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Rezension zu
Ultraorthodox

Schutz und Gefängnis zugleich

Von: Manuela Bäßler
15.03.2022

Manche Menschen werden in eine Gesellschaft hinein geboren, die sogleich ihr Schutz, aber auch ihr Gefängnis sein wird und bei dem schon bei ihrer Geburt das Leben das sie leben werden, vom Anfang an bis zu ihrem Tod hin vorherbestimmt ist. So soll es auch bei Akiva Weingarten sein. Er wird in eine Gesellschaft hinein geboren die in sich geschlossen ist, sowohl Schutz als auch Gefängnis zugleich für den jungen Mann ist und die der äußeren Rahmen für sein Leben und sein Handeln sein wird. Als er das Licht der Welt erblickt, ist für seine Familie daher klar, wie sein Leben verlaufen wird. Er wird sehr früh heiraten, sein Leben dem Thorastudium widmen und viele Kinder in die Welt setzen. Zuerst scheint er sich den Vorstellungen der Gemeinschaft der Satmarer Chassiden, in die er hinein geboren wurde, zu fügen. Er studiert intensiv sowohl die Thora als auch den Talmud und als er nach Israel reist um seine Studien fortzusetzen hat seine Tante Esther auch schon eine Frau für ihn gefunden. Er selber, mit der Wahl seiner Tante einverstanden, erhofft sich ein wenig Freiheit als verheirateter Mann, der seine eigenen Entscheidungen treffen kann und so vom Willen und Mitspracherecht anderer unabhängig wird. Seine Eltern zeigen sich jedoch mit der Wahl der Tante nicht einverstanden und so wird ihm Yalda vorgestellt, die ihm zwar äußerlich gefällt, ihm aber langweilig und uninteressant erscheint. Aber die Entscheidung der Eltern ist gefallen und so willigt Akiva ein, Yalda zu heiraten. Doch die Ehe der beiden bleibt Glücklos und auch die Geburt der Kinder kann nicht darüber hinweg täuschen, daß die Ehe von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Und schließlich wird der Wunsch in Akiva nach einem Ausbruch aus einer Gesellschaft, die ihm nicht geben kann was er sich für sein Leben erhofft und wünscht so groß, daß er den Schritt wagt und sein Glück außerhalb der Gemeinschaft der Satmarer Chassiden sucht. Die Geschichte von Akiva, seiner Suche nach Antworten, sein Weggang aus Israel und sein Ankommen ausgerechnet in Deutschland, dem Land, das man ihn zu verachten gelehrt hatte, erlauben dem Leser tiefe Einblicke in das Gefühlsleben streng gläubiger Menschen. Die Enge einer ultraorthodoxen Glaubensgemeinschaft aber auch ihre schützenden Mauern werden darin beschrieben ohne dabei eine der beiden Sichtweisen zu favorisieren. Klar wird nur, daß jeder Mensch seinen eigenen Weg gehen, seine eigenen Antworten finden muss. Und dazu ist es manchmal nötig, aus der Gemeinschaft, die einen umgibt auszubrechen. Auch wenn das jüdische Leben, ihre Bräuche und Glaubenssätze vielen Menschen eher ungeläufig ist, findet sich jeder interessierte Leser hier gut zurecht. Am Ende des Buches sind die wichtigsten Ausdrücke, Feste und Gebräuche in kurzen Worten beschrieben und auch die wenigen Fotos erlauben Einblicke in das ganz private Leben von Akiva Weingarten. Damit wird das Buch zu einem Gewinn für Menschen, die gerne mal über den Tellerrand schauen und sich mit anderen, uns eher fremd anmutenden, Lebensweisen beschäftigen möchten.

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