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Rezension zu
Der Morgenstern

„Der Morgenstern“ von Karl Ove Knausgård

Von: UliE
13.05.2022

Karl Ove Knausgård beschreibt das Leben von neun Personen an dem Tag, an dem am Himmel ein neuer Stern erscheint. Alle Personen, die ihrem normalen Alltag verhaftet sind, erfahren durch einschneidende Erlebnisse eine Wandlung, die bereits angelegt war oder plötzlich vonstattengeht. Da ist Arne, der Literaturprofessor, der mit seiner manisch-depressiven Frau und drei Kindern in den Urlaub fährt. Für ihn stellt sich die Frage, ob er seine Frau noch einmal in eine Klinik einweisen soll. Die Pastorin Kathrin beschließt nach einem Workshop nicht direkt zu ihrer Familie nach Hause zu fahren. Sie übernachtet in einem Hotel und lässt ihr Leben Revue passieren. Auf einer Beerdigung eines Mannes, der vor zwei Wochen verstorben war, erkennt sie den Mann wieder, der ihr erst tags zuvor sehr lebendig im Hotel begegnet war. Emil (Praktikant im Kindergarten), Iseline (die als Kassiererin ihren ehemaligen Lehrer trifft, der einst große Erwartungen in sie gesetzt hatte), Solveig (die als Krankenschwester einer verstörenden Organentnahme beiwohnt), Jostein (Reporter, vom Kriminalressort in das Kulturressort degradiert, und nun vom Tod dreier Metal-Band-Mitglieder eine große Story wittert) und Turid (Josteins Frau, begegnet einem halbnackten Mann mit drei Zöpfen und gelben Augen) : Ihnen allen erscheint der Morgenstern. Karl Ove Knausgård beschreibt die Figuren detailliert, wobei er dem Leser sowohl die liebenswerten als auch abstoßenden Seiten zeigt. So schwankt man zwischen Sympathie und Antipathie. Und der Morgenstern? Ihm schreiben die Protagonisten mehr oder weniger Bedeutung zu. Manche sehen keinen Zusammenhang mit dessen Erscheinen und ihrem Schicksal, manchen ist er ein naturwissenschaftliches, andere deuten ihn als ein mystisches Phänomen. Das Buch bezieht seine Faszination dadurch, dass es den Leser zum Voyeur macht: Man folgt gerne den Figuren und staunt, wie sie an den Ereignissen wachsen oder scheitern. Die Protagonisten haben keine, und wenn dann nur lockere Verbindungen. Auf eine Pointe braucht der Leser nicht zu hoffen. Aber dadurch wirkt „Der Morgenstern“ noch lange nach und Sätze wie „Wir sind in einem bestimmten Sinn ein Teil Gottes, so wie die Minuten ein Teil der Ewigkeit ist, obgleich sie endlich ist, ud dies gilt auch für uns, selbst wenn wir vor Trauer, Sehnsucht oder Schmerz danieder liegen“ regen zum Denken an.

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