Rezension zu
Wo auch immer ihr seid
Wunderbarer Lesegenuss mit universellen Botschaften
Von: @__exlibrisDie 30jährige Journalistin Kim heißt eigentlich Kiều, doch dieser Name erscheint ihr nicht geeignet ihr deutsches Selbstverständnis zu betonen und gleichzeitig von den vietnamesischen Wurzeln ihrer Familie abzulenken. Obwohl in Deutschland geboren und aufgewachsen, ärgert sich immer noch über die vermeintliche Unangepassheit ihrer Eltern, tut sich selbst aber schwer eine eigene gefestigte Identität zu entwickeln. Der Tod der Großmutter und eine Nachricht des Onkels lassen Kiều schließlich widerwillig zur Verwandtschaft nach Kalifornien reisen. Der Roman begleitet Kiều auf dieser Reise, die sie nicht nur zu ihrer Familie, sondern auch zu sich selbst führt, schildert in Rückblenden aber auch Episoden aus den Leben ihres Vaters und ihres Onkels. Schlicht, aber dennoch eindringlich schildert Khuê Pham eine Familiengeschichte aus drei Perspektiven zwischen Tradition, Erwartungsdruck, Krieg, Vertreibung und ganz unterschiedlichen Ansätzen mit der eigenen Herkunft und Identität umzugehen. Dieser wunderbare Roman vereint mit Leichtigkeit drei Aspekte, die mir bei Literatur besonders wichtig sind: er unterhält mit einer interessanten Geschichte, er vermittelt quasi nebenbei und ohne, dass man überhaupt merkt, dass man gerade etwas lernt, Wissen über Vietnam, Deutschland 1968 und die vietnamesische Exklave Little Saigon und regt schließlich auch zum weiteren Nachdenken über Identiät, die Wichtigkeit von Kommunikation, das Anerkennen von Unterschieden und die Fehlbarkeit der eigenen Perspektive an. Mir hat außerdem gefallen, dass die vietnamesischen Namen mit den entsprechenden Akzenten geschrieben wurden. Da vermutlich die meisten Leser und Leserinnen nicht mit der vietnamesischen Sprache vertraut sind, wären ein kleines Glossar zu den Namenbedeutungen und Hinweise zur Aussprache schön gewesen.
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