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Rezensionen zu
Die leuchtende Republik

Andrés Barba

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"Die leuchtende Republik" von Andrés Barba, erschienen bei Luchterhand, spielt im Jahr 1995 in der fiktiven Stadt San Cristóbal. Es ereignet sich ein schreckliches und traumatisches Ereignis um 32 Kinder, die obdachlos sind. Nachdem sie einen Supermarkt verwüstet haben, töten sie mehrere Kunden. Viele Jahre später setzt der Ich-Erzähler des Romans an und versucht auf teils philosophische Weise die vergangenen Taten zu rekonstruieren. Ich empfand das Geschriebene als heftig, aber auch sehr atmosphärisch. Mich hat das Cover sofort neugierig gemacht und ich mochte den Schreibstil des Autors. Barba schreibt emotional und aufwühlend, es löste in mir Beklemmungen aus und faszinierte mich zugleich. Es stellen sich Fragen rund um Kultur, Zivilisation, Unrecht und Vorurteile. Und am Ende zeigt sich, wie die Kinder vorschnell verurteilt wurden. Idee, Umsetzung, Schreibweise und Cover gefielen mir sehr gut.

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«Vogelgezwitscher, fast ununterscheidbar, wie dieses Summen tief im Urwald.» Dieser Roman ist als Reportage angelegt. 1995 in San Cristóbal (fiktiv) am Rande des Regenwalds in Südamerika: Eines Tages tauchen 32 obdachlose Kinder in der Stadt auf, die eine unverständliche, unbekannte Sprache sprechen, eine Sprache wie Vogelgezwitscher. Sie sind ziemlich verwildert, benehmen sich auch so, tollen in kleinen Gruppen durch die Straßen, treiben Schabernack. Sie verschwinden immer wieder zurück in den Wald. Anfangs stört sich niemand daran, auch nicht an den kleinen Diebstählen. Gleichzeitig sind die Kinder der Stadt fasziniert von den Wilden, fühlen sich magisch angezogen. Doch die Kinder werden immer dreister, sie bedrängen eine alte Frau, entreißen ihr die Einkaufstüten und die Handtasche. Sie stehlen auch im Supermarkt. Nun spaltet sich die Meinung der Bürger über die Kinder, die immer unverschämter werden. Die eine Seite ist empört – die andere meint, es seien doch nur Kinder, die niemanden haben. Es gibt Gerüchte, wo sie herkommen mögen – vielleicht entwischte Entführungsopfer? «Viele der Kinder sammeln sich am Eingang, andere fangen zu weinen an, und manche bücken sich und betrachten aus einigen Metern Abstand ihre Opfer, wie betäubt von dem, was sie da gerade getan haben. Überraschend ist die Dauer des Überfalls, die Plumpheit und was sich simultan für unterschiedliche Dinge abspielen; fast zehn Minuten lang kommen Leute herein, gehen hinaus und wieder hinein, als würde nichts geschehen. Eine Frau nutzt die Gelegenheit und lässt etwas mitgehen, was wie ein Haarfärbemittel aussieht, während auf der anderen Seite des Regals ein zehnjähriges Mädchen einem Erwachsenen gerade ein Messer in den Bauch rammt.» Der Ich-Erzähler ist ein Sozialarbeiter der Stadt und er erinnert sich nach 15 Jahren an den Vorfall, nimmt Zeitungsartikel und das Tagebuch einer Jugendlichen der Stadt zuhilfe, die die Ereignisse gut dokumentiert hatte. Irgendwann kommt es zu einem dramatischen Ereignis in einem Supermarkt. Dies ist der Kipppunkt, denn ab diesem Zeitpunkt ist das Verständnis für die Kinder seitens der Bürger verloschen. Nun wird Jagd auf die Kinder gemacht. Andrés Barba stellt durch den Icherzähler philosophische Fragen während des Schreibprozesses. Er stellt in Frage, was die Wahrheit ist, von der behauptet wird, sie ist es. Wahrheit ist das, worauf sich das Kollektiv der Gesellschaft zu einem Geschehnis einigt. Je nachdem, von welcher Seite man ein Ereignis betrachtet, um so mehr kann sich die Wahrheit verschieden, bis hin zu gegenüberliegenden Seite, zur Lüge. Die Wahrheit liegt oft in der Sicht des Betrachters. Wer sind hier die Täter und wer die Opfer? Andrés Barba stellt die Zivilisation in Frage: Was genau ist überhaupt wild und was zivilisiert – woran machen wir das fest? Auch hier wieder die Sicht des Betrachters. Ist unsere sogenannte zivilisierte Gesellschaft berechtigt, andere Gesellschaftsformen als unzivilisiert zu betrachten? Es ist eine dunkle dystopische Geschichte, ein Drama – aber ein leuchtendes Buch – eine leuchtende Republik! Ein feiner philosophischer Roman, den man keinem Genre zuschreiben kann; von allem ein bisschen: Dystopie, Fantasyroman, ein wenig Kriminalliteratur, denn es geschieht so einiges Kriminelles. Empfehlung! Andrés Barba, 1975 in Madrid geboren, zählt zu den »zehn besten zeitgenössischen Schriftstellern Spaniens« (Granta’s). Sein Roman » Die leuchtende Republik« erscheint in 21 Sprachen und wurde mit dem renommierten Premio Herralde de Novela ausgezeichnet.

