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Rezension zu
Das Land der Anderen

"So ist das hier"

Von: Elke Heid-Paulus
16.06.2021

„Das Land der Anderen“ ist der erste Teil einer geplanten Trilogie, in der die französisch-marokkanische Autorin und Prix Goncourt Preisträgerin Leïla Slimani Teile ihrer Familiengeschichte verarbeitet. Angelehnt ist der Roman an die Geschichte ihrer Großmutter, die 1944 im Elsass ihren Anfang nimmt. Der Zweite Weltkrieg nähert sich seinem Ende, als Mathilde den Offizier Amine Belhaj kennen und lieben lernt. Amine ist Marokkaner, stationiert in Mulhouse und kämpft im Zweiten Weltkrieg wie so viele seiner Landsleute auf Seite der Franzosen gegen die deutschen Besatzer. Nicht weiter verwunderlich, denn der Maghreb-Staat steht unter französischer Protektoratsverwaltung und hat bereits im Ersten Weltkrieg die Truppen des Mutterlandes unterstützt. Die beiden heiraten, möchten sich eine gemeinsame Existenz aufbauen. Und da kommt es gerade recht, dass Amine von seinem Vater einen abgelegenen Hof nahe Meknès am Fuß des Atlas-Gebirges erbt. Dort liegt ihre Zukunft. Er wird sich um den Hof kümmern, sie um Küche und Kinder. Nach Kriegsende verlassen sie Frankreich in Richtung Marokko. Dort angekommen wird Mathilde schnell klar, dass ihrer Abenteuerlust in der patriarchalischen Gesellschaft strenge Grenzen gesetzt sind. Aber noch schlimmer trifft sie die Gewissheit, dass sich ihr Mann verändert, dass sich sein Verhalten, auch ihr gegenüber, an den traditionellen Werten dieser Gesellschaft orientiert, dass er ein Teil dieser Männerwelt wird. Aber resignieren ist für Mathilde keine Option. Auch die Politik beeinflusst ihre Beziehung. Marokko kämpft um die Unabhängigkeit, da kommt es bei Amines Landsleuten nicht gut an, dass er mit einer Französin verheiratet ist. Und die französischen Kolonisten? Ziehen die Nase hoch, wenden sich ab, meiden Mathilde. Die beiden sind sich ihres Sitzens zwischen den Stühlen bewusst, fühlen sich deplatziert, leben im Land des Anderen. Es sind die Widersprüche, die diesen Roman lesenswert machen. Tradition oder Moderne, Beharren in alten Mustern oder Fortschritt, Männergewalt oder Frauenrechte, Fügsamkeit oder Rebellion, Leiden oder Kämpfen. Diese Gegensätze arbeitet Slimani elegant heraus und macht daraus ein Plädoyer für Freiheit, Emanzipation und Veränderung.

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