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Rezensionen zu
Dreck am Stecken

Alexandra Fröhlich

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€ 15,00 [D] inkl. MwSt. | € 15,50 [A] | CHF 21,50* (* empf. VK-Preis)

"Unsere Mutter rauchte und trank. Beides nicht zu knapp. Und sie war ein lustiger Vogel, wenn sie nicht gerade einen ihrer Schübe hatte. Dann rauchte und trank sie noch mehr und sprach kein Wort, sondern starrte tagelang lieber stumpfsinnig aus dem Fenster. Alles in allem aber war sie ziemlich in Ordnung. Sie war nur anders als andere Mütter." Die Frau, die der Ich-Erzähler Johannes am Beginn von Alexandra Fröhlichs Romans "Dreck am Stecken" charakterisiert, ist Mutter von vier Söhnen mit vier verschiedenen Vätern. „Vier Sommer vor der großen Katastrophe“ stößt auch noch Opa Heinrich zur Familie im Osdorfer Born, einer Hamburger Plattenbau-Großsiedlung. „Die Katastrophe“ ist der Selbstmord der Mutter, einen Tag nach Johannes‘ 18. Geburtstag: "Als hätte sie beschlossen, dass es nun gut war. Dass sie alles getan hatte, um uns auf den richtigen Weg zu bringen. Und dass nun jemand anderes dran war, für das Weitere zu sorgen." Vier Enkel und ein schräger Großvater Offiziell ist es der Großvater, der sich um die Enkel kümmert, doch hauptsächlich übernimmt Johannes die Verantwortung für seine Brüder Jakob, Philipp und Simon, unterstützt von Jakobs finanzkräftigem Vater, den der Sohn nach Strich und Faden erpresst. Alle vier Brüder schaffen ihr Abitur, Johannes wird Journalist, Jakob ein erfolgreicher Banker, Philipp Herzchirurg mit eigener Familie und Simon lebt als Künstler auf einem Bauernhof. Doch die Kindheit hat bei allen Narben hinterlassen: Johannes stottert je nach Aufregung mal mehr, mal weniger, Jakob überspielt seine Unsicherheit mit fast unerträglicher Großspurigkeit, Philipp ist Alkoholiker und Simon leidet unter Krampfanfällen und Stimmungsschwankungen. Der enge Kontakt zwischen den Brüder löst sich mit den Jahren auf, nachdem Simon mit einer polnischen Pflegekraft und Opa Heinrich im Heim versorgt ist. Die Wende Als der Großvater stirbt, hinterlässt er seinen Enkeln nicht nur eine geheimnisvolle Kiste mit einem vergilbten Tagebuch, es kommen auch erstaunlich viele Unbekannte zu seiner Beerdigung. Allmählich dämmert den Brüdern, warum weder er noch ihre Mutter über die Vergangenheit sprechen wollten. Ein Schock, doch auch die Chance, den alten Zusammenhalt wiederherzustellen, gilt es doch, bei einer gemeinsamen Tour nach Argentinien zu retten, was zu retten ist… Zwischen Tragödie und Komödie Wie schon in ihrem letzten Roman, "Gestorben wird immer", der mir noch besser gefallen hat, findet Alexandra Fröhlich auch dieses Mal wieder einen leichten, schwarzhumorigen Ton für eine tragische Thematik, wird aber dabei nie seicht, rührselig oder sprachlich banal. Allerdings geht mir die Verarbeitung des Holocaust-Themas als nicht ganz ernst gemeinte Komödie bisweilen deutlich zu weit und insbesondere den Titel des Buches, "Dreck am Stecken", empfinde ich als unzulässige Verharmlosung. Mit den vier unterschiedlichen Brüdern hatte ich jedoch meinen Spaß, denn hier sind Alexandra Fröhlich vier ganz besondere Protagonisten gelungen, die mit der lebensklugen, sympathischen polnischen Pflegekraft Ania ein wahrlich außergewöhnliches Team bilden. Die Erzählstruktur mit den drei Ebenen „Damals“, „2008“ und „San Miguel de Tucumán“ erhöht die Spannung und das hochaktuelle Thema generationenübergreifende Traumatisierung lohnt die Lektüre allemal.

