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Rezensionen zu
Bis ans Ende der Geschichte

Jodi Picoult

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Bis ans Ende der Geschichte

Von: Bücher-Stöberia

07.10.2015

Jodi Picoult gehört für mich schon lange zu meinen Lieblings-Autorinnen. Nie vergessen und immer wieder lesen werde ich "Bis ans Ende aller Tage", das mein absolutes Lieblingsbuch von ihr ist. Ich weiß nicht mal, warum, aber irgendwie habe ich ihren neueren Werken nicht mehr viel Beachtung geschenkt. Vielleicht habe ich mich etwas an ihr überlesen, vielleicht stehe ich zur Zeit aber auch einfach auf Bücher anderer Genres. Nachdem ich in der letzten Zeit jedoch einige begeisterte Besprechungen zu "Bis ans Ende der Geschichte" gelesen habe und der Klappentext gut klang, kam ich an dem Buch nicht mehr vorbei und habe die letzten Tage damit verbracht, es zu lesen. Stellenweise kam ich dabei nur langsam voran, aber vor allem die letzten 150 Seiten habe ich förmlich inhaliert. Es gibt in diesem Buch mehrere Erzählebenen, das heißt mehrere Zeitebenen sowie mehrere personelle Erzähler. Wir lernen Sage kennen, die in der Gegenwart die weibliche Hauptperson und Ich-Erzählerin ist. Sage hat vor drei Jahren ihre Mutter bei einem Unfall verloren und besucht seitdem regelmäßig eine Trauergruppe. Sie geht den Menschen aus dem Weg, arbeitet als Bäckerin, weil sie nachts weniger Menschen begegnet als tags. Ihr Liebesleben spielt sich im Verborgenen ab, denn Sage hat eine Affäre mit einem verheirateten Mann. (Dieses Handlungsdetail ist für mich rückblickend überflüssig gewesen. Ja, es spiegelt Sages Drang danach wider, sich vor ihren Mitmenschen zu verstecken. Aber letztlich nimmt die Affäre im Vergleich zum Rest des Buches eine völlig unbedeutende Rolle ein. Warum also den Charakter noch mit so etwas belasten ... Zumal Adam, Sages Affäre, einfach nur ein lächerlicher Charakter war.) Während des Besuchs der Trauergruppe lernt Sage den 96-jährigen Josef Weber kennen, der auch Kunde in ihrer Bäckerei ist. Herr Weber ist sehr beliebt im Ort, ist als freundlicher Herr bekannt, der immer Trinkgeld gibt, sein Brötchen immer mit seinem Dackel teilt und dem sogar von der Handelskammer der Preis als Guter Samariter verliehen wurde. Doch eines Tages bittet er Sage um einen unfassbaren Gefallen, dessen Auslöser so gar nicht in das Erscheinungsbild dieses beliebten Menschen passt. Die Geschichte von Josef Weber wird rückblickend aus seiner Perspektive erzählt und bringt den Leser zurück in die dunkelste Zeit, die Deutschland wohl jemals erlebt hat. Wir werden Zeuge, wie Josef Weber zusammen mit seinem Bruder Franz in einem kleinen Ort in der Nähe von Paderborn aufwächst und schon als Schuljunge immer wieder in Prügeleien gerät. Ganz im Gegensatz dazu ist sein Bruder der brave Musterschüler, der von einem Studium der Literaturwissenschaft träumt. In der Hitlerjugend wird Josef Weber schnell das Vorbild aller Jungs, da er sportlich und stark und der perfekte Befehlsempfänger ist. So entfernt sich Josef charakterlich immer mehr von seinem Bruder und seine Karriere nimmt ihren Lauf, die ihn schließlich nach Auschwitz führt, wo er Ursache und Verantwortlicher für Leid, Elend und Tod wird. Wir lernen Sages Großmutter Minka kennen, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit, denn auch sie erzählt den Lesern ihre Geschichte. Und die ist erschütternd, beängstigend, grausam und so häufig gar nicht angenehm zu lesen. Denn sie führt ebenfalls nach Auschwitz. Ein weiterer Charakter, dem wir in der Gegenwart begegnen, ist Leo Stein, der im US-Justizministerium arbeitet und sich auf das Aufspüren von Kriegsverbrechern des 2. Weltkrieges spezialisiert hat. Ich muss sagen, dass es mir teilweise