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Rezension zu
Das Land der Anderen

Fesselnd und bedrückend

Von: unzensiert♡
09.11.2023

In den 50er Jahren verliebt sich die junge Elsässerin Mathilde in den marokkanischen Amine und zieht – von Abenteuerlust und Sehnsucht getrieben – mit ihm nach Marokko. Zu Beginn erhofft sich Mathilde ein exotisches und liebevolles Lebens in der Großstadt, doch schon bald sieht sie sich mit dem Hass auf die Franzosen, einem unerbittlichen Ehemann und der Abgeschiedenheit des Farmlebens konfrontiert. „Das Land der Anderen“ ist, wie wir es von Slimani gewohnt sind, sprachgewandt geschrieben. Der Roman liest sich flüssig und lässt das Marokko der 50er Jahre, die Farm, die gesellschaftlichen Konventionen schnell vor dem geistigen Auge entstehen. Jede Seite fühlt sich so an, als wäre man selbst Teil der Geschichte – und das ist auch der Grund, warum wir sehr lang gebraucht haben, um das Buch durchzulesen. Auf knapp 400 Seiten erleben wir das bedrückende Schicksal einer Frau mit, die, von Freiheitsdrang, Hoffnung und Liebe geleitet, in ein Leben der Fremdbestimmung gerät. Von Mathilde werden Anpassung, Pflichterfüllung und Gehorsam erwartet und sie lernt schnell Seiten an ihrem Ehemann kennen, die voller Härte und Grausamkeit sind. Dennoch gibt sie nie auf und kämpft sich für sich selbst und ihre Kinder durch das Leben im Land der Anderen. Selbstverständlich gibt es auch schöne Momente in Mathildes Leben, aber teilweise war die Geschichte fast zu erdrückend, um weiterzulesen und zu interessant, um aufzuhören. Obwohl wir mit den Figuren mitleiden und mithoffen konnten, waren sie uns gleichzeitig wenig sympathisch. Da ist die sturköpfige Mathilde, die wir gern angeschrien hätten, dass sie zurück nach Hause fliegen soll. Der unbeherrschte und widersprüchliche Amine, für den wir uns in keiner Weise erwärmen konnten. Seine seltsame Tochter, der gruselige Vorabeiter usw. Die einzigen durch und durch liebenswerten Figuren haben wir in einem befreundeten Paar der Familie gefunden. Die Geschichte ist in einer Zeit des Umbruchs und der Härte situiert, in der sich die politischen Unruhen in Marokko immer weiter zuspitzen und in der sich zwischen Franzosen und Marokkanern, aber auch zwischen Selbstbestimmung der Frau, Fortschritt und unnachgiebigem Traditionsdenken eine Kluft auftut. Dadurch bietet der Roman eine beeindruckende Kulisse, vor welcher sich das Schicksal einer Familie abspielt, das uns während des Lesens nicht losgelassen hat. Dieser Gesellschaftsroman enthält von uns 5 von 5 Sterne für seine eindringlich erzählte Geschichte, seinen ansprechenden Schreibstil und die Kunst, uns widerspenstige Figuren zu Vertrauten zu machen.

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