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Rezensionen zu
Unterleuten

Juli Zeh

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Meine Meinung Ich war ein paar Tage in Unterleuten. Das Dorf in der ehemaligen DDR hat mich stellenweise das Fürchten gelehrt. Wer nun denkt, das fiktive Örtchen in der Priegnitz im westlichen Brandenburg wäre ein lauschiges Plätzchen, liegt falsch! Im Gegenteil! Die Anonymität einer Großstadt lässt einen viel freier leben. Der Lärm und die Menschenmassen sind einkalkulierbar. Den Bürgermeister kennt man selten persönlich. Damit kann Unterleuten nicht dienen. Die wunderbare Landschaft und die idyllischen Häuschen bergen skurrile Charaktere. Da wird einem Ehepaar, mit einem kleinen Kind, Atemluft und Stille madig gemacht. So etwas passiert, wenn der Nachbar eine Autowerkstatt im Garten nebenan errichtet und oft Rauchschwaden zu den Nachbarfenstern ziehen. Da erübrigt sich das Öffnen der Fenster. Wer tauscht schon gerne Naturluft mit verbranntem Gummi ein? Bei hohen Temperaturen wird das Haus schnell mal zur Sauna. Wer denkt, in Unterleuten dürfte es kein Problem sein, eine Pferdekoppel zu errichten, wird bald eines Besseren belehrt. Eine Genehmigung von Naturschützern zu erhalten, kann da leicht zu einer Lebensaufgabe werden. Noch dazu, wenn das heiß ersehnte Pferd noch in Berlin lebt. Die wunderbare Natur, mit ihren seltenen Vögeln, soll mit Windrädern verziert werden. Das führt bald dazu, dass in einigen Dorfbewohnern die korrupte Seite auf Hochtouren läuft. Die Charaktere und ihre Handlungen kamen mir oft ziemlich aus der Luft gegriffen vor. Nach längerem Überlegen habe ich aber festgestellt, dass jeder solche Menschen kennt. Würde ich heute über die Menschen, die ich bisher in meinem Leben kennengelernt habe, eine Geschichte schreiben, wäre ich auf der Stelle in Unterleuten angekommen. Ich muss sie nicht mal alle persönlich kennen. Mal ganz ehrlich ... können wir immer verhindern, was die Politik uns vorschreibt? Sind wir immer damit einverstanden, welche Veränderung ein Bürgermeister in Städte und kleinere Ortschaften bringt? Selbst wenn man gute Nachbarn hat, kennt man doch jemanden, der sich mit seinen Nachbarn ständig ärgern muss. Wer kennt sie nicht, die alte Frau die nur noch für Katzen lebt? Oder eine junge Frau, die einen älteren Mann heiratet? Nicht immer hat die junge Frau einen Grund, zu ihrem älteren Mann aufzuschauen. Das wird besonders in dieser Geschichte deutlich. Oder das junge Paar, wo ein Partner ausschließlich seine eigenen Interessen vertritt. Nicht selten verlässt eine Ehefrau ihren brutalen Ehemann, nach vielen Ehejahren. Irgendwie ist in Unterleuten einer dem anderen was schuldig. Ein Todesfall ist auch nach Jahren noch nicht geklärt. Fazit Ich habe mir die Namen der Personen gespart. Ihr werdet die Leute alle selber kennen lernen. Ich bin mir sicher, Ihr kennt sie schon. Intrigen und eine sehr detaillierte Schreibweise haben Unterleuten zu einem Ort gemacht, den ich jetzt wirklich kenne. Gewalt, Lügen und Intrigen hauchen der Geschichte 635 Seiten Spannung ein. Hundeliebhaber wird es bei einer bestimmten Szene Tränen in die Augen treiben. Stimmt, ich wollte keine Namen nennen. Ich habe es mir anders überlegt! Einen nenne ich Euch. Von einem Mann, der mich in dieser Geschichte am meisten beeindruckt hat. Ich wusste lange nicht, ist dieser große, dicke Mann, mit Tränensäcken und Hängebacken, nun eigentlich gutmütig oder gefährlich? Meint er es mit sämtlichen Menschen wirklich gut? Ich dachte eigentlich schon. Er wirkte auf mich oft unbeholfen und traurig. Wie ein armes Hündchen kam er mir vor. Sein Name ist: GOMBROWSKI!!!! Gombrowski hat mich am Ende total schockiert! Ich habe mich sehr geekelt. Ihr werdet Euch auch ekeln! Sagt bitte hinterher nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt! Juli Zehs Gesellschaftsroman wird nicht umsonst so hochgelobt. Mich konnte die Geschichte überzeugen. Vielen Dank Juli Zeh. Unterleuten ist eines der besten Bücher, die ich bisher gelesen habe. Mein Dank gilt dem Luchter-Verlag