schwerfiel, nachzuvollziehen, mit welchem Ehrgeiz und welcher Rechtfertigung er so verbissen seiner Arbeit nachgeht. Vor allem die Tatsache, dass er nach all den Jahren nur das Schlechteste von Josef Weber denkt, hat mich extrem nachdenklich gestimmt. Aber das ist auch eine der moralischen Problemstellungen, mit denen Jodi Picoult in diesem Buch arbeitet. Daher verstehe ich, dass Leo Stein seine Arbeit so verbissen rechtfertigt, denn es gibt auch andere Sichtweisen auf diese Thematik, was so typisch für Jodi Picoult ist und mir so gut gefällt. Immer wieder eingestreut werden Kapitel, die in kursiver Schrift gedruckt sind. Hierzu möchte ich gar nicht viel sagen, weil es schwierig ist, sich dazu zu äußern, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten. Letztendlich sind es aber wohl diese Kapitel, denen das Buch seinen Namen zu verdanken hat. So viel zum Inhalt des Buches. Ich muss zugeben, dass ich nach dem Lesen des Klappentextes schon so eine Ahnung hatte, in welche Richtung das Buch gehen könnte. Ich hoffe, dass ich euch mit meiner zusätzlichen Inhaltsbeschreibung nicht zu viel verraten habe. Wobei die Details, die ihr meiner Rezension nun entnehmen könnten, wirklich nur an der Oberfläche kratzen. Also lest das Buch einfach selbst. Ich hoffe, dass es noch viele Leser findet, denn es gibt so viel Gesprächsstoff und ich würde mich total freuen, mich noch etwas detaillierter mit dem einen oder anderen Leser austauschen zu können. "Bis ans Ende der Geschichte" ist kein fröhliches Buch. Auch nicht in den Szenen, die in der Gegenwart spielen. Stattdessen wird es überschattet von unfassbarer Grausamkeit, erschreckenden Szenen, Details, die ich am liebsten wieder vergessen würde. Und manchmal musste ich mich zum Weiterlesen zwingen. Und doch ist dieser Roman so gut, so unfassbar lesenswert. Nicht durchweg konnte Jodi Picoult mich fesseln. Gerade der kursiv geschriebene Teil des Buches hat für mich einige Längen beinhaltet, wobei ich zugegebenermaßen aber auch erst im Verlauf der Handlung dessen Wichtigkeit und Bedeutung erkannt habe. Aber es ist so faszinierend, was für eine Geschichte Jodi Picoult konstruiert hat, wie sich auf verschiedenste Arten und Weisen Kreise schließen und Verbindungen entstehen, mit denen man nicht gerechnet hat. Und das Ende hat mich dann einfach fassungslos, mit offenem Mund und kullernden Tränen zurückgelassen. Nie, nie, nie hätte ich mit diesem Ende gerechnet und ich glaube, ich habe es immer noch nicht ganz verdaut. Ich bin froh, dass Jodi Picoult nicht den einfachen Ausweg gewählt hat. Aber dass sie mich so treffen würde, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Die Autorin ist bekannt dafür, nicht nur die verschiedensten Sichtweisen auf bestimmte Thematiken, die durch ihre Charaktere repräsentiert werden, zu entwickeln, sondern auch gleichzeitig ihre Leser dazu zu bringen, selbst Position zu beziehen. Wobei ich sagen muss, dass es mir beim Lesen dieses Buches extrem schwergefallen ist, eine klare Position zu finden. Vielleicht habe ich das auch jetzt noch nicht. Vielleicht brauche ich einfach noch ein paar Tage, um diesen Roman zu verarbeiten. Jodi Picoult hat für ihr neuestes Werk unfassbar gut und intensiv Recherche betrieben, was sie in ihrem Nachwort schildert und auch an einer Parallele zu Oskar Schindler zu erkennen war. Dadurch ist ihr ein unglaublich authentischer Roman gelungen, der Fakt und Fiktion vereint und ein Werk darstellt, bei dem sich nach dem Lesen nicht mehr die Frage stellt, ob denn noch ein Buch über die Zeit des Zweiten Weltkrieges wirklich notwendig gewesen ist. Mein Fazit "Bis ans Ende der Geschichte" ist ein erschreckender und beängstigender Roman, der dennoch so lesenswert ist und mich völlig sprachlos zurückgelassen hat.