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Darum geht's: Der Opa von Johannes, Jakob, Philipp und Simon lebte schon einige Zeit dement im Pflegeheim. Nun ist er gestorben und entgegen seinem Grundsatz, die Vergangenheit ruhen zu lassen, hinterlässt er seinen Enkeln eine Schachtel mit Erinnerungsstücken und seinem Tagebuch. Auch die Menschen, die sich zum Erstaunen der Enkel an Opas Grab versammeln, geben ihnen zu denken. Was hatte Opa zu verbergen? Die Enkelsöhne machen sich daran, Licht in Opas Vergangenheit zu bringen. So fand ich's: Die Geschichte wird auf drei verschiedenen Zeitebenen erzählt. Unter der Überschrift "Damals" bekommen wir Einblicke in die Jugend der vier Brüder, die in einer Plattenbausiedlung zusammen mit ihrer Mutter leben. Es gibt vier verschiedene Väter, die eine eher untergeordnete Rolle im Leben der Jungs spielen, und die Mutter ist auch eher schlecht als recht in der Lage, sich um die Söhne zu kümmern. Eines Tages taucht Opa auf, keiner weiß, wo er herkommt, und nistet sich in der Wohnung ein. Im Jahr 2008 müssen sich die inzwischen erwachsenen Brüder mit dem Tod des Opas auseinandersetzen und damit, was dadurch an die Oberfläche gespült wird. Die dritte Erzählebene wird durch den Inhalt von Opas Tagebuch gebildet. Der älteste Bruder, Johannes, erzählt uns diese ungewöhnliche Familiengeschichte. Die Brüder sind alle ein bisschen abseits von der Norm und hatten für meinen Geschmack genau die richtige Mischung aus bauernschlau, frech und durchgeknallt und waren dadurch sehr unterhaltsam, manchmal allerdings auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der schwarze, skurrile Humor blitzte immer wieder mal durch und kitzelte mein Humorzentrum perfekt. Der Dreck, den Opa in seiner Vergangenheit angehäuft hat, ist allerdings überhaupt nicht witzig. Die Brüder müssen sich mit Schuld und Wiedergutmachung beschäftigen und damit, dass manche Menschen immer noch einer Ideologie nachhängen, deren Unrecht sie nicht sehen können oder wollen. Und die Brüder setzen sich damit auseinander auf eine Art, die perfekt zu ihnen passt. Dabei ist das Zusammenspiel der Brüder auf eine ganz handfeste Art schön, denn auch wenn jeder sein eigenes Leben lebt, stehen sie sich sehr nah und stehen füreinander ein. Man merkt ihre Verbundenheit sehr deutlich. Die Erzählweise ist leicht und eingängig, ohne der Ernsthaftigkeit von Opas "Dreck am Stecken" und der oft genug prekären Situationen, in denen die Brüder stecken, zu widersprechen. Zu einer 5-Sterne-Wertung hat es für mich nicht gereicht, denn dafür hätte die Geschichte mehr in die Tiefe gehen und um einiges länger sein müssen. Die Gesamtkomposition stimmte aber doch für mich sehr gut, denn Trauer, Humor, Wut und Cleverness vermischen sich zu einer lesenswerten Familiengeschichte und einzigartigen Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte.

