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Rezension zu
Das Gewicht der Worte

Eine zweite Geburt

Von: Buchtraum
17.10.2021

Pascal Mercier, der Name ist spätestens seit "Nachtzug aus Lissabon" vielen ein Begriff. Die Studenten der Freien Universität Berlin kannten ihn vielleicht schon vorher als Professor für Philosophie, andere erinnern sich eventuell an seine Ehrung mit dem Marie-Luise-Kaschnitz Preis. Mit Simon Leyland hat er einen neuen Protagonisten konstruiert, der in vielen Hinsichten etwas ganz besonderes ist. Als Jugendlicher steht er bei seinem, aus fernen Länder wieder eingereisten, Onkel vor einer Karte und fasst den Entschluss, alle Sprachen rund um das Mittelmeer zu lernen. Simon beginnt mit dem Sammeln der Sprachen und als Erwachsener gibt es kein Zögern, bei der Frage, welchen Beruf er wählt. Als Übersetzer sammelt er nicht nur die Sprachen, sondern auch die Geschichten. Er erlebt viel, eine wundervolle Beziehung mit seiner Frau, zwei außergewöhnliche Kinder und viele gute Freunde. Bis er die Worte verliert. Für quälende Minuten kann er nicht mehr verständlich sprechen, er, der Mann der Worte. Die Diagnose lässt seine Welt vollkommen zusammenbrechen. Trotzdem bekommt er aber die Möglichkeit, sein Leben noch einmal völlig neu einzurichten. Der Leser startet nicht am Beginn von Simons Leben oder seiner Reise der Sprachen. Man darf bei der seiner zweiten Geburt beginnen, in London, im Haus seines verstorbenen Onkels. Nur langsam teilt Simon seine Geschichte, so wie es auch ein neuer Bekannter tun würde. Die Diagnose, die auch schon auf dem Cover angekündigt wird, spielt dabei überraschenderweise keine so große Rolle. Er hätte sehr viel mehr Dramatik damit bekommen können, aber Simon ist ein ruhiger, schüchterner Mensch. Es hätte nicht gepasst. In vielen Aspekten wirkt er kindlich, trotzdem muss er erst lernen, mit seiner Vergangenheit abzuschließen. Der Leser begleitet den Mann sowohl auf einer Reise in die Vergangenheit, als auch auf eine Reise in die Zukunft. Sehr emotional, in Teilen völlig abgekoppelt von der reellen Zeit und oft so fesselnd, das man alles um sich herum vergisst. Einziges Kontra, 570 Seiten sind sehr lang. Simon braucht diese Zeit, sein Leben braucht jede Seite des Buches. Trotzdem gibt es leider Passagen, in denen ich mir etwas weniger Informationen gewünscht hätte. Aber es bleibt dabei, das Buch bekommt eine klare Leseempfehlung von mir. Gut erzählt, mit einem außergewöhnlichen Protagonisten und einer fesselnden Geschichte.

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