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Ganz große Klasse! Jodi Picoult hat es mal wieder geschafft mich mit ihrer Erzählweise und ihrer Art schwierige Themen in eine Geschichte zu packen zu überzeugen. Aus dem Klappentext ging noch nicht klar hervor in welche Richtung sich der Roman bewegen wird. Die Wendung und den Weg den die Handlung im Laufe des Zuhörens einschlug war aber wieder mal Picoult-mäßig gut durchdacht. Sage Singer ist nach einem Autounfall schwer entstellt und verbringt ihre Nächte allein in einer Backstube und ihre Tage einsam in ihren vier Wänden. Erst als sie sich mit Josef Weber anfreundet, wagt sie sich wieder etwas aus ihrem selbsterschaffenen Kokon heraus. Beide sind einsam und helfen sich gegenseitig durch ihre isolierten Tage. Als Josef sie eines Tages von seiner schrecklichen Vergangenheit erzählt und welche Rolle er dabei gespielt hat möchte sie nur das Richtige tun. Mit Hilfe von Leo Steinberg versucht sie Josefs wahre Identität aufzudecken und ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen ….. Jodi Picoult währe nicht Jodi Picoult, wenn die Geschichte nicht tragische Wendungen und traurige Wahrheiten beinhalten würde. Die Handlung spielt sich nicht nur zwischen Sage und Josef ab. Man wird zurückversetzt in der Zeit, erfährt die tragische Geschichte von Sages Großmutter und welch schreckliche Rolle Josef dabei gespielt hat. Man fühlt mit Sage mit, ist hin und her gerissen, möchte toben, ist erschüttert um am Ende nicht mehr genau zu wissen, ob man genau so gehandelt und gedacht hätte wie sie. Von den Sprechern her empfand ich jede Stimme für die jeweilige Rolle passend. Ob aus der Ich-Perspektive oder in nacherzählender Form, alle fünf Darbietungen fesselten mich und hatten meine ganze Aufmerksamkeit. Das Klangschema war schön abwechselnd, von jugendlich bis hin zu alt und schleppend. Das Cover gefällt mir auch. Die junge Frau von hinten, symbolisiert für mich Sage, die ihr Gesicht vor den Menschen versteckt. Die beschriebenen Blätter stehen für die Geschichte ihrer Großmutter. Mein Fazit: Diese Kombination aus Moral, Vergebung, Aufarbeitung und Gerechtigkeit fand ich sehr gut gemacht. Der Stoff regt zu Diskussionen an. Man muss mit Sages Entscheidung nicht konform gehen, kann sie aber in gewisser Weise doch irgendwie verstehen, oder sich zumindest selber fragen wie hätte ich entschieden.