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Meine Meinung Ich war ein paar Tage in Unterleuten. Das Dorf in der ehemaligen DDR hat mich stellenweise das Fürchten gelehrt. Wer nun denkt, das fiktive Örtchen in der Priegnitz im westlichen Brandenburg wäre ein lauschiges Plätzchen, liegt falsch! Im Gegenteil! Die Anonymität einer Großstadt lässt einen viel freier leben. Der Lärm und die Menschenmassen sind einkalkulierbar. Den Bürgermeister kennt man selten persönlich. Damit kann Unterleuten nicht dienen. Die wunderbare Landschaft und die idyllischen Häuschen bergen skurrile Charaktere. Da wird einem Ehepaar, mit einem kleinen Kind, Atemluft und Stille madig gemacht. So etwas passiert, wenn der Nachbar eine Autowerkstatt im Garten nebenan errichtet und oft Rauchschwaden zu den Nachbarfenstern ziehen. Da erübrigt sich das Öffnen der Fenster. Wer tauscht schon gerne Naturluft mit verbranntem Gummi ein? Bei hohen Temperaturen wird das Haus schnell mal zur Sauna. Wer denkt, in Unterleuten dürfte es kein Problem sein, eine Pferdekoppel zu errichten, wird bald eines Besseren belehrt. Eine Genehmigung von Naturschützern zu erhalten, kann da leicht zu einer Lebensaufgabe werden. Noch dazu, wenn das heiß ersehnte Pferd noch in Berlin lebt. Die wunderbare Natur, mit ihren seltenen Vögeln, soll mit Windrädern verziert werden. Das führt bald dazu, dass in einigen Dorfbewohnern die korrupte Seite auf Hochtouren läuft. Die Charaktere und ihre Handlungen kamen mir oft ziemlich aus der Luft gegriffen vor. Nach längerem Überlegen habe ich aber festgestellt, dass jeder solche Menschen kennt. Würde ich heute über die Menschen, die ich bisher in meinem Leben kennengelernt habe, eine Geschichte schreiben, wäre ich auf der Stelle in Unterleuten angekommen. Ich muss sie nicht mal alle persönlich kennen. Mal ganz ehrlich ... können wir immer verhindern, was die Politik uns vorschreibt? Sind wir immer damit einverstanden, welche Veränderung ein Bürgermeister in Städte und kleinere Ortschaften bringt? Selbst wenn man gute Nachbarn hat, kennt man doch jemanden, der sich mit seinen Nachbarn ständig ärgern muss. Wer kennt sie nicht, die alte Frau die nur noch für Katzen lebt? Oder eine junge Frau, die einen älteren Mann heiratet? Nicht immer hat die junge Frau einen Grund, zu ihrem älteren Mann aufzuschauen. Das wird besonders in dieser Geschichte deutlich. Oder das junge Paar, wo ein Partner ausschließlich seine eigenen Interessen vertritt. Nicht selten verlässt eine Ehefrau ihren brutalen Ehemann, nach vielen Ehejahren. Irgendwie ist in Unterleuten einer dem anderen was schuldig. Ein Todesfall ist auch nach Jahren noch nicht geklärt. Fazit Ich habe mir die Namen der Personen gespart. Ihr werdet die Leute alle selber kennen lernen. Ich bin mir sicher, Ihr kennt sie schon. Intrigen und eine sehr detaillierte Schreibweise haben Unterleuten zu einem Ort gemacht, den ich jetzt wirklich kenne. Gewalt, Lügen und Intrigen hauchen der Geschichte 635 Seiten Spannung ein. Hundeliebhaber wird es bei einer bestimmten Szene Tränen in die Augen treiben. Stimmt, ich wollte keine Namen nennen. Ich habe es mir anders überlegt! Einen nenne ich Euch. Von einem Mann, der mich in dieser Geschichte am meisten beeindruckt hat. Ich wusste lange nicht, ist dieser große, dicke Mann, mit Tränensäcken und Hängebacken, nun eigentlich gutmütig oder gefährlich? Meint er es mit sämtlichen Menschen wirklich gut? Ich dachte eigentlich schon. Er wirkte auf mich oft unbeholfen und traurig. Wie ein armes Hündchen kam er mir vor. Sein Name ist: GOMBROWSKI!!!! Gombrowski hat mich am Ende total schockiert! Ich habe mich sehr geekelt. Ihr werdet Euch auch ekeln! Sagt bitte hinterher nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt! Juli Zehs Gesellschaftsroman wird nicht umsonst so hochgelobt. Mich konnte die Geschichte überzeugen. Vielen Dank Juli Zeh. Unterleuten ist eines der besten Bücher, die ich bisher gelesen habe. Mein Dank gilt dem Luchter-Verlag

