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Rezension zu
Über Menschen

Über Menschen

Von: Elena_liest
03.06.2021

Deutschland, im Frühsommer 2020: Dora wohnt mit ihrem Freund Robert in einer Wohnung in Berlin. Eigentlich hat sie sich dort immer wohl gefühlt, bis Robert einer Klima-Obsession verfallen ist, die sich im Laufe der Corona-Pandemie in eine Corona-Obsession verwandelt hat. Für Dora steht fest: sie muss weg hier. Von heute auf morgen schnappt sie sich Jochen-den-Rochen, ihre Hündin, und zieht nach Bracken. In diesem kleinen Dorf im brandenburgischen Nirgendwo möchte sie zur Ruhe kommen - doch dann entpuppt sich ihr Nachbar als Dorf-Nazi und das Landleben als gar nicht mal so idyllisch... Vor ein paar Jahren habe ich Juli Zehs Roman "Unterleuten" gelesen bzw. abgebrochen. Mir hat das Buch damals gar nicht gefallen, es war mir zu langweilig und hat einfach nicht meinen Geschmack getroffen. Mit "Übermenschen" ging es mir zum Glück nicht so: Einmal im Roman angekommen konnte ich ihn schwerlich weglegen. Die Geschichte hatte eine große Sogwirkung auf mich und ich bin sehr begeistert von Juli Zehs Schreibstil, ihrer Art, mit Klischees zu spielen und die Unschärfen unserer Gesellschaft einzufangen. Das Buch ist hochaktuell und passt durch die darin angesprochenen Themen wie die Fridays-For-Future-Demos, George Floyd oder den Lockdown auch perfekt in unsere Zeit. Genau hier liegt aber auch mein Problem mit Juli Zehs Roman, denn man kann (und muss, wie ich finde) ihn durchaus kontrovers betrachten. Die Autorin bespricht in "Übermenschen" unter anderem auch die Themen Alltagsrassismus sowie Nazis. Ich möchte nichts vom Inhalt vorweg nehmen, nur so viel: Doras Nachbar ist nicht ohne. Die Autorin beschreibt das zwar, lässt Dora aber trotzdem so etwas wie Freundschaft mit ihm schließen. Dora begehrt nicht gegen seine rassistischen Äußerungen (und der einiger anderer Charaktere im Buch) auf, vielmehr ist da nur ein Unwohlsein ihrerseits, ein "nächstes mal sage ich aber was", eine Rassismus-Starre. Ich persönlich konnte damit nur schwer umgehen, verfiel selbst in eine Wie-soll-ich-das-bewerten-Starre und fragte mich, ob die Autorin hier gerade den Nazi nicht doch arg schön redet. Andererseits habe ich Verständnis für Dora und die Menschen in Bracken - und ich denke genau das war Juli Zehs Absicht. Die Welt ist nicht einfach in gut und böse aufzuteilen. Niemand ist eindimensional, alle leben in verschiedenen Umständen, die man auf den ersten Blick nicht erkennen und erfassen kann. Ein Urteil ist immer schnell gefällt, doch lohnt sich manchmal ein Blick hinter die Kulissen und hinter die Klischees, ein Gedanke daran, was die Person gegenüber gerade durchmacht. Ich bin auch nach einigen Nächten drüber schlafen unentschlossen, wie ich das Buch bewerten soll. Ich habe es gerne gelesen, war wirklich begeistert von der Vielschichtigkeit der Protagonist*innen und fand gerade auch Bracken als Schauplatz sehr gut gewählt. Trotzdem bin ich nicht davon überzeugt, ob es ein Buch wie "Über Menschen" in einer so angespannten Zeit wie gerade braucht - oder ob es genau das ist, was wir gerade lesen sollten. Daher gibt es heute keine abschließende Meinung von mir - vielleicht bildet ihr euch einfach selbst eine und/oder teilt eure Gedanken zu dem Roman mit mir 📖

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