammenhängt. Die Handlung weist so einigen Wendungen, Irrungen und Überraschungen auf, die mich durch die Story getragen haben. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, der Autor, lässt die Stadt Kessel und ihre Bewohner mit diesem zum Leben erwachen. Ebenso werden die verschiedenen Handlungsstränge immer weiter vereint und erweitert, sodass ich jetzt gespannt bin auf den 2. Band, der zum Glück nicht lange auf sich warten lässt. Ein tolles Buch, welches mir gut gefallen hat, eine raffinierte Geschichte, rund um die Familie Königmann, mit Spannung und Rätseln, Kämpfen und Intrigen. (Einzig ein paar Längen und die, für mich immer schwierig, vielen Namen und die damit verbundenen Hintergrundinformationen, haben mich manchmal im Lesefluss unterbrochen.) 4 Sterne von mir.

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Die Königmanns gehörten zu den wichtigsten Familien im Königreich Kessel, doch seitdem Mikaels Vater als Mörder des Prinzen hingerichtet wurde, kämpfen sie ums Überleben. Zehn Jahre später hält sich Mikael immer noch von allen Adligen fern, versucht nicht zu sehr aufzufallen und will seine Familie beschützen. Aber er wird in komplizierte Intrigen verwickelt und ist bald entschlossen herauszufinden, wie der Prinz wirklich gestorben ist. Mikael hängt sehr am guten Namen seiner Familie und will dem Vermächtnis seiner Vorfahren gerecht werden. Man sieht aber gar nicht so viel davon, wie seine Familie früher war, auch wenn man viel davon hört, wie wichtig sie für das Königreich seien. Jetzt bedeutet ihr Name immer noch viel, doch manche würden sie gerne tot sehen, obwohl der König selbst die Kinder verschont hat. Einige treue Anhänger und oder auch Rebellen glauben jedoch, dass Mikaels Vater den Prinzen nicht getötet hat, denn er hatte gar keinen Grund dazu. Die Welt fand ich schon interessant, die verschiedenen Fabrikationen, die zwischendurch zum Einsatz kommen, sowie ihre Kosten - meistens verliert man Erinnerungen und auch Mikael bemerkt, dass er sich nicht mehr an alle Details aus seiner Kindheit erinnern kann, obwohl er nicht mal weiß, ob er überhaupt ein Fabrikator ist. So weit weg vom Hof und all ihren Sitten gibt es viel, das er verpasst hat und noch aufholen muss. Ich mochte auch Details wie den zerbrochenen Mond Celona, die verschiedenen Söldnerkompanien, für die andere Regeln gelten, und wie Schusswaffen die Kriegsführung verändert haben. Von mir aus hätte es aber gern noch mehr sein können und ich freue mich darauf, die Welt in den Fortsetzungen weiter zu erkunden. Manchmal kam es mir so vor, als würden sich Probleme schon ein bisschen zu leicht lösen lassen, weil die Charaktere oft leicht zu überzeugen waren. Doch Intrigen, ganz offene Mordabsichten, wechselnde Loyalitäten und alte Geheimnisse machen das Buch zu einem spannenden Abenteuer.

