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Rezension zu
Schaut, wie wir tanzen

Familienepos und Gesellschaftsstudie, wundervoll erzählt!

Von: MarcoL
22.09.2022

Marokko 1968, die Familiengeschichte der Belhajs geht weiter und führt uns in ein arabischen Land im Wandel. Frankreich verliert immer mehr an Einfluss, die Kolonialzeit ist definitiv vorbei, der wieder eingesetzte König Hassan versucht, seine Autorität auszubauen. Der Jugend geht es verhältnismäßig gut. Studium, Partys und der Hauch eines DolceVita ist zumindest jenen vergönnt, die es sich leisten können. Die 68er Welle schwappt von Europa her rüber, die Hippies entdecken das Land und günstige Rauschmittel. Mitten drinnen ist Aicha, Tochter von Mathilde Belhaj, eine Elsässerin, und Amine, ihrem marokkanischen Vater. Er hat durch harte Arbeit seine Landwirtschaft ausbauen können. Er traf zur passenden Zeit die richtigen Entscheidungen und ist Eigentümer eines florierenden Unternehmens. Dadurch wurde es Aicha auch ermöglicht, in Straßburg Medizin zu studieren und lernt eine komplett andere Welt kennen. Zurück im Maghreb trifft sie auf eine Welt, welche noch wie eingefroren scheint und sich dennoch in einem Wandel befindet. Sie wird es als Ärztin nicht leicht haben, sich in einer patriarchalisch dominierten Welt zu behaupten. Sie lernt in dieser Zeit einen Studenten kennen, den alle nur „Karl Marx“ nennen. Beide spüren eine gegenseitige Anziehung, und … mehr wird nicht verraten. Die Autorin versteht es in diesem Buch meisterhaft, eine Gesellschaftsstudie, eingepackt in ein Familienepos, zu packen. All die Umbrüche in jener Zeit, die Rolle der Monarchie, und die Kluft zwischen Armut und Reichtum treten derart transparent zu Tage, dass man sich während des Lesens mitten in der Geschichte fühlt und die Protagonisten mit Haut und Haar erlebt. Gestochen scharfe Sätze, formuliert aus der Distanz, ohne zu bewerten, zeigen ihr wahres schriftstellerisches Genie. Es kommen natürlich viel mehr Personen im Roman vor, mit all ihren Verbindungen zu einander, ihren eigenen Leben, Ängsten, Nöten und Freuden. Somit ist es ist gar nicht so einfach, für dieses tolle Buch die passenden Worte der Begeisterung zu finden, außer: Lest es! Absolute Leseempfehlung

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