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Rezension zu
From Asia with Love

Ost trifft West - und das macht riesigen Spaß

Von: magentratzerl
08.11.2021

Hetty McKinnons Eltern wanderten aus der chinesischen Provinz Guangdong (Kanton) nach Australien aus; dort wurde sie auch geboren. Sie verbrachte Kindheit und Jugend zwischen australischem Alltag und chinesischen Essgewohnheiten – und fühlte sich weder richtig chinesisch noch richtig australisch. Nach der Geburt ihres dritten Kindes begann sie, richtig zu kochen, eröffnete einen Salat-Lieferdienst und begann die (ungefragt erteilten) Ratschläge ihrer Mutter zu verstehen. Heute lebt sie mit ihrer Familie in New York, kocht die Gerichte ihrer Kindheit – aber auch solche, in denen sie die klassisch chinesischen Ideen und Techniken mit den westlichen Einflüssen, die sie ebenfalls geprägt haben, kombiniert. Einige Kochbücher gehen inzwischen auf ihr Konto; das hier ist das erste, das ins Deutsche übersetzt wurde. Als allererstes ist das ein sehr hübsches Buch geworden: helles, freundliches Layout und übersichtlich gestaltete Rezepte sorgen dafür, dass man gerne im Buch liest. Jedem Rezept steht ein ganzseitiges Food-Foto gegenüber, und die Fotos sind etwas Besonderes. Hetty McKinnon hat sie selbst gemacht und das Essen bei sich zuhause einfach so fotografiert, wie es in ihrer Familie auf den Tisch kommt. Dazu hat sie eine analoge Kamera verwendet – die Fotos wirken sehr familiär, man fühlt sich mitgenommen in das Familienleben. Jetzt aber zu den inneren Werten. Vorweg: dies ist ein vegetarisches Kochbuch. Die Sortierung der Rezepte gefällt mir richtig gut und orientiert sich eindeutig an den Schwerpunkten, die man in China beim Essen setzt: Frühstück, Nudeln, Dumplings und Kleinigkeiten, Dinge, die man zu Reis essen kann, Salate und Süßes, das nicht zu süß ist. Es gibt kein Marmeladenbrot oder Muesli zum Frühstück, sondern gebratenen Reis, Tomatensuppe mit Rührei oder den Hong-Kong-Klassiker Rührei-Sandwich mit Milchtee. Es gibt eine Art Dumpling-Baukasten mit verschiedenen saisonalen Füllungen wie Rote Bete und Ricotta oder Karotte, Kimchi und Feta. Zum Reis gibt es Mapo Tofu, gedämpften Eierpudding oder auch Rosenkohl in Pfeffersauce mit kaltem Seidentofu – die Bandbreite ist groß, man merkt die Herkunft der Rezepte und freut sich über die Kreativität, mit der da gearbeitet wird. Im Zeitalter des Internets stellt sich gerne mal die Frage – soll ich mir überhaupt noch Kochbücher kaufen? Ich kann ja alles googlen. Was man nicht googlen kann, ist die Persönlichkeit, die hinter all diesen Rezepten steht, und diese Komponente ist hier ganz stark. Es ist ein sehr persönliches Buch, und das nicht nur wegen der Fotos. Das Buch ist voller Geschichten. So erzählt sie, dass sie das herzhafte Frühstück, dass ihre Mutter immer auf den Tisch brachte, für eine Marotte hielt – bis sie bei einer Reise nach nach Singapur begriff, dass das ein wesentlicher Bestandteil asiatischer Esskultur ist. Das Buch hat mich vor Herausforderungen gestellt – ich hätte am liebsten alles ausprobiert – das hier ist die (vorläufige) Ausbeute: Da gibt es bei den Grundrezepten Ideen für schnelles Kimchi. Das basiert auf einer Würzpaste (vorne im Bild), mit der man die verschiedensten Gemüse in Kimchi verwandeln kann. Im Bild seht Ihr Pilzkimchi (hinten links) und Fenchelkimchi (hinten rechts). Die Ergebnisse sind sofort verzehrfertig; ich finde aber, dass sie profitieren, wenn man alles ein paar Tage stehen lässt. Das sind Tofubällchen mit reichlich Koriandergrün, gewürzt mit Fünfgewürz. Dazu gibt es einen Dipp aus Mayonnaise, Knoblauch, Fünfgewürz und Chilisauce. Die Bällchen sind wunderbar knusprig und aromatisch. Zu den Bällchen haben wir gebratenen Spinat mit Miso gegessen – eigentlich ein Rezept für Wasserspinat, es schmeckt aber auch mit heimischem Spinat oder anderem Blattgrün. Gebratene Nudeln (chao mian oder chao mein) sind ja so ein Klassiker. Hetty Mc Kinnon läßt dazu den Wok im Schrank und bereitet alles im Backofen zu – und das ist sehr genial. Klar habe ich die Teigtaschen ausprobiert – drinnen ist eine Füllung aus Blumenkohl, Curry und Linsen – sehr fein. Und was bei mir Pluspunkte gibt: das Verhältnis von Teig zu Füllung hat gestimmt, es blieb nichts übrig. Die Brownies mit Sojasauce sind toll. Die Sojasauce schmeckt nicht heraus, vertieft aber den schokoladigen Geschmack. Die Brownies werden ohne Mehl gebacken – es sind statt dessen gemahlene Mandeln drin – und haben genau die richtige feuchte Konsistenz innen. Salat aus „geprügelten“ Gurken ist ja recht bekannt. Hier bekommen die Gurken ein cremiges Sesam-Dressing; das ist sehr gut. Edamame, in einer Gewürzpaste gebraten und mit frittierten Curryblättern serviert. Sehr gut zum Reis, aber auch einfach so zum Knabbern. Fazit: Ich zucke immer zusammen, wenn ich an einem Restaurant vorbeikomme, das mit „panasiatischer Küche“ wirbt; da vermute ich nichts gutes. Panasiatische Küche mit Inspiration aus verschiedenen Länderküchen gibt es hier auch – zusammengetragen mit viel persönlicher Geschichte und Erfahrung und das macht richtig Spaß. Die Rezepte sind originell, stehen ohne größere Umstände auf dem Tisch und haben uns ausnahmslos glücklich gemacht.

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