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Meinung: Ich bin kein großer Fan der Ich-Perspektiv. Sie ist schwer umzusetzen. Hier allerdings hat es mir gut gefallen. Auch, wenn man als Leser hier und da arg unwissend über einige Gedanken und Geschehnisse zurückgelassen wird, finde ich es recht gut umgesetzt. Eben gerade weil die Hauptfigur nicht im kleinsten über alles möglich nachdenkt und die Informationen als Ist-Informationen vermittelt werden. Man muss sich selbst zusammenreimen und versuchen, diese große Welt zusammenzusetzen. Was nicht immer gelingt, aber ich hoffe, dass sich viel über die beiden Folgebände noch ergibt. Daher bin ich froh, dass diese recht zeitnah nacheinander erscheinen, um nicht wieder alles zu vergessen. An sich gefällt mir die Welt sehr. Die neuen und alten Ideen, die miteinander vermischt werden, haben mir gut gefallen und ich bin gespannt, wie in den Folgebänden darauf aufgebaut und mit den ganzen Informationen weitergearbeitet wird. Gerade das System der Magie klingt sehr spannend – dass ein kleiner Fehler genügt, um im Ausgleich zur Macht über die Magie, Erinnerungen zu verlieren. Die Figuren fand ich durchweg tiefgründig und sympathisch. Viele bringen eine Vergangenheit mit sich, über die ich als Leser gerne mehr wissen will. Es scheint viele Verstrickungen und Zusammenhänge auch mit der Entstehung der Welt zu geben, die mich durchaus neugierig gemacht haben. Auch die Dynamik, die im Laufe von Band 1 zwischen den Figuren entsteht, hat mir gut gefallen und viel für sich. Gleichwohl hat das Buch durch den Erzählstil aber auch etwas mit „Schluckauf“ zu kämpfen. Da durch Mikaels Augen gesehen manche Motivationen doch etwas unlogisch wirkten. Hier warte ich aber ebenfalls die Folgebände ab. (Als kleines Beispiel: Erst ist es immer Mikael, der den Namen seiner Familie wieder reinwaschen will und seine Geschwister betonen, dass sie mit diesem Thema abgeschlossen haben – dann aber als Mikael endlich akzeptiert wie es ist, genau gegenteiliges sagen. Hat doch etwas verwirrt) Allerdings stellt das Buch solche Entscheidungen und Anspielungen direkt wieder in Frage. Weshalb ich durchaus denke, dass alles seinen Sinn hat. Dem Buch scheint sehr wohl bewusst, was es ist, weshalb ich gespannt bin, wie es gewisse Dinge entwickelt. Fazit: In Band 1 der Söldnerkönig-Saga wird ein spannender Konflikt aufgebaut und eine Vielzahl an Figuren vorgestellt, die das Gefühl wecken, dass mit diesem Band, die einzelnen Figuren an die richtige Position gerückt und ein grober Überblick verschafft werden soll, wer auf welcher Seite stehen wird. Dennoch bleibe ich als Leserin angenehm unwissend zurück, wer am Ende wirklich was plant und wohin sich die Geschichte entwickeln wird. Damit steht die Grundlage für die Folgebände. Es bleibt aber definitiv alles offen. Ich für meinen Teil bin trotz der kleineren und größeren Schwächen sehr neugierig, wie es weitergeht.

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,Mit seinem Debüt Das Königreich der Lügen konnte sich Nick Martell innerhalb kürzester Zeit in der Fantasy-Szene etablieren. Nun liegt der erste Band seiner Söldnerkönig Trilogie auch hierzulande vor – doch kann er den Vorschusslorbeeren gerecht werden? Lügen und Intrigen Einst galt die Familie Königsmann als angesehenste Familie im Königreich Kessel: Ihre Heldentaten waren Gegenstand zahlreicher Legenden und als wichtiges Bindeglied zwischen Königshaus, Adel und einfacher Bevölkerung sorgten sie für die die notwendige Stabilität im zunehmend fragiler werdenden Königreich. Das sollte sich ändern, als die Hand des Königs, David