Wissothek
Von:
Jutta Klink
aus Stuttgart Bad Cannstatt
23.03.2018
Man darf kein populärwissenschaftliches Werk zum Thema Klimawandel erwarten. Wie auch im ersten Teil der Klimaquadrologie "Die Geschichte der Bienen" geht es bei der "Geschichte des Wassers" um die Störung des ökologischen Gleichgewichts.
***SPOILER***
Wir erleben zusammen mit der Protagonistin Signe das Jahr 2017 und, durch ihre Lebenserinnerungen, wie alles 50 Jahre zuvor anfing, als die Nutzung der Wasserkraft durch eine unkritisch hinterfragte Technikgläubigkeit zu nicht wiedergutzumachenden Schäden im Ökosystem führte. Flüsse und Bäche wurden unterirdisch in Kanäle umgeleitet, Flussauen trockengelegt, Pflanzen und Tiere verloren ihren Lebensraum. Langfristig, das erzählt der zweite Handlungsstrang des Romans parallel, führten diese Maßnahmen in ganz Europa zu Trockenheit, Versiegen von Quellen, Versalzung der Böden. In der Folge zu kriegerischen Auseinandersetzungen um die knappe Ressource Wasser und große Fluchtbewegungen innerhalb und außerhalb Europas. Dieses wird anhand der Geschichte von David und seiner Tochter, die wir 24 Jahre später begleiten, erzählt.
2017: Norwegen/Frankreich: Signe. Sie war schon als Kind zusammen mit ihrem Vater auf der Seite der Umweltschützer, während ihre Mutter und große Teile der Dorfbevölkerung nur den materiellen Nutzen der Ausbeutung des Fjords sahen. Nach Jahrzehnten kommt Signe zurück in ihre Heimat, um auf eine neue, sehr paradoxe, umweltzerstörende Maßnahme aufmerksam zu machen. Das Gletschereis wird abgetragen, verkauft an reiche Wüstenstaaten, wo es angesagt ist, Cocktails mit Gletschereis zu trinken. Als Verantwortlichen macht Signe ihre Jugendliebe Magnus aus. Sie lädt einen Teil der Eislieferung auf ihr Boot um, mit dem Ziel, es Magnus in seiner Villa in Frankreich vor die Füsse zu werfen. Eine anstrengende Atlantiküberquerung mit Sturm bringt sie an ihre körperlichen Grenzen, doch sie schafft es bis an ihr Ziel.
2041: Frankreich: David und Lou. David ist mit seiner Tochter auf der Flucht, die brennende Stadt, in der er mit seiner Frau und zwei Kindern lebte muss er verlassen, seine Frau und sein zweites Kind verliert er bei der Flucht aus den Augen. In der Hoffnung am vereinbarten Zielort auf seine Frau zu treffen oder auf deren Eintreffen warten zu können, verbringen David und seine Tochter die Zeit im Lager mit vielen anderen Gestrandeten. Hoffnung und Träume halten sie am Leben, trotz immer neuer frustrierender Erlebnisse und Erkenntnisse. Vor allem der Fund eines Bootes und die Fantasien die damit verbunden sind, die Hoffnung mit dem nächsten Regen mobil zu sein, stärken ihren Überlebenswillen. Man ahnt ab dem Fund des Bootes, wie sich die beiden Erzählstränge vverbinden werden.
Fazit: Dadurch, dass die Autorin die Handlung dieses zweiten Teiles ganz nach Europa, in die Erfahrungswelt einer großen Anzahl ihrer Leserinnen und Leser verlegt hat, ist dieses Buch noch gefälliger als der erste Teil. Auch gläubwürdiger und näher an dem, was von Menschen heut