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Darum geht's: Die junge Sage ist seit dem Tod ihrer Mutter traumatisiert, denn sie lenkte damals den Unglückswagen und gibt sich die Schuld an deren Tod. Die Narbe im Gesicht verdeckt sie durch einen langen Pony, die im Herzen versucht sie in einer Trauergruppe zu überwinden. Dort lernt sie den über 90jährigen Josef kennen, der ihr ein folgenschweres Geheimnis erzählt und sie um einen Gefallen bittet, der sie in große Gewissenkonflikte stürzt. Meine Meinung: In "Bis ans Ende der Geschichte" erzählt im ersten Handlungsstrang in der Gegenwart von Sage, einer sehr unsicheren jungen Frau, die sich die Schuld am Tod ihrer Mutter gibt. Die Narbe, die ihr geblieben ist, versteckt sie hinter ihrer Haarflut, sich selbst in einer Bäckerei. Das Gefühl für den Tod ihrer Mutter büßen zu müssen, da sie das Auto lenkte, in dem diese unkam, ist allgegenwärtig. Selbst in der Trauergruppe, die sie besucht, hört sie lieber zu, als etwas von sich seobst preiszugeben. Bis sie den über 90jährigen Josef Weber kennenlernt, der ihr aus seinem Leben erzählt und zugibt früher bei der SS gewesen zu sein. Er bittte sie, eine Jüdin, an Stelle vieler anderer, ihm zu vergeben und beim sterben zu helfen. Doch Sage nimmt Verbindung mit der Polizei auf und wird an eine Stelle verwiesen, die Naziverbrechen verfolgt. Der zuständige Sacharbeiter Leo Stein nimmt sich ihrer Anzeige an und beginnt nachzuforschen. Und bereits bei diesen oben erwähnten Punkten begannen meine Probleme mit der Geschichte. Ein ehemaliger Naziverbrecher sucht bei einer einzigen Person um Vergebung und einen Art Erlass seiner Sünden? Etwas, das ich nicht nachvollziehen konnte, was aber am Ende der Geschichte geklärt wird. Sage's Verhalten sofort zur Polizei zu laufen, BEVOR sie sich überhaupt seine Geschichte angehört hat, konnte ich genauso wenig verstehen. Überhaupt wurde ich mit Sage nicht so richtig warm und konnte die meisten ihrer Verhaltensweisen so überhaupt nicht nachvollziehen. Doch dann begann Handlungsstrang Nummer 2, der aus der Sicht von Minka, Sage's Großmutter, erzählt wurde. Die Geschichte von Minka, einer außergewöhnlich guten Schülerin, die ihren Vater abgöttisch liebt, hat mich sehr berührt. Sie ist ein junges Mädchen, das von einer Karriere als Schriftstellerin träumt, als die Verfolgung der Juden beginnt und auch das Leben sich in Lodz, Polen, durch die Nazis und den Zweiten Weltkrieg zu verändern beginnt. Lange wehrt sich Minkas Vater, der eine gutgehende Bäckerei führt, das Viertel zu verlassen, doch schlussendlich landen auch sie im Ghetto. Die Beschreibungen des Lebens hinter dem Stacheldraht und schlussendlich im Konzentrationslager Ausschwitz lässt absolut nichts aus. Picoult hat hier hervorragend recherchiert und erzählt aus zwei Sichten, nämlich aus der der Jüdin Minka und ihrer Freundin Darija und den Brüdern Franz und Reiner Hartmann, die der SS angehören. Der Schreibstil ist auf diesen 200 Seiten eher emotionslos, doch die brutalen Schilderungen aus dem KZ nahmen mich trotzallem ziemlich mit. Picoult beschönigt und verurteilt hier nicht, sondern erzählt Fakten bzw. eine Lebensgeschichte. Und diese packte mich ungemein und ist auch der Grund, dass der Roman von mir gerade noch 4 Sterne erhält. Denn die Geschichte aus der Gegenwart konnte mich nicht wirklich fesseln und war zu vorhersehbar, zu übertrieben und meiner Meinung nach überhaupt nicht der Stil von Jodie Picoult! Es gibt auch noch eine dritte Geschichte, die wie ein kurzer eingeflochtener Handlungsstrang wirkt. Dieser ist in kursiver Schrift dargestellt und erzählt eine brutale Geschichte eines Mädchens in Polen und zwei vampirartigen Brüdern. Erst mit der Zeit entdeckt man, dass dieses Art Märchen von Minka geschrieben wurde, das ihr hilft, das Leben im KZ zu überstehen. So verknüpft die Autorin in drei sehr unterschiedlichen Erzählsträngen einen Roman, der von Opfern und Tätern erzählt. Jodie Picoult ist auch dafür bekannt, dass ihre Bücher immer mit einem besonderen Knalleffekt enden. Dieser war mir diesmal zu vorhersehbar und wird meiner Meinung nach auch zu wenig begründet und erklärt. Hier hätte ich es besser gefunden, wenn die Autorin eine andere Lösung gefunden oder einfach auf einige Ereignisse verzichtet hätte. Schreibstil und Charaktere: Die beiden Hauptstränge unterscheiden sich sprachlich sehr. Während der Teil über den Holocaust eher einfach, aber sehr aussagekräftig war und mich fesselte, war der der Beginn und das Ende des Buches, das in der Gegenwart erzählt, zu unausgegoren und eher seicht....es fehlte mir an Tiefe. Die vorhersehbare Erzählweise erinnerte mich überhaupt nicht an den tollen und mitreißenden Schreibstil der Autorin, den ich sonst gewohnt bin. So erging es mir auch mit den Charakteren aus dem Teil des Buches, der in der Gegenwart spielte. Ich wurde weder mit Sage so richtig warm, noch konnten mich die anderen Personen aus diesem Teil des Buches überzeugen. Ganz anders jedoch der Rückblick in die Zeit des zweiten Weltkrieges. Mit Minka litt ich mit, zitterte vor Angst oder suchte nach einem Hoffnungsschimmer. Auch ihre Freundin Darija konnte ich mir bildhaft vorstellen. Dieser Part ist fesselnd und sehr berührend. Bewundernswert finde ich die gute Recherche der amerikanischen Autorin, die das Thema Holocaust nicht wie wir allgegenwärtig hat, ebenso wie ihre gewohnte Sicht auf zwei Seiten und Meinungen, die nicht polarisieren. Fazit: Ein Buch, das mich zwiegespalten hat. Die Rahmenhandlung hat mich enttäuscht. Sie war vorhersehbar und emotionslos. Der Teil aus der Vergangenheit war berührend, fesselnd und sehr gut recherchiert. Meine Bewertung hat mir Kopfzerbrechen bereitet. Durch den Lieblingsautorstatus und der intensiven Holocaustgeschichte vergebe ich gerade NOCH vier Sterne.