Königmann, den Thronfolger hinterrücks ermordet und damit seine Familie und das Königreich ins Chaos stürzt: Während er selbst hingerichtet wird, werden seine Kinder als Verräter gebrandmarkt und verstoßen. Das Reich Kessel selbst verliert sich hingegen in innere und äußere Konflikte und erinnert nur noch entfernt an die einst prächtige Handelsstadt. Zehn Jahre später schlägt sich der jüngste Spross der Königmanns, Mikael, mit kleineren Gaunereien und Gelegenheitsjobs durchs Leben und verwendet seine raren Ersparnisse dazu, ein Heilmittel für seine demente Mutter zu finden. Bei einem seiner Gelegenheitsjobs stößt er schließlich auf Ungereimtheiten, die die Schuld seines Vaters infrage stellen. Mikael tut alles in seiner Macht Stehende, um den Namen seiner Familie reinzuwaschen, doch je tiefer er das Netz aus Lügen und Intrigen durchdringt, desto mehr Gefahren tun sich auf. Bald schon geht es um mehr, als um einen angeblichen Mord … Kein Brot, aber Spiele Martell wirft uns in Das Königreich der Lügen in eine Welt, die sich in einer Übergangsphase befindet. Besonders zu spüren bekommt dies das Kriegs- und Sicherheitsgeschäft: Das klassische Schwert wird langsam, aber stetig durch pistolenähnliche Waffen verdrängt und lässt damit den alten Ritterstand in die Bedeutungslosigkeit verblassen. Stattdessen beherrschen Privatarmeen und wirtschaftlich agierende Söldnergruppierungen das Geschehen. Auch gesellschaftlich stehen etablierte Konzepte auf dem Prüfstand. Die einfache Bevölkerung ist nicht mehr dazu bereit, die Privilegien des Adels zu akzeptieren und unterstützt in weiten Teilen eine kriegerische Rebellionsbewegung. Dem König ist dieses Problem durchaus bewusst und versucht der Bewegung durch Zugeständnisse wie eine unabhängige Justiz und die Abschaffung der Sklaverei einerseits und durch die Inszenierung von Hinrichtungen als soziale Events andererseits den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Handlung spielt dabei in weiten Teilen in der Stadt Kessel, einem klassischen Fantasy-Moloch mit zahlreichen bekannten Elementen. Auch wenn Martell dem Genre diesbezüglich nichts Neues zufügt, gelingt es ihm, die Stadt immerhin abwechslungsreich und unterhaltsam zu inszenieren und damit über den räumlich beschränkten Schauplatz hinwegzuhelfen. Die zahlreichen Anspielungen auf andere Orte lassen zudem darauf hoffen, dass wir in Zukunft in den Genuss einer größeren Welt kommen werden. Einen interessanten Nebenaspekt stellt der Mond Celona dar, der aus bislang ungeklärten Gründen zerbrochen ist und dessen Bruchstücke immer wieder auf die Stadt herabstürzen. Leider dient diese Idee bislang nur als Vehikel für andere Handlungsaspekte, doch auch hier bin ich guter Dinge, dass wir in Zukunft mehr erfahren werden. Der Preis der Magie Wirklich fasziniert hat mich hingegen das von Martell entworfene Magiesystem. Magische Fähigkeiten scheinen dabei vor allem dem Adel oder ihren unehelichen Abkömmlingen vorbehalten zu sein und zeigen sich in Form von einseitigen und nicht veränderbaren Fähigkeiten, die wir eigentlich schon zur Genüge aus anderen Büchern kennen. Neben den obligatorischen Element-Fähigkeiten (Eis, Feuer etc.) treffen wir auch auf exotischere Fähigkeiten wie Körperverhärtung oder Klangfähigkeiten. In Martells Kosmos werden Magier als Fabrikatoren bezeichnet und dienen vor allem als Soldaten in unterschiedlichsten (Privat-)Armeen, doch in aller Regel halten sie sich mit dem Einsatz von Magie zurück. Hintergrund ist der hohe Preis, den die Fabrikatoren für den Einsatz von Magie zahlen müssen. So hat ein langfristiger ebenso wie ein unkontrollierter