Rezension zu
Sokrates in Sneakern

In dem Titel der praktischen Philosophin Elke Wiss geht es in erster Linie darum, seine Gesprächsführung durch sokratische Fragetechniken zu verbessern. Wenn man nicht gerade in einem Schrank lebt und die letzten Monate während der Corona-Pandemie erlebt hat oder den gerade beendeten Bundestagswahlkampf, erschließt es sich einem gleich auf den ersten Seiten, wo für die meisten von uns im Sinne der Theorie von Elke Wiss der Bedarf besteht. Wir stellen Fragen und tun es doch nicht, es entsteht kein echter Austausch, wir wollen uns selbst und unsere Meinung viel lieber darstellen, als uns neugierig, ernsthaft und wach mit unserem Gegenüber zu verbinden. Das Ziel ist eine gemeinsame Suche nach Weisheit. Ganz schnell wird klar, dass die Techniken, die Elke Wiss darlegt, auf die Einstellung zum Leben allgemein anwendbar sind: verschiedene Perspektiven einnehmen, Urteile überprüfen, tiefes Interesse entwickeln, Verlangsamung und zugewandt Dingen auf den Grund gehen. Es ist spannend und gleichzeitig frustrierend zu sehen, wie sich die guten Vorsätze im nächstbesten Gespräch nach Beendigung des Buches in Luft auflösen und man die Gesprächspartnerin kaum ausreden lässt, um gleich einen vermeintlich passenden Schwank aus seinem eigenen Leben zum Besten zu geben. Aber das Bewußtsein ist geweckt und tatsächlich hält einen das Buch lange gefangen. Nach dem Gespräch ist vor dem Gespräch und schon ergibt sich eine nächste Chance zu echtem Austausch und Erkenntnisgewinn.