Von:
CogitoLeider
15.04.2015
‚Letzte Nacht' ist ein sehr erwachsenes Buch – das habe ich während des Lesens sehr oft gedacht. Ein Buch, das technisch perfekt – die drei unterschiedlichen Perspektiven bieten geschickt ein sehr rundes Bild – beschreibt, wie das Leben ist (oder sein kann). Mit all der schönen Fassade und den dahinter liegenden Gefühlen. Zaghaft entwickelt sich eine Geschichte, die ich nachvollziehbar finde, stellenweise wunderschön und doch auch sehr tragisch. Der moralische Finger bleibt dabei schön in der Jackentasche und das hat mir sehr gut gefallen. Es wird nicht um Entschuldigung gebuhlt, keine Ausreden gesucht, nein, Catherine McKenzie versteht es, zu beschreiben, die Protagonisten sprechen zu lassen, ohne ‚rumzusülzen', und damit Verständnis zu wecken. Und einfach die Realität zu spiegeln.
Anfangs haben mich die Perspektiven irritiert, die nicht unbedingt sofort erkennbar waren, aber das löst sich mit der Zeit und es macht Spaß, den jeweiligen ‚Sprecher' zu identifizieren. Stilistisch unterscheiden sie sich kaum, aber das wäre auch Blödsinn, doch sind alle drei gleich intensiv.
Das Ende hätte ich mir anders gewünscht – aber mal unter uns, alles andere wäre unrealistisch. So bleibt ein ‚schade' und das Gefühl, alle Protagonisten in den Rest ihres Lebens (na ja) entlassen zu können.
Fazit?
Ein tolles Buch zu einem Thema, das ich sehr problematisch finde. Catherine McKenzie hat es wunderbar gelöst.