Gebrauch die Folge, dass die Anwender Erinnerungen verlieren und nicht wenige verfallen am Ende ihres Lebens in einen dementen Zustand. Sie behelfen sich zwar damit, dass sie ihre wichtigsten Erinnerungen tätowieren lassen und ausführlich Tagebuch über ihr Leben führen, doch dies sind insgesamt nur kurzfristige Maßnahmen. Martell schafft es damit, ein gewisses Maß an „Waffengleichheit“ zwischen Magiern und Nicht-Magiern herzustellen und verhindert, dass übermächtige Magier das Geschehen zu stark dominieren. Schwacher Einstieg Das Erste, was dem Leser beim Aufschlagen des Buches ins Auge springt, ist die Wahl der Erzählperspektive. Martell hat sich für einen Ich-Erzähler entschieden – eine im Fantasy-Genre ungewöhnliche, aber durchaus nicht unübliche Entscheidung. Ein Ich-Erzähler hat natürlich den Vorteil der Nähe zur Hauptfigur, birgt aber gerade im phantastischen Bereich die Gefahr, den Leser zu verwirren - schließlich gibt es damit für den Autor nur noch eingeschränkte Möglichkeiten, die Welt und ihre Hintergründe zu erläutern. An sich stellt dies kein Problem dar, schließlich verbleibt ja die Möglichkeit, mithilfe der Gedanken des Protagonisten an den entsprechenden Stellen für Aufklärung zu sorgen. Leider bedient sich Martell dieses Mittels erst in den letzten beiden Dritteln des Romans. Im ersten Drittel greift er darauf zurück, dass andere Figuren in Dialogen völlig aus dem Zusammenhang gerissene Informationsschnipsel fallen lassen. Als Leser fühle ich mich an diesen Stellen vom Autor für dumm verkauft – die meisten Leser sollten durchaus in der Lage sein, sich die Hintergründe einer Welt/Geschichte zu erschließen, ohne dass jede Information auf dem Silbertablett serviert wird. Hohes Erzähltempo Die restliche Konzeption des Romans kann hingegen weitestgehend überzeugen. Die 600 gut gefüllten Seiten können dabei durch eine unterhaltsame Mischung verschiedenster Aspekte überzeugen. Neben vielen Dialogen (sie werden besser!) und in der Regel kurz gehaltenen Monologen sorgen zahlreiche abwechslungsreiche Action Szenen für Abwechslung und ein insgesamt hohes Erzähltempo. Während Martell nicht zimperlich ist mit der Wahl seiner Szenen (Kinder werden ermordet, öffentliche Hinrichtungen und Folter sind auf der Tagesordnung) verzichtet er dabei weitestgehend auf die explizite Darstellung von Gewalt – ein netter Gegenentwurf zu so manchem effektheischenden Roman im Fahrwasser von Game of Thrones. Des Weiteren begegnen wir so gut wie keinem Cliffhanger und nur wenigen Rückblenden. Auch wenn dies wohl eher der Erzählperspektive als der bewussten Entscheidung des Schriftstellers geschuldet ist, trägt auch dieser Verzicht zur Geschwindigkeit des Romans bei. Wie es sich für einen Roman um Hofintrigen gehört, ist der Roman gespickt mit zahlreichen Wendungen. Während einige recht vorhersehbar waren, trafen mich andere (darunter die Entscheidenden!) völlig unvorbereitet. Insgesamt gelingt es Martell nach einigen Anfangsschwierigkeiten, den Leser in die Handlung zu ziehen. Ich selber habe auf so manche Stunde Schlaf verzichten müssen, weil es mir einfach nicht gelungen ist, das Buch aus der Hand zu legen und das ist trotz einiger Schwächen (dazu sogleich) ein gutes Zeichen. k(l)eine Logiklücken Die eine oder andere Stelle hat bei mir dann aber doch für Stirnrunzeln gesorgt. So fand ich es seltsam, dass Mikaels Familie für das Verbrechen seines Vaters vom Hof verbannt und geächtet wurde, dann aber weitgehend unbehelligt in der Stadt leben durfte. Auch der Umstand, dass Mikael nach diesem Verbrechen noch einmal eine Chance am Königshof erhalten sollte, ist für