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Rezension zu
Wo auch immer ihr seid

beeindruckend erzählt

Von: huckleberryfriendz
26.10.2021

Khuê Phạm erzählt die Geschichte einer vietnamesischen Familie in verschiednen Strängen, springt dabei durch die Jahrzehnte, so dass der Leser nach und nach über dren Leben erfährt. So leben die Großeltern mit ihren Kindern in Vietnam; der älteste Sohn, Minh, wird 1968 nach Deutschland geschickt um dort zu studieren, wiederzukommen und der Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Aber manchmal läuft nicht alles wie geplant; Minh verliebt sich in Deutschland und kehrt nicht dauerhaft zurück. Seine Familie erlebt in Vietnam vieles, was sie nicht Minh erzählt und wandert in die USA aus. Nach dem Tod der Großmutter erhält Minhs dreißigjährige Tochter Kiều, die sich inzwischen Kim nennt, eine WA-Nachricht von ihrem Onkel; die Familie wird zur Testamentseröffnung eingeladen, da die Großmutter ein Schreiben verfaßt hat, welches vom ältesten Sohn verlesen werden soll. So sieht Kim ihre Verwandtschaft nach 15 Jahren wieder, entdeckt ihre Wurzeln und hinterfragt vieles, was sie bislang nicht interessiert hat. Khuê Phạm beschreibt die Situation während des Krieges und die Jahrzehnte danach kurz und intensiv. Nicht einfach nur im Hintergrund, sondern zuweilen auch sehr direkt erlebt oder erkennt man als Leser Situationen des Vietnamkrieges, sei es die Tet Offensive, Ansätze zu Umerziehungslagern, den Tag an dem nur Beatlessongs gespielt wurden unddie letzten Hubschrauberflüge der Amerikaner aus Vietnam heraus stattfanden, von Fluchtversuchen über Kambodscha oder auch von politischen Aktionen in Berlin zum Vietnamkrieg, die nicht im Namen aller Vietnamesen die „richtige Seite“ einnahmen. Besonders beeindruckend fand ich die Darstellungen der Hoffnung, des Familienzusammenhaltes und auch, dass man nicht in Gut oder Böse unterteilen konnte, dass jeder seine Sicht hatte und das Beste für alle wollte, sowohl in Vietnam als auch in Minhs Familie. Umso tragischer, dass vieles schief gelaufen ist, aus Stolz und auch aus der Sichtweise „Lieber schweigen als sich zu streiten“, was in Minhs Familie und auch im Vietnamkrieg zu vielen Mißverständnissen geführt hat. Die Sicht, auf wen man sich verlassen kann und selbst unterschiedliche politische Ansichten innerhalb der Familie zeigt so gut nachvollziehbar die Zerrissenheit der Familie und Nation auf. Mich haben die Beschreibungen und Zusammenhänge sehr beeindruckt; die Zerrissenheit sowie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft sowie der Verlust der eigenen Identität und das Erkennen nach langer Zeit. Die Aufarbeitung ist noch lange nicht vorbei; dieses Buch hilft nicht zu vergessen, sondern zu verstehen und zeigt zudem Folgen einer Migration auf die gesamte Familie auf. Ich spreche diesem Roman meine absolute Leseempfehlung aus.

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