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In ihrem aktuellen Roman »Unterleuten« entwirft Juli Zeh ein ganzes Dorf, das durch die Zwangsansiedlung eines Windparks und durch eine alte Fehde der Dorfchefs gespalten ist. Mit feinem Humor, wunderbaren Figuren und grandiosen Perspektivenwechseln gelingt es Juli Zeh, den Leser mit der Führung durch das Innenleben eines Dorfes zu fesseln. Fazit: Juli Zehs Roman »Unterleuten« ist ein großer Gesellschaftsroman, der durch die Aktualität der Handlung, seinen feinen Humor und seine Scharfzüngigkeit besticht. Warum auf »Unterleuten« noch kein Regen an Auszeichnungen niederging, kann ich nicht begreifen. Die Autorin nutzt ihre besondere Fähigkeit, starke Figuren in allen Nuancen der menschlichen Zwischentöne zu zeichnen. Die Spannung wird über mehr als 600 Seiten gehalten und der Leser immer wieder mit sich selbst konfrontiert, denn Juli Zeh gelingt es, noch Sympathien für die verachtenswertesten Charaktere zu wecken und zwingt damit den Leser aus der Komfortzone sichergeglaubter Positionen. Ein Roman, den ich jedem empfehlen kann, der spannende Bücher mit einprägsamen Charakteren, Niveau und Humor mag! Ein großer Wurf! Die ganze Rezension lesen Sie unter https://www.kultumea.de/2016/05/24/rezension-zu-juli-zehs-roman-unterleuten-einer-soziologischen-studie-eines-mikrokosmos/?preview=true

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Jeder sollte diesen Roman lesen

Von: Eva-Maria Obermann

23.05.2016

In Unterleute soll eine Windkraftanlage gebaut werden. Dass die Anwohner das durchweg weniger gut finden, interessiert den Staat herzlich wenig. Und insgeheim sind durchaus einige der Dorfbewohner bereit, ihr Land anzubieten, denn natürlich lockt auch dafür das Geld. Die große Frage, wo die Räder stehen sollen, löst ungeahnte Machtkämpfe und Intrigen aus und führt zu Wunden der Vergangenheit. Die neu Zugezogenen etwa, die Vögel und Pferde schützen wollen, oder der Dorfteufel, der sowieso an allem Schuld ist, selbst der Bürgermeister bleibt nicht unparteiisch im Wirrwarr, dem klassischen Kampf gegen Windmühlen. In Unterleuten ist man Unter Leuten. So viel zum Wortwitz. Auf den ersten Blick sind diese Leute vielfältig. Neu Zugezogene aus der Großstadt, die im Kampf mit den Alteingesessenen bereit von vorne herein verloren haben, der ewig wiedergewählte Bürgermeister, der komische Kauz, der Großgrundbesitzer und ihre Anhänger. Und dann ist da noch die Pferdeflüsterin, die in allen Menschen doch auch nur Pferde sieht. Und Macht heißt, zu bewegen. Also bewegt sie. Wer hier tatsächlich wen beweg und in welche Richtung ist ausschlaggebend, um hinter die Fassade zu blicken. Mehrere personale Erzähler kommen hier zusammen, begleiten stets eine der Figuren. Dass tatsächlich ein Ich-Erzähler dahinter steckt – ein netter Trick, denn Zeh beispielsweise schon in Spieltrieb angewandt hat – erkennt der Leser erst zum Ende. Dann kommt die Zusammenfassung, ein bisschen Jura, ein trockenes Ende, die Distanz zur Geschichte und den Figuren, die nach dem grausigen und extremen Höhepunkt auch bitter nötig ist. Unterleuten zieht in den Bann. Das Dorf seine Bewohner, das Buch seine Leser. Es zeichnet das Große im Kleinen wieder, die Welt ist ein Dorf und dieses Dorf heißt Unterleuten. Nichts mehr und nicht weniger. So gekonnt ist dieses Bild, so ausführlich, realistisch, unnachgiebig, dass jeder sich irgendwo wiederfinden kann. Tatsächlich schafft Zeh es, den Dorfverrückten vernünftig zu zeigen, den Dorfteufel als verdrehten