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Ja, Jodi Picoult hat es wieder getan: einen Roman geschrieben, der wegen seiner brisanten Thematik aufwühlt und sehr nachdenklich stimmt. Es geht darin um die Judenverfolgung in der Zeit des zweiten Weltkriegs und um die Tatsache, Macht über jemandes Leben und Sterben zu haben. Rache und Zorn werden hier ebenso thematisiert, wie Mitleid und Vergebung ... Sage ist eine Protagonistin, für die ich bis zum Schluss, obwohl sie eine nennenswerte Entwicklung durchgemacht hat, keine Sympathie entwickelt habe. Ihre anfängliche Lebensführung (die Beziehung zu einem verheirateten Mann und ihr sich-vor-der-Welt-Verstecken, bedingt durch ihr geringes Selbstwertgefühl, weil sie meint, im Gesicht entstellt zu sein) und ganz allgemein ihre emotionslose Art, haben sie nicht zu meinem Lieblingscharakter gemacht. Und warum ist sie mir dann im Laufe der Geschichte, trotz enormer Wandlung, nicht sympathischer geworden? - Weil diese Entwicklung viel zu schnell vonstatten gegangen ist und somit ziemlich unglaubwürdig war. Man kann nicht innerhalb kürzester Zeit selbstbewusst werden, aus sich herausgehen und sich attraktiv und schön finden, wenn dies vor kurzem noch überhaupt nicht so war. Eine derartige Umstellung passiert in meinen Augen eher schleichend und nicht so plötzlich wie es bei Sage der Fall war. Das ging mir wahrlich zu schnell. Und rachedurstige und lügende Menschen konnte ich noch nie besonders gut leiden. Sages letzte Handlungen haben sich für mich eben sehr rachedurstig gelesen, was ich absolut abstoßend fand ... Dann gibt es hier auch noch den 95-jährigen Josef, der einer der Hauptcharaktere war. Was ich von diesem Mann halten soll, weiß ich bis jetzt nicht ... Seine Erzählungen/Beichten über seine Vergangenheit als SS-Mann im KZ Auschwitz waren für mich alles andere als leichte Kost. Die Gräueltaten, die er und die anderen Soldaten begangen haben, klingen heftig und gefühllos und als seine Erzählung davon beendet war, musste ich erst mal ganz tief durchatmen. Ebenso sehr mitgenommen hat mich Minkas (Großmutter von Sage) Geschichte. Minka hat im Ghetto gelebt und wurde anschließend in Todeslager nach Auschwitz gebracht. Und was sie darüber alles zu berichten hat, ist zutiefst berührend, aufwühlend und hat mich wahnsinnig traurig gestimmt. Diese 200 Seiten über Minkas Vergangenheit fand ich am besten an dem ganzen Buch! Ganz allgemein kann ich sagen, dass es mir hier aber einfach zu viele verschiedene Erzählstränge gegeben hat. Ich fand den ständigen Perspektivenwechsel ermüdend und deswegen ist es mir auch so schwergefallen, mich ordentlich in die Charaktere hineinzuversetzen bzw. sie zu verstehen. Den Mittelteil des Buches mit Minka, in dem auf 200 Seiten kein Wechsel stattgefunden hat, fand ich deshalb am mitreißendsten. Ich fand das Buch wirklich nicht schlecht, aber umgehauen (wie beispielsweise "Neunzehn Minuten") hat es mich leider auch nicht. Lesenswert sind in meinen Augen hier vor allem die Passagen über den Holocaust und Josefs grauenvolle Beschreibungen über seine Arbeit als SS-Mann, da dies bei mir die aufwühlendsten Gefühle hervorgerufen hat.

