Bevor ich bei einem Buch von Joy Fielding anfange zu lesen, überlege ich immer: hopp oder topp? Denn Mittelmaß bin ich bei Joy Fielding noch nicht begegnet, ihre Bücher gefallen mir entweder wirklich gut, oder ich finde sie eindeutig langweilig. Dennoch kann ich die Finger nicht von ihren Büchern lassen, da ja immer die Möglichkeit besteht, dass ich an eines von den guten gerate.
Bei "Die Schwester" ist man allerdings bereits nach wenigen Seiten mitten im Geschehen und hat bis zum Ende der Geschichte keine Zeit für andere Fragen.
Erzählt wird Carolines Geschichte in zwei Handlungssträngen: ein gegenwärtiger und einer, der mit den Umständen von Samanthas Verschwinden beginnt und dann das Feld von hinten aufrollt, bis er gegen Ende mit dem gegenwärtigen verschmilzt. So bekommt der Leser nach und nach nicht nur mit, wie es der gegenwärtigen Caroline ergeht, sondern auch, wie alles in den vergangenen fünfzehn Jahren seinen Lauf nahm und was in der Zwischenzeit alles geschah.
Der Lesefluss ist wirklich gut und die Zeitwechsel tun ihr übriges. So kommt trotz ausführlicher Beschreibungen von Carolines Gemütszustand keine Langeweile auf. Die Lücken im Geschehen füllen sich nach und nach und auch, wenn die Idee des Ganzen, die mir anfänglich durch den Kopf ging, sich am Ende als wahr herausstellte, tat dies meinem Lesevergnügen keinen Abbruch.
"Die Schwester" ist ein mitreißender, unterhaltsamer Roman, der wieder einmal die Abgründe menschlichen Verhaltens aufzeigt.