Mephisto, der Gutes will und Böses tut. Gerade so viel Verständnis, so viel Nähe, erlaubt die Geschichte, dass der Sprung zum Mitleid mit einem Mann, der Frau und Kind schlägt, ein kurzer wäre. Den letzten Schritt verweigert der personale Erzähler trotzdem, gerade weil er wertungsfrei bleibt. Diese große Stärke des zehschen Stils ist ihren Lesern bekannt und triumphiert auch hier. Unterleuten gewährt einen geradezu erschreckenden und einnehmenden Einblick in Gesellschaft per se, führt den Leser in die Enge, die eigene Dynamik des dörfischen Lebens und klammert so paradoxerweise das Außen aus, zu dem er gehört. Ein mitreisender, ein großartiger und bewegender Roman, der Mensch und Gesellschaft auf eine einmalige Art und Weise zeigt, das Böse im Kleinen, das Richtige im Aufgeben, die Hoffnung im Ende. Jeder sollte dieses Buch gelesen haben.

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Inhalt aus dem Klappentext: Manchmal kann die Idylle auch die Hölle sein. Wie das Dorf "Unterleuten" irgendwo in Brandenburg. Wer nur einen flüchtigen Blick auf das Dorf wirft, ist bezaubert von den altertümlichen Namen der Nachbargemeinden, von den schrulligen Originalen, die den Ort nach der Wende prägen, von der unberührten Natur mit den seltenen Vogelarten, von den kleinen Häusern, die sich Stadtflüchtlinge aus Berlin gerne kaufen, um sich den Traum von einem unschuldigen und unverdorbenen Leben außerhalb der Hauptstadthektik zu erfüllen. Doch als eine Investmentfirma einen Windpark in unmittelbarer Nähe der Ortschaft errichten will, brechen Streitigkeiten wieder auf, die lange Zeit unterdrückt wurden. Denn da ist nicht nur der Gegensatz zwischen den neu zugezogenen Berliner Aussteigern, die mit großstädtischer Selbstgerechtigkeit und Arroganz und wenig Sensibilität in sämtliche Fettnäpfchen der Provinz treten. Da ist auch der nach wie vor untergründig schwelende Konflikt zwischen Wendegewinnern und Wendeverlierern. Kein Wunder, dass im Dorf schon bald die Hölle los ist … Meinung: An diesem Buch kommt man im Moment ja kaum vorbei, ist es doch in aller Munde. Und auch ich wollte es unbedingt lesen und mitreden können. Schließlich ich man ja selber "vom Lande" und gespannt auf die Machenschaften. Im Roman starten wir auch direkt mit der ersten "Fehde". Das Ehepaar Fließ könnte so schön am Ortsrand wohnen, wäre da nicht der ungeliebte Nachbar Schaller, deine eine mehr oder weniger legale Autowerkstatt betreibt und das idyllische Landschaftsbild mit seinem Schrott verschandelt. Schallers Umbaumaßnahmen am Hof will der Vogelschützer Fließ amtlich stoppen lassen, woraufhin Schaller Autoreifen anzündet, um die Familie "auszuräuchern". Doch dieser Kleinkrieg ist nicht der Einzige im Roman. Viele kleine private Streitigkeiten laufen hier zusammen und gipfeln zu einer großen Schlacht aus, als es um die Vergabe eines Windparks geht. Ein mögliches Gebiet, drei Parteien und deren Grundstücke, Windkraftgegner und Privatkriege kommen hier zusammen und lassen Unterleuten zu einem Hexenkessel werden. Juli Zeh hat mit diesem Roman sehr starke, gut strukturierte und authentische Charaktere geschaffen. Von jedem Beteiligten bekommt der Leser ein klares Bild vor Augen und obwohl mir persönlich nicht jeder Charakterzug zugesagt hat, konnte ich doch jede Motivation und Einstellung nachvollziehen. Und das nicht nur bei den vielen Hauptfiguren, auch bei den Nebendarstellern entstand mühelos diese Empathie. So etwas passiert mir selten beim Lesen. Sowieso strotzt dieser Roman vor lauter kritischen und thematisch passenden Aussagen und Ansichten. Am liebsten wäre ich mit einem Marker durch den Roman gegangen um auch ja keine Passage zu verpassen. Da ich aber Kritzeleien in Büchern nicht ausstehen kann, habe ich es verständlicherweise gelassen :) Den Schreibstil der Autorin kann man nur als fesselnd bezeichnen. Klug und