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„Die leuchtende Republik“ von Andrés Barba ist ein fesselnder kurzer Roman, der um ein Enigma kreist. In der großen argentinischen Provinzstadt San Cristobal tauchen unbekannte Kinder auf. Sie scheinen in einer Geheimsprache zu kommunizieren, erst betteln sie, dann werden sie auf einmal gewalttätig, plötzlich sind sie verschwunden. Zuletzt verschwinden immer mehr einheimische Kinder der Stadt. Rund um diesen Torso baut Barba eine Erzählung, die sich subtil mit den Mechanismen von Populismus, der Beeinflussbarkeit von Menschen, der Unsicherheit von Erinnerung und dem Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern beschäftigt. Icherzähler und Protagonist ist ein Sozialarbeiter, ursprünglich zugezogen, verheiratet und Vater einer Tochter, die seine Frau aus erster Ehe mitgebracht hat. Ohne dominant zu werden, spielt diese Familiengeschichte auch immer wieder eine wichtige Rolle. Es ist schwer, die Symbolik des Romans komplett zu entschlüsseln. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass diese Kinder Vorschein einer neuen, einer anderen Art zu leben sein könnten. Aber welcher? Sie stehen sicherlich für kein bekanntes politisches Modell. Anfangs werden sie für entlaufen Kinder indigener Gruppen gehalten, bis man feststellt, dass ihre Sprache keine indigene ist, sondern eine auf dem Spanischen basierende Geheimsprache. Aber ist das mit der neuen Gesellschaft nicht vielleicht auch einfach ein Hirngespinst, eine Projektion des Protagonisten, wo der Roman sich doch in vielfältiger Weise mit solchen Projektionen auf das Kindliche beschäftigt? In jedem Fall treten die Kinder als Bedrohung auf. Zuerst als eingebildete, da die Gemeinde herumstreunende Kinder, die betteln, nicht ertragen möchte. Bald aber als reale. Doch inwieweit schufen die Reaktionen auf die eingebildete Bedrohung die reale erst? Und schließlich scheinen die Kinder zumindest in den jüngeren Bewohnern der Stadt ein Bedürfnis zu wecken, das die Gemeinschaft der Erwachsenen nicht erfüllen kann. Der Roman erzählt all das in einer zugänglichen, manchmal fast protokollarischen Weise, wobei in die Beobachtung des Protagonisten immer wieder Beobachtungen anderer eingeschaltet sind. Gleichzeitig steht aber auch die Stadt San Cristobal mit ihrem Filz, ihrem Dreck, ihren schönen Momenten und nicht zuletzt ihrem Aberglauben, der manchmal fragen lässt, wie viel von der Geschichte wirklich geschehen ist, sehr plastisch da. Ein gut gemachter dichter Roman, dem für die mehrfache Lektüre vielleicht das letzte Moment an sprachlicher Schönheit oder kompositorischer Besonderheit fehlt, den man aber zumindest einmal mit viel Interesse lesen kann.

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„Die menschliche Logik geht ihre eigenen Wege, und manche Bilder sind wohl nicht auf sie zugeschnitten. "Das kann nicht sein, das ist absurd", sagen wir bisweilen. Aber die Tatsache, dass manche Dinge absurd sind, heißt nicht, dass sie nicht geschehen." S. 91 Es fällt mir ein wenig schwer, die richtigen Worte zu finden um dieses Buch zu beschreiben. Ich würde es zwischen Dystopie und Fabel einordnen. Die Handlung spielt im Urwald und das Setting fand ich sehr gelungen, weil es eine gewisse Mystik ausstrahlt. San Cristóbal ist eine kleine Provinzstadt, in der nach und nach ganz merkwürdige Dinge geschehen. 32 wildfremde Kinder, deren Sprache die Bewohner der Stadt nicht verstehen können, tauchen auf, stehlen und überfallen. Der Erzähler ist ein Sozialarbeiter, der den Fall damals betreut hat und der rückblickend (20 Jahre danach) von dem Vorfall erzählt. Mir hat das Buch gut gefallen, zugleich fand ich es auch ein wenig anspruchsvoll. Die Sprache war schön, aber auch kompliziert, da der Erzähler sehr oft Gedankensprünge macht, die sich einem nicht wirklich erschließen. Er macht linguistische Beobachtungen, was mich zu Anfang ein wenig verwirrt hat und ich auch anstrengend fand. Es war ein bisschen so, als wollte der Erzähler seinen hohen Bildungsstand zur Schau tragen.

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"Die menschliche Logik geht ihre eigenen Wege, und manche Bilder sind wohl nicht auf sie zugeschnitten. "Das kann nicht sein, das ist absurd", sagen wir bisweilen. Aber die Tatsache, dass manche Dinge absurd sind, heißt nicht, dass sie nicht geschehen." S. 91 Es fällt mir ein wenig schwer, die richtigen Worte zu finden um dieses Buch zu beschreiben. Ich würde es zwischen Dystopie und Fabel einordnen. Die Handlung spielt im Urwald und das Setting fand ich sehr gelungen, weil es eine gewisse Mystik ausstrahlt. San Cristóbal ist eine kleine Provinzstadt, in der nach und nach ganz merkwürdige Dinge geschehen. 32 wildfremde Kinder, deren Sprache die Bewohner der Stadt nicht verstehen können, tauchen auf, stehlen und überfallen. Der Erzähler ist ein Sozialarbeiter, der den Fall damals betreut hat und der rückblickend (20 Jahre danach) von dem Vorfall erzählt. Mir hat das Buch gut gefallen, zugleich fand ich es auch ein wenig anspruchsvoll. Die Sprache war schön, aber auch kompliziert, da der Erzähler sehr oft Gedankensprünge macht, die sich einem nicht wirklich erschließen. Er macht linguistische Beobachtungen, was mich zu Anfang ein wenig verwirrt hat und ich auch anstrengend fand. Es war ein bisschen so, als wollte der Erzähler seinen hohen Bildungsstand zur Schau tragen. 3,5-4 Sterne

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