den Leser nicht nachvollziehbar und steht zumindest auf wackligen Beinen. Ohne zu viel verraten zu wollen: die letzten Seiten lösen diese Situation auf. Ich empfehle also durchzuhalten und den inneren Logiker bis dahin zu beruhigen. Polarisierende Hauptfigur Im Mittelpunkt der Handlung steht naturgemäß unser Ich-Erzähler Mikael Königsmann. Der Autor hätte sich dabei wohl keine weniger polarisierende Figur als Erzähler aussuchen können. Dabei scheint er eigentlich eine recht sympathische Hauptfigur zu sein: Als Ausgestoßener versucht er sich mit kleineren Gaunereien über Wasser zu halten und verwendet einen Großteil seiner Beute dazu, nach einem Heilmittel für die Demenzerkrankung seiner Mutter zu suchen. Positiv wirkt sich zudem aus, dass er gerade kein übermächtiger Held ist. Er verliert deutlich mehr Konflikte, als er gewinnt und oftmals sind seine Freunde die entscheidenden Akteure in brenzligen Situationen (man denke nur an die Lindwurmszene). Auch zeigt sich seine Fabrikation erst sehr spät, sodass er in den meisten Fällen nicht einmal auf Magie zurückgreifen kann. Zusammen mit seiner tragischen Hintergrundgeschichte scheint also der Weg in die Herzen der Leser offen zu sein. Vater-Sohn-Konflikt Problematisch ist, dass er gerade einmal achtzehn Jahre alt ist und aus einer Mischung aus Wut, Verzweiflung und Spätpubertät heraus am laufenden Band Entscheidungen trifft, die den Leser zur Verzweiflung bringen. Gerade im ersten Drittel verdreht man nur noch die Augen, wenn Mikael die nächste unüberlegte Entscheidung trifft, sein Umfeld in Gefahr bringt und dann wieder einmal in Selbstmitleid versinkt. Was den Leser dann aber letztlich doch dazu bringt, weiter zu lesen, ist die Entwicklung, die er im Laufe des Romans durchläuft. Seine fragwürdigen und Kurzschlussreaktionen beruhen letztlich auf einer Identitätskrise. Seine Familie ist gespickt mit Helden, um die sich zahllose Legenden ranken und aufgrund der Tat seines Vaters ist seine Generation dazu bestimmt, als Lücke in die Geschichte einzugehen. Erst nach der Aufarbeitung des Konflikts mit seinem Vater ist er dazu bereit, einen eigenständigen Weg einzuschlagen und zu einem erwachsenen Menschen zu reifen. Auch wenn es sich um keine tiefgehende Ausarbeitung eines Vater-Sohn-Konfliktes handelt, die jeden Aspekt bis ins letzte Detail auslotet, kann dieser wichtige Teil des Romans überzeugen und hilft über die anfänglichen Schwächen der Hauptfigur hinweg. Dreigeteiltes Bild bei den Nebenfiguren Neben Mikael erwarten uns noch zahlreiche Nebenfiguren, die mit fortschreitender Handlung immer wichtigere Rollen einnehmen. Sie lassen sich in meinen Augen dabei grob in drei Kategorien einteilen: Einige Figuren können den Leser aufgrund ihrer differenzierten Darstellung oder interessanten Hintergrundgeschichte von Anfang an in ihren Bann ziehen, so etwa der geheimnisvolle Carl Domet oder der Söldner Schwartz. Leider gibt es auch einige Figuren, die einfach nur Abziehbilder darstellen. Der verdorbene Prinz etwa als altbekannter, verzogener Abkömmling eines Königs, könnte genauso gut in jedem beliebigen Historien- oder Fantasy-Roman auftauchen. Daneben gibt es auch einige Figuren, bei denen ein abschließendes Bild nicht möglich ist. Viele Figuren kamen in der ersten Hälfte des Romans nicht über ihre Rolle als bloße Stichwortgeber hinaus und ließen mich ein wenig ratlos zurück. Martell ist aber ab der zweiten Hälfte eine Wendung gelungen, die allen Figuren neues Leben eingehaucht hat. Während etwa Mikaels Schwester Jenn am Anfang des Romans nicht mehr als die überbesorgte Schwester darstellte, entpuppt sie sich