eloquent hat Juli Zeh mich von der ersten bis zur letzten Seite an das Buch gefesselt. Der Plot ist gut durchdacht, spannend, wendungsreich, überraschend und verdammt gut recherchiert. Und obwohl die Handlung in Brandenburg spielt und somit auch den Ost-/Westkonflikt mit aufgreift, hätten viele Szenen genauso gut auch meiner eigenen, ländlichen Haustür ereignen können. Einzig dass einige Fragen am Ende noch offen blieben hat mich etwas gestört. Da hätte ich es schön gefunden, wenn diese auch noch geklärt worden wären. Da diese aber für die Haupthandlung nicht von Belang sind, muss da wohl meine Fantasie herhalten. Die Kapitel an sich haben eine angenehme Länge. Oft enden diese meist relativ offen, was die Spannung zusätzlich erhöht, denn man erfährt erst nach und nach, was eigentlich passiert ist. Erzählt wird in der dritten Person, wobei die Sichtweise in jedem Kapitel wechselt und viele Charaktere zu Wort kommen. So erhält am als Leser eine gute Übersicht über alle Ereignisse. Trotz der Vielzahl an Personen fiel es mir nicht schwer den Überblick zu behalten. Und wer trotzdem mal nachschauen muss, wer hier wer ist, der kann auf der Internetseite: http://www.unterleuten.de/ neben einem Glossar auch eine Flurkarte zur besseren Orientierung in Unterleuten finden. Außerdem lohnt es sich, alle im Links im Buch mal aufzurufen und sich zur weiteren Recherche einladen zu lassen ;) Vielen Dank an den Luchterhand Verlag für das Rezensionsexemplar. Fazit: Dieser Roman wird nicht umsonst so hoch gelobt. Sprachlich ein Meisterwerk, fesselnd wie ein Thriller, kritisch und pointiert. Der Kleinkrieg in Unterleuten ist kein Einzelphänomen und kann in dieser oder ähnlicher Art überall, nicht nur "drüben" passieren. Großartig! Von mir gibt es 5 von 5 Punkten.

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Ein absolut gelungener, wenn auch etwas kritischer Gesellschaftsroman, der mich wirklich fasziniert hat. Ein fiktiver Ort, nahe Berlin, wo die Uhren und Zeitgenossen noch anders ticken. Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben und die Wende noch nicht erfolgt. Die Bewohner des Ortes Unterleuten regeln ihre Dinge selbstständig, ohne das Zutun von Obrigkeiten. Es ist vorprogrammiert, dass auch in Unterleuten irgendwann ein Umdenken nötig ist und das Chaos ausbrechen wird, denn niemand kann in der Zeit verharren, wenn sich die Uhren woanders weiterdrehen. Mich hat manches köstlich amüsiert, da es sehr authentisch wirkt, auf der anderen Seite aber auch nachdenklich gestimmt, denn man muss auch die kritische Seite des Romans erkennen. "Unterleuten" ist absolut gelungen in Schrift und Bild, da es Dinge vertieft, die wenn wir uns umsehen, genauso geschehen könnten. Es ist also nicht alles Fiktion, sondern könnte einer gewissen Beobachtungsgabe der Autorin unterliegen. Ein Roman, der sich einer gewissen Personenpsychologie bemächtigt und mich dadurch wirklich gefesselt hat. Für mich war das Lesen überraschend hochwertig und ich werde definitiv noch weitere Bücher der Autorin lesen wollen, da ihre Wortwahl und Sprachgewaltigkeit regelrecht überzeugt hat. Natürlich muss man einiges kritisch betrachten, aber andererseits vielleicht auch die eine oder andere Wahrheit zwischen den Zeilen entdecken können, Die wechselnden Perspektiven machen "Unterleuten" sehr lebendig. Die Darstellung und Handlungen der verschiedenen Protagonisten hauchen wirklich Leben ein und verdeutlichen immer wieder, dass die Welt in "Unterleuten" stehengeblieben ist. Kommunist trifft auf Neureiche und das Chaos ist vorprogrammiert, denn plötzlich weht ein ganz anderer Wind und für Erneuerungen sind die Menschen nicht bereit. Es werden Dinge aufgegriffen, die oftmals in Vergessenheit geraten sind und dennoch zu unserem Zeitgeschehen hinzugefügt werden müssen. Lehrreich, amüsant und absolut lesenswert! Leseempfehlung!