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Die in Hamburg lebende Autorin Alexandra Fröhlich, deren Bücher Gestorben wird immer und Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen monatelang auf der Spiegel-Bestsellerliste gestanden haben, hat uns mit Dreck am Stecken einen spannenden Roman vorgelegt, der einerseits ein regelrechter Thriller um die Nazivergangenheit ihres Großvaters, andrerseits aber eine spannende Familiensaga ist. Vier Brüder, alle mit verschiedenen Vätern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, werden in die dunklen Seiten ihrer Familienvergangenheit verwickelt. Kommen Opas verschwiegene Geheimnisse endlich ans Licht des Tages? "Die Vergangenheit soll man ruhen lassen", sagte der, und eigentlich wollen es die Brüder genauso damit bewenden lassen. Tja - erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Beim Lesen der unterschiedlichen Charaktere der Brüder kommt man oft aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus, aber genau so oft sieht man, welche Seilschaften im Krieg und auch noch danach ihre Pläne schmieden. Fröhlich beschreibt dies in einem schön zu lesenden Stil, bei dem man zwischen Lachen und Weinen hin und her pendelt. Kann ja durchaus sein, dass ein Leser dadurch an eine dunkle Vergangenheit in seiner eigenen Familie erinnert wird. Etwas Dreck am Stecken hat fast jeder - wenn man nur tief genug in der Vergangenheit wühlt. Mit einigen wenigen langatmigen Passagen zwischendrin oder dem etwas derb aufgetragenen kriminellen Höhepunkt ist der Roman aber trotzdem sehr lesenswert.

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Die Mutter wollte die Vergangenheit immer ruhen lassen, sprach nicht von ihren Eltern. Sie hatte schließlich auch mit der Gegenwart genug zu tun - vier Kinder von vier verschiedenen Männern, psychische Probleme, bei Alkohol und Zigaretten mehr Konsum, als gut tat Eine eher prekäre Existenz, zahlt doch nur einer der Väter regelmäßig Unterhalt. Für Johannes und seine Brüder ist die Mutter dennoch das unbestrittene Zentrum ihres kindlichen Universums und auch die vier Jungen halten zusammen wie Pech und Schwefel in Alexandra Fröhlichs Roman "Dreck am Stecken". Und dann ist da noch Opa Heinrich, der lange Zeit unbekannte Opa, der eines Tages mit seinem Köfferchen vor der Tür der Hamburger Wohnung steht und sich gewissermaßen selbst einquartiert. Er stört die Kreise des brüderlichen Rudels nicht sonderlich und erweist sich spätestens dann als nützliches Familienmitglied, als sich die Mutter einen Tag nach Johannes´ 18. Geburtstag die Pulsadern aufschneidet. Opa Heinrich übernimmt die Vormundschaft für die verwaisten Jungen - den stotternden Johannes, den smarten und geschäftstüchtigen Jakob, den intelligenten aber schon früh dem Alkohol zugeneigten Philip und Nesthäkchen Simon, der sensible und künstlerisch talentierte Junge, der die psychischen Probleme der Mutter geerbt zu haben scheint und als schwarzes Kind besonders Anfeimdungen ausgesetzt ist. Kaum ist die Familie dem Leser vertraut, springt die Autorin in die Gegenwart. Johannes, immer noch stotternd, ist Journalist geworden, Jacob jettet als Finanzhai durch die Weltgeschichte, Philipp ist der Chirurg mit den alkoholbedingt zitternden Händen und Simon lebt als Künstler mit fragilem Seelenleben mit seiner resoluten polnischen Betreuerin auf dem Land. Opa Heinrich, der die letzten Jahre seines Lebens mit schwerer Alzheimer-Erkrankung in einem Pflegeheim verbrachte, ist gestorben und bei der Beerdigung tauchen zur Überraschung der Brüder eine ganze Reihe von Menschen auf, die sie noch nie gesehen haben, einige aus Argentinien angereist. Bei der Sichtung der Unterlagen des toten Großvaters stoßen sie auf ein Tagebuch, das auf dunkle Flecken in der Familiengeschichte hindeutet. In Argentinien versuchen sie mehr in Erfahrung zu brinngen - hatte Opa Heinrich Dreck am Stecken? Ist es ein Zufall, dass er nach dem Krieg mit der bislang unbekannten Oma nach Argentinien auswanderte - das Land, in dem so viele alte Nazis einschließlich von Kriegsverbrechern nach 1945 Aufnahme fanden? Hatte sich auch die eigene Familie in Verbrechen verstrickt und kann vergangenes Unrecht wieder gut gemacht werden? Fröhlich läst die Erzählung zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her springen in diesem Familienroman der etwas anderen Art. Die gemeinsame Mission verbindet die Brüder wieder, die sich seit der schwierigen Jugend auseinandergelebt haben. Irgendwie sind sie trotz aller Unterschiede und Streitereien eben doch noch die verschworene Gang von einst. Der Versuch einer Vergangenheitsbewältigung ist unterhaltsam erzählt aus der Sicht von Ich-Erzähler Johannes. Das schräge Quartett wächst dem Leser dabei ohne Sentimentalitäten und mit schnoddrigem Humor ans Herz. Das locker und flüssig geschriebene Buch lässt sich gut in einem Rutsch durchlesen, ohne angesichts der manchmal etwas überzeichneten Charaktere ins Alberne abzugleiten. Macht Spaß.

