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Rezensionen zu
Die Scheidungspapiere

Susan Rieger

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€ 4,99 [D] inkl. MwSt. | € 4,99 [A] | CHF 8,00* (* empf. VK-Preis)

Sophie ist eine erfolgreiche Anwältin für Strafrecht. Als sie ihr Chef bittet, ein Erstgespräch für eine Scheidung zu führen, hat sie keinerlei Ambitionen, diesen Fall zu übernehmen. Mia Durkheim, geborene Meiklejohn, ist allerdings von der jungen Advokatin begeistert und setzt es durch, dass Sophie sie vor Gericht vertritt. Da es auch bei Scheidungen genügend illegale Kniffe gibt, lenkt Sophie ein und übernimmt die Vertretung. Sie arbeitet sich nun in die für sie neue Gesetzeswelt ein und steht Mia in ihrer schweren Zeit bei. Sie setzt Schreiben für die Gegenpartei auf, in denen es um Unterhaltsforderungen, Besuchsrecht und Aufteilung der Gemeinschaftsgüter geht. Susan Rieger hat während ihrer Zeit als Hochschuldozentin für Recht genügend Erfahrung mit Paragraphen und deren lückenhaften Regelungen sammeln können. In ihrem Debütroman kreiert sie nun die skurrile Situation, dass sich eine Strafverteidigerin einer Ehescheidung annimmt. Die beiden Rechtszweige haben nicht viel miteinander zu tun, sodass Sophie als Laie für die Aufteilung einer knapp 20jährigen Ehe der gehobenen Mittelklasse agiert. Ihre Bedenken teilt sie am Beginn des Buches in diversen E-Mails an ihren Chef und ihrer Freundin mit. Diese E-Mails sind das Kommunikationsmittel, mit denen auch der Leser ins Geschehen eingeführt wird. Anders als in einem nacherzählenden Roman müssen sich größere Teile des Hergangs nun selber rekonstruiert werden. Beim Lesen der 650 Seiten kam unweigerlich die Frage auf, was Frau Rieger mit diesem Roman erreichen möchte. Nach Cover und Klappentext habe ich die Schilderung einer Trennung à la Ehepaar Rose (Der Rosenkrieg) erwartet. Die Autorin lässt ihre Leser langsam an das Thema Scheidung oder Annullierung einer Ehe mitsamt der Aufteilung der Vermögenswerte herangehen. Sobald die Grenzen genügend geklärt sind, greift sie weitere Themen wie Kindesunterhalt, Sorgerecht und Aufenthaltsbestimmungsrecht auf. Dieser Erzählstil ist wie ein Grundkurs im Familienrecht und vermittelt leicht verständlich die in den Vereinigten Staaten gültige Rechtslage. Sollte hier also ein Ratgeber an die Hand gegeben werden, wie eine Scheidung ablaufen könnte, gibt es meinerseits keinen weiteren Einspruch. Als Ratgeber sind mir die verwertbaren Tipps aber zu stark mit Sophies fiktivem Lebenslauf verwässert. Unsere Protagonistin wurde als Teenager selber damit konfrontiert, dass sich ihre Eltern trennten. Um das Kindeswohl aus Sicht einer Betroffenen darzulegen, mag das ein geschickter Handlungszweig sein. Gerade im emotionalen Auf und Ab haben Eltern nicht immer das Geschick einer verantwortungsvollen und vorausschauenden Ordnung der Lebensumstände für ihre Kinder. Von daher sind die privaten E-Mails, die Sophie an ihre Freundin und ihre Familie schreibt, nicht vollkommen überflüssig. Als Richterin hätte ich sie aber gerne aufgefordert, schneller zum Anliegen zu kommen. Sollte das Abschweifen von den Scheidungspapieren allerdings das Ziel haben, einen belletristischen Roman zu veröffentlichen, sollte das Thema dringend überarbeitet werden. Die Sitzung wird in diesem Fall vertagt. Erzählstil, Charakterisierung der Figuren und Spannungsbogen konnten ebenfalls nicht überzeugen. Erzählt wird in der Nüchternheit, mit der man auch eine Gerichtsakte lesen würde. Als Ratgeber wäre das passend, für einen belletristischen Roman strapaziert das arg die Aufmerksamkeit der Leser. Zudem kommen die unendlichen Listen mit Werten, die einer Seite zugeschrieben werden müssen. Die Hauptfiguren wurden ausreichend genug gezeichnet, um die Bindungen ihrer Beziehungen zu erkennen und ihre jeweiligen Ambitionen zu verstehen. Da der Leser durch Sophie keine Möglichkeit hat, auch die Gegenseite kennenzulernen, ist man natürlich verleitet, Partei für Mia zu ergreifen. Es fällt leicht, mit ihr wütend zu sein, sich zu ärgern und sich über gelungene Vereinbarungen zu freuen. Da die Spannung sehr schwach vorhanden ist und auch immer wieder von Themenwechsel wie private Gedankengänge von Sophie unterbrochen wird, möchte man den Fall am liebsten zu den Akten legen. Die Deutsche Übersetzung hat obendrein den Nachteil, dass hierzulande andere Gesetze gelten, sodass der Fokus eindeutig auf dem Erzählerischen liegt. Das Urteil kann also nur lauten: Das Buch hat seine Berechtigung auf dem amerikanischen Markt. Im deutschsprachigen Raum kann ich es nur Lesern mit speziellem Interesse am Amerikanischen Scheidungsrecht empfehlen. Missachtung des Ratschlags kann zu Zeitabschnitten mit Langeweile führen. Von daher kann lediglich mit drei neutralen Sternen bewertet und nochmals die Funktion als Ratgeber einer US amerikanischen Scheidung hervorgehoben werden.

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