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Seitdem ich "Neunzehn Minuten" von Jodi Picoult gelesen hatte, war ich von ihren Geschichten fasziniert und so war es nur verständlich, dass ich auch ihr neustes Werk lesen wollte. Im Buch geht es um die junge Sage Singer, die seit einem Autounfall menschenscheu geworden ist, denn ihr Gesicht ist entstellt und zudem gibt sie sich die Schuld am Tod ihrer Mutter. Den Schmerz versucht sie über eine Trauergruppe zu verarbeiten, in der sie alsbald den um viele Jahre älteren Josef Weber kennenlernt. Schnell merken die beiden, dass sie etwas verbindet und eine tiefe Freundschaft entsteht. Können sie sich gegenseitig Halt geben und ihren Schmerz überwinden? Und wird ihre Freundschaft Bestand haben? Die Handlung gestaltet sich völlig anders als erwartet, was aber nicht heißt, dass es mir nicht gefallen hat. Die Geschichte spielt sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit. Während die Gegenwart durch Sage Singer und Leo Stein beleuchtet wird, vergegenwärtigen uns die Vergangenheit Sages neuer Freund Josef Weber und ihre Großmutter Minka. Die jeweiligen Parts lassen sich gut durch unterschiedliche Schriftarten und der jeweiligen Überschrift unterscheiden. Der jeweils berichtende Protagonist fungiert als Ich- Erzähler. Sage ist ein Charakter mit Ecken und Kanten, an die man sich erst so ein wenig gewöhnen muss. Sie hat einige Päckchen des Lebens zu tragen und man spürt ihren Schmerz, das hat mir gut gefallen. Josef mochte ich anfänglich unheimlich gern, als dann aber sein Geheimnis zu Tage tritt, da war ich erschüttert und mir nicht mehr sicher, was ich von ihm halten soll, aber da ging es mir wahrscheinlich wie Sage. Besonders berührt hat mich jedoch das Schicksal von Sages Großmutter Minka. Das Thema Holocaust wurde in Büchern schon oft besprochen, aber die Autorin hat hier ihre ganz eigene Art damit umzugehen und konnte mich überzeugen. Ich bin vernarrt in die Vergangenheit und vor allem faszinierte mich schon immer die Geschichte der Juden, seitdem ich mit dieser das erste Mal im Geschichtsunterricht in Berührung kam. Das Buch regt definitiv zum Nachdenken an und man sollte hart im Nehmen sein oder es verkraften, dass die ein oder andere Träne rollt. Gerade bei dem aktuellen Flüchtlingsdrama bekommt man aufgrund dieser Geschichte noch einmal eine ganz andere Sichtweise. Fazit: Ein Roman, der mich berührt hat. Frau Picoult sorgt dafür, dass man als Leser selbst seine Schlüsse zieht und sich eine eigene Meinung bildet. Gern empfehle ich den Roman weiter.

