Meinung
Auf den ersten Blick wirkt Helenas Familie wie die ganz normale Familie von nebenan. Sie lebt auf der Upper Peninsula, wo sie sich ihren Lebensunterhalt mit dem verkauf von Marmeladen finanziert. Niemand weiß, dass Helena das Kind eines gefährlichen Psychopathen und eines Entführungsopfers ist und die ersten zwölf Jahre ihres Lebens in einer Hütte im Moor verbracht hat, wo ihr Vater, den sie damals noch für ihren Helden hielt, ihr Spurenlesen und Fallenstellen beibrachte. Für sie war das völlig normal, bis zu dem Tag, an dem sie mit ihrer Mutter floh und ihren Vater ins Gefängnis brachte.
Doch dann kommt im Radio die Meldung, dass ein gefährlicher Verbrecher aus dem Gefängnis ausgebrochen ist und Helena weiß sofort, dass dies nur ihr Vater sein kann. Und sie weiß, dass sie ihn aufhalten muss, bevor er ihrer Familie zu nah kommt.
Die Geschichte wechselt in ihrer Erzählung zwischen der aktuellen Zeit und Rückblenden, in denen von Helenas Kindheit in der Hütte im Moor erzählt wird. Einige Szenen sind dabei für Tier- und Menschenfreunde etwas härter zu ertragen, dafür aber glaubwürdig und authentisch. Auch der Aufbau ist gelungen und recht spannend konstruiert und wenn man bedenkt, dass die Hauptperson aus zutiefst gestörten Familienverhältnissen stammt, auch glaubhaft. Zwar sind diese Rückblenden sehr interessant, weil sie auch die Hintergründe aufdecken, jedoch bleibt dabei die Spannung in der Gegenwart teilweise auf der Strecke. Der Spannungsbogen zieht an und stagniert dann wieder, weil die Rückblenden einfach wieder zu viel davon nehmen. Da wäre es gelungener gewesen, mehr in der aktuellen Zeit zu bleiben und die Geschehnisse auszureizen, so wird leider zu viel Potenzial verschenkt und übrig bleibt ein durchschnittlicher Thriller.
Gelesen wird die Geschichte von Julia Nachtmann, die Helena gekonnt Stimme verleiht und der man die Geschehnisse in jeder Szene abnimmt. Sie versteht es hervorragend, Emotionen zu transportieren und die bedrückende Atmosphäre zu transportieren. Ihrer angenehmen Stimme lauscht man gern und sie ist ein Gewinn für die Geschichte.
Das Cover in dunklen Grüntönen zeigt durch Schilf hindurch den Blick aufs Moor. Auf der gegenüberliegenden Seite ist am Ufer die Moorhütte zu sehen. Über dem Wasser liegt ein feiner Nebel, der eine leicht bedrohliche Stimmung vermittelt und damit sehr gut zur Geschichte passt.
Verpackt ist die MP3-CD in einem Digipak aus Pappe, das im Inneren neben den Produktionsdaten und Minuten- und Trackangaben der einzelnen Kapitel auch kurze Informationen zu Autorin und Sprecherin bereithält.
Fazit
Hervorragend gelesen von Julia Nachtmann fehlt es der Geschichte mitunter an Spannung, so dass von dem hochgelobten Psychothriller für mich nur durchschnittlicher Thriller übrig bleibt.
3,5 von 5 Punkten.