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Im vergangenen Jahr las ich die Essay-Sammlung „Nachts sind das Tiere“ von Juli Zeh und resümierte das unter dem Titel „Kann man mit Juli Zeh Spaß haben?“. Die Resonanz auf mein Vergnügen mit ihren Texten war auffallend heftig zwiegespalten. Es gibt wohl nur wenige Autorinnen, die derart polarisieren. Häufiger Vorwurf gegen sie war, sie würde salbadern, sei selbst eine ewig krittelnde Spaßbremse und fabriziere nur öde Belehrungsliteratur. Ihre Spaß vermissenden Kritiker wird Juli Zeh mit ihrem neuen Roman sicher nicht umstimmen können, auch wenn der meines Erachtens sehr unterhaltsam, amüsant und zudem auch noch spannend daherkommt. Es ist eine Moritatengeschichte über ein Soziotop, ein Kaff, ca. eine Autostunde von der Hipster-Metropole Berlin entfernt, bewohnt von gottverlassenen (es gibt zwar eine Kirche, aber offenbar keine Kirchenvertreter) Hinterwäldlern, die es nicht mal für nötig befinden, eine Kanalisation in ihrer Idylle der Ursprünglichkeit bauen zu lassen. Das Idyllische und Ursprüngliche zieht denn auch noch ein paar das Landleben verklärende Aussteiger an. Das Panoptikum an Dorfbewohnern, das Juli Zeh zusammenstellt und aus deren jeweiligen Blickwinkeln sukzessive die Geschichte kapitelweise und chronologisch erzählt wird, entspricht im etwa dem, was ein ARD-Castingteam für eine mögliche Vorabendserie „Vorpommern“ zusammenstellen würde. Im Mittelpunkt stehen zwei alte Männer, die seit Generationen die verfeindeten Machtzentren im Dorf bilden. Da ist zum einen Gombrowski, Spross eines Großgrundbesitzers, dessen Besitztum ihm zwar während der DDR-Zeiten enteignet wurde, der jedoch traditionell die Macht im Dorf als Leiter der daraus sich bildenden LPG innebehielt. Sein Widersacher ist Kron, ehemalige Brigadeführer in der LPG, dessen Neid und Wut gegenüber Gombrowski sich mit jeder politischen und aktuell wirtschaftlichen Wende steigert. Denn Gombrowski bleibt auch nach der Wiedervereinigung der bestimmende, Arbeit gebende Mann im Dorf, dem es mit seiner Gefälligkeiten-Philosophie geschickt gelingt, viele Menschen loyal an sich zu binden. Dieses antagonistische Konstrukt zwei Machtmänner in einem Dorf erinnert mich an die herrlich komischen, italienischen Filmhelden in meiner Kindheit: Don Camillo und Peppone. Doch während dort die Konflikte komödiantisch gelöst werden und der Autor Giovannino Guareschi unterschwellig geschickt seinen Landsleuten vermittelt, dass nicht Ideologien, sondern Humanität am Ende gewinnt, endet hier die Geschichte von „Unterleuten“ tragisch und hoffnungslos. Und da dies letztlich auch eine Moral von der Geschichte ist, könnten die Kritiker von Juli Zeh wieder fehlenden Humor anprangern. Auch in dem Dorf „Unterleuten“ leben – wie überall – nun mal überwiegend Spaßverderber, oder wie der im Roman öfter zitierte Erfolgsguru Manfred Gortz sagen würde: Killjoys. Die Killjoys machen den wenigen Movern in unserer Gesellschaft das Leben verdammt schwer. Unabhängig ob Frau oder Mann, alt oder jung, Wessi oder Ossi, Bauer oder Dozent, die meisten sind Jammerer und Hasenfüße, die das ihnen bekannte Unglück der vagen Chance auf das Glück vorziehen. Und schlimmer noch: Killjoys verderben anderen auch noch den Spaß, den sie selbst nicht haben. Der Prototyp hierfür ist Gerhard, ein ausgestiegener Soziologie-Dozent, der mit seiner 20 Jahre jüngeren Frau Jule und dem Baby Sophie als