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Rezensionen zu
Mensch 4.0

Alexandra Borchardt

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Dienen uns die Maschinen oder ordnen wir uns ihnen unter? Früher war Alexandra Borchardt Chefin vom Dienst bei der Süddeutschen Zeitung, heute forscht sie als Director of Strategic Development am Reuters Institute for the Study of Journalism an der University of Oxford. In ihrem neuesten Buch "Mensch 4.0 - Frei bleiben in einer digitalen Welt" geht sie der Frage nach, welches Leben der einzelne Mensch und die Gesellschaft angesichts der fortschreitenden Digitalisierung wahrscheinlich zu erwarten haben. Immer im Fokus: Chancen und Risiken Alexandra Borchardt nimmt sich bei ihrer Betrachtung praktisch alle Lebensbereiche des modernen Menschen vor. Die Bandbreite ihres Buchs reicht von Künstlicher Intelligenz über das Verschmelzen der analogen Realität mit der Cyber-Reality, der Manipulationen bei Wahlen, der bedrohten Privatsphäre bis zu Sex mit Robotern. Sie erläutert, inwieweit unser Leben durch Algorithmen gesteuert wird und welche Konsequenzen ein Fortschreiten dieser Entwicklung haben kann. Ist es noch möglich, in einer immer stärker überwachten und gesteuerten Welt Mensch zu sein? Emotional, ideenreich, oft spontan und von Zufällen geleitet? Geht die Aussicht der wachsenden Digitalisierung nicht auch damit einher, dass wir im täglichen Leben einen Gutteil unserer Kreativität abgeben? Algorithmen sind hierbei nicht nur keine Hilfe, sondern sogar eine Bremse: Das, was in sie hinein programmiert worden ist, sind rückwärtsgewandte Erkenntnisse, die die Zwecke, für die sie geschrieben wurden - z. B. Personalauswahl, Reise- oder Buchvorschläge etc. - nur in eine bestimmte Richtung bringen. Von den Versprechungen, die die Pioniere des Internetzeitalters damals gegeben haben, sind nicht nur die positiven Effekte wie die Vereinfachung des Lebens, sondern auch die unerwünschten Nebeneffekte wie z. B. die Datensammelwut der Großkonzerne wie Amazon oder Facebook, die Konzentration auf einige wenige Big Player und deren Marktmacht sowie das langsame Erodieren der Demokratie übrig geblieben. Über allen Überlegungen steht die Frage: Sind wir wirklich noch frei oder längst ein Bestandteil eines riesigen Manipulationsmechanismus'? Lesen? Alexandra Borchardt bietet ihren Lesern einen guten Überblick über die Problematik, die die Digitalisierung grundsätzlich mit sich bringt. Es wird jedoch schnell klar, dass sie vor allem befürchtet, dass diese technische Entwicklung bei allen Vorzügen, die sie hat, sich überwiegend zu unserem Nachteil auswirken wird. Das Aussterben ganzer Berufsgruppen von gering qualifizierten Beschäftigten bis zu Akademikern, das von Regierungen betriebene Durchleuchten der eigenen Bevölkerung, Hackerangriffe mit enormem Schadenspotenzial und die Fokussierung auf möglichst hohe Einnahmen für einige wenige Unternehmen haben beinahe dystopischen Charakter. Vieles von dem, was in "Mensch 4.0 - Frei bleiben in einer digitalen Welt" beschrieben wird, ist längst bekannt und wird schon eine ganze Weile diskutiert. Um die Abkehr vom persönlichen Kontakt zu belegen, greift Borchardt mitunter zu Beispielen, die nur schwer nachvollziehbar sind. So zitiert sie beispielsweise die MIT-Psychologin Sherry Tukle, die beklagte, dass immer weniger Studenten in ihre Sprechstunde kommen und ihr lieber perfekt formulierte E-Mails schicken. So könnten sich die Studenten immer seltener als Mensch präsentieren und eine Beziehung zu ihrem Gegenüber aufbauen. Dass die Studenten kein Interesse an langen Wartezeiten auf dem Uni-Flur haben könnten oder ihnen Turkle schlicht nicht sympathisch ist, kam in den Überlegungen nicht vor. Manche von Borchardts Tipps, die sie teilweise von anderen Fachleuten übernimmt, lesen sich wie aus einem Erziehungsratgeber für Eltern: Smartphonefreie Zonen oder Situationen sollen dazu beitragen, die menschliche Empathie zu trainieren. Dass das Smartphone nicht vor dem real existierenden Menschen, der einem direkt gegenüber sitzt, den Vorrang haben sollte, sollte ein Gebot der Höflichkeit sein, aber muss nicht mehrere Buchseiten füllen. Andere Aussagen sind hingegen berechtigt und wichtig: Die Digitalisierung hat so starke Auswirkungen auf unser Wirtschaftssystem und den Sozialstaat, dass das Verhältnis zwischen Mensch, Kapital und Maschine neu definiert werden muss. Ich bin unentschlossen, wie ich dieses Buch für mich bewerten soll. Mich hat der Strom an Zitaten gestört, weil Borchardts eigene Ansichten oft so nur unklar dargestellt wurden. In vielen Fällen schien sie sich außerdem trotz des Abwägens von Für und Wider nicht festlegen zu wollen, welche Haltung sie selbst zu dem einen oder anderen Sachverhalt hat. Ich hätte mir häufiger eine klarere Positionierung gewünscht. Gerade im letzten Kapitel hat sie sich jedoch damit beschäftigt, was wir selbst tun können, um einer ungünstigen Entwicklung der digitalen Welt vorzubeugen.

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Lesenswertes aber anspruchsvolles Buch

Von: Janike Pfefferle aus Tübingen

27.04.2018

Das Buch beschäftigt sich mit Themen, die hoch aktuell sind und dennoch viel zu wenig thematisiert werden: der Einfluss der digitalen Welt auf unser Leben, unsere Freiheit, unserer Entwicklung. Das Thema wird von unterschiedlich Seiten beleuchtet und behandelt sowohl den Arbeitsmarkt, die sozialen Medien, die Politik, Verkehrsmittel usw. Es ist definitiv lesenswert und regt vor allem zum kritischen Reflektieren und Nachdenken an. Die meisten Informationen sind jedoch nicht neu und wiederholen sich häufig, so dass das Buch auch seine Längen hat. Immer wieder wird auf Studien und die Wissenschaft verwiesen, was für den ein oder anderen zu anspruchsvoll bzw. nicht relevant oder langweilig scheinen mag. Das Buch ist geeignet für Menschen, die sich sowieso schon mit dem Thema auseinander setzen und weitere wissenschaftlich fundierte Informationen erfahren wollen oder für Neueinsteiger, die sich auf ein anspruchsvolles Niveau begeben wollen.

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