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Harter Tobak

Von: hessen liest

24.09.2015

Die Bäckerin Sage verliert bei einem Autounfall ihre Mutter und wird selbst durch eine große Narbe im Gesicht entstellt, daher lebt sie sehr zurückgezogen. Sie besucht eine Trauergruppe und lernt dort den über 90 jährigen Joseph kennen und freundet sich mit ihm an. Er beginnt ihr sein Geheimnis zu erzählen denn er ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Er war bei der SS und hat zahllose Menschen ermordet. Sage weiß nicht ob sie das Geheimnis für sich behalten soll oder ob Joseph dafür bestraft gehört. Sie ist von dem gehörten so gefangen dass sie immer wieder bei ihrer Großmutter, einer Jüdin nachhakt um deren Geschichte zu erfahren, um die immer ein großes Geheimnis gemacht wurde. Das Thema Nationalsozialismus ist kein neues und dennoch fesselt es mich immer wieder, auch wenn es mich immer wieder abstößt und mir eine Gänsehaut beschert. Mir gefällt die Herangehensweise der Autorin sehr gut denn sie beleuchtet ein Thema immer von mehreren Seiten. Hier berichtet Joseph von seiner Zeit bei der SS und Sages Großmutter Minka beleuchtet diese Zeit aus ihrem Blickwinkel. Es ist nicht einfach die Geschichte der Beiden zu lesen, sehr hart und sehr emotional möchte man das Buch des Öfteren einfach zur Seite legen. Streckenweise hat die Story aber ihre Längen und ein paar Seiten weniger hätten der Geschichte gut getan. Ein Buch das zum Nachdenken über Schuld und Sühne anregt. Waren, zumindest einige der Täter, nicht auch Opfer? Mussten sie so handeln um ihr eigenes Leben zu schützen? Macht sie dieses Wissen zu besseren Menschen? Wie die meisten Bücher von Judi Picoult wird auch dieses noch eine Zeitlang nachwirken.

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Ich habe bereits einige Bücher von Jodi Picoult gelesen und bisher konnte mich jedes Buch begeistert und faszinieren. So auch „Bis ans Ende der Geschichte“. Ein Buch, das aufwühlend, bewegend und unglaublich gut geschrieben ist. Jodi Picoult ist eine Geschichtenerzählerin. Beim Lesen merkt man deutlich, dass die Autorin das Handwerk des Schreibens versteht. Ihre Geschichten sind gut recherchiert, mit viel Liebe zum Detail versehen und einfach nur grandios geschrieben, sodass man sich in der Geschichte verlieren kann. In „Bis ans Ende der Geschichte“ stecken eigentlich vier Geschichten in einem. Es wird aus der Sicht von Sage, Ihrer Großmutter Minka, Leo Stein und Josef Weber erzählt. Zwischendurch auch ein selbstgeschriebenes Märchen von Minka. Minka und Josef erzählen die Vergangenheit. Sage und Leo die Gegenwart. Eine Mischung, die vielleicht für Verwirrung hätte sorgen können, hat es aber nicht. Im Gegenteil. Am Ende der Geschichte läuft aber alles zu einem zusammen und ergibt ein ganzes Bild. Auch wenn es zwischenzeitlich einige Passagen gab, die etwas langatmig erschienen sind. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich zu Anfang ein wenig Schwierigkeiten hatte mit Sage Singer. Sie war mir nicht direkt unsympathisch, aber es war auch nicht Liebe auf der ersten Seite. Sie hat viele Probleme, die sie noch nicht verarbeitet hat und somit ist ihr Verhalten durchaus verständlich, aber wir haben dennoch Zeit gebraucht um warm miteinander zu werden. Schwer fand ich es auch mit Josef. Zu Anfang war mir der über 90-Jährige sympathisch. Bis man die vermeintliche Wahrheit über in erfährt. Ich konnte daher die Zerrissenheit von Sage gut nachempfinden, da ich es so ähnlich empfunden habe. Leo Stein dagegen hat „Bis ans Ende der Geschichte“ aufgelockert mit seiner humorvollen Art und Weise. Es war ein passender Kontrast, was dem Buch einfach gut getan hat. Für mich persönlich allerdings war die Geschichte von Minka am Eindrucksvollsten. In der Schule und auch später habe ich so einige Bücher über den zweiten Weltkrieg lesen, aber keines konnte mich so bewegen wie es „Bis ans Ende der Geschichte“ getan hat. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Geschichten über den Holocaust ist keine leichte Kost. Und auch hier war es sehr aufwühlend, ergreifend und regte viel zum Nachdenken an. Und dennoch hat die Autorin der Figur Minka etwas Leichtes und Hoffnungsvolles verschafft. Es war schlimm, sehr sogar. Aber nicht zu erdrückend. Bei den Büchern von Jodi Picoult freue ich mich immer auf das Ende des Romans. Nicht, weil ich möchte, dass das Buch zu ende ist. Nein, sondern weil die Autorin mich bisher jedes Mal vollkommen umgehauen hat, da die Geschichte eine völlig unerwartete Wendung genommen hat und ich bisher jedes Mal erstaunt und geschockt gewesen bin. Auch „Bis ans Ende der Geschichte“ nimmt solch eine Wendung. Jedoch habe ich es dieses Mal schon im Voraus nicht nur geahnt, sondern bin beim Lesen bewusst drauf gestoßen bin, dass es so enden wird. Ich fand es schade, da es so zwar noch immer ein bewegendes Ende ist, aber leider auch einen kleinen Stich der Enttäuschung bereit hält. Fazit Mit „Bis ans Ende der Geschichte“ hat Jodi Picoult eine bewegende, aufwühlende und zum Nachdenken anregende Geschichte verfasst, die einfach nur grandios geschrieben wurde. Man erkennt deutlich, dass die Autorin eine anspruchsvolle Geschichtenerzählerin ist mit viel Liebe zum Detail. Auch wenn man den Ausgang der Geschichte bereits erahnen konnte und somit der für Frau Picoult bekannte überraschende Schluss dieses Mal weniger schockierend ausfällt, lohnt sich das Lesen dieser wundervollen Geschichte unbedingt.