in den letzten hundert Seiten als vielversprechende und eigenständige Figur, die mit etwaigen weiteren Auftritten für viel Unterhaltung sorgen könnte. Dasselbe gilt für Mikaels Jugendfreunde Trey und Sirash, die zu Beginn nur bekannte Muster abspulten, in der zweiten Hälfte aber vielversprechende Entwicklungen durchlaufen haben. Was bleibt? Mit Das Königreich der Lügen ist Nick Martell ein solides und gleichzeitig vielversprechendes Debüt gelungen. Während man der ersten Hälfte das Debüt noch anmerkt und an den Entscheidungen der Hauptfigur, dem schwachen Einstieg und den blassen Nebenfiguren verzweifelt, nimmt die zweite Hälfte deutlich Fahrt auf und steuert in allen Aspekten nach und begeistert daneben mit einem hohen Erzähltempo und einem interessanten Setting. Die Konsequenz ist eine Mischung aus teilweise anspruchsvollen und teilweise anspruchslosen Aspekten, die Freunde beider Buchkategorien gleichermaßen abschrecken könnte. Setzt Martell den eingeschlagenen Weg in den weiteren Bänden fort, dann könnte es sich dennoch um eine der interessanteren Reihen der letzten Jahre handeln. Schönes Paperback, fragwürdige Übersetzung Meine Ausgabe stammt aus dem Blanvalet Verlag und entspricht den Anforderungen, die man an ein Paperback dieser Preisklasse stellen kann und muss. Die verwendeten Materialien sind für ein Paperback hochwertig und gerade der Buchrücken hält einiges an Belastung aus, ohne einzuknicken. Im Vorsatz finden wir eine Karte der Stadt Kessel, die zur Orientierung hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig ist. Cover sind ja bekanntlich immer Geschmackssache, aber zumindest in meinen Augen hat der Verlag hier ein stimmiges Motiv gewählt. Die Übersetzung stammt von Urban Hofstetter und stellt eine gewohnt souveräne Übersetzerarbeit dar. Irritiert hat mich lediglich die Entscheidung, einen Großteil der Namen der Protagonisten einzudeutschen. Das ist im Fantasy-Genre kein ungewöhnlicher Vorgang und die Beweggründe sind durchaus nachvollziehbar, aber musste man unbedingt aus Gwen Jenn und aus Michael Mikael machen? Zumindest an diesen Stellen hätte ich mir ein wenig Zurückhaltung gewünscht. Letztlich sind die Namen aber auch nicht kriegsentscheidend und zumindest nicht allzu weit entfernt vom Original, sodass ich mit den Entscheidungen gerade noch leben kann. Fazit: Das Königreich der Lügner stellt einen soliden Fantasy-Roman mit kleineren Schwächen dar, der vor allem durch eine starke zweite Hälfte überzeugen kann. Setzt Nick Martell den eingeschlagenen Weg in den Folgebänden konsequent fort, dann dürfte es sich um eine der interessanteren Reihen der letzten Jahre handeln.

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Ok

Von: Primsweltenarchiv

26.01.2023

Zuerst durch die Cover der Bücher aufmerksam geworden, fand ich auch den Rest ansprechend. Da ich der Autor neu für mich war, wusste ich nicht, was mich erwartet. Der Einstieg in die Geschichte verlief etwas zäh, versprach aber noch immer genug, um weiterlesen zu wollen. Etwa vor der Hälfte nahm es dann sogar Fahrt auf und ich mochte es gar nicht mehr weglegen. Mikaels Geschichte war logisch, wurde mit der Zeit immer klarer. Ein richtiger Liebling ist er für mich zwar nicht geworden, aber zumindest war er authentisch dargestellt. Vom Stil des Autors war ich positiv überrascht, denn wenngleich der Einstieg nicht leicht fiel, kam ich beim Lesen gut voran. Mein Fazit: Eine lesenswerte Geschichte mit interessantem Setting und trotz der Schwäche zu Beginn insgesamt interessant. Leseempfehlung und 3,5 von Sternen.

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