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Rezension zu
Über Menschen

Ruhige Analyse der aktuellen Lage der Nation

Von: Buchheldin
26.06.2021

Von außen betrachtet scheint Doras Leben gar nicht so schlecht zu sein. Sie hat eine langjährige Beziehung mit Robert, einen festen Job in einer Marketingagentur und eine süße Hündin. Als sie es jedoch zuhause aufgrund von Meinungsverschiedenheiten nicht mehr mit Robert aushält, zieht sie mit ihrer Hündin, die auf den Namen Jochen-der-Rochen hört, aufs Land. Hier lernt sie Gote kennen, der sich selbst als „Dorf-Nazi“ bezeichnet. Eigentlich möchte sie nichts mit ihm zu tun haben, aber er ist ihr Nachbar und der Kontakt ergibt sich wie von selbst. Schwierig. Das war mein erster Eindruck von Juli Zehs neuem Roman. Ich habe bisher noch nie ein Buch von ihr gelesen, aber oft schon von dem beeindruckenden Schreibstil gehört. „Über Menschen“ ist eine Analyse unserer Gegenwart. Zeh schreibt über die Corona-Pandemie, über rechtspopulistische Politik und Alltagsrassismus. Sie schreibt über die Einsamkeit, die in jedem von uns steckt und über das Richtig oder Falsch, über das wir tagtäglich urteilen müssen. „Über Menschen“ ist eine leise Geschichte. Sie ist nicht darauf ausgelegt, besonders handlungsreich oder spannend zu sein, um genau zu sein, ist sie eine Geschichte mit ziemlich wenig Handlung. Vielmehr geht es in dem Roman um eine Verdichtung der aktuellen Wirklichkeit, um eine Analyse der jetzigen Zeit und eine Metaanalyse der Gedanken der Bevölkerung. Zeh beobachtet, beschreibt und erzählt auf sanfte, leise Art, wie jeder von uns letztlich versucht, das beste Leben zu leben – oder das, was er oder sie für am besten und richtig hält. „Über Menschen“ bringt in überspitztem Ton links und rechts im politischen Sinne zusammen. Es handelt sich um eine Lektüre voller Gegensätze und der Suche nach den verborgenen Gemeinsamkeiten, hochpolitisch aufgeladen und doch so neutral geschrieben, dass man der Autorin keine klare Stellung unterstellen oder hineininterpretieren kann. „Über Menschen“ ist eine ganz andere Lektüre als die Bücher, die ich sonst lese. Eine kluge, ruhige Geschichte über die großen Themen der aktuellen Zeit. Wer beim nächsten Familienabend oder Büchertreff mitreden will, sollte dieses Buch gelesen haben.

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