Vogelschützer sich in dieser vermeintlichen Idylle niedergelassen hat. Im Gegenteil dazu gibt es die rare Spezies der Mover, die sich nicht von Zweifeln und dialektischen Bedenken bremsen lässt, sondern deren Zugehörige fokussiert ihre Ziele vor Augen haben, vorangehen und überzeugt davon sind als Beweger sowohl ihre und damit auch die Welt im allgemeinen besser zu machen. Den „Mover“ in Unterleuten repräsentiert – neben dem alten Gombrowski – die junge, zugezogene Linda Franzen, die auch ganz beseelt von Manfred Goltz Erfolgsphilosophie ist. Die Mitzwanzigerin hat nur ein Ziel: mit ihrem schon lange gehegten Hengst ein Gestüt in Unterleuten zu begründen. Menschen werden von einem Mover wie ihr nur danach wertgeschätzt wie nützlich bzw. hinderlich sie für das Erreichen ihres Ziels sind. Diese abgeklärte, junge Generation taucht in Unterleuten auch in Person des Vertreters eines Windkraftanlagenbetreibers namens Pilz auf. Arne, der Bürgermeister von Unterleuten, staunt nur: „Die jungen Leute von heute besaßen erstaunliche Talente. Zum Beispiel ungeheure Effizienz bei vollständiger Abwesenheit von Humor. Einem wie Pilz ging es nicht mehr ums gute Leben, es ging ihm nicht einmal um Geld. Was diese Generation antrieb, war der unbedingte Wunsch, alles richtig zu machen.“ Juli Zeh erzählt sehr klug und vielschichtig. Man kann den Roman zunächst als gesellschaftliche Analogie lesen. Ob zeitlos oder eher zeitgeistig ist wohl individuell unterschiedlich. Ich las über einen ebenso archaischen wie auch anarchischen Mikrokosmos, der mir die Dynamik veranschaulicht, wie sich in Gesellschaften immer wieder Machtverhältnisse ausbilden, die sich über kurz oder lang in brutalen Konflikten entladen. Man kann den Roman auch als psychologische Studie aktueller Stereotypen in unsere Gesellschaft lesen. Jede Figur repräsentiert da wohl eine von den im Mainstream sich aktuell herausbildenden Soziotypen. Interessant hierbei ist, dass eigentlich keine Figur so angelegt wurde, dass man sich mit ihr identifizieren mag. Das sollte uns als Leser selbstkritisch werden lassen. Ein Spiel ließe sich unter mitlesenden Freunden veranstalten. Veranschaulichen wir uns – vielleicht nicht schmeichelhaft – unser Fremdbild: jeder soll die Figuren/Rollen im Roman mit seinen Freunden besetzen. Das kann man anonym austauschen und erfährt vielleicht so, welchen Stereotyp man aus Sicht seiner Freunde repräsentiert. Nicht zuletzt kann man „Unterleuten“ auch als Schauerballade und Abgesang auf die verklärte Landliebe lesen. Die naive Sehnsucht nach der (noch) heilen Welt wird hier herbe ernüchtert von einer, die es bekanntlich wissen muss: Juli Zeh lebt ja seit einige Jahren auf dem Land. Ich denke, sie wird dort aber dennoch auch ihren Spaß haben. Es ist ein intelligent konstruierter und in klarer, flüssiger Prosa formulierter Gesellschaftsroman mit vielen gleichberechtigten Akteuren, die alle eins vereint: sie entwickeln sich nicht. Alle treten am Ende aus der Geschichte genauso heraus wie sie eingetreten sind. Manche fliehen, manche sterben und andere bleiben. Doch keiner hat etwas dazu gelernt, keiner hat Einsichten erlangt, keiner verändert sich. Es ist also kein Entwicklungsroman. Das macht es leicht, den Roman zuzuklappen und sich zu denken: Nicht meine Welt. Doch eines sollte man sich danach beantworten können: Bin ich ein Killjoy oder ein Mover? Oder gleich den Ratgeber „Dein Erfolg“ von Manfred Gortz lesen.

