Rezension zu
Sokrates in Sneakern

Die Kunst des Fragenstellens lernen, wirklich tiefere Gespräche führen, nicht an der Oberfläche bleiben – das wollte ich unbedingt, das ließ mich zu diesem Buch greifen. Beim Lesen musste ich dann feststellen, dass meine „Sachbuch-Geduld“ hier scheiterte. Ein spannendes Thema also, aufbereitet für Leser mit Geduld. Ich kann den Erfolg des Buches in den Niederlanden gut nachvollziehen: Das Thema ist interessant (gerade in einer Zeit wie der unseren, in der viel Zwischenmenschliches an der Oberfläche bleibt), die Gliederung ist klar, die Beispiele greifbar … und dazu noch Praxisübungen. Dennoch – und vielleicht gerade wegen meines vorherigen sehr starken Interesses – hat mich das Buch dann nicht so „ergriffen“ wie erwartet: Zu sehr drehten sich für mich die Beispiele im Kreis, zu sehr wurden klassische Fragen wie „Darf man einen Freund belügen?“ aufgegriffen, zu wenig hat der Inhalt letztlich mich berührt, hatte er mit meinem Alltag zu tun. Die Beschreibungen dehnten sich für mich, statt zu illustrieren, meine Ungeduld drängte weiter. Vielleicht auch nicht das falsche Buch, vielleicht die falsche Zeit, der falsche Rahmen: Ich wollte unbedingt was für die Praxis, wollte nicht ferne Beispiele überdenken … Daher auch mein Vorschlag an andere Interessierte: Lest es, es lohnt sich für alle, die mehr über offene Gesprächsführung, Neugierde auf den anderen, auf dessen Meinung (echte Neugierde, nicht vorheriges Urteil!) kennenlernen möchten. Aber: Sucht vorher eine Gruppe – ich denke, dies ist ein Buch, das gemeinsam gelesen werden möchte.