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In Jodi Picoults neuestem Roman finden wir drei Handlungsebenen: die Rahmenhandlung mit Sage Singer als Protagonistin, die Geschichte ihrer Großmutter Minka während des 2. Weltkriegs und eine Erzählung um eine Bestie, die Minka sich damals ausgedacht hat. Immer geht es um Schuld, Vergebung und Menschlichkeit. Sage ist Mitte zwanzig, als sie in einer Trauergruppe den 95-jährigen Josef Weber kennenlernt. Der alte Mann hat eine dunkle Vergangenheit und daraus resultierend ein besonderes Anliegen an die junge Frau jüdischer Herkunft. Sage ist sich nicht sicher, wie sie damit umgehen soll. Soll sie Josefs Wunsch entsprechen und sich damit gegen das Gesetz stellen? Soll sie auf ihren Kopf oder auf ihr Bauchgefühl hören? An den Romanen von Jodie Picoult liebe ich zum einen die eindringliche, deutliche Sprache. Aber vor allem liebe ich, wie sie Themen aufgreift, die polarisieren, die die Protagonisten in eine Zwickmühle bringen, die zu einem inneren Konflikt führen. Und wie dann dieser seelische Konflikt von verschiedenen Seiten beleuchtet wird. Meistens kann ich mir gar nicht vorstellen, wie Picoults Protagonisten es schaffen könnten, aus dem Zwiespalt herauszukommen, was ich sehr spannend finde. Auch „Bis ans Ende der Geschichte“ bietet diesen Zwiespalt, aber leider nicht in dem Maß, wie ich es von Picoult erwartet habe. Hier fehlte mir etwas die Tiefe in der Rahmenhandlung. Sage blieb mir relativ fremd, obwohl ich sie sehr sympathisch fand. Dagegen ist Minkas Erzählung über ihre Erlebnisse während des Holocausts einfach nur wahnsinnig fesselnd und berührend. Sie wirkt schockierend ehrlich und gut recherchiert. Zwar habe ich schon etliche Romane über diese Zeit gelesen, doch kann es nie genug sein. Nur so können die grauenhaften Verbrechen der Nationalsozialisten nicht in Vergessenheit geraten. Wie meistens bei Romanen von Picoult kommen verschiedene Ich-Erzähler zu Wort. An den unterschiedlichen Schriftarten, aber auch aufgrund verschiedener Erzählstile, sind sie sehr leicht auseinanderzuhalten. Ich mag diese verschiedenen Perspektiven ja sehr gerne, geben sie doch einen umfassenderen Einblick in ein Thema, als wenn es nur aus einem einzigen Blickwinkel betrachtet wird. „Bis ans Ende der Geschichte“ bietet reichlich Stoff zum Nachdenken und ist fesselnd geschrieben, allerdings nicht so wahnsinnig spannend. Denn das meiste ist relativ vorhersehbar. Auf die eine große Überraschung, die Jodi Picoult eingebaut hat, wird man schon frühzeitig mit dem Zaunpfahl gestoßen, was ich ein bisschen schade fand. Fazit: Trotz kleiner Kritikpunkte ist das Buch sehr lesenswert. Fans von Jodi Picoult werden es sicher mögen, aber auch Leser, die sich auf eingängige Art mit unserer unrühmlichen Vergangenheit auseinandersetzen wollen, sind hier richtig.

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