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Rezensionen zu
Die Arbeit der Vögel

Marica Bodrožić

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Marica Bodrožić unternimmt eine reisende Einordnung und Nachempfindung der letzten Tage des Philosophen Walter Benjamins und setzt diese in Bezug und Kontrast zu ihrer eigenen Biografie und ihrem Nacherleben seiner Fluchtroute. Was ich zunächst flüchtig als eine essayistische Abhandlung von Benjamins Leben eingeordnet hatte, entpuppte sich beim Lesen als ein spannender Versuch, der gerade hoch im Kurs stehenden autobiografischen Literatur à la Ernaux und Cusk eine neue Dimension hinzuzufügen: Die Bewegung im Raum und gleichzeitige geografische Erschließung des eigenen Lebens und der Biografie einer öffentlichen historischen Person. In Form einer Seelenwanderung begeht die Autorin den Chemin Walter Benjamin, sie erinnert, ruft Bilder vor ihrem inneren Auge auf, reflektiert darüber ihre eigene Biografie und das Aufwachsen in Ex-Jugoslawien und schließlich Deutschland vor dem Hintergrund der rauhen Kulisse der Pyrenäen und der erzwungenen Flucht und Migration des Walter Benjamin. Eine wahre Seelenarbeit. Sie schreibt sich ihre eigenen Empfindungen, und das was ihr die Literatur und Philosophie im Leben mitgegeben haben, aus der Seele. Auch Walter Benjamin wird sich auf der Flucht so seine eigenen Gedanken gemacht haben, und auch darüber sinniert die Autorin hier.  Mein Kritikpunkt ist jedoch, dass die Sprache auch im Vergleich mit den von mir gewählten „Vergleichsautorinnen“ Cusk und Ernaux für meinen Geschmack zu komplex und „herausgeputzt“ ist. Viele Sätze klingen so schön nach, man erkennt das große Schreibtalent und die Arbeit, die in jedes einzelne Wort gesteckt wurde. Der Text ist damit aber wahrlich keiner, in den man sich reinsetzt und sofort wohlig umfangen wird, sondern er erfordert zu jedem Zeitpunkt absolute Konzentration, er stellt auch eine gewissen Hürde für die Zugänglichkeit auf. Schade, aber ich hoffe noch darauf, dass ich es in einer anderen Lebensphase nochmal besser schaffe, diesen Text zu erklimmen und den Ausblick zu genießen. Für jetzt hat es leider nicht gereicht, mich den Begeisterungsstürmen anzuschließen. Haptisch ist das Buch aber eine reine Freude, tolles Papier, hochwertiger Umschlag – ein super Sammelstück für Walter Benjamin Liebhaber und andere Bibliophile.

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