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Orell Füssli Thalia AG

Von: Dietrich aus Bern

08.10.2019

Zu Beginn der Geschichte war ich etwas deprimiert über die Zustände der vier aufwachsenden Jungs zu lesen und mein Mutterherz hat geblutet und den Beschützerinstinkt von mir war geweckt! Die Geschichte fand ich gut aufgebaut und die Rückblenden des Grossvaters geschickt eingesponnen. Trotz der Misere fand man immer wieder Trost in dem Familienzusammenhalt der aus der Not jeweils alle fester zusammenkittete. Fand es «flüssig» zum Lesen und die Sprache leicht verständlich und schnörkellos, trotzdem emotional und weitertreibend. +++ Spoiler+++ Wollte unbedingt erfahren was in der Vergangenheit passiert ist und ob sich die böse Grossmutter doch noch auf ihre Wurzeln besinnt und die Enkel anerkennt. Hoffe sie ist bei dem Einbruch gestorben, das skrupellose Geschöpf! Die Alte war mir schon von den ersten Zeilen an unsympathisch. Ueberhaupt sind die Protagonisten toll umschrieben und ich hatte keinen Zweifel, dass sich die Geschichte so zugetragen hat. Werde das Buch « Dreck am Stecken» auf alle Fälle unseren Kunden empfehlen!

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einzigundartig

Von: Forster aus Köln

08.10.2019

Genau wie schon “Gestorben wird immer” hat es mir ausgesprochen gut gefallen – ich habe es in einem Rutsch durchgelesen! Durch die tolle Mischung der Familiengeschichte mit “historischem” Touch, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt, wird man wunderbar unterhalten.

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Dussmann

Von: Masuck aus Berlin

08.10.2019

Die Geschichte um die vier Brüder habe ich sehr gemocht. Manchmal war mir deren Umgang miteinander und auch mit anderen Leuten zu rau und ich hätte mir einen freundlicheren Ton gewünscht. Doch insgesamt fehlte es nicht an humorvollen Situationen, berührenden Momenten und erschreckenden Enthüllungen - all dies in einem sehr ausgewogenen Mix.

