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Rezension zu
Die Nickel Boys

Erhellend und verstörend

Von: Sandra Falke
15.05.2021

„Die Nickel Boys“ ist eine grausame, auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte über systemische Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Rassismus und Gewalt. Geschrieben in einem realistisch-sachlichen Stil und ruhigen Tempo, hält der Roman nicht nur eine Geschichte bereit, die an allen Ecken eines Leserherzen zerrt – am Ende der Erzählung wartet eine Enthüllung, die das Gelesene erneut in ein anderes Licht stellt. Im ersten Teil des Romans ist die Zukunft noch vielversprechend für den sechzehnjährigen Elwood. Er ist sich seiner Position als afroamerikanischer Mann in den Vereinigten Staaten der 1960er Jahre zwar bewusst, trägt als leidenschaftlicher Hörer und Folger von Martin Luther Kings Reden und Gedanken Hoffnung für eine veränderte, verbesserte Welt in sich. Obwohl Elwoods Eltern ihn als Kind verlassen haben, wächst der Junge bei seiner Großmutter in liebevollen Familienverhältnissen auf. Sein Lieblingslehrer, ein Bürgerrechtsaktivist, gibt seinem Schüler den Mut, an seiner ersten Demonstration teilzunehmen und sichert ihm sogar ein Stipendium an einem College. Doch auf der Fahrt dorthin wird Elwood irrtümlicherweise als Mittäter verhaftet, da er sich per Anhalter unwissend in einem gestohlenen Fahrzeug mitnehmen lässt, und landet in einer Besserungsanstalt für jugendliche Straftäter. Elwoods Ambitionen zur Selbstentfaltung und Gleichberechtigung werden im Nickel sehr plötzlich auf die gegebenen Umstände relativiert. Die Wärter genießen es, seinen Geist und Körper zu erdrücken, zu zerbrechen und auszulöschen. Trotz allem versucht der junge Protagonist, sich auch in diesem Regelfeld zurechtzufinden, hochzuarbeiten und schließlich aus dem Nickel zu entkommen. „Die Nickel Boys“ ist ein erhellender und zugleich verstörender Roman, der sicherlich nicht als letzte Geschichte die zahlreichen verborgenen Verbrechen einer inhumanen Gesellschaft ans Licht bringt. Kompositorische Entscheidungen wie die mit Spannung aufgeladenen Übergänge zwischen den Teilen der Erzählung und vorenthalten von verheerenden Informationen intensivieren den ohnehin tiefen Schnitt in die emotionale Oberhaut. Meinerseits eine dringende Leseempfehlung.

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