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Unterleuten ist ein fiktiver Ort in Brandenburg und der Titel des neuen Romans von Juli Zeh. Die mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnete Autorin seziert mit klarem Blick eine dörfliche Gemeinschaft im Osten Deutschlands nach der Wende. Möglicherweise hat Zeh hier auch eigene Erfahrungen verarbeitet, lebt sie doch seit geraumer Zeit im Havelland. Die Bewohner von Unterleuten haben wechselhafte Zeiten hinter sich. Zumindest ein Teil von ihnen. Bezahlte Arbeit war und ist knapp, im Wesentlichen leben sie von den Erträgen ihres Grund und Bodens. Die Enteignungen im Zuge der Zwangskollektivierung in den sechziger Jahren haben sie weggesteckt, ebenso die Umverteilungen nach der Wende. Natürlich gibt es innerhalb des Dorfes Gewinner und Verlierer, und die daraus entstandenen Animositäten prägen den Umgang miteinander. Und dann sind da noch die Zugezogenen, Stadtflüchtlinge aus Berlin, die in Unterleuten ihren Traum vom Landleben verwirklichen möchten. Konflikte mit den Alteingesessenen sind hier schon fast vorprogrammiert. Es geht um Rivalitäten, um Intrigen, um Wendegewinner und Altkommunisten, um Abhängigkeiten finanzieller und emotionaler Natur, um Liebe und Hass. Und um einen projektierten Windpark und somit natürlich um Geld. Es sind sehr unterschiedliche Charaktere, die die Handlung tragen: Jule und Gerhard, sie eine Übermutter in Reinkultur, er ein verkrachter Soziologe, der nun als Vogelwart die seltene Spezies der Kampfläufer in der Unterleutner Heide schützt und sämtliche Bebauungswünsche der Einwohner durch Einsprüche blockiert. Linda, von ihrem Partner insgeheim „Rossfrau“ genannt, eine willensstarke Pferdeflüsterin aus Berlin, die sich und ihren Vierbeiner in der Villa Kunterbunt ein neues Heim schaffen möchte. Grombowski, Großgrundbesitzer und Geschäftsführer der Ökologica, schon zu DDR-Zeiten auf der Siegerstraße, der skrupellos in der Wahl seiner Mittel ist. Kron, ein kämpferischer Altkommunist, vom Leben gezeichnet und seiner Behinderung gehandicapt. Und Schaller, ein Typ raue Schale, weicher Kern, der begnadete Mechaniker und Nachbar von Jule und Gerhard, die ihn nur „das Tier“ nennen - meine Lieblingsfigur. Die Autorin lässt in ihrem umfangreichen Roman einen auktorialen Erzähler die Geschehnisse aus den wechselnden Perspektiven der Unterleutner schildern. Die einzelnen Kapitel sind jeweils mit dem Namen des Protagonisten überschrieben, sodass die Zuordnung sehr einfach ist. Der Leser entwickelt Nähe zu diesen Menschen, aber kaum Sympathien, da (fast) jeder in Unterleuten seine eigenen Ziele verfolgt. Sie geizt auch nicht mit spitzen Bemerkungen zur politischen Situation in diesem unserem Lande, aber immer in dem passenden Kontext. Natürlich kann sie das eine oder andere Klischee nicht vermeiden, wenn Stadt und Land aufeinandertreffen. Aber darüber kann und sollte man großzügig hinwegsehen, es fällt auch kaum ins Gewicht. Juli Zeh hat mit „Unterleuten“ einen Gesellschaftsroman geschrieben, wie man es in erster Linie von den amerikanischen Autoren kennt. Mir fällt hier spontan Jonathan Franzen ein. Ein großer Wurf von einer der besten Autorinnen, die wir momentan in Deutschland haben – Lesen!

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