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Fazit: Ich gebe zu, als ich die Lektüre von „Dreck am Stecken“ begann und mich damit auseinandersetzte, welche Bücher Alexandra Fröhlich bislang geschrieben hat und was sie sonst so tut, war ich skeptisch, ob mir ihr Buch tatsächlich gefallen würde -, was vollkommen wertfrei hinsichtlich ihres literarischen Schaffens gemeint ist. Nur bin ich halt nicht unbedingt – Ausnahmen bestätigen die Regel – ein Anhänger humorvoller Literatur, noch lese ich Frauenzeitschriften. Glücklicherweise war die Skepsis im vorliegenden Fall grundlos, denn „Dreck am Stecken“ war ein auf vergleichsweise vielen Ebenen schönes Leseerlebnis. Alexandra Fröhlich erzählt ihre Geschichte rund um die vier Halbbrüder Johannes, Philipp, Jakob und Simon sowie ihren Opa in drei verschiedenen Zeitebenen, indem sie einerseits die Kindheit und Jugend der Halbbrüder beleuchtet, andererseits die Entwicklung im Hier und Heute schildert sowie aus Opas Tagebucheinträgen zitiert. Insgesamt klingt das bei weitem komplizierter, als es letztlich ist. Als Erzähler fungiert dabei Johannes als der älteste der Brüder. Schon zu Beginn des Buches wird deutlich, dass Fröhlich eine Reihe ernster Themen anspricht. Der Leser wird vergleichsweise früh mit dem Alkoholismus, der Depression und dem letzlichen Suizid der Mutter konfrontiert. Klar, dass das nicht spurlos an den vier Jungen, vier Söhnen von vier verschiedenen Vätern, die sich alle nicht bis kaum und sie kümmern, vorbeigeht. Dazu später mehr. Und letztlich gehört auch der namensgebende „Dreck am Stecken“ zu diesen ernsten Themen, auch wenn für den Leser relativ schnell klar ist, welcher Art dieser Dreck bei einem Opa von in den 70ern aufgewachsenen Enkeln denn wohl nur sein kann. Der Autorin gelingt es dabei, ihren Roman nie wirklich schwermütig wirken zu lassen. Erzählt wird dagegen sogar oft in einem humorvoll-trockenen Ton, der mir gut gefiel, zumal er nie wirklich unpassend wirkt. Kritiker mögen einwerfen, dass Fröhlich bei keinem der angesprochenen Bereiche, wie Alkoholismus oder Depression, in die Tiefe, ins Detail geht, aber einerseits stimmt das nicht, denn sie beleuchtet in erster Linie die Auswirkungen, die diese Dinge auf die Folgegeneration haben – und das gut, aber dazu wieder später mehr – und darüber hinaus gelingt es ihr eben nur so, den eben angesprochenen Schwermut zu vermeiden, den Roman auf dem schmalen Grat der Tragikkomödie entlangzubalancieren, ohne ihn in eine der möglichen Richtungen kippen zu lassen. Gleiches gilt auch für die Charaktere. Werden die Brüder in ihrer Kindheit und Jugend auch mit sehr harten Schicksalsschlägen konfrontiert, und geraten sie ob dieser Schicksalsschläge auch ins Schlingern, so bilden sie doch eine gemeinsame Familienfront, an der viele Dinge – vermeintlich – abprallen. Erst später, in ihrem Erwachsenenleben, wird deutlich, welche Spuren das alles hinterlassen hat: Einer der Brüder hat deutliche Bindungsängste und definiert sich größtenteils über seinen Reichtum, der für ihn Macht bedeutet, ein weiterer hat den Alkoholismus der Mutter übernommen, Johannes, der Erzähler, hat ein Stottern ausgebildet und der Jüngste hat immer einen Lorazepam-Vorrat in seiner Umgebung. Man mag diese Charakterentwicklung – am deutlichsten auszumachen an der Figur des alkoholkranken Chirurgen – vielleicht als klischeehaft empfinden, ich empfinde sie als absolut folgerichtig. Die Charaktere wirken nachvollziehbar und authentisch und funktionieren auch im Zusammenspiel sehr gut. Stilistisch kann man der Autorin ebenfalls nichts vorwerfen. Der trockene Humor überzeugt, der Ton ist ebenso authentisch wie die Charaktere und die Dialoge wirken lebensnah. Hinsichtlich der Handlung mag man kritisieren, dass diese teilweise vorhersehbar wirkt und wenig Überraschung bietet. Und im Grunde stimmt das auch. Es tut dem Lesevergnügen nur wenig Abbruch, denn im Kern handelt es sich bei „Dreck am Stecken“ um eine herzerfrischend erzählte Familiengeschichte, die einfach keinen atemberaubenden Spannungsbogen braucht, um zu überzeugen. Lediglich ein kleiner, nennen wir es in Ermangelung eines besseren Wortes Logikfehler, fiel ins Auge, als an einer Stelle niemand Heinrich Himmler auf einem Foto erkennt. Ich mag nicht unbedingt von mir auf andere schließen, aber: Ich würde ihn erkennen! :-) Wer also gerne tragikomische Familiengeschichten mit überzeugenden Familiengeschichten liest, liegt mit „Dreck am Stecken“ absolut richtig.

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