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Rezension zu
Dreck am Stecken

Ungewöhnliche Familiengeschichte

Von: Laberladen Blog
01.01.2020

Darum geht's: Der Opa von Johannes, Jakob, Philipp und Simon lebte schon einige Zeit dement im Pflegeheim. Nun ist er gestorben und entgegen seinem Grundsatz, die Vergangenheit ruhen zu lassen, hinterlässt er seinen Enkeln eine Schachtel mit Erinnerungsstücken und seinem Tagebuch. Auch die Menschen, die sich zum Erstaunen der Enkel an Opas Grab versammeln, geben ihnen zu denken. Was hatte Opa zu verbergen? Die Enkelsöhne machen sich daran, Licht in Opas Vergangenheit zu bringen. So fand ich's: Die Geschichte wird auf drei verschiedenen Zeitebenen erzählt. Unter der Überschrift "Damals" bekommen wir Einblicke in die Jugend der vier Brüder, die in einer Plattenbausiedlung zusammen mit ihrer Mutter leben. Es gibt vier verschiedene Väter, die eine eher untergeordnete Rolle im Leben der Jungs spielen, und die Mutter ist auch eher schlecht als recht in der Lage, sich um die Söhne zu kümmern. Eines Tages taucht Opa auf, keiner weiß, wo er herkommt, und nistet sich in der Wohnung ein. Im Jahr 2008 müssen sich die inzwischen erwachsenen Brüder mit dem Tod des Opas auseinandersetzen und damit, was dadurch an die Oberfläche gespült wird. Die dritte Erzählebene wird durch den Inhalt von Opas Tagebuch gebildet. Der älteste Bruder, Johannes, erzählt uns diese ungewöhnliche Familiengeschichte. Die Brüder sind alle ein bisschen abseits von der Norm und hatten für meinen Geschmack genau die richtige Mischung aus bauernschlau, frech und durchgeknallt und waren dadurch sehr unterhaltsam, manchmal allerdings auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der schwarze, skurrile Humor blitzte immer wieder mal durch und kitzelte mein Humorzentrum perfekt. Der Dreck, den Opa in seiner Vergangenheit angehäuft hat, ist allerdings überhaupt nicht witzig. Die Brüder müssen sich mit Schuld und Wiedergutmachung beschäftigen und damit, dass manche Menschen immer noch einer Ideologie nachhängen, deren Unrecht sie nicht sehen können oder wollen. Und die Brüder setzen sich damit auseinander auf eine Art, die perfekt zu ihnen passt. Dabei ist das Zusammenspiel der Brüder auf eine ganz handfeste Art schön, denn auch wenn jeder sein eigenes Leben lebt, stehen sie sich sehr nah und stehen füreinander ein. Man merkt ihre Verbundenheit sehr deutlich. Die Erzählweise ist leicht und eingängig, ohne der Ernsthaftigkeit von Opas "Dreck am Stecken" und der oft genug prekären Situationen, in denen die Brüder stecken, zu widersprechen. Zu einer 5-Sterne-Wertung hat es für mich nicht gereicht, denn dafür hätte die Geschichte mehr in die Tiefe gehen und um einiges länger sein müssen. Die Gesamtkomposition stimmte aber doch für mich sehr gut, denn Trauer, Humor, Wut und Cleverness vermischen sich zu einer lesenswerten Familiengeschichte und einzigartigen Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte.

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